Friedhof Heiligenkreuz (Niederösterreich)

Der Friedhof Heiligenkreuz liegt heute am Waldweg Richtung Füllenberg, nordöstlich des Ortszentrums von Heiligenkreuz und befindet sich im Eigentum und in der Verwaltung des Stiftes Heiligenkreuz.

Ortsfriedhof Heiligenkreuz

Chronik

Der Ortsfriedhof von Heiligenkreuz befand sich ursprünglich nördlich schräg gegenüber dem Gruber Tor und der um 1800 abgetragenen Pfarrkirche „Zu Maria Krönung“ des Stiftes Heiligenkreuz und wurde 1843 aufgelassen. Heute befinden sich an dieser Stelle der Bauhof des Stiftes, das Musikheim und das neue Feuerwehrhaus der Gemeinde. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann man allgemein, die Friedhöfe bzw. Gräber, die sich bis dahin meist um die im Ortskern gelegenen Gotteshäuser befanden, aus hygienischen Gründen aufzulassen und außerhalb des Ortes neu anzulegen.

In Heiligenkreuz geschah dies im Herbst des Jahres 1842. Der damals neue Abt Edmund Komáromy, der aus Güns in Ungarn stammte und ein Jahr zuvor, im September 1841, zum Vorsteher des Klosters gewählt worden war, ließ im Herbst dieses Jahres einen neuen Friedhof außerhalb des Ortes an der Straße nach Füllenberg anlegen. Der neue Friedhof war quadratisch angelegt, hatte eine Fläche von rund 2.200 m² und war von einer Mauer umgeben. In der südwestlichen Ecke des Friedhofs wurde ein Totengräberhaus errichtet und die etwa 300 Meter lange Friedhofsallee mit Winterlinden bepflanzt. Der neue Ortsfriedhof wurde am 30. Juli 1843 von Feldbischof Johann Michael Leonhard (1782-1863), Bischof von Castren, im Beisein des Abtes, des Konvents und der Ortsbevölkerung eingeweiht und dient seither als gemeinsame Begräbnisstätte für die Mitglieder der Pfarre Heiligenkreuz mit den Filialen Siegenfeld und Grub. Bis in die 1950er Jahre wurden entlang der südöstlichen Friedhofsmauer auch die verstorbenen Mönche des Stiftes beigesetzt.

Die erste Beerdigung fand am 12. August 1843 statt. An diesem Tag wurde Pater Gottfried Stoll in der nordöstlichen Ecke des Friedhofes beigesetzt und am selben Tag ein neugeborener Knabe namens Johann Reiser aus Füllenberg. Beim Allander Baumeister Eduard Nothaft, einem Enkel des k. k. Waldamts-Baumeisters Philipp Schlucker, wurde ein Kostenvoranschlag für den Bau einer „gotischen Kapelle zu Heiligenkreuz“ (vermutlich für den Friedhof) eingeholt, der jedoch nicht realisiert wurde.

Da der Ortsfriedhof schon 18 Jahre nach seiner Errichtung zu klein geworden ist und obendrein die Friedhofsmauer teilweise eingestürzt war, wurde dieser im Juni 1866 nach Norden und Osten hin auf die doppelte Fläche - rund 4.560 m² - erweitert. Am Friedhofseingang wurde ein schmiedeeisernes Tor eingebaut, welches vorher an einer anderen Stelle Verwendung gefunden haben musste, da an diesem die Jahreszahl 1780 in eisernen Lettern angebracht ist. Die Einweihung fand am 12. August 1866 durch Abt Edmund Komaromy statt. Im selben Jahr wurden 900 Mann der mit Österreich verbündeten sächsischen Verbündeten, die auf ihrem Rückmarsch nach der Schlacht bei Königgrätz auch durch Heiligenkreuz zogen, im Stift vorübergehend einquartiert und die Verwundeten in einem Notlazarett im Klerikatsgebäude des Stiftes ärztlich versorgt. Die bis Oktober 1866 verstorbenen sächsischen Soldaten wurden in der Nordwestecke des Ortsfriedhofes nebeneinander bestattet, woran noch heute ein 1867 errichteter gemeinsamer Grabstein (Felsblock mit sächsischem Wappen und darüber angebrachtem Eisenkreuz) erinnert.

Am 1. Februar 1889 wurde die bei der „Tragödie von Mayerling“ tragisch ums Leben gekommene Todesgefährtin Kronprinz Rudolfs, Mary Freiin von Vetsera, an der nordwestlichen Friedhofsmauer zwischen Totengräberhaus und Friedhofseingang notdürftig beigesetzt. Noch im selben Jahr ließ ihre Mutter, Helene Baronin von Vetsera, eine standesgemäße Gruft nahe der Nordwestecke des Friedhofs errichten, in die ihre Tochter am 16. Mai dieses Jahres in einem Metallsarg überführt wurde (siehe > Mary Vetsera's Begräbnisse).

Zum Gedenken an den tragischen Tod ihrer Tochter und den ihres Sohnes Ladislaus, der beim Brand des Wiener Ringtheaters ums Leben gekommen waren, ließ sie ebenfalls 1889 von den Stiftarchitekten Dominik Avanzo und Paul Lange eine Gedächtniskapelle mit Prälatengruft errichten, die am 31. Oktober 1889 von Abt Heinrich Grünbeck eingeweiht wurde. Die Glasfenster mit den Bildnissen der beiden verstorbenen Kinder wurden von einer Tiroler Glasmanufaktur geliefert.

Im April 1967 wurde die bis dahin von der Pfarre Heiligenkreuz wahrgenommene Friedhofsverwaltung von der Zentralkanzlei des Stiftes Heiligenkreuz übernommen. Zwei Jahre später erhielt die Friedhofskapelle eine neue Glocke, die am 1. November 1969 vom damaligen Pfarrer P. Alberich Strommer geweiht wurde. Anfang der 1980er Jahre wurde das bereits baufällig gewordene Totengräberhäuschen abgerissen und im gleichen Stil wieder aufgebaut. Die inzwischen baufällig gewordene südöstliche Friedhofsmauer wurde 2014 und die nordöstliche Mauer 2020 saniert. Bei dieser Gelegenheit wurden auch neue große Container für Friedhofsabfälle gebaut und der Friedhofsparkplatz neu befestigt.



Totengräber

  • um 1889 Josef Eder (beerdigte Mary Vetsera)
  • um 1945 bis um 1970 Alois Klein
  • um 1970 bis um 2010 Josef Steiner

Sehenswürdigkeiten

  • Gruft Mary Freiin von Vetsera
  • Gedächtniskapelle von Helene Baronin von Vetsera
  • Grabstein der sächsischen Bundesgenossen von 1866

Literatur

Weblinks

  Friedhof Heiligenkreuz (Niederösterreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

  •   Fotos zum Schlagwort Friedhof in der Topothek der Gemeinde/Region Heiligenkreuz (Urheberrechte beachten)

48.0573516.14335Koordinaten: 48° 3′ 26″ N, 16° 8′ 36″ O