Rudolf Fritz (1865 in Stuben am Arlberg; † 1916 in Steinach am Brenner) war Postmeister in Stuben am Arlberg und als Nachfolger seines Bruders, Robert Fritz, Unternehmer, Gastwirt und Landwirt in Bings, Vorarlberg.

Leben

Rudolf Fritz wurde als Sohn des k.k. Postmeisters Franz Fritz und dessen Gattin Anna Maria (geborene Leu) in Stuben am Arlberg geboren. Er hatte 14 Geschwister (u. a. Robert Fritz) und besuchte die Volksschule in Stuben.[1]

Er starb 1916 bei der Heimreise von der Südfront in Steinach am Brenner an einem Schlaganfall.[1][2]

Beruf

Rudolf Fritz trat die Nachfolge seines Vaters als Postmeister in Stuben am Arlberg an. Der Arlberg-Eisenbahntunnels hatte nach der Eröffnung 1884 den Transit über die Arlbergstraße und den Arlbergpass per Pferdegespann und Kraftwagen stark zurückgehen lassen. Viele Dörfer entlang des Passes gerieten dadurch in wirtschaftliche Not. Auch das Postmeistergeschäft in Stuben war davon betroffen und Rudolf Fritz war sodann bis 1897 in Langen am Arlberg als Postmeister am Bahnhof tätig und zeitweise auch Vorsteher der Gemeinde Klösterle. Die ehemalige Poststation in Stuben wurde von seinem Bruder Franz (18060-1908) und dessen Gattin Fanny (geborene Gruber aus dem Zillertal) als Gasthaus weitergeführt.[1] Als sein Bruder Robert Fritz unerwartet 1897 im 44. Lebensjahr an einem Herzschlag verstarb, führte er auf Wunsch der Witwe von Robert Fritz die Geschäfte seines Bruders in Bings und Bludenz weiter.

1903 ließ Rudolf Fritz als Betreiber des Gips- und Zementwerk Bings Gestein aus dem Steinbruch untersuchen und es stellte sich heraus, dass dieses für die Erzeugung eines guten Portlandzementes geeignet ist. Die Fabrikseinrichtungen der bisherigen Zementerzeugung in Bings waren jedoch dazu nicht mehr geeignet und Rudolf Fritz und seine Familie hatten das hierzu nötige Investitionskapital nicht. Daher wurden Geldgeber gesucht um eine Zementfabrik in der Parzelle Brunnenfeld neu zu bauen. Daraus entstanden sodann die Zementwerke Lorüns.[3] Geschäftsführer der Gesellschaft wurde Rudolf Fritz und Ferdinand Gassner (Bludenz) als Gesellschafter mit Gegenzeichnungsrecht.[4] Rudolf Fritz trat bereits am 30. Juni 1910 zurück, da er anderweitige Verpflichtungen wahrnehmen musste.[5]

Während der Bauarbeiten der Zementwerke Lorüns wurde weiterhin in Bings die Zement- und Kalkerzeugung wie bisher betrieben und erst eingestellt, als das neue Werk im Brunnenfeld in Lorüns in Betrieb war.[6] Nach der Eröffnung des Zementwerkes Lorüns wurde in Bings nur mehr Kalk und Gips gebrannt.[1][7][8][9][10][11]

Politische Tätigkeit

Rudolf Fritz war Anhänger der konservativen (christlich-sozialen) Partei und Mitglied der Stadtvertretung von Bludenz. Ab 1910 bis zu seinem Tod war er auch Stadtrat in Bludenz und Ortsvorsteher und Ortsschulaufseher von Bings.

Sonstiges

Rudolf Fritz gründete eine Sennereigenossenschaft für Bings und Umgebung und war einer der Gründer der Raiffeisenbank in Bludenz. Ab 1897 war er auch Hauptmann der Bingser Feuerwehr und auch im Ausschuss des Landesfeuerwehrverband Vorarlberg (Mitglied des Zentralausschusses des Vorarlberger Feuerwehrgauverbandes). 1896 war er ein Proponent zur Errichtung einer eigenen Sektion Bludenz des Deutsch-österreichischen Alpenvereins.[12] Fritz war auch Oberleutnant bei den Standschützen und wurde 1915 im Zuge des Ersten Weltkriegs mit diesen an der Südfront als Proviantoffizier eingesetzt.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Meinrad Pichler: “Zwei agile Arlberger“ in Vorarlberger Nachrichten vom 21./22. Oktober 2023, S. D10.
  2. Bludenzer Anzeiger vom 2. September 1916 , S. 2 und Bludenzer Anzeiger vom 8. Oktober 1910, S. 2, Vorarlberger Volksblatt vom 26. August 1916, S. 3 f).
  3. Die Familie Fritz verfügte über ein Gesellschafterkapital von 60.000 Kronen (rund sechs Prozent des Gesellschaftskapitals).
  4. Siehe Vorarlberger Landes-Zeitung vom 13. April 1910, S. 5.
  5. Vorarlberger Landes-Zeitung vom 7. September 1910, S. 5).
  6. Ulrike Althof, Manfred Fiel: Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013, S. 19, 45.
  7. Ulrike Althof, Manfred Fiel: Geschichte des Zementwerkes Lorüns 1869 – 2013, S. 13, 16.
  8. Vorarlberger Landes-Zeitung vom 29. März 1905, S. 3.
  9. Innsbrucker Nachrichten vom 31. März 1905, S. 5.
  10. Bludenzer Anzeiger 1.4.1905.
  11. Feldkircher Zeitung vom 5. April 1905, S. 2.
  12. Bludenzer Anzeiger vom 2. September 1916 , S. 2 und Bludenzer Anzeiger vom 8. Oktober 1910, S. 2, Vorarlberger Volksblatt vom 26. August 1916, S. 3 f).