Burgruine Klamm (Breitenstein)

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Die Burgruine Klamm ist eine im Rax-Schneeberg-Gebiet gelegene frühere Höhenburg. Sie wurde im 12. Jahrhundert als Bergfeste zum Schutz der damaligen Verkehrsroute über den Semmering erbaut.

Die einstige Burg Klamm - heute eine malerische Ruine

Lage

Die Burgruine Klamm ist heute Teil der Gemeinde Breitenstein bei Schottwien. Sie befindet sich im Semmeringgebiet auf einem isolierten Felskegel, einer Rückfallkuppe des nördlichen Talhanges des Adlitzgrabens.[1]

Das Bauwerk

Die Anlage der Ruine verrät, dass Klamm einmal eine mächtige Burg gewesen sein muss. Beim Bau wurde die felsige Bodenbeschaffenheit als Bestandteil für die Wehrhaftigkeit genutzt. Da die Burg nur von der Nordseite schlecht geschützt war, befand sich dort die stärkste Verteidigungsanlage. Die meisten Reste der Burg sind aus der Zeit, als sie an Freiherr Siegmund von Herberstein († 1566) verpfändet war.[2]

Historische Eckdaten

 
Die Burg Klamm bei Schottwien um 1672, Kupferstich von Georg Matthäus Vischer

Die Ursprünge der Burg liegen im Dunkeln. Sie wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Im 14. Jahrhundert war die Burg ein landesfürstliches Lehen. Im Teilungsvertrag von Neuberg an der Mürz (1379) fiel die Burg Klamm an Leopold (III.) von Österreich ("Leopold den Gerechten").[1]

Um die Kontrolle über den Semmering zu halten, wurde die Burg Klamm unter Kaiser Friedrich III. nur als Pflegschaft[A 1] verliehen. Im Krieg gegen den "Ungarnkönig" Matthias Corvinus in den 1480-Jahren war sie hart umkämpft und konnte erst nach einer längeren Belagerung 1487 von ihm eingenommen werden. Nach dem Tod des Ungarnkönigs fiel Klamm wieder an das Herzogtum Österreich. Unter den wechselnden Pflegern (darunter Wilhelm von Saurau[3]) und Pfandherren begann die Burg im 16. Jahrhundert zu verfallen. Die Burg wurde 1529 von den Osmanen erobert.[4] 1518-1566 war sie an Siegmund von Herberstein verpfändet.[5] Nach einer Reihe von Besitzerwechseln erhielt Matthias Wägele von Walsegg die Burg 1642 von Kaiser Ferdinand III als "freies Eigen". 1663 wurde sie restauriert. Im 19. Jahrhundert wurde sie endgültig eine Ruine, nachdem 1801 als Folge eines Blitzschlags ein Teil der Burggebäude eingestürzt und die Reste der Burg 1805 von französischen Soldaten niedergebrannt worden waren. Erst um 1830 kam es zu einer Teilrestauration. Damals gehörte sie der Fürstenfamilie der Liechtensteiner. Heute ist die Burg im Privatbesitz, einige Räume können jedoch besichtigt werden.[6] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burgruine Klamm vorübergehend von den Russen besetzt. Heute ist sie in Privatbesitz.

Die "Familie" der Herren von Klamm

Eine Familie, deren Name auf die Burg Klamm verweist, die Herren von Chlamme, sind vom 12. bis ins 15. Jahrhundert belegt. Im 11. und vermutlich noch Anfang des 12. Jahrhunderts dürften sie Ministeriale[A 2] der Adelsfamilie von Formbach gewesen sein. Nach 1158 scheinen sie als Gefolgsleute der Markgrafen von Steier (Otakare) auf.

  • 1130 sind ein Ortolf von Klamm mit seinem Bruder Poppo von Stuppach ("Ortolfus de Klamme et frater eius Poppo de Stupach") genannt, die erstmalige Nennung dieser Familie.[1]
  • 1186 werden ein Wigant und sein Bruder ("Wigant de Chlamme et frater eius") genannt, 1192 "Ortolfus et Wigandus de Chlame" als Zeugen in einem Pfandbrief von Stift Admont. 1208 urkundet ein "Wigandus de Chlam".
  • Genannt werden außerdem Ortolf (II.) von Klamm und sein Neffe Wigand (II.) von Klamm. Mit ihnen dürfte die Familie in "männlicher Linie" um 1211 ausgestorben sein. Die Burg Klamm dürfte an die mit ihnen verwandte Familie der Herren von Pitten gefallen sein. Angeblich soll Hermann II. von Klamm-Pitten 1339 seine Anteile an der Burg und Herrschaft Klamm an die Herzöge von Österreich (Habsburger) verkauft haben, welche Klamm daraufh an Heinrich von Rappach verpfändeten. Erst Anfang des 15. Jahrhunderts wurden Herrschaft und Burg Klamm wieder ausgelöst.

Personen, die in der Geschichte von Klamm eine Rolle gespielt haben

  • Hans Aichelperger verteidigte als Pfleger die Burg Klamm gegen den Ungarnkönig Matthias Corvinus.
  • Christof von Fladnitz war 1499 Pfandherr der Burg und Herrschaft Klamm.
  • Freiherr Siegmund von Herberstein (* 24. August 1486, in Wippach / Krain, heute Slowenien; † 28. März 1566, in Wien[7]), ein bekannter Politiker und Geschichtsschreiber des 15. und 16. Jahrhunderts, war seit 1518 Pfandherr und Pfleger von Burg Klamm. Aufgrund seiner Wohltaten und seiner für seine Zeit fairen Rechtspflege war er bei seinen Untertanen sehr beliebt. Die in seinem Auftrag angelegte Aufzeichnung über sämtliche bestehende Rechte und Pflichten in seinem Gutsbereichen gewährt einen interessanten Einblick in die Rechtsverhältnisse der damaligen Zeit. Sie findet sich heute in einer Bibliothek in Wien.[8]

Die Burgruine Klamm in Sage und Legende

 
Burgruine Klamm bei Schottwien, mit Räubern als Staffage, Bild von Ferdinand Georg Waldmüller (* 1793; †1865) aus dem Jahr 1822

Wie Burg Klamm entstand

Auf einer Jagd verirrt sich ein Graf Stuppach und wird von zwei Raubrittern überfallen. Als er ihnen hohes Lösegeld dafür anbietet, dass sie ihm den rechten Weg zeigen, beschließen die beiden Brüder diese Chance zu nützen. Sie erbitten sich von ihm als Geschenk, die öde Schlucht mit den umliegenden Berge. Dort errichten sie am Adlitzgraben auf dem Heubachkogel eine stolze Feste und geben ihr mit Blick auf die Lage den Namen Klamm.[5] In einer Version dieser Gründungssage ist Klamm die uneinnehmbare Felsenburg, die zwei Brüdern errichten lassen, um von dort als Raubritter ihr Unwesen zu treiben.

Die Burgfrau von Klamm

In der Ruine Klamm wird zu bestimmten Zeit der Geist einer früheren Burgbewohnerin gesichtet, die sich einst aus einem Burgfenster in die Tiefe gestürzt hat, um nach der Einnahme der Burg nicht gefangen genommen zu werden. Angeblich muss sie spuken, solange dieses gotische Fenster erhalten ist.[5]

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

  Burgruine Klamm (Breitenstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 230
  2. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 231f.
  3. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 197
  4. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 231f.
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 232
  6. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 231
  7. Geburts- und Sterbedatum nach Angabe im WienWiki. Vgl. Sigismund Herberstein im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 10. August 2020
  8. vgl. http://www.breitenstein.at/Geschichte/Burg_Klamm, eingesehen am 10. Juni 2017

Anmerkungen

  1. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Klamm (Breitenstein) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).