Ritter Hugo (III.) von Lichtenfels (* im 13. Jahrhundert, um 1258; † im 14. Jahrhundert, um 1335)[A 1] war ein Adliger des Herzogtums Österreich.

Die Burg Lichtenfels, nach der Hugo von Lichtenfels benannt ist, heute

Herkunft und Familie

Hugo (III.) Turse von Lichtenfels stammte aus einer im Herzogtum Österreich ansässigen Ministerialienfamilie[A 2] Er war ein Sohn von Hugo (II.) Turse von Lichtenfels († 1294) aus dessen Ehe mit Kunigunde († 1266) und der ältere Bruder von Heinrich Turse von Lichtenfels († 1298).[1] Verheiratet war er mit einer Frau mit Namen Sophia († 8. April 1317, erstmals genannt 1284).[2] Aus seiner Ehe sind mehrere Kinder belegt, über deren Schicksal kaum etwas bekannt ist.[3]

  • Elisabeth von Lichtenfels, genannt 1311 und 1317, sie war vor 1311 als Zisterzienserin in das Stift St. Bernhard (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen) eingetreten. Ihr Großvater hatte 1277 zu den Zeugen jener Urkunde gehört, in welcher die Familie der Kuenringer ihre Rechte als Stifterfamilie dieses Stiftes an Stephan (I.) von Maissau abgetreten hatten. Von ihrem Vater erhielt sie um 1311 als Mitgift eine Zahlung aus jenem Besitz in Peigarten (heute Teil der Gemeinde Thaya), mit dem ihr Onkel Heinrich bei seinem Eintritt ins Kloster ausgestattet worden war und der nach seinem Tod an ihren Vater gefallen war.[4] 1317 schenkte ihr Vater dem Stift ein Lehen und einen Hof in Peigarten. In den Jahren danach taucht er mehrmals in Schenkungsurkunden für St. Bernhard als Zeuge auf.[5]
  • Sophia Tursin von Lichtenfels (auch "Sophia die Freygin"), genannt 1311 ∞ mit N.N. von Frey[2]
  • Heinrich Turse von Lichtenfels († 8. April 1317, genannt erstmals 1315), beigesetzt mit seiner Mutter in Stift Zwettl.[2]
  • Hugo (IV.) Turse von Lichtenfels, genannt 1296-1324
  • Ulrich Turse von Lichtenfels, genannt 1317-1344 ∞ mit Margarete, genannt 1334
  • Seifried Turse von Lichtenfels, genannt 1317-1327
  • Agnes Tursin von Lichtenfels (auch "Agnes die Streunerin"), genannt 1296-1330[2] ∞ (1. Ehe) mit Ulrich von Schwarzenau[6]; ∞ (2. Ehe) mit Albero von Buchberg († vor 1324)
  • Hermann von Lichtenfels, Mönch in Stift Klosterneuburg, genannt 1296-1323

Leben

Hugo (III.) Turs von Lichtenfels, genannt 1263-1335, erhielt 1279 den Ritterschlag und bezeichnete sich danach selbst stets als Ritter ("miles").[1] 1282 ist er erstmals mit seinem Vater zusammen als Zeuge in Pulkau genannt, 1283 dann zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Heinrich. In jener Urkunde, welche namhafte Ministerialen unter der Führung von Otto von Haslau für König Rudolf I. ausstellen ließen und wo diese zugleich die eidliche Garantie für die "Rheinfeldener Konstitution übernahmen, sind weder Hugo (III.) noch sein gleichnamiger Vater noch sein Bruder genannt.[7] Wie bereits sein Vater übte Hugo (III.) kein Amt im Dienst des Landesfürsten aus und war offensichtlich am politischen Geschehen seiner Zeit nicht beteiligt, obwohl er loyal auf der Seite der Habsburger gestanden haben dürfte. 1284 vertritt er diesen erstmals, gemeinsam mit seiner Ehefrau Sophia, in einem Rechtsgeschäft mit dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Etwa um diese Zeit dürfte er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich die Nachfolge seines Vaters angetreten haben, der sich 1287 in das Stift Zwettl zurückzog. Nach der "Conversio" (1296) seines Bruders Heinrich wird Hugo (III.) häufig gemeinsam mit seinem Cousin Reinprecht (I.) († vor 1333), dem Sohn von Hadmar (I.) Turs von Lichtenfels, genannt.[8]

Im Vergleich zu seinem Vater ergibt sich aus der Nennung in den sogenannten Privaturkunden, dass Hugo (III.) und sein Cousin Reinprecht (I.) erstaunlich mobil waren. So hielten sich beiden häufig mehrmals im Jahr in der Stadt Wien auf, sind. Wohl aufgrund ihrer Besitzverhältnisse, häufig im Weinviertel und Waldviertel zu finden. Dagegen glänzen sie in der Gegend um Baden, wo sich zu dieser Zeit noch Restbesitz ihrer Vorfahren befand, durch Abwesenheit.[8] Als um 1290 die Feste Rauheneck (heute Teil der Gemeinde Baden) in den Besitz der Familie der Pillichdorfer von Rauhenstein überging, nahm der vorherige Besitzer Otto von Rauheneck, ein weiterer Cousin der Tursen von Lichtenfels, häufig seinen Aufenthalt auf der Burg Lichtenfels (heute Teil der Gemeinde Rastenfeld).[9] 1309 fungierte Hugo (III.), zusammen mit seinem Sohn Heinrich, als Schiedsleute bei einem Konflikt zwischen dem Stift Zwettl und den Brüdern Heinrich und Ulrich von Werschenschlag.[10]

Aus den Urkunden seit ca. 1319 ergibt sich, dass sich die Finanzlage von Hugo (III.) stark verschlechtert hatte. Ankäufe sind keine mehr belegt, Verkäufe bringen nur wenig ein. Ein Grund für die schlechten Finanzen könnte die Ausstattung für Hugos Kinder gewesen sein, von denen um 1323 noch Hugo (IV.), Seifried, Ulrich, Agnes und Sophia am Leben waren.[11] Am 2. November 1327 entschloss sich Hugo (III.), zusammen mit seinem Sohn Ulrich, zu einem großen Güterverkauf. Offensichtlich brachte dieser langfristig keine Verbesserung, denn 1335 verkaufte er die Burg Lichtenfels.[3]

Literatur

  • Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 140
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 140
  3. 3,0 3,1 Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 142
  4. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 113
  5. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 114
  6. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 139
  7. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 128
  8. 8,0 8,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 129
  9. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 130
  10. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 138
  11. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 141f.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 128
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.