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Das Stift Heiligenkreuz bezahlte dem ehemaligen Pächter eine finanzielle Starthilfe in New York im Wert von US $ 3.000. Abt Karl Braunstorfer schrieb Engel im Herbst 1948 darüber; der Briefverkehr erstreckte sich über einige Wochen und ergab bald eine Überweisung.<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv R50-18-112.</ref> Bruckners Korrespondenz mit Engel setzte sich bin in die 1960er-Jahre fort.  
Das Stift Heiligenkreuz bezahlte dem ehemaligen Pächter eine finanzielle Starthilfe in New York im Wert von US $ 3.000. Abt Karl Braunstorfer schrieb Engel im Herbst 1948 darüber; der Briefverkehr erstreckte sich über einige Wochen und ergab bald eine Überweisung.<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv R50-18-112.</ref> Bruckners Korrespondenz mit Engel setzte sich bin in die 1960er-Jahre fort.  
== Wirtschaftliche Bedrängnis, Immobilien- und Kunstverluste im Dritten Reich ==
=== Forstbetrieb Wasserberg ===
Ob die Herrschaft [[w:Schloss Wasserberg|Wasserberg]] als Zwangsverkauf eingestuft werden kann, ist Auslegungssache: Der Konvent bemühte sich seit der [[w:Weltwirtschaftskrise|Weltwirtschaftskrise]] darum, sie zu verkaufen. Im Jahr 1934 hatte das Konventkapitel den Verkauf beschlossen,<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv CA 7-4-14d, fol. 46; ÖStA/AdR/LuF/ÖBF Konvolut 938/13200/13/Karton 78, Gut Wasserberg, Erwerbung.</ref> doch führte dies noch zu keinem Ergebnis.
Verhandlungen um den Verkauf von Wasserberg begannen (erneut) im Herbst des Jahres 1938; im Juni hatte der im Berliner Wirtschaftsministerium tätige Dr. Schneider-Kewenig das Waldgut Wasserberg besichtigt und teilte am 22. Juli 1938 dem Reichsforstamt seine Entscheidung mit, es zu kaufen. Anlass war in erster die Nutzung des Areals als Jagdrevier. [[w:Hermann Göring|Hermann Göring]] hatte unter dem Deckmantel der Gesellschaft „Biologische Großstation für Tierzucht und Pflanzenanbau“ den Kauf von einigen Gütern initiiert, weil er sie als Jagdreviere benützen wollte. In diesem Sinne kamen die Gutachter zum Ergebnis: „Die Herrschaft Wasserberg ist eins der wertvollsten Jagdgüter Österreichs. Sie stellt weniger ein ausgesprochenes Waldgut, aber ein hervorragendes Jagdgut dar, dessen jagdliche Wertigkeit sich wieder zur alten Blüte bringen ließe.“<ref>Reichsforstmeister Berlin an den Beauftragten für das Forstwesen im Lande Österreich vom 25. Aug. 1938/Abschrift AdR.</ref> Am 20. November 1938 hatte der Heiligenkreuzer Prior Karl Braunstorfer in Vertretung seines Abtes das Anbot mit Kaufpreis  RM 2,600.000 an das Amt des Reichsforstmeisters in Wien eingereicht.<ref>Braunstorfer an Reichsforstmeisteramt vom 20. Nov. 1938/AdR.</ref> Der Kaufpreis fiel sehr viel bescheidener aus: Die Käufer waren nur bereit, RM 1,750.000 dafür zu bezahlen.<ref>Kaufvertrag vom 12. März 1939; ein Gutachten vom 12. Dez. 1938 setzte den Preis bei 1,785.120 an; Mädl an Güde, Typoskript vom 14. Juni 1939, AdR/04</ref> Die faktische Übernahme erfolgte am 1. Februar 1939; am 14. Juni hatte das Stift die Zahlung noch nicht erhalten.
Zentralsekretär [[Hans Mädl]] beschrieb in seinen unveröffentlichten Memoiren den Verkauf als überlegte Initiative der Stiftsvorstehung, „die Vorkriegsschulden zu bereinigen“.<ref>Curriculum Vitae. Heiligenkreuz, Stiftsarchiv R100-1-95, fol. 14.</ref>
=== Waldbesitz am Anninger-Berg ===
Im Jahr 1942 verkaufte das Stift Heiligenkreuz 364 ha aus seinem Besitz im [[w:Anninger|Anningergebiet]] an das Reichsgau Wien. Angrenzende Gründe wurden vom Fürsten Liechtenstein (ca. 350 ha), Emil Freiherrn von Skoda (230 ha) und dem [[w:Stift Melk|Stift Melk]] (ca. 170 ha) an Wien verkauft. Der Heiligenkreuzer Besitz machte die größte Fläche aus. Über den Ankauf wurde im [[w:Völkischer Beobachter|Völkischen Beobachter]] berichtet, dass die erworbene Fläche, zusammen mit der Auflassung jüdischer Friedhöfe in Währing, Floridsdorf und Großenzersdorf, „Wiens Erholungsgebiet für immer gesichert“ habe.<ref>Völkischer Beobachter (Rubrik „Wiener Beobachter“) Nr. 9 vom 9. Jan. 1942.</ref> Die eigentliche Attraktivität des Grundstückes erklärte sich aus interner Korrespondenz des Reichsforstamtes: „Die günstige Lagerung gegenüber dem Reichsforstbesitze und die hiedurch bedingte ausserordentlich gute organisatorische Anschlussmöglichkeit an das bestehende Forstamt Hinterbrühl rechtfertigt das besondere Interesse der Reichsforstverwaltung an dem Erwerbe des Besitzes, welches noch dadurch erhöht wird, dass im Norden des in Rede stehenden Besitzes grossteils (an den Teil-Tiergarten) die Wälder des Cisterzienser Stiftes Heiligenkreuz und im Süden jene des Benediktiner Stiftes Melk angrenzen.“<ref>Anninger Verkauf an die Stadt Wien. ÖStA/AdR/ÖBF Konvolute/1941/2426/13/124. Brieftranskription, an den Reichsforstmeister in Berlin vom 11. Sept. 1941.</ref> Die Erweiterung des Wald- und Wiesengürtels um Wien war allerdings ein Ziel, das aus wiederholten Erwähnungen im internen Aktenverlauf der Forstbehörde hervorgeht. Das [[w:Schottenstift|Schottenstift]] hatte kurz zuvor ca. 287 ha seines [[w:Hietzing|Hietzinger]] Forstbesitzes an den Reichsgau verkauft. 
=== Kunstenteignungen ===
Die Gemeinde Wien kaufte einen alten Stadtplan von Wien am 30. März 1939 als „Geschenk der Stadtgemeinde an den Führer“ (RM 2.300,-) im selben Jahr wurden ein romanischer Leuchter (5.100,-) und im Oktober 1940 eine Marienstatue (10.000,-) an das Ostmärkische Gewerbemuseum abgegeben. Patres, die im Stift für Wirtschaft und Kultur verantwortlich waren, empfanden die dafür erhaltene Summe von RM 17.400,- als „Zwangsverkauf“.<ref>Verzeichnis des beweglichen entzogenen Vermögens, datiert 3. Mai 1949, unterschrieben von Zentraldirektor Pater Paulus Niemetz. Heiligenkreuz, Stiftsarchiv R1-2-4.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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