Kunigunde von Vohburg

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Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen das Markgrafenehepaar Kunigunde und Otakar (III.) von Steier.

Kunigunde von Vohburg (* im 12. Jahrhundert; † 22. November 1184, in Admont)[A 1] war durch ihre Heirat eine Markgräfin von Steier. Als Witwe führte sie für etwa ein Jahrzehnt "de facto" die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn.

Herkunft und Familie

Kunigunde von Vohburg entstammte väterlicherseits der Familie der Diepoldinger-Rapotonen. Die Familie der Diepoldinger wirkte seit dem 10. Jahrhundert als Markgrafen im bayrischen Nordgau und verband sich durch eine noch im 10. Jahrhundert geschlossene Ehe mit der im Traungau beheimateten Grafenfamilie der Rapotonen. Die Rapotonen waren ursprünglich Nachbarn der Familie der Otakare, aus der Kunigundes Ehemann stammte. Unter der Herrschaft von Kaiser Heinrich IV. mussten beide Familien einschneidende Gebietsverluste hinnehmen, in dieser Zeit aber wurde dem Onkel von Kunigundes Vater die Markgrafschaft Cham verliehen, die bis zuletzt das Herrschaftszentrum der Familie bleiben sollte. Kunigundes Vater war Diepold (III.) von Cham-Vohburg († 1146), der sich unter Kaiser Heinrich V. bedeutende Verdienste um die Sicherung des Grenzgebietes gegen das entstehende böhmische Herzogtum, das später zum Königreich erhoben werden sollte, erwarb. Er vergrößerte seine Herrschaften um die Gebiete um das im heutigen Bayern gelegene Vohburg und konnte durch Landesausbau diese bis ins Egerland ausdehnen. Unter ihm erreichte die Familie ihren Höhepunkt, nach seinem Tod begann unter der Herrschaft der Staufer ihr Niedergang, ehe sie im 13. Jahrhundert in "männlicher" Linie ausstarb und im Wesentlichen von den Wittelsbachern beerbt wurde.[1] Kunigunde war eine jüngere Tochter von Diepold (III.) aus dessen zweiter Ehe mit Gräfin Kunigunde von Beichlingen-Northeim, der Witwe des Grafen Wiprecht (III.) von Groitzsch († 1116). Die Familie von Kunigundes gleichnamige Mutter entstammte dem sächsisch-thüringischen Raum.[2]

Kunigunde von Vohburg hatte zahlreiche Geschwister und Halbgeschwister, darunter Adela von Vohburg († nach 1187), die einige Jahre (vor 1147-1153) mit Herzog Friedrich (III.) von Schwaben, dem späteren Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa, verheiratet war.[3]

Kunigunde von Vohburg heiratete vor 1146 den steirischen Markgrafen Otakar (III.) († nach / um 1166)[4], dessen Mutter Sophia mit Kunigundes älterem Bruder (Halbbruder?) Diepold (IV.) verschwägert war.[5] Über seine Mutter war der steirische Markgraf ein Cousin des späteren Kaisers Friedrich I., sodass einiges dafür spricht, dass seine Ehe mit Kunigunde parallel zu dessen Ehe mit Adela angebahnt worden war und eine zusätzliche Verbindung zwischen den Familien der Welfen und der Staufer bilden sollte.[6]

Als das einzige Kind der Ehe zwischen Kunigunde von Vohburg und Otakar (III.) von Steier gilt der steirische Markgraf Otakar (IV.) († 1192), der nach fast 20 Ehejahren und nur wenige Jahre vor dem Tod seines Vaters geboren wurde. Unter ihm wurde die Markgrafschaft Steier nach dem Sturz von Herzog Heinrich "dem Löwen" zum Herzogtum erhoben.[7] Mit seinem Tod starben die Familie der Otakare aus und wurden von der Familie der Babenberger beerbt.[8]

Leben

Der genaue Zeitpunkt der Eheschließung von Kunigunde ist unbekannt, doch geht die Forschung davon aus, dass die Ehe vor 1146 geschlossen wurde. In der Urkunde, die Markgraf Otakar (III.) am 22. Februar 1147 aus Anlass einer Schenkung zur Pflege des Seelenheils von ihm und seiner Familie und der "Memoria" seines Hauses an das Kloster St. Lambrecht ausstellen ließ, ist Kunigunde erstmals als seine Ehefrau genannt. In den Folgejahren findet sich die steirische Markgräfin noch mehrmals in wichtigen Urkunden, welche der Markgraf ausstellen ließ. In der Urkunde vom 8. Juni 1147, ausgestellt in Stift Rein, ist ihre Abwesenheit ausdrücklich vermerkt. In einigen dieser Urkunden wird ausdrücklich ihre Zustimmung oder ihr Einverständnis zu der Entscheidung ihres Ehemannes hervorgehoben.[9]

Nachdem dem Ehepaar am 19. August 1163 schließlich ein Sohn und Erbe geboren worden war, starb der Markgraf wenig später auf einer Reise außerhalb seiner Markgrafschaft. Es spricht einiges dafür, dass Kunigunde bereits zum Zeitpunkt seiner Abreise die Herrschaft über die Markgrafschaft als seine Vertretung übernommen hatte.[8] Dies war vielleicht ein Grund, dass sie nach dem Tod des Markgrafen offensichtlich ohne wesentliche Schwierigkeiten die Vormundschaft und damit die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn übernehmen konnte. Abgesehen davon hatte bereits ihre Schwiegermutter, die steirische Markgräfin Sophia († vor 1147), für Kunigundes Ehemann während seiner Minderjährigkeit die Herrschaft ausgeübt, es gab also für die Markgrafschaft Steier bereits einen Präsenzfall. Kunigunde setzte im Wesentlichen die Politik ihres Ehemannes fort. Eine Hürde für die gesamte Zeit ihrer Herrschaft war das Schisma, welches durch den Machtkampf zwischen Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa und den Päpsten entstanden war, der zudem mit der Vertreibung des Salzburger Erzbischofs durch den Kaiser einen weiteren Höhepunkt hatte. Da die Markgrafschaft weitgehend vom Erzbistum Salzburg betreut wurde und dieses zudem dort wichtige Besitzungen hatte, hätte sich eine deutlichere Parteinahme für den Erzbischof durchaus angeboten, welche wiederum eine ernsthafte Gefährdung der verwandtschaftlichen Beziehungen zum Kaiser zur Folge gehabt hätte. Wie bereits ihr Ehemann wahrte die Markgräfin weitgehend Neutralität. Sie verhielt sich zurückhaltend, konzentrierte sich auf ihre Markgrafschaft und wahrte dort den Frieden. Wie bereits ihre Schwiegermutter sicherte sie ihre Herrschaft durch ein einvernehmliches Zusammenwirken mit den steirischen Ministerialen ab. Offensichtlich war die Markgräfin mit ihrer politischen Linie erfolgreich, denn zumindest der Herrschaftserhalt für ihren Sohn war während ihrer Regentschaft nie ernsthaft gefährdet.[10]

Nachdem Markgraf Otakar (IV.) mit ca. 18 Jahren im Jahr 1180 die Schwertleite erhalten hatte, beendete Markgräfin Kunigunde ihre Regentschaft. Dies erfolgte offensichtlich einvernehmlich.[11] Ihre letzten Lebensjahre dürfte die Markgräfin wie bereits ihre Schwiegermutter als Nonne in Stift Admont verbracht haben.[12]

Orte mit Bezug zu Markgräfin Kunigunde im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Bad Fischau-Brunn: Nachdem bereits ihr Ehemann 1163 ein Landtaiding im heutigen Bad Fischau abgehalten hatten, ließ die Markgräfin 1166 dort ein weiteres Taiding stattfinden. Ihr Sohn sollte dies mit einem dritten Taiding im Jahr 1185 weiterführen.[13]

Steiermark

  • Admont: Markgräfin Kunigunde soll nach der Überlieferung ihren Lebensabend als Nonne im Augustiner Chorfrauen-Stift von Admont verbracht haben.
  • Gratwein-Straßengel: Zwei der Kopfskulpturen am zweiten Obergeschoss des nordöstlichen Turmes der Wallfahrtskirche Maria Straßengel in Judendorf-Straßengel werden als Porträts der Markgräfin und ihres Ehemannes interpretiert.
  • Judenburg: Unter der Herrschaft von Markgräfin Kunigunde wurde um 1170 die Stadt Fürstenfeld gegründet.
  • Vorau: In Vorau kümmerte sich Markgräfin Kunigunde um Realisierung des 1163 von ihrem Ehemann gestifteten Augustiner Chorherrnstiftes, dessen Errichtung während ihrer Herrschaft beendet wurde.

Literatur

  • Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
  • Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg († 22. November 1184). Die Schwiegermutter als Leitbild? Mütterliche Zuneigung und Herrschaftsauffassung. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 98-111

Weblinks

 Kunigunde von Vohburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 99f.
  2. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 100
  3. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 100f.
  4. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 98
  5. Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 61
  6. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 102
  7. vgl. Heinz Dopsch: Otakar III. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1999. ISBN 3-428-00200-8. Band 19. S. 640 digital
  8. 8,0 8,1 Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 105
  9. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 103
  10. vgl. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 106ff.
  11. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 108ff.
  12. vgl. Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 98 und 101
  13. vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 21

Anmerkungen

  1. Sterbedaten nach Bettina Elpers: Kunigunde von Vohburg , 2003, S. 98 und S. 111
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