Kunigunde von Vohburg (* im 12. Jahrhundert; † 22. November 1184, in Admont) war durch ihre Heirat eine Markgräfin von Steier und führte als Witwe die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn.

Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen das Markgrafenehepaar Kunigunde und Otakar (III.) von Steier.

Herkunft und Familie

Kunigunde von Vohburg entstammte der Familie der Diepoldinger-Rapotonen[A 1]. Sie war eine jüngere Tochter des Markgrafen Diepold (III.) von Cham-Vohburg († 1146). Als ihre Mutter wird auf Internet-Seiten meistens eine Kunigunde von Beichlingen-Nordheim genannt. Eine ältere Schwester oder Halbschwester von Kunigunde von Vohburg war Adela von Vohburg († nach 1187), die einige Jahre mit Herzog Friedrich von Schwaben, dem späteren Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa verheiratet war.

Kunigunde von Vohburg heiratete den steirischen Markgrafen Otakar (III.) († nach / um 1166), dessen Mutter Sophia mit Kunigundes älterem Bruder (Halbbruder?) Diepold (IV.) verschwägert war.[1] Aus dieser Ehe ist nur ein Kind belegt: der steirische Markgraf Otakar (IV.) († 1192), unter dem die Markgrafschaft Steier zum Herzogtum erhoben wurde.[2]

Leben

Nach dem Tod ihres Ehemanns, des Markgrafen Otakar (III.) von Steier übernahm Markgräfin Kunigunde die Vormundschaft für ihren noch minderjährigen Sohn und übte bis zu dessen Volljährigkeit die Herrschaft über die Markgrafschaft aus. Ihren Lebensabend dürfte die Markgräfin in Stift Admont verbracht haben.

Orte mit Bezug zu Markgräfin Kunigunde im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Bad Fischau-Brunn: Nachdem bereits ihr Ehemann 1163 ein Landtaiding im heutigen Bad Fischau abgehalten hatten, ließ die Markgräfin 1166 dort ein weiteres Taiding stattfinden. Ihr Sohn sollte dies mit einem dritten Taiding im Jahr 1185 weiterführen.[3]

Steiermark

  • Admont: Markgräfin Kunigunde soll nach der Überlieferung ihren Lebensabend als Nonne im Augustiner Chorfrauen-Stift von Admont verbracht haben.
  • Gratwein-Straßengel: Zwei der Kopfskulpturen am zweiten Obergeschoss des nordöstlichen Turmes der Wallfahrtskirche Maria Straßengel in Judendorf-Straßengel werden als Porträts der Markgräfin und ihres Ehemannes interpretiert.
  • Vorau: In Vorau kümmerte sich Markgräfin Kunigunde um Realisierung des 1163 von ihrem Ehemann gestifteten Augustiner Chorherrnstiftes, dessen Errichtung während ihrer Herrschaft beendet wurde.

Literatur

  • Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
  • Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg († 22. November 1184). Die Schwiegermutter als Leitbild? Mütterliche Zuneigung und Herrschaftsauffassung. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 98-111

Weblinks

  Kunigunde von Vohburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 61
  2. vgl. Heinz Dopsch: Otakar III. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1999. ISBN 3-428-00200-8. Band 19. S. 640 digital
  3. vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 21

Anmerkungen

  1. Die Familie der Diepoldinger sind zunächst als Grafen im schwäbischen Augstgau und Durigau sowie im bayerischen Nordgau, die Familie der Rapotonen als Grafen im Traungau und im Nordgau belegt. In der Geschichtsforschung werden beide Familien, oft auch als Markgrafen von Cham-Vohburg bezeichnet, gewöhnlich als eine gemeinsame Sippe gesehen. Die Familien hatten enge verwandtschaftliche Beziehungen mit den Familien der Staufer, der Welfen und den Zähringern und zählten unter den Kaisern aus der Familie der Salier im 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts zu den mächtigsten und einflussreichsten Adelsfamilien im Heiligen Römischen Reich. Unter der Herrschaft der Familie der Staufer begann ihr Abstieg. Zwischen 1256 und 1258 starb die Familie in "männlicher Linie" aus.