Die Namenlosen

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Die Namenlosen sind eine Linzer Tischgesellschaft.

Geschichte

 
Max Liebenwein, Die Namenlosen

Kurz nach Gewährung der Versammlungsfreiheit 1867 wurde in Linz eine Runde von Bürgern gegründet, die sich als Lesegesellschaft regelmäßig für literarische Aktivitäten (Lesungen, Vorträge) trafen. Die Organisation als Verein wurde bewusst vermieden. Mitgliedschaft manifestiert sich bis heute ausschließlich in der Aufnahme in die Verteilerliste der Einladungen. Wurde noch 1869 eine Schillerfeier ausgerichtet, so änderte sich schon wenig später die Ausrichtung auf thematisch breit gestreute Fachvorträge der Namenlosen.[1]

Das gesellschaftliche Spektrum reduzierte sich nach dem Ersten Weltkrieg auf die bürgerlich-liberale, städtische Mittelschicht.[2] Dank der Ausklammerung parteipolitischer Aktivitäten und der 'Nichtexistenz' als Verein blieben 1938/39 Zwangsmaßnahmen aus, reduzierte Aktivitäten waren bis 1944 möglich. 1948 wurden wöchentliche Vortragsabende im Winterhalbjahr wieder aufgenommen.

Die Zahl der aktiven Namenlosen schwankte seither zwischen 20 und 60 Personen - bis heute traditionell nur Männer. In Zeiten schwacher Mitgliederzahlen wurde die Frequenz der Versammlungsabende, die in Nebenzimmern verschiedener Linzer Restaurants und Gaststätten stattfinden, auf zwei Wochen gestreckt. Die über Jahrzehnte gepflegte Absicht, durch Fachvorträge auch einen Fortbildungszweck zu erfüllen, ist heute zwar in den Hintergrund getreten, stellt aber immer noch einen belebenden Nebeneffekt der Abende dar. Seit 2015 werden Sonderveranstaltungen (Exkursionen, Ausflüge etc.) auch in familiärer Begleitung durchgeführt. Die Mitgliedschaft ist nach wie vor mit keinerlei unbedingten Verpflichtungen verbunden, doch sollte jeder aktive Namenlose mindestens einmal im Jahr einen Vortrag halten. Teilnahme als Gast oder 'Kandidat' ist nur nach Empfehlung und Einladung möglich.

Eduard Samhaber dichtete 1898:

„So hebt denn die Gläser und lasset euch nicht / die heilige Stunde verdüstern, / wenn rings in des Lebens erheiterndem Licht / uns Geisterstimmen umflüstern. / Ich trink auf die Edlen, die mit uns gestrebt, / und trinke auf euch, die ihr wirkend belebt / die Gesellschaft der Namenlosen.“

Eduard Samhaber

Bis heute ist es Maxime, dass die Gesellschaft keinen "Zweck" i. S. des Vereinsgesetzes, sondern einfach den Sinn hat, interessante und gepflegte Gespräche und Diskussionen in freundschaftlicher Atmosphäre zu führen.

Corporate Identity

Der Maler Maximilian Liebenwein (1869-1926)widmete den Namenlosen als Gastgeschenk eine Grafik, die bis zum 120jährigen Bestandsjubiläum die Festschriften zierte. Es existiert ein umfangreiches Archiv mit Aufzeichnungen etc. seit der Gründung.

Literatur

  • Erinnerung an die Gesellschaft "Namenlose" in Linz. Herausgegeben zur Feier des zwanzigjährigen Bestehens der Gesellschaft im November 1887. Linz 1888.[1]
  • Erinnerung an die Gesellschaft "Namenlose" in Linz. Herausgegeben zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Gesellschaft am 16. Dezember 1892. Linz 1893.[2]
  • Erinnerung an die Gesellschaft "Namenlose" in Linz. Herausgegeben zur Feier des dreissigjährigen Bestehens der Gesellschaft am 9. Dezember 1898. Linz 1899.[3]
  • Gesellschaft "Namenlose" 1867 - 1907 (Umschlagtitel). Linz 1908.[4]
  • Erinnerung an die Gesellschaft "Namenlose" in Linz. Herausgegeben zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Gesellschaft am 5. Dezember 1917. Linz 1918.[5]
  • Gedenkschrift der Namenlosen. Herausgegeben zur Feier des sechzigjährigen Bestehens. Linz 1928. (Umschlagtitel: Die "Namenlosen" 1867 - 1927).[6]
  • Gedenkschrift der Namenlosen. Herausgegeben zur Feier des siebzigjährigen Bestehens am 8. November 1937. Linz 1938. (Umschlagtitel: Die "Namenlosen" 1867 - 1937).[7]
  • Die "Namenlosen" 1867 - 1952. Linz 1952.
  • 100 Jahre Namenlose 1867/1967. Festschrift. Linz 1967.[8]
  • Gedenkschrift der Namenlosen. Herausgegeben zur Feier des 110-jährigen Bestehens. Linz 1977.
  • Andrea Leonhartsberger: Freizeiträume und Freizeitaktivitäten des Linzer Bürgertums in der franzisko-josephinischen Epoche. in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1997 (Linz 1998 ,[9]) bes. S. 167 ff.

Einzelnachweise

  1. Die "Namenlosen". In: Tages-Post, 10. November 1877, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  2. Leonhartsberger s. o.