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Der bedeutendste Direktor des Waisenhauses war Regierungsrat Heinrich Dressler. Dressler, 1879 geboren, hat mit 32 Jahren, also im Jahre 1911, die Leitung der Anstalt übernommen. Dieses Amt übte Dressler ein viertel Jahrhundert lang bis 1936 aus. Es gab vor ihm und nach ihm einige Direktoren, diese aber spielten alle nur sehr kleine Rollen. Unter Dressler war die Blütezeit des Waisenhauses, bei ihm gab mit es 712 Kindern die meisten Kinder. Dressler war auch zugleich Schuldirektor und so musste er auch Jahresberichte verfassen, die er sehr ausführlich geschrieben hat und wodurch seine Schulchroniken wahre Geschichtsbücher geworden sind. Zwei Punkte sind es hier besonders wert, hervorgehoben zu werden: | Der bedeutendste Direktor des Waisenhauses war Regierungsrat Heinrich Dressler. Dressler, 1879 geboren, hat mit 32 Jahren, also im Jahre 1911, die Leitung der Anstalt übernommen. Dieses Amt übte Dressler ein viertel Jahrhundert lang bis 1936 aus. Es gab vor ihm und nach ihm einige Direktoren, diese aber spielten alle nur sehr kleine Rollen. Unter Dressler war die Blütezeit des Waisenhauses, bei ihm gab mit es 712 Kindern die meisten Kinder. Dressler war auch zugleich Schuldirektor und so musste er auch Jahresberichte verfassen, die er sehr ausführlich geschrieben hat und wodurch seine Schulchroniken wahre Geschichtsbücher geworden sind. Zwei Punkte sind es hier besonders wert, hervorgehoben zu werden: | ||
Erstens war es der Besuch von [[w:Franz Salvator von Österreich-Toskana|Erzherzog Franz Salvator]] im Jahr 1904.<ref>{{ANNO|moz|12|11|1904|1|Der Kaiserbesuch in Mödling (und folgende)}}<ref> Zweitens wurden in den Schuljahren 1915/1916 und 1916/1917 die Lehrer des Waisenhauses für den Kriegsdienst eingezogen und die Klassen zusammengelegt. Am Beginn des nächsten Schuljahres hat dann Dressler Gedenkveranstaltungen zu Ehren der gefallenen Lehrer abgehalten. Man muss sich vorstellen, dass diese Lehrer zwischen 20 und 30 Jahre jung waren! Es sind aber nicht nur Lehrer vom Waisenhaus eingezogen worden und gefallen, sondern auch Zöglinge. Es existieren zwei Postkarten von der Front in Frankreich 1915 an das Waisenhaus an einen gewissen Herrn Holzer. Holzer war Schießausbildner der Kinder. Die jungen Männer trugen deutsche Uniformen, was insofern unbegreiflich ist, nachdem sie Franz Josef sehr verehrt haben. Im Waisenhaus gab es aber nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen. Und so bestehen zwei Urkunden, eine davon aus dem Jahre 1904, wo eine ''Marie Bauer'' dem [[w:Marianische Kongregation|Marianischen Orden]] in der Waisenhauskirche beigetreten ist. Diese beiden Mädchen waren später geistliche Schwestern im Waisenhaus zur Betreuung der Kinder. Es war überhaupt so, dass sich das meiste Personal aus ehemaligen Zöglingen rekrutiert hat. | Erstens war es der Besuch von [[w:Franz Salvator von Österreich-Toskana|Erzherzog Franz Salvator]] im Jahr 1904.<ref>{{ANNO|moz|12|11|1904|1|Der Kaiserbesuch in Mödling (und folgende)}}</ref> Zweitens wurden in den Schuljahren 1915/1916 und 1916/1917 die Lehrer des Waisenhauses für den Kriegsdienst eingezogen und die Klassen zusammengelegt. Am Beginn des nächsten Schuljahres hat dann Dressler Gedenkveranstaltungen zu Ehren der gefallenen Lehrer abgehalten. Man muss sich vorstellen, dass diese Lehrer zwischen 20 und 30 Jahre jung waren! Es sind aber nicht nur Lehrer vom Waisenhaus eingezogen worden und gefallen, sondern auch Zöglinge. Es existieren zwei Postkarten von der Front in Frankreich 1915 an das Waisenhaus an einen gewissen Herrn Holzer. Holzer war Schießausbildner der Kinder. Die jungen Männer trugen deutsche Uniformen, was insofern unbegreiflich ist, nachdem sie Franz Josef sehr verehrt haben. Im Waisenhaus gab es aber nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen. Und so bestehen zwei Urkunden, eine davon aus dem Jahre 1904, wo eine ''Marie Bauer'' dem [[w:Marianische Kongregation|Marianischen Orden]] in der Waisenhauskirche beigetreten ist. Diese beiden Mädchen waren später geistliche Schwestern im Waisenhaus zur Betreuung der Kinder. Es war überhaupt so, dass sich das meiste Personal aus ehemaligen Zöglingen rekrutiert hat. | ||
Josef Schöffel ist am 7. Februar 1910 gestorben. Er hat sich in den letzten Jahren völlig frustriert von der Politik zurückgezogen und war die letzten fünf Jahre täglich im Waisenhaus, um „seine“ Kinder zu besuchen. Er ließ sich – ebenso wie auch Hyrtl - als „Vater“ ansprechen. Das hat ihm so gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Lebensabend im Waisenhaus zu verbringen. Leider war ihm das nicht mehr vergönnt – er starb kurz darauf. Schöffel wurde am 9. Februar in der Waisenhauskirche aufgebahrt, in der Kirche, zu deren Bau er Hyrtl 25 Jahre zuvor überredet hat . Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zwar an diesem Tag ganz Mödling auf den Beinen war, es aber kaum einen Niederschlag in der Presse gegeben hat. Die wirkliche Wertschöpfung Schöffels hat erst wieder viel später, nämlich im Jahre 1970, stattgefunden, wo | Josef Schöffel ist am 7. Februar 1910 gestorben. Er hat sich in den letzten Jahren völlig frustriert von der Politik zurückgezogen und war die letzten fünf Jahre täglich im Waisenhaus, um „seine“ Kinder zu besuchen. Er ließ sich – ebenso wie auch Hyrtl - als „Vater“ ansprechen. Das hat ihm so gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Lebensabend im Waisenhaus zu verbringen. Leider war ihm das nicht mehr vergönnt – er starb kurz darauf. Schöffel wurde am 9. Februar in der Waisenhauskirche aufgebahrt, in der Kirche, zu deren Bau er Hyrtl 25 Jahre zuvor überredet hat . Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zwar an diesem Tag ganz Mödling auf den Beinen war, es aber kaum einen Niederschlag in der Presse gegeben hat. Die wirkliche Wertschöpfung Schöffels hat erst wieder viel später, nämlich im Jahre 1970, stattgefunden, wo |