Turl Wiener (bürgerlicher Name Theodor (Ferdinand Richard) Windbrechtinger, 7. September 1875 in Asparn an der Zaya; † 15. August 1971 in Wien) war ein Wiener Schauspieler und Sänger.

Karl Jules und Turl Wiener (1907)

Leben

Theodeor Windbrechtinger, der Sohn von Carl Windprechtinger und Josef Leder[1], begann seine Karriere als Unterhaltungskünstler an verschiedenen Stegreifbühnen (Pawlatschentheater). Im Jahr 1902 erhielt er nach Tourneen durch ganz Österreich (damals noch Cisleithanien), wie in der Bukowina[2] oder in Teplitz-Schönau[3], ein Engagement im Wiener Colosseum. Mit seiner Partnerin und späteren Gattin Fritzi Rolly (1886–1964) blieb er dort zehn Jahre als Hauskomiker.

In den Jahren 1912 bis 1914 betrieb er selbst im Zirkus Busch ein Varietétheater. Nach einem kurzen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges trat er im Prater im Lustspieltheater mit Nummern wie Der Clarinettenwenzel, Der Vetter vom Land, Musiki, Musiki, Servus Schlieferl oder der Tramwayschienenritzenkratzer auftrat.

Im Jahr 1919 kam er ans Komödienhaus, dem früheren Colosseum, wo er auch gleichzeitig Co-Direktor wurde. Auch hier trat mit seiner Frau Fritzi Rolly auf. Aber auch auf anderen Bühnen spielte er mit beispielswiese die Operette Sperrsechserl mehr als 2.000 Mal. In einigen Stummfilmen wirkte er ebenfalls mit. Seine Programme veröffentlichte er ab 1929 in Das Turl-Wiener-Witzblatt mit 40 pikanten und jüdischen Witzen.

Auch als Gastwirt arbeitete Turl Wiener mit seiner Frau. So betrieben sie neben dem Theater ab 1923 den ältesten Heurigen der Stadt, die 10er Marie in Ottakring. Mit einem weiteren Innenstadtlokal scheiterten sie jedoch 1930. Ohne fixen Engagement tingelte das Ehepaar durch die deutschsprachigen Länder.

Im Jahr 1933 nahmen er zwar offiziell gemeinsam mit seiner Gattin Abschied von der Bühne und arbeitete in einem Wiener Delikatessenladen,[4] das Paar trat aber trotzdem später immer wieder auf.[5]

Mit dem Anschluss hatten sie wieder regelmäßige Auftritte durch die Kraft-durch-Freude-Veranstaltungen. Mit der Revue Im Zeiserlwagen traten sie als Teil eines zehnköpfigen Ensembles an Fronttheatern auf.

Nach Kriegsende im Jahr 1945 zogen sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nur einmal traten sie, im Rahmen ihrer Feier zur Goldenen Hochzeit im Jahr 1958, nochmals gemeinsam auf.

Turl Wiener starb 1971 in Wien. Begraben wurde er am Gersthofer Friedhof.

Literatur

  • Iris Mochar-Kircher: Unterhaltung mit Beigeschmack. Die Publikumslieblinge Turl Wiener (1875–1971) und Fritzi Rolly (1886–1964), in: Bockkeller, 1/2008, S. 8 ff. (Online)
  • Elisabeth Theresia Fritz-Hilscher/Helmut Kretschmer [Hg.]: Wien. Musikgeschichte, Teil 1: Volksmusik und Wienerlied. Wien: Lit 2006, S. 266 ff.
  • Hans Hauenstein: Interpreten des Wienerliedes. Wien: K. & O. Karner 1979, S. 21

Auf der Elektrischen

Schallplatte auf Jumbo-Records auf Youtube: Turl Wieber: Auf der elektrischen (1907)

Einzelnachweise

  1. Taufbuch der Pfarre Asparn an der Zaya auf Matricula
  2. In der Singspielhalle. In: Bukowinaer Post, 4. Juli 1901, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bup
  3. Variete Schwan. In: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 5. Juli 1902, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tsa
  4. Fritz Rolly - Turl Wiener a.D.. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 9. September 1933, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  5. Turl Wiener als Jubilar. In: Kleine Volks-Zeitung, 26. September 1935, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvz

Weblinks

  Turl Wiener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons