Ehrsame Burschenschaft Neckenmarkt

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Die Ehrsame Burschenschaft Neckenmarkt hat sich die Aufgabe gesetzt, verschiedene Bräuche in der Marktgemeinde Neckenmarkt zu bewahren, wobei das Fahnenschwingen auch überregional bekannt ist. Das Oberhaupt der Burschenschaft ist somit der Fähnrich, welcher jedes Jahr am Sonntag nach Fronleichnam von den Burschen gewählt wird.

Fahnenschwingerstatue am Neckenmarkter Kreisverkehr

Bei der Ehrsamen Burschenschaft Neckenmarkt handelt es sich nicht um eine studentische Burschenschaft, sondern um einen Burschenverein, in dem Jugendliche und junge Erwachsene das lokale Brauchtum pflegen.

Ursprung

Bei der Schlacht von Lackenbach im September 1620 wurde das Schloss Lackenbach von den Truppen des siebenbürgischen Fürst Gabriel Bethlen angegriffen. Nikolaus Esterházy, der letzte Adelige Ungarns, welcher Kaiser Ferdinand II. noch die Treue hielt, wurde von Bethlens Truppen in seinem Schloss eingeschlossen. Da Esterházy nur über sehr wenige Truppen verfügte, zögerte er die Übergabe des Schlosses an Bethlens so lange hinaus, bis der kaiserliche General Heinrich von Dampierre mit seinen Truppen eintraf. Trotz Dampierres Truppen zahlenmäßiger Unterlegenheit gelang es ihm, durch taktisches Vorgehen und mit der Hilfe der Neckenmarkter Bauern die Truppen Bethlens aus Lackenbach zu vertreiben.

Daraufhin wurde Esterházy vom Kaiser für seine Loyalität zum Großgrundbesitzer ernannt. Als Dank für die Hilfe der Neckenmarkter Bauern schenkte Esterházy ihnen die an Neckenmarkt angrenzenden Weinberge und Wälder sowie eine Fahne mit der Jahreszahl der Übergabe 1622. Diese Fahne wird noch heute vom Fahnenschwinger jährlich geschwungen.[1][2]

Brauchtümer

Brucktanzen

Das Brucktanzen findet am Faschingssonntag statt. Dabei tanzen die Burschen miteinander, um die dörfliche Einheit symbolisch zum Ausdruck zu bringen. Die "Bruck" bezeichnet dabei die Kreuzung Rathausgasse-Herrengasse, da dort in der Vergangenheit eine Brücke über den Goldbach führte.[3]

Fahnenschwingen

Das Fahnenschwingen findet am Sonntag nach Fronleichnam statt. Gemeinsam mit dem Kipferlauswerfen zählt es zu den wenigen Schaubräuchen Ostösterreichs.

In der Früh ziehen die Vorgesetzten ihre Uniformen an und gehen mit den Gewehren unterm Arm zum Fähnrichmädchen. Dadurch, dass sie die Gewehre unterm Arm tragen, wird gezeigt, dass sie noch nicht im Dienst zum Beschützen der Fahne sind. Der Fähnrich holt die Fahne ab und schwingt sie zu Ehren des Fähnrichmädchens. Vor der Übergabe der Fahne adjustieren sich die Vorgesetzten, um symbolisch den Dienst aufzunehmen. Anschließend marschieren die Vorgesetzten zurück ins Burschengasthaus, wo sie sich mit dem Rest der Burschen treffen und in Richtung Kirche losmarschieren. Dem Marsch voran schreitet die Kapelle, gefolgt vom Kommandanten, dem Fähnrich, die Vorgesetzten und die Burschen. Die Kellner gehen am Ende des Zuges. Die Freiwillige Feuerwehr schließt sich diesem Festzug auch an. Vor der Kirche wird dann die Fahne dreimal geschwungen und die Wachtmeister holen den Pfarrer aus dem Pfarrheim. Nach dem Gottesdienst wird die Fahne nochmals dreimal geschwungen. Anschließend gehen die Vorgesetzten zurück ins Burschengasthaus zum Mittagessen. Am Nachmittag treffen sich alle Burschen nochmals im Burschengasthaus und marschieren nochmals zur Kirche. Dabei wird nach jedem Musikstück die Fahne dreimal geschwungen. Der Pfarrer wird wie am Vormittag vom Pfarrheim geholt und nach der Andacht wird vor dem Pfarrhof die Fahne geschwungen. Als letztes marschieren die Burschen noch auf den Schwanaplatz vor das Gemeindeamt, wo die Fahne zu Ehren des Bürgermeisters, der Fahnenpatin und des Fähnrichmädchens geschwungen wird. Der Fähnrich des Vorjahres schwingt hier die Fahne auch sowie die Fähnriche mit dem zehnten, zwanzigsten und dreißigsten Jubiläum. Dann marschieren die Burschen ein letztes Mal zum Burschengasthaus, wo zu Ehren des Wirten die Fahne geschwungen wird.[3][4][5]

Burschbaumstellen

Das Burschbaumstellen findet am Samstag vor Fronleichnam statt. Dabei holen die Burschen früh am Morgen den "Burschbaum" aus dem Wald, welcher später am Tag ohne technische Hilfsmittel am Schwanaplatz vor der Gemeinde aufgestellt wird.[3][6]

Kipferlauswerfen

Beim Kipferlauswerfen werfen die Burschen Orangen und Kipferl in die versammelte Dorfgemeinschaft. Dieses findet am Faschingsdienstag statt.[3]

Rollen

In der Burschenschaft gibt es die großen und die kleinen Uniformierten. Diese werden auch als die großen und die kleinen Sechs oder die großen und kleinen Vorgesetzten bezeichnet.

Große Uniformierte (Die großen Sechs/große Vorgesetzte)

Die großen Uniformierten sind der Fähnrich, der Kommandant, die zwei Kellner und die zwei Wachtmeister. Alle von diesen bis auf den Kommandanten, werden jedes Jahr von den Burschen am Sonntag nach Fronleichnam gewählt. Sie tragen eine blaue Hajduken-Uniform, eine Fellmütze und Fangschnüre.[5]

Fähnrich

Der Fähnrich ist das Oberhaupt der Burschenschaft und der Einzige, der die Fahne schwingt. Er trägt eine besondere Seidenschürze mit dem Namen „Fürtuch“.[6][5]

Kommandant

Der Kommandant wird vom Fahnenschwinger ernannt. Er führt einen Säbel und trägt eine Kartusche, eine kleine silberne Tasche der Kavallerieoffziere mit dem vergoldeten „E“ der Esterházy.[5]

Kellner

Die Kellner teilen bei Veranstaltungen Wein an die Burschen aus. Sie tragen bei Umgängen Gewehre aus Holz, welchen Blumen in die Läufe gesteckt werden.[5]

Wachtmeister

Die Wachtmeister hingegen sind für das Rekrutieren neuer Burschen verantwortlich. Sie besuchen jedes Jahr am Samstag vor Fronleichnam die 16-jährigen Nicht-Burschen und laden sie in die Burschenschaft ein. Auch wie die Kellner tragen sie Gewehre.[5]

Kleine Uniformierte (Die kleinen Sechs/kleine Vorgesetzte)

Die kleinen Uniformierten tragen bei Veranstaltungen auch eine Hajduken-Uniform. Sie werden auch am Sonntag nach Fronleichnam von den Burschen gewählt.[6]

Sterzträger

Die neu geladenen Burschen werden auch Sterzträger genannt, weil sie ursprünglich für Speis und Trank verantwortlich waren und deswegen immer Töpfe mit Sterz mit hatten. Zwei von ihnen haben die Aufgabe, auf die Fahne aufzupassen, wenn der Fähnrich sie nicht schwingt.[5]

Fähnrichmädchen

Das Fähnrichmädchen wird vom Fähnrich ausgewählt. Es ist für das Schmücken der Fahne mit Blumen und Fahnenbändern verantwortlich. Auf ein Fahnenband stickt sie ihren Namen und die Jahreszahl.[5]

Besetzung

Seit 14. Juni. 2020 wird das Amt des Fahnenschwingers von Ecker Tobias eingenommen. Als Fähnrichmädchen ernannte er Christina Neubauer.

Weblinks

  Ehrsame Burschenschaft Neckenmarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Schlacht bei Lackenbach auf der Webseite Lackenbachs. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  2. Schlacht bei Lackenbach auf Pannonische Rundschau. Abgerufen am 24. November 2020.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Burschenschaft Neckenmarkt auf Pannonische Rundschau. Abgerufen am 22. November 2020.
  4. Fahnenschwingen auf Pannonische Rundschau. Abgerufen am 22. November 2020.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 Das Fahnenschwingen in Neckenmarkt, Gemeinde Neckenmarkt
  6. 6,0 6,1 6,2 Fahnenschwingen auf der Homepage Neckenmarkts. Abgerufen am 23. November 2020.

  Dieser Artikel wurde 2020/21 im Zuge des Schulprojektes der HTL Pinkafeld erstellt oder maßgeblich erweitert.