Ferdinand Krukenfellner (* 18. November 1837 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland; † 1927 ebenda) war ein österreichisch-ungarischer Steinmetzmeister und Bildhauer des Historismus. Das Sommereiner Steinmetzhandwerk war von alters her dem Handwerk der Steinmetzen und Maurer in Kaisersteinbruch inkorporiert. Auf Allerhöchsten Befehl ab dem 7. Oktober 1783 dem Brucker Handwerk zugeteilt.[1] Die Steinmetzfamilie Kruckenfellner war ein Repräsentant des Sommereiner Handwerkes. Durch die Kirchenbücher ergab sich eine unterschiedliche Schreibweise.

Im Zeilerbruch der Familie Krukenfellner, nach der Jahrhundertwende
Grundbuch 1851[2]

Leben und Wirken

Ferdinand Krukenfellner wurde als Sohn des Steinmetzmeisters Ferdinand Krukenfellner und der Johanna Gehmacher, Witwe des Steinmetzmeisters Franz Gehmacher, geboren. Der Vater hatte das Handwerk in Sommerein bei seinem Vater gelernt, durch diese Heirat war er Kaisersteinbrucher Meister geworden. Ferdinand jun. heiratete 1871 Cäcilia Heidenreich von Wieselburg.

Wiener Ringstrasse

 
Die k.k.Hofoper an der Ringstrasse um 1890
 
k.k.Naturhistorisches Museum

Hofoper

Steinlieferungen und Steinmetzarbeiten für die Hofoper[3] erfolgten in den Steinbrüchen seines Vaters. Laut Vertrag mit den Steinbruchbesitzern galt: „.. jedes in seiner Qualität nicht entsprechende Stück Stein soll innerhalb von fünf Tagen durch ein Neues, vollkommen den Mustern gleiches, zu ersetzen sein“.

Vom Meister Krukenfellner sind Lieferungen aus dem Waldbruch beim Öden Kloster (300 m3 jährlich) und dem Zeilerbruch, vormals Pansipp-Bruch (500 m3 jährlich) dokumentiert. Harter Kaiserstein, gelblichweiß, fein- bis grobkörnig, härteste Sorte auch polierbar, für Tragsteine, Balkonplatten, Platten von nur geringer Dicke mit reicher Gliederung, Stiegenstufen … Mittelharter Kaiserstein für weniger reich gegliederte Formen konnte auch in den Wintermonaten gebrochen werden.

Naturhistorisches Museum

Das verwendete Baumaterial ist ident mit dem des Kunsthistorischen Museums. Ein Beispiel vom 27. November 1876: Rohsteinmaterial für die Hängeplatten des Hauptgesimses für einen Hof des k.k. naturhistorischen Hofmuseums.

Rathaus

Durch die Wiener Gemeinderatsbeschlüsse der Jahre 1874–1877[4] erfolgten Lieferungen von Breitenbrunner Roh- und Bildhauerstein. Krukenfellner war Steinbruchbesitzer in Breitenbrunn,[5] Blumenstingl, mit einer jährlichen Ausbeute von 400 m3 Kalksandstein. Ein weißer, mittelfein bis feiner, nicht polierbarer, weicher Stein, verwendbar für Figurensteine, Ornamente, Quaderverkleidungen an Fassaden, Altäre, der in der Hofoper, den Hofmuseen, in der Hofburg am Michaelerplatz, im Rathaus eingebaut wurde.

 
Wiener Rathaus, Zeichnung von 1891

Weitere dokumentierte Aufträge, Zeilerbruch, Zeindler-Stein

  Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial#Kaiserstein im Stephansdom - Überregionales oder weitere Details über dieses Thema in der deutschsprachigen Wikipedia
  Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial#Kaiserstein für Kaiser Franz Joseph I., den monumentalen Danubiusbrunnen hinter der Oper - Überregionales oder weitere Details über dieses Thema in der deutschsprachigen Wikipedia
  Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial#Kaiserstein für Graf Joh. Larisch von Moennich, das Palais zur Hofhaltung seiner Familie - Überregionales oder weitere Details über dieses Thema in der deutschsprachigen Wikipedia
  Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial#Kaiserstein für das k.k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie - Überregionales oder weitere Details über dieses Thema in der deutschsprachigen Wikipedia
  Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial#Kaiserstein für Kaiser Franz Joseph I., den Michaelertrakt der Wiener Hofburg - Überregionales oder weitere Details über dieses Thema in der deutschsprachigen Wikipedia

Kaisersteinbrucher Richter

Zweimal wählten die Steinbrucher Ferdinand Krukenfellner zu ihrem Richter, von 1894 bis 1895 und von 1904 bis 1912.

Meister des Kaisersteinbrucher Steinmetzhandwerkes

Krukenfellners Mitmeister in den Jahren von 1894/1895 waren Joseph Amelin, Alexander Krukenfellner, Carl Teuschl, Carl Winkler, Franz Winkler. In den Jahren 1904–1912 waren es Ferdinand Amelin, Josef Amelin, Alexander Krukenfellner, Carl Teuschl.

1903 fanden im Gebiet seines Steinbruches Waldbruch archäologische Ausgrabungen statt.

ArtikelWP: → Römische Villa von Königshof-Ödes Kloster

Steinbruch-Pachtvertag 1903

 
Heiligenkreuzer Kreuzweg

Stift Heiligenkreuz und Ferdinand Krukenfellner:[6] Pachtvertrag vom 1. Jänner 1903 für Waldbruch beim Öden Kloster und Zeilerbruch.

Es überlässt die Herrschaft Königshof zwei Steinbrüche auf 3 Jahre vom 1. Jänner 1903 bis 31. Dezember 1905 um den jährlichen Pachtschilling von 1.000 Kronen.

Schottersteine für den Kreuzweg

Der Pächter verpflichtet sich an die Herrschaft 50 Fuhren Mauersteine und 30 Fuhren Schottersteine zur Beschotterung der Kreuzstrasse unentgeltlich zu überlassen.

Vertragsverlängerung bis Ende 1908

Die erfolgte um den jährlichen Pachtschilling von 1.400 Kronen.

Im Stiftsarchiv ist auch ein Steinbruch-Pachtvertrag vom 1. Jänner 1901 bis Ende 1905 für den Zeilerbruch mit dem Baumeister Franz Lengenfelder aus Bruck an der Leitha erhalten, jährlich waren 400 Kronen zu bezahlen.

Nachkommen

Sohn Eduard, Steinverkäufer, heiratete 1897 Juliana Agnes Blemenschitz. Tochter Johanna heiratete 1903 Johann Rudolph Schramm, Steinmetzmeister von Preßburg. Sohn Alexander Krukenfellner, Steinmetzmeister, heiratete 1910 die Wienerin Albina Fitzl.

Tod

Ehefrau Cäcilia starb am 31. Dezember 1919 mit 68 Jahren an halbseitiger Lungenlähmung. Ferdinand Krukenfellner, einer der letzten erfolgreichen Meister des Kaisersteinbrucher Steinmetzhandwerkes, der aber auch dessen Ende miterlebte, starb 1927 im Alter von 90 Jahren.[7]

Kaisersteinbruch als Ausflugsziel

 
Postkarte von 1902

Die Lehrerin Editha Senekovitsch bemühte sich, der „arbeitslosen“ Gemeinde Einnahmequellen zu erschließen, sie schrieb 1925:[8] „Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Kaisersteinbruch das Ziel vieler Ausflügler .. die so traulichen Waldwirtshäuser übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Anmutig liegen die Häuser, von den Schüttbergen der umgebenden Steinbrüche, in ihrer Mitte die doppeltürmige stattliche Kirche. Nähert man sich dem Dorf bieten die vier riesenhaften Ulmen einen herrlichen Anblick, eine hat bereits einen Umfang von neun Metern erreicht .. Im Dorf trifft man Häuser, die 1623, 1728 und ähnliche Jahreszahlen aufweisen, Hier sei das schöne Haus des Steinmetzmeisters Ferdinand Krukenfellner genannt, vor dem sich neben einem alten Ziehbrunnen eine prachtvolle Linde befindet ... keine Eisenbahn, keine Fabrik beeinträchtigt die Reinheit der würzigen Waldluft, viele Ausflüge werden durch die Autobuslinie Mannersdorf nach Bruck an der Leitha begünstigt.“

Archivalien

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Bruck an der Leitha: Steinmetzakten
  2. Archiv Stift Heiligenkreuz, Grundbuch 1851, Ferdinand Krukenfellner
  3. Stadterweiterungsfonds Hofoper vom 5. November 1863
  4. Material zum Weiterbau bis zur Fußbodenhöhe des Erdgeschoßes, eventuell des Hochparterres
  5. Helmuth Furch: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch: Die Familie Krukenfellner. Nr. 51, 1999.
  6. Stift Heiligenkreuz Archiv: Pachtvertrag, 1. Januar 1903, Abt Gregor Pöck, Verwalter P. Rudolph Rath
  7. Kaisersteinbrucher Totenbücher
  8. Stift Heiligenkreuz Archiv: Edith Senekovitsch, Lehrerin in Kaisersteinbruch, Siedlungsverhältnisse im Schulort, maschinschriftliches Exemplar 1925, Kopie im Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch