Die Guntramsdorfer Druckfabrik war eine alte Textildruckerei in Guntramsdorf, im niederösterreichischen Industrieviertel bis in das Jahr 1962.

Portal der ehemaligen Druckfabrik

Geschichte der Druckfabrik

Ursprünglich bestand seit dem 12. Jahrhundert vom Stift Heiligenkreuz eine Mühle, die Mittermühle.

Im Jahr 1804 wurde an dieser Stelle eine Papieerzeugung von Johann Gabriel Uffenheimer gegründet. Der Durchbruch gelang aber mit der Spielkartenproduktion. So waren am 16. Mai 1826 Kaiser Franz I. und Kaiserin Karoline zu Besuch im Unternehmen, wie die Wiener Zeitung meldet:

„Am 16ten v.M. beehrten JJ.MM. der Kaiser und die Kaiserin, der Erzherzog Franz und die Erzherzogin Sophie, die in Guntramsdorf befindliche k.k.priv. Spielkarten-Fabrik des Max. Uffenheimer mit Ihrer Allerhöchsten Ggenwart, und geruhten Höchstihren Beyfall über diese in ihrer Art ausgezeichnete Fabrik in den gnädigsten Ausdrücken zu erkennen zu geben. Se. Majestät geruhten sodann das Fabriks-Personale huldreichst zu beschenken.“

Wiener Zeitung vom 7. Juli 1826[1]

Im Jahr 1838 veräußerte er sie an Eduard Fürst.

Fürst rüstete die Produktion auf Maschinenbetrieb um. Zuerst wurden diese von einem unterschlächtigen Wasserrad mit 1,1, m Gefälle angetrieben. Der Wasserbedarf waren etwa 1,1, m³/sek.[2] So investierte er in zwei Dampfmaschinen und zwei Papierholländer, sodass in der Fabrik etwa 200 Personen Arbeit fanden. Damit galt sie als eine der bedeutendsten Papierfabriken Niederösterreichs.

1849 wurde das Gelände jedoch wieder verkauft und zwar an Vitus Mayer. Dieser errichtete eine Zitz – und Cottonfabrik. Erst im Jahr 1852 entstand der Begriff Druckfabrik. Der neue Firmenname lautete: kaiserlich, königliche Priveligierte Druckfabrik, Vitus Mayer & Söhne. Nur in den Jahren 1872 und 1873 war das Unternehmen zwischenzeitlich im Besitz der Aktien-Gesellschaft für Spinnerei, Weberei und Druckerei.[2]

Das Unternehmen unter Vitus Mayer galt als soziales Unternehmen. So waren alle Arbeiter krankenversichert bei der Wiener Neustädter Krankenkassa.[2]Im Werk wurde für die Kinder der Arbeiter eine eigene Schulklasse eingerichtet.

Aus Anlass der Wiener Weltausstellung im Jahr 1873 wurden Erinnerungstücher gedruckt, die für großes Aufsehen sorgten. Von der Aspangbahn wurde bei der Münchendorferstraße ein Schleppgleis zum Firmengelände errichtet, worauf mit Pferdewagen die Kohle für das Kesselhaus transportiert wurde. Das Kesselhaus hatte einen 64 Meter hohen Schornstein, der 1968 und 1982 auf 46 Meter abgetragen wurde.

Ab 1906 trug sie den bis zuletzt benutzten Namen Guntramsdorfer Druckfabrik AG.

Der Erste Weltkrieg brachte große Einschränkungen beim Drucken, da die Kupferwalzen für Rüstungsgüter abgegeben werden mussten. Nur die Wäscherei war mit der Lazarettwäsche stark ausgelastet.

Ähnliches galt für den Zweiten Weltkrieg mit den Druckwalzen. Da die Männer alle einrücken mussten, konnte die bereits 1883 als erste Betriebsfeuerwehr im Bezirk gegründete Fabriksfeuerwehr Druckfabrik Guntramsdorf[3] nur mehr mit Frauen arbeiten, das Werk im Brandfall zu schützen. Gegen Kriegsende in den Jahren 1944 und 1945 wurde der Betrieb durch sieben Bomben und 17 Artillerietreffer stark beschädigt.

In der Nachkriegszeit wurde stark modernisiert und ausgebaut. So waren 1957 etwa 600 Mitarbeiter beschäftigt. Fast 13 Millionen Meter Stoff wurden veredelt (bedruckt), wovon 55% exportiert werden konnten.

Mit dem europaweiten Niedergang der Textilindustrie folgte auch der Niedergang der Guntramsdorfer Druckfabrik. So waren 1961 nur mehr rund 300 Personen beschäftigt.

Im Jahr 1962 wurde die Druckfabrik stillgelegt. Folgend wurden Grundstücke verkauft, vor allem für Wohnbauten u.a. der Marktgemeinde.Auch das Musikheim wurde auf einem Teil errichtet.

Das Gelände heute

Die Liegenschaft ist seit 2007 im Besitz der Marktgemeinde Guntramsdorf, die daraus ein Zentrum für zahlreiche Kleinunternehmen errichtete. Teile des Geländes sowie der Name des Zentrums Druckfabrik Guntramsdorfer erinnern an die von dem Unternehmen mitgeprägte Geschichte des Ortes. Mit der TU Wien werden Diplom- und Gruppenarbeiten durchgeführt um das zentral gelegene Areal von ca. 40.000 m² nachhaltig zu nutzen.

Literatur

  • Josef Knoll / Johann Bellositz, Chronik der Marktgemeinde Guntramsdorf und der Pfarren von Guntramsdorf, 6. Auflage Guntramsdorf 2004, S. 118-113.

Einzelnachweise

  1. Artikel in: Wiener Zeitung, 7. Juli 1826, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  2. 2,0 2,1 2,2 Beilage zum Amtsblatt der BH Mödling 2000, Ausg. 1: Die Druckwarenfabrik in Guntramsdorf
  3. Bezirksfeuersfeuerwehrverband Mödling abgerufen am 25. Juli 2014

Weblinks

  Guntramsdorfer Druckfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

48.04575316.313556Koordinaten: 48° 2′ 45″ N, 16° 18′ 49″ O