Anton Sartory

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Anton Sartory (* im 18. Jahrhundert; † 22. November 1805), der von den französischen Truppen standrechtlich erschossen wurde, gilt im Triestingtal als Volksheld, wo er als der "Andreas Hofer von St. Veit" bezeichnet wird.

Herkunft und Familie

Die Familie Sartory war im 18. und 19. Jahrhundert im Besitz der "k. k. erbländisch-privilegierte Metall- und Stahlwaren- und Maschinenfabrik" in St. Veit an der Triesting. Anton Sartory leitete um 1805 als Direktor die Geschäfte dieses Hammerwerkes, das zu dieser Zeit seinem Bruder Alois Sartory gehörte. Ein weiterer Bruder Bartholomäus Sartory war als Betriebsleiter für die technische Seite zuständig.[1]. Angeblich war Anton Sartory ein gebildeter Mann, der fließend Französisch sprach. Ursprünglich soll er als Apotheker gearbeitet haben.[2].

"Der Triestingtaler Aufstand" im November 1805

Während des "Zweiten Napoleonischen Krieges" kam es im November des Jahres 1805 im Triestingtal mehrmals zu Konflikten mit den durchziehenden französischen Militäreinheiten.

Alois Sartory und die Ermordung zweier französischer Soldaten

Nach der "Leobersdorfer Chronik" soll Alois Sartory angeblich zusammen mit anderen Leuten aus St. Veit an der Triesting, darunter vielleicht auch sein Bruder Anton, zwei französische Soldaten, die als "Fußkranke" hinter ihrer Einheit zurückgeblieben waren, erschlagen und ihre Leichname zunächst beim "Glöckerlkreuz" und später beim "Aichkreuz" verscharrt haben.[3] Allerdings scheint es für diesen Bericht keine weiteren Belege zu geben.

Der Vorfall in Pottenstein

Am 18. November 1805 versuchte ein junger Offizier, angeblich ein Verwandter von Kaiser Napoleon I., der zusammen mit einem weiteren Offizier und 22 Trainsoldaten vom 35. Linienregiment im Pfarrhof in Pottenstein übernachtet hatte, der dortigen Dorfbewohnerschaft vor seinem Abzug Geld abzupressen. Als diese Widerstand leistete, wollte er auf sie feuern lassen, doch gelang es Michael Vogl, damals Pfarrer in Pottenstein, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, worauf er und seine Leute schließlich St. Veit an der Triesting abzogen. Michael Vogl soll daraufhin eine Warnung zu Alois Sartory gesendet haben, da er weitere Übergriffe dieser Truppe befürchtete.[4]

Die Eskortierung der französischen Einheit nach Wöllersdorf

Alois Sartory bildete daraufhin aus seinen Arbeitern, Bürgern und Bauern eine "Selbsthilfe-Truppe", die mit Hacken, Knüppeln und Sensen bewaffnet war. Dieser gelang es die Franzosen zu entwaffnen und sie dann über Enzesfeld und Hölles bis nach Wöllersdorf zu eskortieren. Dort erhielten die Franzosen ihre Waffen zurück und zogen nach Wiener Neustadt weiter, das sie am 19. November 1805 erreichten.[5] [A 1]

Die Vergeltung der Franzosen

Über diesen Vorfall wurde dem Kaiser direkt Meldung erstattet, wobei das Geschehene allem Anschein nach von der französischen Einheit wesentlich aufgebauscht und daraus gleich ein Bauernaufstand gemacht wurde. Napoleon gab daraufhin den Befehl mehrere angesehene Bürger aus Pottenstein, St. Veit, Hirtenberg, Enzesfeld, Hölles, Matzendorf und anderen Orten des Triestingtales festzunehmen und an ihnen ein Exempel zu statuieren. Mit der Ausführung wurde General Nicolas Hyacinthe Gautier (*um 1774; † 14. Juli 1809 an Verletzungen, die er sich in der Schlacht von Wagram zugezogen hatte) betreut, der umgehend mehrere Personen festnehmen und standrechtlich verurteilen ließ, darunter neben dem Pfarrer Michael Vogl auch Anton Sartory. Letztlich aber wurde von den Festgenommenen nur Anton Sartory, der vergeblich um eine Überführung nach Wien und eine dortige Verurteilung gebeten hatte, hingerichtet. Die anderen wurden freigelassen, aber zur Zahlung von Strafgeldern verurteilt.[6]

Nach seiner Hinrichtung in der Nähe des Hirtenberger Friedhofs wurde die Leiche von Anton Sartory nach St. Veit gebracht und dort am 24. November auf dem Friedhof, der damals noch um die Kirche gelegen war, beigesetzt.[7][8]

Der Grund für seine Hinrichtung

Die Grund dafür, dass gerade Anton Sartory im Unterschied zu den anderen Festgenommenen getötet wurde, ist nicht wirklich geklärt. Die Aussagen, die er bei dem Verhör vor seiner Hinrichtung gemacht hat, sind nicht überliefert[2].

  • Nach dem Eintrag in den Sterbematriken wurde er von den Franzosen exekutiert, ohne das ein konkreter Grund dafür angeführt ist.[9]
  • Offiziell wurde seine Hinrichtung von General Gautier mit seiner (angeblich) erwiesenen Teilnahme am Kampf gegen das kaiserliche französische Kriegsheer begründet.[10] In einem ausführlichen Brief an seinen Amtskollegen Gudin de Sablonnière († 22. August 1812) teilte General Gautier einige Wochen nach der Hinrichtung mit, dass Anton Sartory als einer der führenden Männer des (angeblichen) "Tristingtaler Aufstandes" identifiziert und daher von einer Gerichtskommission zum Tode verurteilt worden wäre.[11]
  • Nach dem "Leobersdorfer Gedenkbuch" soll er sich, wie auch andere Personen aus St. Veit, darunter seine Brüder, vor der Festnahme durch die Franzosen in den Wald gerettet haben. Als jedoch die Soldaten des General Gautier die kostbaren Heuvorräte im Hof des Hammerwerkes devastierten, begab er sich dorthin, um sie davon abzuhalten. Dort soll ihn eine anwesende Frau des Mordes an den beiden Franzosen bezichtigt. Blutflecken an seiner Kleidung und belastende Briefe zwischen ihm und Pfarrer Vogl im Zusammenhang mit der Entwaffnung der Trainsoldaten, die bei ihm gefunden wurden, hatten seine sofortige Festnahme zur Folge.[2]

Die nicht restlosen geklärten Hintergründe seiner Hinrichtung dürften wesentlich zur Legendenbildung um ihn beigetragen haben.

Nachleben

 
Tafel am Kriegerdenkmal in St. Veit

Anton Sartory wurde durch seinen eigentlich sinnlosen Tod für die Menschen des Triestingtals zum Märtyrer, der nach der patriotischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts aus "Liebe zu Volk und Vaterland" starb.[12] Dass Napoleon I. angeblich General Gautier den Befehl erteilt haben soll, entweder St. Veit, Hirtenberg, Enzesfeld, Hölles, Matzendorf und anderen Orten des Triestingtales niederzubrennen oder aus jedem dieser Orte zehn der vornehmsten Bürger erschießen zu lassen, dürfte der Ursprung einer Legende sein, wonach die festgenommenen Bürger sich freiwillig gestellt hätten, um die Zerstörung ihrer Heimatorte so zu verhindern.[13]. Hier dürfte auch die Legende ihren Ursprung haben, dass sich Anton Sartory freiwillig für die anderen Festgenommenen geopfert haben soll, womit wohl auch erklärt werden sollte, warum er als einziger hingerichtet worden war.

In der dritten Strophe des "St. Veiter Heimatliedes" wird von seinem "Opfertod" berichtet.[12]

An der Stelle, wo Sartory getötet worden war, etwa 375 Meter vom Hirtenberger Friedhof, wurde ihm später ein Denkmal errichtet, das aber nicht erhalten geblieben ist.[12] Erhalten hat sich dagegen seine Gedenktafel im Altarraum der Kirche in St. Veit an der Triesting, die ursprünglich auf sein Grab schmückte und eine Darstellung an der Außenwand dieser Kirche, ein Sgraffito des Malers Franz Bilko[14].[12]

Literatur

Zeitungen, Zeitschriften

  • Elfi Holzinger: Todesurteil gefunden, in: NÖN, 26. August 2013 digital

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 194
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 196
  3. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 195f.
  4. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 192f.
  5. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 193f.
  6. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 194 und 196ff.
  7. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 198
  8. Sterbebuch St. Veit auf matricula-online
  9. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 198f.
  10. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 197
  11. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 199
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 202
  13. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 194
  14. vgl. Pfarre Berndorf-St. Veit, eingesehen am 8. Oktober 2017

Anmerkungen

  1. Alois Sartory und seine Leuten dürften mit dieser Aktion nur versucht haben, die Bevölkerung vor weiteren Übergriffen dieser französischen Einheit zu schützen. Der weitere Verlauf der Geschehnis spricht eher dagegen, dass sie tatsächlich einen Aufstand geplant hatten. Nach der "Leobersdorfer Chronik" soll Alois Sartory allerdings Josef Hönigsperger, der damals Marktrichter in Leobersdorf war, eine Nachricht geschickt haben, in der er die Leobersdorfer zum Aufstand gegen die Franzosen aufforderte. Zwar sollen viele Leobersdorfer dieser Aufforderung nachgekommen sein, doch sind diesbezüglich keine Taten belegt, vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 193.