Anton Vincenc Bosch (* 7. Jänner 1784, in Wallerstein, damals Grafschaft Oettingen, heute Deutschland; † 9. November 1868, in Jedlesee, heute Wien 21)[A 1] war einer der wichtigsten Brauereibesitzer des 19. Jahrhunderts im Umfeld der Stadt Wien. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Theresia gehörte ihm das Brauhaus zu Jedlesee, das unter ihm die größte Brauerei im Wiener Umland wurde. Er begründete eine der erfolgreichsten Wiener Brauereidynastien und war nach der Aufhebung der Grundherrschaften einige Jahre der Ortsvorsteher von Jedlesee. Seine Ehefrau und er konnten während der Überschwemmungskatastrophe im Jahr 1830 den Ort Jedlesee vor dem Schlimmsten bewahren. Außerdem verfasste er eine Autobiographie, die interessante Einblicke in das Brauwesen seiner Zeit gibt.

Lithografie von Anton Bosch, Kriehunber 1838

Herkunft und Familie

Anton Bosch stammte aus einer bayerischen Brauerfamilie, die für die Fürstenfamilie von Oettingen zu Wallerstein tätig war. Sein Vater Bernhard Bosch war Braumeister und Besitzer einer Brauerei in Wallerstein.[1] Er war der ältere Bruder des Nußdorfer Brauereibesitzers Franz Xaver Bosch († 1860).

Anton Bosch war mit Theresia Wohl († 5. Juni 1862) verheiratet, der Tochter des Gastwirts und Brauereibesitzers Jakob Wohl, dem das große Wirtshaus "Am Spitz" gehörte[2].[3] Aus dieser Ehe hatte Anton Bosch ein einziges Kind, die Tochter Katharina Bosch, die mit dem Fünfhauser Brauereibesitzer Johann Dengler († 1871) verheiratet war. Ihr Sohn Anton Dengler († 1900) folgte seinem Großvater als Besitzer des Jedleseer Brauhauses nach.

Leben

Anton Bosch war in der Brauerei seines Vaters tätig, ehe er um 1806 für einige Zeit auf Wanderschaft ging und zu dieser Zeit erstmals nach Jedlesee bei Wien kam.[2] Dort soll er elf Monate als Kellerbursche im Jedleseer Brauhaus gearbeitet haben.[1] Dieses war um 1787 von Anton Freiherr von Störck († 1803) erbaut worden, der zu dieser Zeit im Besitz der Grundherrschaft Jedlesee war.[4] Anton von Störck hatte sich bereits seit 1779 um die Erlaubnis zur Gründung eines Brauhauses bemüht und diese Erlaubnis erst 1787 und nur unter der Auflage erhalten, kein Bier in die Stadt Wien einzuführen. Nach einem weiteren Gesuch erreichte er, dass diese Einschränkung aufgehoben wurde. Das Jedleseer Brauhaus wurde zunächst verpachtet, ehe es seine Erben um 1805 an den damaligen Pächter Josef Greger verkauften. 1807 war es im Besitz von Josef Räuschle, ehe es, vielleicht als Folge der "Napoleonischen Kriege", 1812-1814 nicht in Betrieb war.[2] Um 1814 gehörte das Jedleseer Brauhaus Jakob Wohl, dem zukünftigen Schwiegervater von Anton Bosch.[1]

Nach seiner Wanderschaft kehrte Anton Bosch nach Wallerstein zurück, wo er einige Jahre als Braumeister für seinen Vater arbeitete. Dessen Tod, die unsichere, politische Lage und die Einladung seines im heutigen Wien ansässigen Verwandten Philipp Bosch hatten zur Folge, dass er um 1815 wieder in Wien war.[5] Dort heiratete er Theresia Wohl und übernahm mit ihr das Jedleseer Brauhaus. Unter ihrer Leitung wurde binnen kurzer Zeit aus dem diesem die größte Brauerei im Wiener Umland.[1] Dabei ging es nicht nur um den Ausbau des Unternehmens, sondern auch um die Steigerung der Qualität der gebrauten Biere.[5] 1823 und 1825 kaufte das Ehepaar ein klassizistisches Gebäude in Jedlesee (heute: Prager Straße 84, 21. Wiener Gemeindebezirk), das es als Wohnsitz und Sitz der Brauhausleitung einrichtete.[1]

Das Ehepaar Bosch bewährte sich 1830, als Jedlesee und andere Orte auf dem Areal der heutigen Stadt Wien von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurden. Nach der Aufhebung der Grundherrschaften um 1848/50 war Anton Bosch 1851-1853 Ortsvorsteher von Jedlesee. Später wurde er mit dem Goldenen Verdienstkreuz geehrt.[1] Mit seinem Brauhaus förderte er wesentlich den wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes Jedlesee im 19. Jahrhundert. Er unterstützte auch die Pfarrkirche Jedlesee.[4]

Anton Bosch muss zeitweise über enormes Vermögen verfügt haben. Bereits 1819 erwarb er für seinen Bruder Franz Xaver Bosch das Nußdorfer Brauhaus (heute: Hackhofergasse 9, 19. Wiener Gemeindebezirk. 1837 kaufte er das Fünfhauser Brauhaus, dass er seiner Tochter Katharina und seinem Schwiegersohn Johann Dengler zu ihrer Hochzeit als Mitgift seiner Tochter schenkte.[1] Dieses wurde von ihm zuvor wieder instandgesetzt, wobei sämtliche bestehende Gebäude abgebrochen und neu errichtet werden mussten.[6] 1866, zwei Jahre vor seinem Tod, überließ Anton Bosch das Jedleseer Brauhaus seinem Enkel Anton Dengler.[1]

Würdigung

Die Brüder Anton und Franz Xaver Bosch waren erfolgreiche Unternehmer. Seit 1814 bzw. 1819 reüssierten sie in den Wiener Vororten Jedlesee, Nußdorf, Fünfhaus und Hütteldorf als erfolgreiche Brauereibesitzer. Ihre Brauhäuser bzw. Brauereien bestanden bis 1926. Zudem schlossen sie eheliche Verbindungen mit weiteren Brauerfamilien wie den Denglers, Bachofens von Echt und den Medingers. Neben den im Umfeld von Wien bereits ansässigen bedeutenden Brauherrenfamilien Dreher, Mautner-Markhof und Meichl begründeten sie eine vierte erfolgreiche Brauherrendynastie. Anton Bosch ist aber aus einem weiteren Grund noch bemerkenswert, ist er doch der einzige Brauherr des 19. Jahrhunderts, der eine ausführliche Autobiographie schrieb. Diesem Buch verdankt die heutige Geschichtsforschung wichtige Informationen zum Brauereiwesen in Wien und Umgebung vor der sogenannten "Bierrevolution" der Brauereibesitzer Anton Dreher (dem Älteren) und Adolf Ignaz Mautner.[1]

Erinnerungen an Anton Bosch

Nach seinem Tod wurde Anton Bosch am 12. November 1868 auf dem Wiener Friedhof in Jedlesee beigesetzt.[7] Nach ihm wurde am 23. März 1909 die Anton-Bosch-Gasse im 21. Wiener Gemeindebezirk benannt.[3] Sein Wohnsitz in Jedlesee, wo sich auch die Direktion des Brauhauses befand, ist nicht mehr erhalten. Er wurde 1984 abgerissen.[1]

Schriften

Biographie von Anton Bosch, Brauhaus- und Realitäten-Besitzer zu Jedlesee bei Wien, publ. 1868 im Eigenverlag digital

Anton Bosch "auf der Bühne"

Fiktives Interview mit Anton Bosch, Szenische Lesung nach der Autobiographie von Anton Bosch, Veranstaltung des Wiener Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus im Rahmen des "1. Traute Molik-Riemer - TAGEBUCHTAG im Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, 26. November 2021 digital

Literatur

  • Christian M. Springer - Alfred Paleczny - Wolfgang Ladenbauer (Hrsg.): Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2017. ISBN 978-3-205-20437-4. S. 164-168
  • Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1970, besonders S. 123-127
  • Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier. Vom Nentwichhof zum Fünfhauser Brauhaus (= Brigitte Neichl (Hrsg.): Edition Bezirksmuseum 15, Nr. 14). Eigenverlag, Wien, 2022. ISBN 978-3-9503795-8-7, besonders S. 72-79

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 vgl. Anton Bosch im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 20. Oktober 2024
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 124
  3. 3,0 3,1 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Anton-Bosch-Gasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 123.
  4. 4,0 4,1 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 123
  5. 5,0 5,1 vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 125
  6. vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier. Vom Nentwichhof zum Fünfhauser Brauhaus (= Brigitte Neichl (Hrsg.): Edition Bezirksmuseum 15, Nr. 14). Eigenverlag, Wien, 2022. ISBN 978-3-9503795-8-7, S. 78
  7. vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 127

Anmerkungen

  1. Geburts- und Sterbedaten nach Felix Czeike (Hrsg.): Anton-Bosch-Gasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 123., ergänzt durch Raimund Waltenberger. Vgl. Raimund Waltenberger: Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes, 1970, S. 124 und S. 127