Daniela Brodesser (geboren 1975 in Linz) ist Armutsaktivistin.

Leben

Daniela Brodesser war Bürokauffrau, verheiratet und Mutter von vier Kindern. Bis zur Geburt des jüngsten Kindes beschreibt sie ihre Familie als typische Durchschnittsfamilie. In Folge von zwei schweren Erkrankungen geriet die Familie jedoch in Armut. Der Kampf ums Überleben führte zu ihrem Engagement als Aktivistin, Kolumnistin und Buchautorin. „Ihre Erfahrungsexpertise speist sich aus der eigenen Biografie, zeigt sich aber auch in ihrer Auseinandersetzung mit den systemischen Ursachen für Armut,“ so der ORF in der Ankündigung der Ö1-Sendung Im Gespräch mit Marlene Engelhorn.[1] Auf Twitter bekannte sie im Oktober 2021 offen: "Wenig versetzt mich mehr in Panik, als beim Einkaufen zahlen zu wollen, und der Kartenterminal schreibt ,Karte abgelehnt’.“[2]

Seit 2017 tritt sie öffentlich auf, auch als Frau Sonnenschein, und verweist auf die Folgen der fehlenden Teilhabe, der Beschämung und des Rückzugs, die strukturelle Ohnmacht und die situativ bedingte Depression. Sie fordert das Grundrecht auf menschenwürdiges Wohnen und ausreichend Lebensmittel. Sie prägte provokante Sätze, wie diesen: „Wenn Armut so toll ist, dann legt euch doch selbst in die verdammte soziale Hängematte.“[1] Um die strukturellen Ursachen von Armut zu bekämpfen, engagierte sie sich für das Volksbegehren Arbeitslosengeld rauf!, welches im Jahre 2022 mehr als 86.000 Unterstützer fand. Sie fungiert als Stiftungsbeirätin der Gemeinwohlstiftung COMÚN sowie als Vorsitzende von dessen Solidaritätsfond.[3] Sie ist – neben Veronika Bohrn Mena und Lena Schilling − eine von drei Sprecherinnen der Initiative für ein Lieferkettengesetz, welches einen rechtlichen Rahmen für den Schutz der Umwelt und der Menschen- und Kinderrechte schaffen soll. Künftig sollen Unternehmen auch für Lieferketten im Ausland Verantwortung übernehmen. Bei Verstößen sollen Bußgeld verhängt werden und/oder Schadensersatzforderungen der Mitbewerber ermöglicht werden.

Seit 2019 leben Daniela Brodesser und ihre Familie wieder über der Armutsgefährdungsschwelle – „aus reinem Glück, weil es die Gesundheit wieder zulässt.“[4] Ihr Engagement als Armutsaktivistin setzt sie ungebrochen fort. Sie spricht über die gesellschaftliche Entwertung von Menschen, die in Armut leben, die in prekären Verhältnissen leben und vom sozialen Netz aufgefangen werden sollten. Sie kritisiert, dass oft über diese Menschen gesprochen wird und nicht mit ihnen. Sie spricht vor allem über die Beschämung, die der Armut folgt.[5]

Buch

  • Armut, Kremayr & Scheriau 2023, ISBN: 978-3-218-01399-4 (auch als eBook)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 ORF: Daniela Brodesser, Aktivistin gegen Armut, 27. Januar 2023
  2. Kurier (Wien): Wie es ist, arm zu sein: "Frau Sonnenschein" gibt Einblick auf Twitter, 7. November 2021
  3. Gemeinwohlstiftung COMÚN: Daniela Brodesser, abgerufen am 27. Januar 2023
  4. Kremayr & Scheriau: DANIELA BRODESSER, abgerufen am 27. Januar 2023
  5. Kepler Salon der Johannes-Kepler-Universität (Linz): Vortrag Daniela Brodesser, 13. März 2023