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|GründungIn = Wien | |GründungIn = Wien | ||
|Stiftung =<!-- Stiftungsdatum, ''sofern vom Gründungsdatum abweichend'' --> | |Stiftung =<!-- Stiftungsdatum, ''sofern vom Gründungsdatum abweichend'' --> | ||
|Verbände = [[Österreichischer Cartellverband|ÖCV]] | |Verbände = [[w:Österreichischer Cartellverband|ÖCV]] | ||
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=== Vorgeschichte === | === Vorgeschichte === | ||
Im Wintersemester 1899 wurde am [[w:Burschenconvent]] der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Austria Wien die Gründung einer Landsmannschaft als Sammelbecken der deutschsprachigen Studenten aus den Ländern der Wenzelskrone (Böhmen, Mähren, Schlesien) beschlossen. Allen voran ist Albert Erhard zu nennen, der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät war und katholisches Couleurstudententum an der Universität Wien aufbauen und fördern wollte. So wurde versucht katholisches Couleurstudententum als bewusste Gegenposition zu den sich an den Universitäten in überwältigender Mehrheit befindlichen schlagenden Burschenschaftern und Corpsstudenten zu stärken. | Im Wintersemester 1899 wurde am [[w:Burschenconvent|Burschenconvent]] der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Austria Wien die Gründung einer Landsmannschaft als Sammelbecken der deutschsprachigen Studenten aus den Ländern der Wenzelskrone (Böhmen, Mähren, Schlesien) beschlossen. Allen voran ist Albert Erhard zu nennen, der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät war und katholisches Couleurstudententum an der Universität Wien aufbauen und fördern wollte. So wurde versucht katholisches Couleurstudententum als bewusste Gegenposition zu den sich an den Universitäten in überwältigender Mehrheit befindlichen schlagenden Burschenschaftern und Corpsstudenten zu stärken. | ||
=== Gründung, Namenswahl und die ersten Jahre === | === Gründung, Namenswahl und die ersten Jahre === | ||
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Am 26. März 1900 erfolgte die behördliche Bestätigung der Gründung Nordgaus. Dieser Bescheid aus dem Jahre 1900, der als eigentliche Gründungsurkunde gilt, wird im Verbindungsarchiv aufbewahrt. | Am 26. März 1900 erfolgte die behördliche Bestätigung der Gründung Nordgaus. Dieser Bescheid aus dem Jahre 1900, der als eigentliche Gründungsurkunde gilt, wird im Verbindungsarchiv aufbewahrt. | ||
Die Gründer wählten den Namen Nordgau, weil die Verbindung in den ersten Jahren als Landsmannschaft bloß Studenten aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien, also aus den nördlichen Gebieten der Donaumonarchie, aufnahm. | Die Gründer wählten den Namen Nordgau, weil die Verbindung in den ersten Jahren als Landsmannschaft bloß Studenten aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien, also aus den nördlichen Gebieten der Donaumonarchie, aufnahm. | ||
In dieser Zeit erfolgten auch eigenständige Bewegungen, einen Cartellverband auf österreichischem Boden zu gründen, durch die katholischen Studentenverbindungen Austria, [[K.Ö.St.V. Rudolfina Wien|Rudolfina]], [[A.K.V. Tirolia Innsbruck|Tirolia]], Kürnberg gemeinsam mit Nordgau. Dieser wurde schließlich 1906 unter dem Vorort Nordgau aufgelöst, worauf diese Verbindungen dem [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|Cartellverband der katholisch deutschen Studentenverbindungen]] (CV) beitraten. Da es das Cartellrecht des CV untersagte Studenten nur aus bestimmten Ländern aufzunehmen, musste Nordgau das landsmannschaftliche Prinzip aufheben. | In dieser Zeit erfolgten auch eigenständige Bewegungen, einen Cartellverband auf österreichischem Boden zu gründen, durch die katholischen Studentenverbindungen Austria, [[w:K.Ö.St.V. Rudolfina Wien|Rudolfina]], [[w:A.K.V. Tirolia Innsbruck|Tirolia]], Kürnberg gemeinsam mit Nordgau. Dieser wurde schließlich 1906 unter dem Vorort Nordgau aufgelöst, worauf diese Verbindungen dem [[w:Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|Cartellverband der katholisch deutschen Studentenverbindungen]] (CV) beitraten. Da es das Cartellrecht des CV untersagte Studenten nur aus bestimmten Ländern aufzunehmen, musste Nordgau das landsmannschaftliche Prinzip aufheben. | ||
Bald schon erhielt Nordgau eine eigene Fahne, welche heute im Dorotheum in Wien aufbewahrt wird. Bei feierlichen Anlässen kommt ein exaktes Duplikat dieser Fahne zum Einsatz. Als Fahnenpatin fungierte [[Sophie Chotek von Chotkowa|Sophie Fürstin von Hohenberg]], die 1914 gemeinsam mit ihrem Gatten, [[Franz Ferdinand von Österreich-Este|Erzherzog Franz-Ferdinand]], dem [[Attentat von Sarajevo]] zum Opfer fiel. | |||
Bald schon erhielt Nordgau eine eigene Fahne, welche heute im Dorotheum in Wien aufbewahrt wird. Bei feierlichen Anlässen kommt ein exaktes Duplikat dieser Fahne zum Einsatz. Als Fahnenpatin fungierte [[w:Sophie Chotek von Chotkowa|Sophie Fürstin von Hohenberg]], die 1914 gemeinsam mit ihrem Gatten, [[w:Franz Ferdinand von Österreich-Este|Erzherzog Franz-Ferdinand]], dem [[w:Attentat von Sarajevo|Attentat von Sarajevo]] zum Opfer fiel. | |||
=== Zwischenkriegszeit === | === Zwischenkriegszeit === | ||
1921 konnte Nordgau zwei Tochterverbindungen gründen, die bis zum heutigen Tag Bestand haben: am 18. Jänner wurde in Wien Alpenland (damals noch Austro-Danubia genannt), am 24. Juli in Prag Nordgau-Prag gegründet. Diese zweite Gründung sollte ein Ausdruck der Verbundenheit mit der Heimat darstellen. Aufgrund der Vertreibung der Sudeten nach dem Zweiten Weltkrieg durch die [[w:Beneš-Dekrete|Beneš-Dekrete]] musste Nordgau Prag die Tschechoslowakei verlassen und verlegte daraufhin seinen Sitz nach Stuttgart. 2003 erfolgte der Umzug nach Koblenz. Bis in die Gegenwart bestehen sehr gute freundschaftliche Kontakte Nordgau Wiens zu beiden Töchterverbindungen. | |||
1929 verlieh Nordgau dem damaligen Rektor der Universität Wien, Theodor Innitzer, die Ehrenmitgliedschaft. Eben dieser wurde später zum Fürsterzbischof von Wien geweiht und zum Kardinal kreiert. Er folgte Friedrich Gustav Piffl im Amte nach, der ebenfalls Ehrenmitglied Nordgaus war. | |||
1929 verlieh Nordgau dem damaligen Rektor der Universität Wien, | |||
Als Anfang der 1930er Jahre die nationalsozialistische Gleichschaltung auch den CV zu vereinnahmen drohte, erklärten die österreichischen Verbindungen, die sich diesem Prozess entziehen wollten, am 10. Juli 1933 die Abschaltung vom CV und gründeten den Österreichischen Cartellverband (ÖCV). | Als Anfang der 1930er Jahre die nationalsozialistische Gleichschaltung auch den CV zu vereinnahmen drohte, erklärten die österreichischen Verbindungen, die sich diesem Prozess entziehen wollten, am 10. Juli 1933 die Abschaltung vom CV und gründeten den Österreichischen Cartellverband (ÖCV). | ||
Im Jahr 1936 wurde Nordgau zum Vorort des ÖCV, also dessen vorsitzender Verbindung gewählt. Als Vorortspräsident fungierte der Medizinstudent Bruno Simlinger, der allerdings wegen Unstimmigkeiten mit der Vaterländischen Front, allen voran mit [[Kurt Schuschnigg]] ([[Austria Innsbruck|AIn]]) vom Amt zurücktrat. Ihm folgte der Nordgauer und spätere Unterrichtsminister [[Heinrich Drimmel]] nach. | |||
Im Jahr 1936 wurde Nordgau zum Vorort des ÖCV, also dessen vorsitzender Verbindung gewählt. Als Vorortspräsident fungierte der Medizinstudent Bruno Simlinger, der allerdings wegen Unstimmigkeiten mit der Vaterländischen Front, allen voran mit [[w:Kurt Schuschnigg|Kurt Schuschnigg]] ([[w:Austria Innsbruck|AIn]]) vom Amt zurücktrat. Ihm folgte der Nordgauer und spätere Unterrichtsminister [[Heinrich Drimmel]] nach. | |||
=== Verboten und verfolgt === | === Verboten und verfolgt === | ||
Ebenso wie andere katholische Verbindungen nahm Nordgau die sogenannten Rudolfinabeschlüsse an, wonach kein Mitglied der Verbindung auch Mitglied der NSDAP oder einer anderen nationalsozialistischen Organisation sein durfte. Folglich wurden alle Verbindungen verboten. Im März 1938 wurde die Bude (Verbindungsheim) am Kohlmarkt von der SA gestürmt und war somit nicht mehr zugänglich. Einigen Bundesbrüdern gelang es sich unbemerkt hineinzuschleichen, um einige [[w:Wichs|Wichsen]] sowie die Verbindungsfahne zu retten, die 1945 das Fundament für Wiedergründung bildeten. Wie alle anderen Verbindungen wurde auch Nordgau in den Jahren der nationalsozialistischen Terrorherrschaft 1938-1945 verboten und seine Mitglieder verfolgt, der ÖCV musste aufgelöst werden. Einige CVer bildeten die Widerstandsbewegung Standarte 105 („CV“ als römisches Zahlenzeichen besitzt den Zahlenwert 105). | |||
Im Privaten ist besonders die Widerstandstätigkeit gegen das NS-Regime des Nordgauers Arthur Lanc hervorzuheben. Gemeinsam mit einem Freund konnte er Medikamente abzweigen und an bedürftige Juden weitergeben. Außerdem half er auch drei Juden aus einem Gmünder Lager zu entkommen. Für seine Verdienste an diesen wurde ihm gemeinsam mit seiner Frau [[w:Maria Lanc|Maria Lanc]] der Ehrentitel "[Gerechter unter den Völkern" verliehen. | |||
Im Privaten ist besonders die Widerstandstätigkeit gegen das NS-Regime des Nordgauers | |||
=== Von der Nachkriegszeit in die Gegenwart === | === Von der Nachkriegszeit in die Gegenwart === | ||
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Nach der Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft versammelte sich Nordgaus Altherrenschaft am 19. Juni 1945 um über das Wiedererstehen der Verbindung zu beraten. Am Cumulativconvent (Generalversammlung) am 15. Oktober 1945 wurden diese Bemühungen weitergeführt. | Nach der Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft versammelte sich Nordgaus Altherrenschaft am 19. Juni 1945 um über das Wiedererstehen der Verbindung zu beraten. Am Cumulativconvent (Generalversammlung) am 15. Oktober 1945 wurden diese Bemühungen weitergeführt. | ||
Seitens der Vereinsbehörde wurde am 29. Mai 1946 die 1938 verfügte Auflösung der Verbindung aufgehoben, nachdem schon am 31. März 1946 ein Wiederbegründungsfest auf Einladung des Wiener Fürsterzbischofs Theodor Innitzer im erzbischöflichen Palais stattgefunden hatte. Für kurze Zeit musste Nordgau allerdings den Namen Ferdinandea führen, bis sich die Vereinsbehörde überzeugen ließ, dass der schon seit 1900 geführte alte Name mit den belasteten Namensbestandteil “-gau” in keiner Weise mit dem NS-Gedankengut in Zusammenhang steht. | Seitens der Vereinsbehörde wurde am 29. Mai 1946 die 1938 verfügte Auflösung der Verbindung aufgehoben, nachdem schon am 31. März 1946 ein Wiederbegründungsfest auf Einladung des Wiener Fürsterzbischofs Theodor Innitzer im erzbischöflichen Palais stattgefunden hatte. Für kurze Zeit musste Nordgau allerdings den Namen Ferdinandea führen, bis sich die Vereinsbehörde überzeugen ließ, dass der schon seit 1900 geführte alte Name mit den belasteten Namensbestandteil “-gau” in keiner Weise mit dem NS-Gedankengut in Zusammenhang steht. | ||
Großangelegte Bemühungen hatten ein glänzendes 50. Jubelstiftungsfest im Jahre 1950 unter der Leitung des späteren Rektors der Universität Wien, [[Richard Georg Plaschka]], zur Folge, und die Verbindung blühte in diesen ersten Nachkriegsjahren langsam wieder auf. | |||
Großangelegte Bemühungen hatten ein glänzendes 50. Jubelstiftungsfest im Jahre 1950 unter der Leitung des späteren Rektors der Universität Wien, [[w:Richard Georg Plaschka|Richard Georg Plaschka]], zur Folge, und die Verbindung blühte in diesen ersten Nachkriegsjahren langsam wieder auf. | |||
1986 musste die Bude im Looshaus am Michaelerplatz aufgeben werden, Nordgau fand eine neue Heimstatt an seiner aktuellen Adresse im neunten Wiener Gemeindebezirk. | 1986 musste die Bude im Looshaus am Michaelerplatz aufgeben werden, Nordgau fand eine neue Heimstatt an seiner aktuellen Adresse im neunten Wiener Gemeindebezirk. | ||
Einen großen Verlust für Nordgau bedeutete im November 1989 der Tod von | Einen großen Verlust für Nordgau bedeutete im November 1989 der Tod von Fürst Franz Josef II. v.u.z. Liechtenstein, der seit seiner Rezeption 1927 Nordgau stets eng verbunden blieb, wie die Verbindung noch 1986 durch die Gründung einer „Fürst-Franz-Josef-Stiftung“ deutlich dokumentiert hatte. | ||
Ebenfalls 1989 empfing Heinrich Drimmel die höchste Ehrung des ÖCV, das Ehrenband [[Richard Wollek|„in vestigiis Wollek”]] . | Ebenfalls 1989 empfing Heinrich Drimmel die höchste Ehrung des ÖCV, das Ehrenband [[w:Richard Wollek|„in vestigiis Wollek”]] . | ||
Im Jahr 2000 wurde gemeinsam mit der Schwesterverbindung Kürnberg das 100. Stiftungsfest gefeiert, in dessen Rahmen Kürnberg und Nordgau Freundschaftsbänder tauschten. | Im Jahr 2000 wurde gemeinsam mit der Schwesterverbindung Kürnberg das 100. Stiftungsfest gefeiert, in dessen Rahmen Kürnberg und Nordgau Freundschaftsbänder tauschten. | ||