Kartause Aggsbach: Unterschied zwischen den Versionen

K
Zeile 30: Zeile 30:


Ende des 16. Jahrhunderts begann unter Prior Thomas (III.) von Aggsbach ein wirtschaftlicher Aufschwung. Unter ihm konnten die Kirche und die Klostergebäude erneuert werden. Von den Auswirkungen des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] (1618-1648), von denen auch die Wachau schwer betroffen war, blieb die Kartause Aggsbach verschont. 1673 ließ der Prior Augustin Köberle die Klosterkirche renovieren. Sie erhielt neue Nebenaltäre und einen prachtvollen neuen barocken Hochaltar mit reichem Figurenwerk und vergoldeten Verzierungen. Das Bild des Hochaltars, eine Darstellung der „Mariä Himmelfahrt" war ein Werk von [[w:Tobias Pock|Tobias Pock]] († 1683). Auch der Dachreiter wurde damals renoviert und erhielt die neue Glocke "Maria", die 1696 von Abt Georg von Melk geweiht wurde. 1682 wurde zudem die Gebetsverbrüderung mit den Kartausen Mauerbach und Gaming erneuert. 1670 wurde unter [[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] († 1705) der Prior von Aggsbach und auch die Prioren der beiden anderen Kartausen in den Prälatenstand erhoben. Sie erhielten dabei das Recht von Sitz und Stimme im Landtag des Herzogtums Österreich unter der Enns. Aus diesem Anlass wurde in der Kartause Aggsbach gegen den Willen des Generalkapitels des Kartäuserordens ein Prälatensaal eingerichtet. Während der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (14. Juli - 12. September 1683) diente die Kartause der Bevölkerung als Zufluchtsort, obwohl die Aggsbacher Mönche bereits am 10. Juli 1683 von dort geflüchtet waren. Die Kartause selbst blieb unbeschädigt und erlebte zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine letzte Blütezeit, als unter dem Prior Johannes Jenumb die Kirche und weitere Klosterteile wie der Kapitelsaal, die Sakristei und Prälatur erneuert und verschönert wurden. Aufgrund der schweren Belastung durch staatliche Steuern (Vermögenssteuer, Türkensteuer, weitere Kriegssteuern, kaiserliche Anleihen) verarmte die Kartause im 18. Jahrhundert allmählich. Wegen ihrer finanziellen Notlage wurde sie 1755 mehr unter der Leitung eines Administrators, der den Titel Rektor trug, unterstellt. Durch Gesetze, die unter [[Maria Theresia|Kaiserin Maria Theresia]] erlassen wurden, wurde der wirtschaftliche Handlungsspielraum der Kartause in der Folge weiter beschränkt.<ref name="kartausenet"/>  
Ende des 16. Jahrhunderts begann unter Prior Thomas (III.) von Aggsbach ein wirtschaftlicher Aufschwung. Unter ihm konnten die Kirche und die Klostergebäude erneuert werden. Von den Auswirkungen des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] (1618-1648), von denen auch die Wachau schwer betroffen war, blieb die Kartause Aggsbach verschont. 1673 ließ der Prior Augustin Köberle die Klosterkirche renovieren. Sie erhielt neue Nebenaltäre und einen prachtvollen neuen barocken Hochaltar mit reichem Figurenwerk und vergoldeten Verzierungen. Das Bild des Hochaltars, eine Darstellung der „Mariä Himmelfahrt" war ein Werk von [[w:Tobias Pock|Tobias Pock]] († 1683). Auch der Dachreiter wurde damals renoviert und erhielt die neue Glocke "Maria", die 1696 von Abt Georg von Melk geweiht wurde. 1682 wurde zudem die Gebetsverbrüderung mit den Kartausen Mauerbach und Gaming erneuert. 1670 wurde unter [[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] († 1705) der Prior von Aggsbach und auch die Prioren der beiden anderen Kartausen in den Prälatenstand erhoben. Sie erhielten dabei das Recht von Sitz und Stimme im Landtag des Herzogtums Österreich unter der Enns. Aus diesem Anlass wurde in der Kartause Aggsbach gegen den Willen des Generalkapitels des Kartäuserordens ein Prälatensaal eingerichtet. Während der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (14. Juli - 12. September 1683) diente die Kartause der Bevölkerung als Zufluchtsort, obwohl die Aggsbacher Mönche bereits am 10. Juli 1683 von dort geflüchtet waren. Die Kartause selbst blieb unbeschädigt und erlebte zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine letzte Blütezeit, als unter dem Prior Johannes Jenumb die Kirche und weitere Klosterteile wie der Kapitelsaal, die Sakristei und Prälatur erneuert und verschönert wurden. Aufgrund der schweren Belastung durch staatliche Steuern (Vermögenssteuer, Türkensteuer, weitere Kriegssteuern, kaiserliche Anleihen) verarmte die Kartause im 18. Jahrhundert allmählich. Wegen ihrer finanziellen Notlage wurde sie 1755 mehr unter der Leitung eines Administrators, der den Titel Rektor trug, unterstellt. Durch Gesetze, die unter [[Maria Theresia|Kaiserin Maria Theresia]] erlassen wurden, wurde der wirtschaftliche Handlungsspielraum der Kartause in der Folge weiter beschränkt.<ref name="kartausenet"/>  
Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben.<ref name="page6">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=6 Kartause Aggsbach], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021</ref><ref name="Gedaechtnis"/> Nach der Aufhebung gelangte der größte Teil der Bestände der Klosterbibliothek in den Besitz der Wiener Universitätsbibliothek. Einige Handschriften und Inkunabel landeten in der damaligen Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek). Das Archiv wurde dagegen zerschlagen. Heute befinden sich Teile im Wiener Staatsarchiv, im Archiv des Landes Niederösterreich und im Archiv der Diözese St. Pölten sowie in den Stiftsarchiven von Melk und von Göttweig.<ref name="kartausenet"/>
Als Folge der Kirchenreform unter Kaiser Joseph II. wurde die Kartause Aggsbach 1782 zusammen mit den beiden anderen im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen aufgehoben.<ref name="page6">vgl. [http://kartause-aggsbach.at/?page_id=6 Kartause Aggsbach], Kartause-Aggsbach.AT, abgerufen am 16. August 2021</ref><ref name="Gedaechtnis"/> Nach der Aufhebung gelangte der größte Teil der Bestände der Klosterbibliothek in den Besitz der Wiener Universitätsbibliothek. Einige Handschriften und Inkunabel landeten in der damaligen Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek). Das Archiv wurde dagegen zerschlagen. Heute befinden sich Teile im Wiener Staatsarchiv, im Archiv des Landes Niederösterreich und im Archiv der Diözese St. Pölten sowie in den Stiftsarchiven von Melk und von Göttweig.<ref name="kartausenet"/>


49.124

Bearbeitungen