Graf Meinhard (III.) von Görz-Tirol[A 1] (* Ende April / Anfang Mai 1348; † 13. Jänner 1363)[A 2], auch Herzog Meinhard (I.) von Baiern oder Oberbaiern [A 3], herrschte, zumindest dem Namen nach, über Teile des heutigen EU-Land Österreich. Mit ihm starb der "meinhardinische" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol in "männlicher Linie" aus.

Wandgemälde von Graf Meinhard (III.) von Görz-Tirol, Teil der Gemäldegalerie der "Tiroler Landesfürsten" im Spanischen Saal auf Schloss Ambras

Herkunft und Familie

Graf Meinhard (III.) von Görz-Tirol stammte aus der Familie der Grafen von Görz und Tirol, die durch die Eheschließung der Urgroßeltern Grafen Meinhard (III.) von Görz und Gräfin Adelheid von Tirol entstanden war. Er entstammte dem "meinhardinischen Familienzweig" und war das einzige Kind von Gräfin Margarete von Tirol, Herzogin von Kärnten ("Margarete Maultasch") († 1369) aus ihrer Ehe mit Herzog Ludwig (V.) von Baiern, Markgraf von Brandenburg ("Ludwig den Brandenburger") († 1361), dem eine längere Lebensdauer beschieden war. Graf Meinhard heiratete im Juni 1358, vermutlich in Passau[1], Herzogin Margarete von Österreich ( um 1346; † 1366[2]), eine Tochter von Herzog Albrecht (II.) von Österreich.[3] Aus dieser Ehe hatte er offensichtlich keine Nachkommen.

Leben

Meinhard (III.) wird namentlich erstmals Ende des Jahres 1353 genannt. Vermutlich um 1352, jedenfalls vor 1354 wurde er mit seiner zukünftigen Ehefrau offiziell verlobt.[4] 1354-1357 hielt er sich am Hof seines späteren Schwiegervaters auf.[5] 1357 kehrte er vermutlich im November von dort nach Tirol zurück.[1] Nach dem Tod seines Vaters bis zu seinem eigenen frühen Tod Herrscher über die Grafschaft Tirol und Mitherrscher des Herzogtums Oberbayern, hielt sich aber die meiste Zeit außerhalb von Tirol auf. Inwieweit er tatsächlich selbst herrschte, ist in der Forschung bisher nicht geklärt, ebenso sind die Zeit seiner Herrschaft und sein Tod legendenumwoben.[6]

Seit Sommer 1362 versuchte der Adel der Grafschaft Tirol, Meinhard, der sich zu dieser Zeit im Herzogtum Bayern aufhielt, zur Rückkehr nach Tirol zu bewegen. Im Juni 1362 ernannte dieser den Vogt Ulrich von Matsch zum Landeshauptmann der Grafschaft und Heinrich von Rottenburg zum Hofmeister.[7] Seit 25. Oktober 1362 hielt er sich wieder nachweislich in der Grafschaft auf, wo er einige Urkunden ausstellte. Die meiste Zeit bis zu seinem frühen Tod verbrachte er auf Schloss Tirol, im November 1362 hielt er sich vorübergehend auch in Neumarkt, Innsbruck und Hall auf.[8] Die tatsächlichen Herrschaftsgeschäfte dürfte allerdings Johann von Liechtenwerth, zu dieser Zeit Dompropst von Brixen, ein Kaplan von Erzherzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf den Stifter"), dem Schwager von Meinhard, ausgeübt haben, dem Meinhard am 30. Oktober sein Siegel überließ.[8]

Meinhard (III.), der zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht 15 Jahre alt war, dürfte relativ plötzlich, aber nicht überraschend verstorben sein. Dass er zuvor bereits länger krank war, lässt sich nicht eindeutig belegen, obwohl seine Übersiedlung nach Meran wenige Tage vor seinem Tod und der Umstand, dass seine Urkunden seit Dezember 1362 vermehrt in seinem Namen und nicht mehr von ihm ausgestellt wurden, Indizien dafür sein könnten.[9] Nach seinem Tod übernahm seine Mutter die Herrschaft über Tirol, überließ diese aber nur einige Wochen später Erzherzog Rudolf (IV.) von Österreich, der sich bereits sieben Tage nach Meinhards Tod mit ihr in Bozen getroffen hatte[10] und seinen Brüdern.[6]

Erinnerungsstätten in Österreich

Tirol

  • Innsbruck: Meinhard (III.) findet sich auf einem Wandbild aus dem 16. Jahrhundert, das in der Galerie der Tiroler Landesfürsten auf Schloss Ambras besichtigt werden kann.

Darstellung in Literatur und Belletristik

Graf Meinhard (III.) von Görz-Tirol kommt in Romanen, in denen es um seine Mutter geht, gewöhnlich vor, wobei er meistens aber eine Nebenfigur oder Randfigur ist.

Literatur

  • Wilhelm Baum: Margarete Maultasch. Ein Frauenschicksal im späten Mittelalter. Kitab-Verlag, Klagenfurt / Wien, 2004, ISBN 3-902005-43-2
  • Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister. Überlegungen zur Nachkommenschaft Markgraf Ludwigs von Brandenburg und der Margarete "Maultasch". In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (ZBLG) 64, 2001, H. 2. S. 309-336 digital
  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Margarete "Maultasch" − zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters. Vorträge der wissenschaftlichen Tagung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, Schloss Tirol, 3.-4. November 2006. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007, ISBN 978-3-7030-0438-4
  • Josef Riedmann: Meinhard III. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1990, ISBN 3-428-00197-4, Band 16, S. 669 digital

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 325
  2. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen? Das Stiftungsverhalten der Tiroler Landesfürstinnen(13. und 14. Jahrhundert)- Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4. S. 372
  3. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Margarete Maultasch. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 156.
  4. vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 322
  5. vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 323
  6. 6,0 6,1 vgl. Josef Riedmann: Meinhard III., 1990, S. 669
  7. vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 332f.
  8. 8,0 8,1 vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 333
  9. vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 333f.
  10. vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 334

Anmerkungen

  1. Meinhard war als Meinhard I. Herzog von Baiern bzw. Oberbaiern und als Meinhard III. Graf von Tirol, außerdem führte er noch eine ganze Reihe weiterer Titel. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird er in diesem Artikel mit Blick auf seine Familienzugehörigkeit als Graf Meinhard (III.) von Görz-Tirol bezeichnet.
  2. Während Meinhards Sterbedatum als gesichert gilt, finden sich in der Forschung zu seinem Geburtsdatum beziehungsweise Geburtsjahr unterschiedliche Angaben. Mit 9. Februar 1344 bietet der Historiker Rall sogar ein präzises Datum, jedoch ohne Angabe von Quellen. Das hier angeführte Geburtsjahr geht auf Forschungsergebnisse von Julia Hörmann zurück, die auf Urkunden aufbauen. Vgl. Julia Hörmann(-Thurn und Taxis): Herzog Meinhard III. und seine Geschwister, 2001, S. 327-331 und S. 334
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es hier um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  4. "Boccaccio auf Schloß Tirol" bildet gemeinsam mit zwei weiteren Romanen von Heinrich von Schullern: "Der Herzog mit der leeren Tasche" und "Kleinod Tirol" die Romantrilogie "Das Land im Gebirge", die 1948 erstmals publiziert wurde.


VorgängerAmtNachfolger
Margarete von Görz-Tirol
tatsächliche Herrschaft: Ludwig (V.) der Brandenburger
Herrscher über die Grafschaft Tirol
 
1361-1363
Margarete von Görz-Tirol
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