Franz Leibenfrost

Franz de Paula Leibenfrost (* 27. März 1790 in Wien; † 9. Juli 1851 in Lainz bei Wien) war ein österreichischer Weinhändler, Gastwirt und Philanthrop.

Franz Leibenfrost - 1840

Leben

Franz Leibenfrost kam in der kurzen Regierungszeit Kaiser Leopold II. als Sohn des bürgerlichen Gastwirts Johannes Leibenfrost und dessen Ehefrau Johanna geb. Kohl in Wien Nr. 1137 zur Welt und wurde in der Michaelerkirche von P. Hieronymus Winkler nach römisch-katholischem Ritus getauft[1]. Sein Vater hatte 1773 die älteste Wiener Weinhandlung „Franz Leibenfrost & Comp.“ gegründet und 1790 das Gasthaus „Zum goldenen Jägerhorn“[2] in der Wiener Dorotheergasse erworben.

1812 übernahm Leibenfrost den väterlichen Gasthof, in dem viele berühmte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller und Dramatiker Franz Grillparzer, der hier die Idee zu seiner Romannovelle Der arme Spielmann hatte, als Stammgäste verkehrten. Ein Jahr später ehelichte Franz Leibenfrost 1813 in der Wiener Leopoldstadt in der Pfarre St. Josef die Gastwirtstochter Marianna Katharina Mumb (1793-1836)[3], die ihm unter anderen acht Kindern, den Sohn und Nachfolger Franz Heinrich Leibenfrost (*1819), geboren als Franziskus de Paula Johannes Nepomuk Leibenfrost[4], schenkte und 1836 mit 42 Jahren an Auszehrung verstarb[5].

Im Jahre 1820 eröffnete Leibenfrost in Wien das „Café Leibenfrost“[6] an der Ecke Plankengasse/Neuer Markt. Während des Donauhochwassers im Jahr 1830 erwarb er sich als Philanthrop durch persönliche und finanzielle Hilfe große Verdienste, für die ihm vom Kaiser Franz II. I. die „Goldenen Civil-Ehrenmedaille mit Oehr und Band“ verliehen wurde[7]. Auch während der Choleraepidemie 1831/32 richtete er als Mitglied der Regierungskommission für die Opfer auf eigene Kosten ein Spital ein.

Nachdem Leibenfrost seine ererbte Weinhandlung nach und nach zu einem Weingroßhandel ausgebaut und sich den Ruf eines hervorragenden Weinexperten erworben hatte - er besaß in Wien-Döbling ausgedehnte Weinkeller, in denen 20.000 Eimer (rund 1,1 Mio. Liter) der edelsten österreichischen und ungarischen Weine lagerten, die in die österreichischen Kronländer sowie nach Russland und auch in den Orient versandt wurden - wurde er 1831 zum k. k. Hoflieferanten ernannt und mit der Modernisierung der k. k. Cameral-Weingärten im Tokaj-Hegyallya-Gebirge sowie der dortigen Kellereiwirtschaft betraut. Später wurde ihm auch die Leitung des Wiener Hofkellers übertragen.

Daneben erwarb Leibenfrost am Nussberg in der Nähe des Wiener Kahlenbergs rund sieben Hektar Weingärten in guten Lagen, die er mit den Rebsorten Rhein, Riesling und Traminer bepflanzte und aus denen er den allseits bekannten und beliebten „Nußberger“ kelterte. Auch produzierte er in seinem dort befindlichen Weingut "Donauperle"[8] den beliebten König der Weine, den Tokajer, von dem eine Flasche auf der Pariser Weltausstellung die „Kleinigkeit“ von rund 7 Gulden (heute 121 Euro) kostete[9]. Eine historische Flasche Tokajer von Franz Leibenfrost & Comp. aus dieser Zeit wird heute zu einem Preis von rund 2.400 Euro gehandelt[10].

Nach der 1848-Revolution spendete er namhafte Beiträge für die Militärspitäler am Rennweg, in Mauer und in Kaiserebersdorf und unterhielt in seinem eigenen Haus eine Krankenstation für 28 Verwundete. Für seine großen Verdienste verlieh ihm der damals junge Kaiser Franz Joseph I. das erstmals verliehene "Goldene Verdienstkreuz mit der Krone". Franz Leibenfrost verstarb am 9. Juli 1851 mit 61 Jahre in Lainz bei Wien (heute Teil des Wiener Gemeindebezirks Hietzing) an der Tuberkulose und wurde nach einer Überführung am Matzleinsdorfer Friedhof im Beisein zahlreicher Honoratioren zur ewigen Ruhe bestattet[11][12]. Im Jahre 1875 benannte die Gemeinde Wien im 4. Gemeindebezirk Wieden ihm zu Ehren posthum die "Leibenfrostgasse"[13].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wien I, Pfarre St. Michael – Taufbuch 1784-1804 (fol.76)
  2. Zum goldenen Jägerhorn im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Wien II, Pfarre St. Josef – Trauungsbuch 1789-1821 (fol.431)
  4. Wien I., Pfarre Sankt Michael - Taufbuch 1804-1824 (fol.199) Franz Heinrich Leibenfrost (*1819)
  5. Wien I., Pfarre St. Michael - Sterbebuch 1824-1844 (fol.144) Marianna Leibenfrost † 1836
  6. Café Leibenfrost im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. Artikel in: Salzburger Intelligenzblatt / Intelligenzblatt von Salzburg / Königlich-Baierisches Salzach-Kreis-Blatt / Kaiserlich Königlich Oesterreichisches Amts- und Intelligenzblatt / Kaiserl(ich) Königl(ich) privilegirte Salzburger Zeitung / K. K. priv. Salzburger Amts-Blatt / Intelligenz-Blatt zum Salzburger Amtsblatt / Salzburger Landeszeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Landeszeitung / Salzburger Zeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Zeitung, 23. März 1830, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sza
  8. Reklame. In: Badener Bezirks-Blatt, 12. August 1896, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  9. Die österreichische Industrie auf der Pariser Weltausstellung. XIV. . In: Die Presse, 18. Juli 1855, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  10. Wine Searcher > Webseite
  11. Wien XIII, Pfarre Lainz – Sterbebuch 1841-1874 (fol.41)
  12. Artikel in: Der Oesterreichische Zuschauer. Für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben / Blätter für geistige Thätigkeit, wissenschaftliche Erörterungen und nützliche Studien / Besondere Beilage / Wiener Zuschauer / Blätter für geistige Thätigkeit und wissenschaftliche Erörterungen / Besondere Beilage / Zuschauer / Besondere Beilage / Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete / Oesterreichischer Zuschauer. Politisch-literarisches Wochenblatt / Der Oesterreichische Zuschauer. Politisch-literarisches Wochenblatt, 16. Juli 1851, S. 16 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/doz
  13. Leibenfrostgasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

Weblinks

  Franz Leibenfrost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons