Waisenhaus Mödling: Unterschied zwischen den Versionen

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Kaiser Franz Josef, der oberste Protektor, Gönner und Förderer des Waisenhauses, war hier zweimal auf Besuch: 1894 und 1904 bei der 1000-Jahrfeier von Mödling. Wenn der Kaiser kam, mussten die Kinder etwas vorsingen und vorspielen, aber auch vorexerzieren und vorschießen. Der Kaiser war von den Schießkünsten so begeistert, dass er nach seinem Besuch 1894 gleich einige hundert Gewehre ins Waisenhaus liefern ließ (es gab eigene Kindergewehre der [[oberösterreich]]ischen [[w:Österreichische Waffenfabriksgesellschaft|Gewehrfabrik Werndl]]). In einem Brief eines ehemaligen Zöglings liest man, wer aller bei dem Kaiserbesuch 1904 anwesend war:  
Kaiser Franz Josef, der oberste Protektor, Gönner und Förderer des Waisenhauses, war hier zweimal auf Besuch: 1894 und 1904 bei der 1000-Jahrfeier von Mödling. Wenn der Kaiser kam, mussten die Kinder etwas vorsingen und vorspielen, aber auch vorexerzieren und vorschießen. Der Kaiser war von den Schießkünsten so begeistert, dass er nach seinem Besuch 1894 gleich einige hundert Gewehre ins Waisenhaus liefern ließ (es gab eigene Kindergewehre der [[oberösterreich]]ischen [[w:Österreichische Waffenfabriksgesellschaft|Gewehrfabrik Werndl]]). In einem Brief eines ehemaligen Zöglings liest man, wer aller bei dem Kaiserbesuch 1904 anwesend war:  


{{Zitat|Knapp vor der ersten Kompanie hast Du Aufseher Karl Seipel, weiter vorn als Bataillonsführung Verwalter Josef Mayer, links daneben Schöffels Schwiegersohn Major Freiherr Edler von Velten-Schöffel, etwas links davon mit dem Federbusch Kaiser Franz Josef I. und Vater Josef Schöffel. Und wieder links, die Gruppe, die zwei nebeneinanderstehenden Herrn mit den Federbüschen die Adjutanten von Kaiser F.J. I. einer davon General der Infanterie Graf Paar, der andere General der Infanterie Freiherr von Bolfras, Inhaber des Infanterie Regiments Freiherr von Bolfras Nr. 48, nebstbei bemerkt, bei diesem Infanterie-Regiment war ich. Dann sieht man noch einen Herrn mit einem Federbusch, das ist [[w:Franz Salvator von Österreich-Toskana|Erzherzog Salvator]]. Die anderen Herren sind Mitglieder der damaligen Regierung und der Bezirkshauptmann. Noch etwas, beim Kücheneck, bei der Musik mit dem Tschacko, das ist Musikprofessor Fr. Mayer.|Brief eines Zöglings}}  
{{Zitat|Knapp vor der ersten Kompanie hast Du Aufseher Karl Seipel, weiter vorn als Bataillonsführung Verwalter Josef Mayer, links daneben Schöffels Schwiegersohn Major Freiherr Edler von Velten-Schöffel, etwas links davon mit dem Federbusch Kaiser Franz Josef I. und Vater Josef Schöffel. Und wieder links, die Gruppe, die zwei nebeneinanderstehenden Herrn mit den Federbüschen die Adjutanten von Kaiser F.J. I. einer davon General der Infanterie Graf Paar, der andere General der Infanterie Freiherr von Bolfras, Inhaber des Infanterie Regiments Freiherr von Bolfras Nr. 48, nebstbei bemerkt, bei diesem Infanterie-Regiment war ich. Dann sieht man noch einen Herrn mit einem Federbusch, das ist Erzherzog Salvator. Die anderen Herren sind Mitglieder der damaligen Regierung und der Bezirkshauptmann. Noch etwas, beim Kücheneck, bei der Musik mit dem Tschacko, das ist Musikprofessor Fr. Mayer.|Brief eines Zöglings}}  
   
   
Der bedeutendste Direktor des Waisenhauses war Regierungsrat Heinrich Dressler. Dressler, 1879 geboren, hat mit 32 Jahren, also im Jahre 1911, die Leitung der Anstalt übernommen. Dieses Amt übte Dressler ein viertel Jahrhundert lang bis 1936 aus. Es gab vor ihm und nach ihm einige Direktoren, diese aber spielten alle nur sehr kleine Rollen. Unter Dressler war die Blütezeit des Waisenhauses, bei ihm gab mit es 712 Kindern die meisten Kinder. Dressler war auch zugleich Schuldirektor und so musste er auch Jahresberichte verfassen, die er sehr ausführlich geschrieben hat und wodurch seine Schulchroniken wahre Geschichtsbücher geworden sind. Zwei Punkte sind es hier besonders wert, hervorgehoben zu werden:   
Der bedeutendste Direktor des Waisenhauses war Regierungsrat Heinrich Dressler. Dressler, 1879 geboren, hat mit 32 Jahren, also im Jahre 1911, die Leitung der Anstalt übernommen. Dieses Amt übte Dressler ein viertel Jahrhundert lang bis 1936 aus. Es gab vor ihm und nach ihm einige Direktoren, diese aber spielten alle nur sehr kleine Rollen. Unter Dressler war die Blütezeit des Waisenhauses, bei ihm gab mit es 712 Kindern die meisten Kinder. Dressler war auch zugleich Schuldirektor und so musste er auch Jahresberichte verfassen, die er sehr ausführlich geschrieben hat und wodurch seine Schulchroniken wahre Geschichtsbücher geworden sind. Zwei Punkte sind es hier besonders wert, hervorgehoben zu werden:   


Erstens der Besuch von Erzherzog Salvator. Zweitens wurden in den Schuljahren 1915/1916 und 1916/1917 die Lehrer des Waisenhauses für den Kriegsdienst eingezogen und die Klassen zusammengelegt. Am Beginn des nächsten Schuljahres hat dann Dressler Gedenkveranstaltungen zu Ehren der gefallenen Lehrer abgehalten. Man muss sich vorstellen, dass diese Lehrer zwischen 20 und 30 Jahre jung waren! Es sind aber nicht nur Lehrer vom Waisenhaus eingezogen worden und gefallen, sondern auch Zöglinge. Es existieren zwei Postkarten von der Front in Frankreich 1915 an das Waisenhaus an einen gewissen Herrn Holzer. Holzer war Schießausbildner der Kinder. Die jungen Männer trugen deutsche Uniformen, was insofern unbegreiflich ist, nachdem sie Franz Josef sehr verehrt haben. Im Waisenhaus gab es aber nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen. Und so bestehen zwei Urkunden, eine davon aus dem Jahre 1904, wo eine ''Marie Bauer'' dem [[w:Marianische Kongregation|Marianischen Orden]] in der Waisenhauskirche beigetreten ist. Diese beiden Mädchen waren später geistliche Schwestern im Waisenhaus zur Betreuung der Kinder. Es war überhaupt so, dass sich das meiste Personal aus ehemaligen Zöglingen rekrutiert hat.
Erstens der Besuch von [[w:[[w:Franz Salvator von Österreich-Toskana|Erzherzog Franz Salvator]]. Zweitens wurden in den Schuljahren 1915/1916 und 1916/1917 die Lehrer des Waisenhauses für den Kriegsdienst eingezogen und die Klassen zusammengelegt. Am Beginn des nächsten Schuljahres hat dann Dressler Gedenkveranstaltungen zu Ehren der gefallenen Lehrer abgehalten. Man muss sich vorstellen, dass diese Lehrer zwischen 20 und 30 Jahre jung waren! Es sind aber nicht nur Lehrer vom Waisenhaus eingezogen worden und gefallen, sondern auch Zöglinge. Es existieren zwei Postkarten von der Front in Frankreich 1915 an das Waisenhaus an einen gewissen Herrn Holzer. Holzer war Schießausbildner der Kinder. Die jungen Männer trugen deutsche Uniformen, was insofern unbegreiflich ist, nachdem sie Franz Josef sehr verehrt haben. Im Waisenhaus gab es aber nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen. Und so bestehen zwei Urkunden, eine davon aus dem Jahre 1904, wo eine ''Marie Bauer'' dem [[w:Marianische Kongregation|Marianischen Orden]] in der Waisenhauskirche beigetreten ist. Diese beiden Mädchen waren später geistliche Schwestern im Waisenhaus zur Betreuung der Kinder. Es war überhaupt so, dass sich das meiste Personal aus ehemaligen Zöglingen rekrutiert hat.


Josef Schöffel ist am 7. Februar 1910 gestorben. Er hat sich in den letzten Jahren völlig frustriert von der Politik zurückgezogen und war die letzten fünf Jahre täglich im Waisenhaus, um „seine“ Kinder zu besuchen. Er ließ sich – ebenso wie auch Hyrtl - als „Vater“ ansprechen. Das hat ihm so gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Lebensabend im Waisenhaus zu verbringen. Leider war ihm das nicht mehr vergönnt – er starb kurz darauf. Schöffel wurde am 9. Februar in der Waisenhauskirche aufgebahrt, in der Kirche, zu deren Bau er Hyrtl 25 Jahre zuvor überredet hat . Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zwar an diesem Tag ganz Mödling auf den Beinen war, es aber kaum einen Niederschlag in der Presse gegeben hat. Die wirkliche Wertschöpfung Schöffels hat erst wieder viel später, nämlich im Jahre 1970, stattgefunden, wo  
Josef Schöffel ist am 7. Februar 1910 gestorben. Er hat sich in den letzten Jahren völlig frustriert von der Politik zurückgezogen und war die letzten fünf Jahre täglich im Waisenhaus, um „seine“ Kinder zu besuchen. Er ließ sich – ebenso wie auch Hyrtl - als „Vater“ ansprechen. Das hat ihm so gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Lebensabend im Waisenhaus zu verbringen. Leider war ihm das nicht mehr vergönnt – er starb kurz darauf. Schöffel wurde am 9. Februar in der Waisenhauskirche aufgebahrt, in der Kirche, zu deren Bau er Hyrtl 25 Jahre zuvor überredet hat . Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zwar an diesem Tag ganz Mödling auf den Beinen war, es aber kaum einen Niederschlag in der Presse gegeben hat. Die wirkliche Wertschöpfung Schöffels hat erst wieder viel später, nämlich im Jahre 1970, stattgefunden, wo