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===Sr. Franziska Sucharipa===
===Sr. Franziska Sucharipa===
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Geboren: 3.4.1920
 
 
Mit 14 Jahren nach Rodaun gekommen. Hauptschule in Rodaun absolviert. Im Krieg nach Frankreich gegangen wegen jüdischen Wurzeln. Nach dem Krieg zum Studium wieder nach Rodaun gekommen. Dann in den Orden eingetreten. Lehrerin und Direktorin  geworden
 
0.08
 
In die vierte Hauptschule. Vom dritten Gymnasium in die vierte Hauptschule. Weil meine Eltern übersiedelt sind aufs Land. Das heißt mein Vater war schon gestorben und meine Mutti hat noch einmal geheiratet einen Grundbesitzer auf dem Land und ist dorthin übersiedelt und daher bin ich dann ins Internat gekommen. Ich war ja vorher extern in einem Gymnasium. Und weil sie jetzt nicht mehr in Wien gewohnt haben, das war ein Dorf, dort war keine Schule, bin ich ins Internat nach Sancta Christiana gekommen, in die vierte Hauptschule.
 
1.02
 
Ich bin 20 geboren. 34 um diese politisch wirren Zeiten.
 
1.28
 
Das Haus hat ausgeschaut, wie es heute auch noch ausschaut. Das Schloss das alte, das hat sich ja erhalten. Das war das große Gebäude mit dem Bakon vorne, in der Mitte und rechts und links dann längere Zubauten.
 
2:04
 
'''Also allein durften wir gar nichts tun, wir sind in Zweierreihen spazieren geführt worden. Also wir sind zB. die Sonnbergstraße auf der einen Seite hinunter bis ans Ende gegangen und auf der anderen Seite wieder hinauf. aber zwei und zwei und da mussten wir eine Strecke, entweder hinunter oder hinauf, mussten wir französisch sprechen. Weil die Schwestern haben ja mit uns französisch gesprochen, es war ein französischer Orden und da haben wir halt so angefangen. Vorher im Gymnasium hab ich englisch gelernt und da hab ich dort angefangen französisch zu sprechen. Und das kann ich heute noch wie meine Muttersprache fast.'''
 
3:04
 
Ja ich hab dann de 4 Hauptschule gemacht und 2 Jahrgänge der Frauenoberschule und dann wie ich gesagt hab, dass ich in den Orden eintreten will, bin ich in die Lehrerbildungsanstalt geschickt worden.
 
3:32
 
Nein, wir haben das Thurau des Instituts gar nicht verlassen, wenn wir spazieren gegengabe sind, dann in Zweierreihen, vorne eine Schwester, hinten eine Schwester. Was nicht verhindert hat, dass die in der Mitte an die Haustüren geleutet haben und alle heraus geläutet haben und die natürlich geschimpft haben. Das war dann unser Vergnügen.
 
4:13
 
Ja schon es wurde alles gefeiert, der Advent da haben wir zB. gezogen Zetteln mit Namen und im Advent hat dann jeder einen Schützling gehabt und er war selber ein Schützling von jemanden und denen haben wir dann Zuckerl aufs Pult gelegt oder ihm geholfen, aber wir haben geschaut, dass es geheim bleibt und erst zu Weihnachten ist offenbart geworden, wer der Schutzengel war, aber bis dahin sind sie meistens schon drauf gekommen, weil man sie ja umsorgt hat.
 
5:17
 
Ich bin vor dem Krieg nach Frankreich; meine Eltern waren schon gestorben und mein Vormund war ein Advokat, der hat die Sache durchschaut und weil meine Abstimmung nicht Lupenrein war, mein Großvater mütterlicherSeits war ein Jude, und dadurch hat der dafür gesorgt, dass ich gleich zu anfang des Kriegs nach Frankreich gekommen bin zu den Schwestern, weil ich hatte damals schon den Wunsch Schwester zu werden. Und da bin ich gleich am Anfang und hab den Krieg in Frankreich mitgemacht, nicht in Wien.
 
6:10
 
Nach dem Friedensschluss, 40 Jahr, ich glaub das war in den 40 Jahren. Und dann bin ich wieder weiter; hab ich weiter studiert um Lehrerin zu werden.
 
6:41
 
Sehr viel, ich war ja, ich bin mit den Kindern spazieren gefahren und ich bin auf die Universität nach Wien gefahren zu Vorlesungen. Also ich war mehr weg, als im Kloster.
 
7:19
 
Ja Rodaun war noch sehr schön, weil es waren Soldaten dort einquartiert und die haben zwar ein bissl die Stiegen zerstampft mit ihren Soldaten Schuhen, die musste man dann reparieren, nach dem Krieg. Aber sonst sind dann nach dem Krieg die Schwestern wieder eingezogen, konnten aber nicht das ganze Haus bewohnen, das war ziemlich zerstört, sondern sie haben einen Teil, kleinen Teil im Anbau besiedelt und das andere war zerstört, also Plafond zeitweise war runtergefallen, die Stiegen waren ausgetreten, es war Reperatur notwendig, aber dazu hat der Staat viel geholfen.
 
8:30
 
In der Ortschaft, ja schon, die Leute sind ja während des Kriegs ins Kloster geflohen, wenn Bombengefahr war. Weil da war doch ein Keller und ein Turm, wo man sich sicherer gefühlt hat. Es ist nur eine Bombe durch ein Fenster in den Turnsaal gefallen und die ist nicht explodiert. Die hat man dann abgeholt und irgendwo entschärft, aber es ist an dem Gebäude kein Schaden geschehen.
 
9:23
 
Nach dem Krieg war ich nicht in Rodaun, da war ich in Frankreich, da kann ich da nichts dazu sagen. Ich weiß nur, dass die Schwestern für die Soldaten gekocht, und die Wäsche gewaschen haben, gebügelt haben, das Haus war besetzt von Soldaten und die Schwestern mussten für sie sorgen. '''Wie halt eine Frau für die Männer sorg, Wäsche waschen, essen kochen.'''
 
10:25
 
Ja es war eine kleine Ortschaft, sie hat nur ein richtiges Geschäft gehabt. Es war wirklich eine stille, kleine Ortschaft. Wir sind da spazieren gegangen; ich kann mich mehr an das benachbarte Perchtoldsdorf erinnern, das direkt an Rodaun.
 
11:06
 
Ich hatte einen Onkel, mein Vormund, der war Advokat und der hat das ganze gut durchschaut und, da ich keine Lupenreine Arierin bin hat er mich sofort nach Frankreich exportiert. Er hat mich also sofort in den Zug gesetzt und man hat mich dann dort abgeholt und ich hab den Krieg dann in Frankreich verbracht.
 
11:52
 
Ja da musst ich sofort weiter in die Schule gehen, also die letzten Jahre der Lehre Bildungsschule machen, da war ich wieder weniger im Kloster, mehr in Wien, aber die Schwestern waren sehr offen für die Leute der Ortschaft. Während des Krieges sind sie ja immer ins Schloss, hat man das genannt, geflüchtet, weil es dort doch ein bisschen geschützter war. Und da waren die Schwestern mit der Bevölkerung von Rodaun sehr vertraut.
 
12:44
 
Der war schon reguliert.
 
13:08
 
Wir waren ja immer im Kloster, da kann ich mich nicht erinnern. Ich kann mich an zwei Geschäfte erinnern, aber auch nicht mehr an die Namen.
 
13:28
 
Alles, das war so; was es halt gegeben hat, es hat ja nicht viel gegeben. Sowohl Lebensmittel als auch Stoffe. Die haben halt die Bevölkerung mit dem versorgt, was sie bekommen konnten.
 
14:06
 
Ja bei uns im Schloss, wir haben einen Raum nach dem anderen zurück bekommen. Es haben ja noch sie Soldaten in dem Haus gewohnt, haben die Stiegen zertreten, haben die Fensterscheiben eingebaut, nicht absichtlich, aber sie waren halt stürmisch. Und nach dem Krieg hat man dann langsam alles in Ordnung gebracht und langsam eine Klasse nach der anderen wieder aufgebaut. Zuerst die Volksschulen, da waren noch mehrere Klassen in einem Raum, aber es sind dann bald immer mehr Schülerinnen geworden und dann haben wir bald die 4 Volksschule Klassen abgebaut worden und dann eine Frauenoberschule.
 
15:33
 
Man hatte viel mehr Beziehungen zu den Eltern, vorher waren wir fast, wie in einer Klausur, aber nachher sind die Eltern gekommen und haben nachgefragt über ihre Kinder und manchmal wurde man auch eingeladen, also da hatten wir schon viel mehr Beziehungen mit der Ortschaft.
 
16:16
 
Es war immer dort die Kirche, war immer aktiv, war immer besetzt, zumindestens zu der Zeit wo ich dort war, direkt während des Krieges war ich ja nicht dort. Und nach dem Krieg ist sie wieder schnell besetzt worden. sind sogar zwei Priester, die sie betreut haben abwechselnd. Und da waren dann am Anfang nur die Sonntagsmessen, aber dann auch schon Wochentagsmessen. Zuerst am Freitag und dann noch am Samstag, die Vorabendmesse, und schließlich war ein regulärer Kirchenbetreib.
 
17:17
 
Da kann ich micht nicht erinnern, weil da hat ja keiner Nachgefragt, ob der jüdisch ist oder nicht. Jeder war ein Bürger von Rodaun und da hab ich gar nichts mitbekommen, erst im Krieg und da war ich Frankreich. Da mussten wir unseren Schott verstecken, weil er deutsch geschrieben war. Und Frankreich war ja Feind vom Hitler, waren ja im Krieg. Aber in Rodaun hab ich; da war ich in Frankreich die ganze Kriegszeit und auch unmittelbar davor und danach.
 
18:03
 
Ich hatte einen Rechtsanwalt als Vormund und der hat mich rechtzeitig aus dem deutschsprachigen Gebiet nach Frankreich zu den Schwestern gebracht.
 
Leider kann ich da nicht dienlich sein, historisch.
 
18:42
 
Wir sind immer in Reih und Glied spazieren gegangen, ich glaub in Rodaun hat es kaum etwas gegeben, das ein oder andere Geschäft. Aber richtige Wirtschaftsbetriebe kann ich mich nicht erinnern.
 
19:13
 
Rodaun endstation und da bin eingestiegen und bis nach Wien hinein gefahren, mit der Straßenbahn.
 
(Dialog)
 
19:51
 
Zuerst war wirklich noch eine Straßenbahn, die war aber so wenig benützt, dass man dann einen Autobusverkehr gemacht hat von Rodaun nach Mödling, weil die Straßenbahn ist dann nur noch nach Rodaun gefahren.
 
20:14
 
Die war schon damals nicht mehr benützt. Eisenbahn ist keine mehr gefahren, aber straßenbahn hat dann die Schienen benutzt. Rodaun war dann die umsteigestelle von Hitzing nach Rodaun gefahren und dann musste man in eine andere Straßenbahn, eine elektrische, umsteigen und die ist dann bis Mödling gefahren.
 
21:14
 
Ja also es sind Nachfahren gekommen. Am Sprechtag, das war am Sprechtag, da sind sie gekommen und haben sich erkundigt über die Fortschritte und das Verhalten ihrer Kinder.
 
22:00
 
Ja es war der wunderschöne Weg in den Wald oberhalb des Klosters und  dann die Perchtoldsdorfer Heide, eine große Heide, da sind wir spazieren gegangen und ja da bin ich später auch alleine sehr viel spazieren gegangen.
 
22:30
 
Das ist wunderschön, so richtig keine Bäume nur in der Mitte ein Brunnen mit Nadelbäumen und dort waren ja dann auch so kleine Tiere, Ziesel die haben dort ihre Löcher gehabt und die sind auch herausgekommen und die Kinder haben sie gefüttert. Was verboten war; aber die Ziesel ja.
 
(Dialog über Bieber und Hochwasser -> keine Erinnerung)
 
24:00
 
'''Wir waren, wenn die Filme sich geeignet haben, hat man uns auch ins Kino geführt.''' Und wir konnten dort zuschauen, also das Kloster war mit dem Kino in guter Beziehung.
 
24:30
 
Die hat man für uns alle genommen, wahrscheinlich eine Gemeinschaftskarte. Als Schwester bin ich dann nicht mehr gegangen, da bin ich sofort nach Wien zum Studium gekommen, an das Kino hab ich sonst keine Erinnerungen.
 
24:55
 
Unten in Rodaun ich glaub an der Ecke; leider. Von außen hat man nicht viel gesehen. Aber innen war es ein richtiges kino mit Bänken und Klappsesseln und vorn war die große Leinwand; ich hab da zu wenig aufgepasst als Kind. Mich hat dann eher der Film interessiert mit dem Jackl Guben und der Dolly Haas, mit dem Fair Preng, die kennen Sie sicher alle nicht, aber das waren unsere Filmstars.
 
26:20
 
Ja, dass ich eine sehr glückliche Zeit in Rodaun verbraucht hab als ich noch ein Kind war, dass ich das Haus geliebt habe und gern die Treppen hinauf und runter gegangen bin, natürlich in Zweierreihen und mit einer Schwester vorn und einer hinten, aber ich war sehr, sehr gerne in ROdaun. Hab auch den großen Park geliebt mit der großen Allee, durch den Park ging ja eine große Allee und da ich ja brav war, durfte ich öfter in der Studienzeit hinunter gehen und dort auf und abgehend lernen.
 
27:10
 
Komischerweise hab ich da viel weniger Erinnerungen. Nicht so positive Erinnerungen wie als Schülerin.
 
27:45
 
Das mit den Lehrern, ja hab ich ein bissl schwierigkeiten gehabt, dass sie pünktlich sind und, dass sie ordentlich unterrichten und da war natürlich dann die Beziehung nicht so freundschaftlich. Ich war die Vorgesetzte und wenn ich in die Klasse gekommen bin, war sie nicht mehr natürlich. Und mit den Schülern hab ich mich auch ganz gut verstanden und das war den Lehrern nicht recht, denn wenn ich eine Schülerin zur Frau Direktorin geschickt haben, dann sind sie ganz stolz zurückgekommen und haben gesagt die Franzi, so haben sie mich genannt, von Schwester Franziska, war sehr lieb mit mir. Was sollt ich schimpfen, wo ich nichts gesehen und gehört hab. Für eine andere das Kind zusammen schimpfen das war nicht meines.
 
(Dialog über Öffnung der Schule nach Außen)
 
32:48
 
Eine Zeit lang war da ein Geschäft, aber dann ist da wieder der Rodauner hof gekommen, das war ein Wirtshaus, die Kinder sind bei uns in die Schule gegangen vom Wirt, er hat auch manchmal eine Klasse eingeladen. Vor allem die großen. Im Schulhaus durfte ja kein Alkohol sein, aber da unten, wenn sie dort eingeladen waren, dann hab ich ihnen schon erlaubt ein Glas zu trinken. Ja aber der Rodauner Hof war sehr gut.
 
33:47
 
Das war das wichtigste, es war nicht weit weg da noch eines, aber der Rodauner Hof war das Wirtshaus von Rodaun.
 
34:06
 
Da war ausgesteckt natürlich. Nein als Schwestern natürlich nicht. Dann wie wir in Ziviln waren. Wir sind ja jetzt zivil angezogen- jetzt kann ich überall hingehen.
 
34:42
 
Also an den visa wie, wenn man den Berg runter gekommen ist. War einer links und einer visa wie in dem Eckgeschäft und auch rechts noch, rechts war noch ein Gasthaus, das hat aber nicht Heurigen geheißen, dort hab ich bevor ich hierher gekommen bin auch manchmal gegessen noch.
 
35:29
 
Pferde kann ich mich in Rodaun nicht mehr erinnern, nur in Wien. Da ist der Mistbauer noch gekommen mit Pferdl, wie ich als Kind in Wien war. Aber in Rodaun kann ich mich nicht mehr erinnern, da war schon alles motorisiert.
 
35:56
 
Gehsteig hat es gegeben, die Straße war glaub ich Teer, so schwarz; Teer.
 
(Dialog über Skikurs und Lebenskunde, in den 80ern Burschen dazu in die Schule)
 
38:35
 
Das Leben, dass ich hinter mir hab war ein wunderschönes. '''Ich hab immer gerne gelebt und alles gern getan. Das heißt alles hab ich nicht gern getan, Handarbeiten hab ich nicht gern gehabt. Nähen und Häkeln und Stricken, Häkeln noch am ehesten.'''
 
40:00
 
Sehr gutes Einvernehmen, auch mit den öffentlichen Autoritäten Stadtschulrat, Landesschulrat, die waren alle sehr gütig und verständnisvoll für uns, ich glaub die haben sich besonders für uns bemüht, damit man nicht sagt die Klosterschulen werden schlecht betreut oder vernachlässigt. Ich hab mich immer sehr gut mit den Autoritäten verstanden.
 
40:47
 
Ja in den dreißiger Jahren da war doch was in Wein, ein Aufstand und da haben wir b´vom Dach aus nach Wien geschaut und gesehen, dass Häuser gebrannt haben, dass Raketen abgeschossen worden sind. Und dann wie ich zurückgekommen bin, was war denn da, da lässt jetzt mein Gedächtnis nach. Ich weiß schon, dass wenn Direktoren Versammlungen waren das eine Zeit lang gegen die geistlichen Schwestern eine kalte Schulter war.
 
42:04
 
Schwester Franziska Sucharipa, auf polnisch sucha= trocken und ripa= Rübe -> Trockenrübe; wenn es riba mit b wäre dann ist es Trockenfisch; aber ich bin eine trockene Rübe
 
Geburtsdatum: 3. April. 1920 in Wien im Schwedenstift, das war einmal ein Spital, aber das war gestiftet
 
Mit 14 nach Rodaun gekommen, mit 18 in den Orden ,,Die Schwestern der Kindheit: Jesu und Marie unter dem Schutz der heiligen Christiane”, also eigentlich Schwesterheit der Kindheit Jesu und Marie, aber weil es Schwestern vom Kindi Jesu gibt und noch ähnliche Namen haben wir uns eine Schutzpatronin genommen und zwar im heiligen Buch aufgeschlagen haben, dass unsere Gründe und das ist die heilige Christiana, Jungfrau und Apostel. Sie hat in Georgien als apostolisch gewirkt, hat dort den König bekehrt und die Königin, also sie ist Apostorin, die heilige Christiana.
 
44:35
 
42 sowas, da war ich schon 22 Jahre alt. Da bin ich zurückgekommen von Frankreich und hab den letzten Jahrgang noch gmacht und maturiert. Dann hab ich noch die Lehrgangsprüfung auf der Uni gemacht.


===Alois Wallner===
===Alois Wallner===
(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun)
(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun)


 
=== Martin Wallner ===
Martin Wallner
 
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===Catriel Fuchs===
===Karl / Catriel Fuchs===
(*15. März 1925 in Wien, )
(*15. März 1925 in Wien, )


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"Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs.
"Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs.
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==== Videointerview 2018 ====
'''Was für Erinnerungen kommen Ihnen, jetzt, wo Sie wieder in Ihrer alten Straße stehen?'''
Karl Fuchs: Vor allem nostalgische, traurige, wehmütige. Ich kann mich an dieses Haus nicht... Ich weiß, es hats gegeben und weil ich vielleicht in ganz jungen Jahren, in einer ganzen frühen Jugendzeit sind wir in die Elisenstraße gegangen. Also von diesem hab ich, ... Ich wusste, sowas gibt's und ich fühl mich irgendwie a bissl zittrig, ansich, ich stehe da neben einer Gedenktafel von meiner Mutter, die ich damals ja nicht viele Fragen fragen konnte und... ich bin daham.
Ich hab jetzt zwei Heimaten, die eine ist eben Wien, Österreich überhaupt. Eine Verlorene? Ja und Nein.Und eine zweite Heimat, meine ganze Familie ist jetzt dort, meine Muttersprache ist Deutsch und ich sprech sie frei, ich schreibe und lese und singe auch nur da müssen's mi zruckhalten. Und meine ganze Famile, sind ungefähr 17 Stück, mehr oder weniger, mit Zugeheirateten und die sprechen alle als Muttersprache Ivrit, hebräisch.
'''Wie verlief Ihre Kindheit in Rodaun?'''
KF: Es war alles, ... Ich hab gewusst, ich bin a bissl anders, weil ich durfte nicht... ich durfte nicht. Ich konnte ja in die Bergkirche gehen. Aber zum Religionsunterricht hat man mich eben nach Liesing geschickt. Und ich hab dort nichts interessantes gefunden und ich hab auch einmal gesagt: "Kann ich nicht einmal mit euch in die Kirche kommen?" Wissen's, die Bergkirche oben, wunderschön. Und: "Ja, kumm!", haben's gsagt und ich hab alles gemacht, was die gemacht haben und auch niedergekniet, aber die haben alle so Polster gehabt und mir war des, da sag ich, wenn das der Katolizismus ist, mit die Knie, na des ist nix für mi.
'''Lebten noch andere jüdische Kinder in der Gegend?'''
Ich war der einzige, absolut der einzige und ich hab mich nicht ausgestoßen gefühlt, na. Ich hab mit allen zusammen gelernt, wir sind zusammen wandern gegangen, zur Mizzi Langer Wand und..., also ich war einer von ihnen. Und manchmal sind wir von der Bergkirche, im Winter – ich hab so eine kleine Rodel ghabt. Ich hab sogar eine Freunding gehabt. Das stellen's sich vor, in dem Alter. Und da sind wir runtergefahren, runtergerodelt, runtergerutscht den Berg, der ist ziemlich steil. Gebremst ham wir mit die Füß und ich hab nimma halten können – es war Glatteis -, bin über die Straßen gfahrn und gegenüber war ein Geschäft, in den bin i einigfahrn. Hat sich rausgestellt, des war des Haus von der Freundin von mir. Na mei Mutter hat blechn müssn.
Also Erinnerungen hätte ich eigentlich nicht genaue. I hab keine Ahnung, wie die alle ghaßen haben, die Buben, aber ich war wirklich einer von ihnen, ich hab mich nicht irgendwie was besonderes gefühlt. I hab gwusst, i bin anders. Aber nicht eine Spur von Ablehnung, oder was. Gar nix.
'''Erhielten Sie den Religionsunterricht in Liesing in einer Synagoge?'''
Na, ich war nie in einer Synagoge. Sie haben mich zu einem Menschen geschickt, wie der gheißn hat, weiß ich nicht, aber er hat an Bart ghabt, des ist allein scho a Zeichen und der hat gsagt, hat mir gsagt etwas, des... Der hat es als Aufgabe gesehen, und der hat mir gsagt: "Lies das!", und ich schau des an und sag, ich versteh ka Wort, is hebräisch, und er so: "Du bist doch ein Jude, wieso kannst du das nicht lesen?" Dabei hat er noch an Akkzent ghabt, also gut. Es hat mir nichts geholfen. Das zweite Mal wieder gekommen: "Ja, kannst du das nicht lesen?" "Ich verstehe nicht" Er hat nicht einmal versucht, mir was beizubringen. Da bin ich einfach, statt zu ihm zu gehen, bin i am Südbahnhof gesessen, dort und hab gschaut, wie die Züge vorbeifahren, sehnsüchtig, dass di mi nur irgendwo hinführen müssen, in den Süden.
Später hab ich da ein Gedicht darüber geschrieben, des wurde in einer Kulturzeitung veröffentlicht - die Lesergilde, des gibt's scho längst nimma. Und dort sitz ich sag dann,... des is des einzige woran ich mich erinnern kann.  "...und die Schienen blinken." Des waren meine einzigen Erinnerungen. Also an sich.
Meine Kindheit – wir war'n oarm. Super oarm. Weil in der Familie is irgendwas gwesn, weil meine Mutter hat den Vater geheiratet, scheinbar und da waren meine Großeltern, die warn bös. Ich hab keine... Die sind ausgelöscht in meinen Erinnerungen. Der Vater ist hin und wieder immer gekommen, er war im ersten Weltkrieg, ein Soldat, hat a Glasaug ghabt und hat gerochen wie eine Tabakfabrik, weil in der,... im Grab'n, wo sie gelegen sind, haben sie geraucht, wie die Deppaten.
(4:59),
Des ist diese jüdische, diese zusammengerollte eigene Zigarette. Also er hat furchtbar gerochen, gelbe Zähne und braune Zähne gehabt. Er ist nur mit mir gegangen hin und wieder, weil an der Ecke war eine Tabakfabrik, die steht noch immer dort und hat geprotzt mit mir. Also so... Also an des kann ich mich erinnern. Also ich hab keinen Vater gehabt als solchen. 1934 ist er sowieso verschwunden und was ich nachher mir zusammengestückelt hab, er muss in der kommunistischen Miliz gewesen sein. Was alles damals war. Und er ist verschwunden. Während dieser kurzen Rübenthaler Molotov Friedenszeit, auf einmal kommt a Brief an, ich wurde, wir wurden vor die Gestapo geladen und, die haben uns den Brief gezeigt: "Was soll der Unsinn?"
(05.45)
Schreibt der Vater auf einmal, er ist da, er will Familienvereinigung veranlassen und soweiter und daraus ist nichts geworden, ist ja klar.
Aber ich habe in Rodaun fröhlich und lieb gelebt.
'''Waren Sie als Kind oft in Wien?'''
Na, ich bin nie in Wien gewesen, bis im Alter von, glaub ich, neun oder zehn Jahren, dann bin ich in ein Waisenhaus in Wien gekommen, in der Goldschlagstraße 84, des war im 14. Bezirk.
06:17
Meine kleine Schwester war auch, die war... - meine Mutter konnte uns nicht halten, von dem Vater war nichts zu sehen, nichts zu kriegen - und das war in Döbling.
Also Wien kannte ich erst damals. Wien für mich war damals irgendwo, des war Mauern. Des war mein Wien, des was ich gekannt hab. Aber wir sind dort rumgehangen, haben rumgetobt, ich wurde eingeladen, während meine Mutter gearbeitet hat, bei Freunden. Also Freunden, nehm ich an, oder Bekannte, die haben mich dort im Garten spielen lassen, Seifenblasen gegeben, haben mir was zum Essen gegeben und dann hat mich die Mama abgeholt. Wir war'n, also in der Elisenstraße 77, wir haben oben gwohnt, im letzten Stock. Da hats nur eine Basena gegeben – fließendes Wasser und dort haben sich die Frauen getroffen, so wie in der Bibel seinerzeit am Brunnen. Ich hab des damals ned gwusst. Und die Toiletten war'n a Kübel. A Holzkübel mit einem Deckel drüber und da hat ma alles gmacht und meine arme Mutter, in der Früh ist sie owigangen, hinten war eine Senkgrube und dort hat sie des ausgelehrt.
Mir hat des... So war mein Leben, ich hab mir nix besonderes vorgstellt darunter, so ist des. Anderen ist besser gegangen, aber des hat mir nix ausgmacht.
Und ich bin in die ersten zwei, glaub ich drei Volkschulklassen gegangen und is mir nix übrig geblieben. Alles ist verloren gegangen, in der Flucht. Und das sind meine Erinnerungen, mehr oder weniger. Wir sind am Anfang vom Wiener Wald, die Mizzi Langer Wand dort, na, mit die Kletterinen, gegenüber war eine Au, Perchtelsdorf, Mödling, da samma umadumgelaufen, junge Kerle. Heut bin i a a junger Kerl, nur a bissl alt.
Also es ist mir nicht schlecht gegangen, ich hab nichts besonderes daran gesehen. Ich hab meine Mutter nicht einmal bedauert, so war des. Da war der Kübel, sie hat's gmacht und fertig.
Ich lese und mein Glück war, im Waisenhaus gab's a enorme Bücherei. Des war ein jüdisches, gespendet von einem jüdischen Adelshaus, Springerwaisenhaus. Und dort waren Bücher und ich hab gelesen und gelesen und gelesen, Bücher, die ich eigentlich nicht verstehen hätte können, aber ich hab gelesen. Und davon bleiben mir alles, die verschiedenen Balladen, ich kann heute noch die verschiedenen Balladen zitieren, sehr zum Unmut meiner Familie und denen sing auch manchmal vor, weiß nicht, den Erlkönig: "Er stand auf seines Daches Zinnen und blickte mit vergnügten Sinnen auf das beherrschte Samos hin. Sieh sprach er zu Ägyptens König, dies alles ist mir untertänig. Gestehe, dass ich glücklich bin." Solche Sachen kenn ich. Mein Deutsch kommt von dort.
'''Sie erwähnten, Sie wären als "anders" wahrgenommen worden. Wie genau war das?'''
Das war eine Religionsfrage, aber ich hab gewusst, ich bin was anderes, ohne zu wissen was. Ich hab gewusst, als Sohn von jüdischen Eltern, ... Des hat mir nichts ausgemacht, niemand hat mir was vorgeworfen, es waren keine Bemerkungen oder Hänseleien, gar nichts. Wir hab'n mit denen Fetzenfußball gspielt und so. Also wirklich nichts. Aus Rodaun hab ich nur die schönsten Erinnerungen, so wie sie waren.
WO HABEN SIE DENN FUßBALL GESPIELT?
KF: Irgendwo, auf einem Feld oder was. Später hab'n wir Fußball gspielt im Überschwemmungsgebiet in Wien. Auch so, zwei Leiberl ausgezogen, ein Fetzenfußball und so, des war's.
Aber in Rodaun selbst, ich war frei, wie ein Vogel und ich hab den Kindern zuhaus erzählt, und ich hab's wirklich geglaubt, dass von mir in die Schule im Winter, des hat a halbe Stund gedauert. Es hat sich rausgstellt, des waren zehn Minuten Entfernung, aber in meiner Kinderwelt, (zeigt) so, jetzt bin i a net viel größer, hab ich gemeint, eingebildet, das ist die Entfernung. Und nachher, wie wir das besucht haben, es war net weit zu gehen. Die Elisenstraße lang, dann ist da ein kleiner Bach, links einfach, dann in die Ketzergasse und ich weiß nicht, ob die Schule dort war. Hab die nie wieder gesehen. Bin paar Mal zurückgekommen, nach Wien und auch um Rodaun zu besichtigen, keine Spur davon gesehen.
IN RODAUN LEBTEN SOWOHL REICHE ALS AUCH ARME: WAR DIESE KLUFT STARK SPÜRBAR?
KF: Naja, die Erwachsenen schon, ich nicht. Ich hab gsehn, es war'n reiche Leut' mit schönen Villen, in ein oder zwei waren,... – ich hab zuhaus a paar Fotos noch. Schöne Häuser, gelb gestrichen alle, mit Gärten rundherum. Aber ich hab gwusst, die ghören nicht zu mir. Bei manchen, wo meine Mutter geputzt hat, durft ich im Garten spielen. Also, hab ich,... was heißt spielen, ich hab Seifenblasen, sie haben mir a Glasl geben mit da so und ich hab Seifenblasen in die Luft geschickt, ich war immer so ein Träumer, das weiß ich.
Nein, es war wirklich eine schöne Zeit, soweit ich mich erinner. Ich hab nichts gelitten, zum Essen haben wir eh nichts ghabt. Aber es hat mir nichts gefehlt, so war das Leben als ein junger Schnösel so wie ich, der denkt net viel drüber nach.
GAB ES IN RODAUN OFT VERANSTALTUNGEN WIE FESTE, USW.?
I glaub net.I glaub net, i hät's gehört.Ich hät hingehen können. (???? 13:22). A Wirtshaus hat's geben, des gibt's wahrscheinlich noch immer. Um die Eckn, dort bei der Elisabethstraßen, wenn der Vater gekommen ist, hin und wieder, er hat gsagt: "Geh! Nimm mir no a Krügerl Bier". Hat mi hingschickt, bin i mim Krügerl in der Hand. Aber so, am gesellschaftlichen Leben, ich kann mich an nichts erinnern. Gar nichts. Und auch an die Fremden, ich hab nicht gewusst, wer fremd ist. Das ganze Rodaun, nicht ganz, es hat vielleicht zehn Autos gwesn.
Also keine Erinnerungen, ich hab auch nicht gesucht, ich war,... als Kind hat man andere Aussicht aufs Leben. Noch keinen Eindruck von... Hät man mich verprügelt, oder so naja.... Nichts! Ich war eigentlich, ich war da,... ich war anders. Das ist es. Ich wusste ich war anders, aber wie, was... Und dann wie ich zu dem Rabbiner gegangen bin, - also der war nicht einmal ein Rabbiner, ich bin sicher, der war kein Rabbiner, es war einer mit am Bart.
HABEN SIE ERINNERUNGEN AN DIE STRAßENBAHN IN RODAUN?
Ich bin so gern mit der Straßenbahn gefahren. Das war der360er damals. Der 60er ist dort stehen geblieben, das war die Endstation und sind wir umgestieg'n in der 360er und ist die steile Steigung runtergfahr'n.
Und was für a Bim des war. Also ein langer Zug mitn Schaffner, der Fahrer hat immer ghört, der erste Wagen hat dann ein Zeichen geben müssen, der zweite und der dritte und dann ist er gfahr'n. Und wir Jungen sind aufgsprung'n auf die Plattform. Aufighupft, gseh'n der Schaffner kommt, schnell wieder obihupfen. Naja, kleine Bürscherl waren wir wirklich also... Und ich war eigentlich frei. Der Vater war nie da und die Mutter war beschäftigt, also ich war in der Schule, war ich aufgehoben und nachher war ich eigentlich bei Nachbarn um die Eck'n eingeladen, einfach dort bei denen im Garten spielen zu dürfen.Tut mir so leid, wie ich gekommen bin, nicht zu fragen. Vielleicht kennen sie mich no. Ich weiß nicht. Erkennt ihr mich? Da drinnen zu fragen hat keinen Sinn und ich der, in der, ... in meiner zweiten Wohnung, dort, ich glaub auch nicht, dass es einen Sinn hat.
(Der Sturm, dass war für mich ein Ikon)
ERINNERN SIE SICH AN DAS KINO IN RODAUN?
In Rodaun bin ich nie in a Kino gangen. Hab gar nicht gwusst, dass es eins gibt.
WAREN SIE DANN IN WIEN ÖFTERS IM KINO?
Ja, kann ich Ihnen erzählen, aber das hat nichts mit Rodaun zu tun. Da waren wir schon, immerhin waren wir schon zwölf, dreizehn, kann mich schon nimma, wieviel sowas... Und das war schon in der Hitlerzeit. Und natürlich war damals Kino gehen Juden verboten. Im Park: Hunde und Juden kein Eintritt und Kino auch war nur ab – dieser Film – war nur ab 16. Und Juden sowieso nicht. In der Glorietten, des ist in Wien aber. Weiß nicht, ob Sie des hören wollen, ob des nach Rodaun ghört. Es, ja, ich find's a lustige Gschicht. Alle meine Gschichten sind lustig. Die meisten. Und nicht über alles lacht man. Und wir sagen, ja, das ist das Glorietten Kino, das gibt's heut noch, ich glaub das steht in der... Des gibt's nicht mehr? Nein, jetzt ist schon wieder was weg.
Vor zwei Jahren oder so...
Haben sie? Ah, okay. Ich hab gedacht, das steht unter Denkmalschutz, weil ich dort einmal bei am Film... Ja. Und des, wir kommen dort hin, dort sitzt so a Madl hinten: "Wie alt seid's es?" Hab ich gsagt mit meiner tiefsten Stimme: "Naja, no net keine 16 aber immerhin wird sind net weit" Und dann geben's uns die Karten und... Und die haben uns die Karten verkauft und – wir waren zu zweit – ich und noch so ein Deppater und wir sehen den blödsinnigen Film mit einem deutschen, des war ein Held, der Helmut. Ich weiß nicht mehr. Blaue Jungs, blaue Jungs an der Waterkant (?????? 17:16).
-Da kommen Leut an, ich glaub wir stören sie, aber des, naja. -
Also wir sitzen drin und der Film war eigentlich nichts und dann geht dieser Vorhang leicht auf, das Licht geht an, sodass's dunkel ... und es kommt einer rein und ich sofort gewusst, ich hab sofort gesehen, des ist ein Kieberer. Mit dem gelben Mantel und seinem engedäpschten Hut. Und der setzt sich genau hinter uns beide. Also die hat nachher der Polizei – scho wieder mein Glück, mehr Glück als Verstand -, denn hätten die das der Gestapo gemeldet, dass a Jud' geht ins Kino, naja abgeknallt. Es war a Kinderpolizei. Des hat's damals gegeben. Und dem hat sie gsagt: "Da sind zwei gekommen, die haben gsagt, sie sind 16, schauen Sie sich das an!" Also wir wollten, ich hab meinem Freund gsagt: "Komm, schleich ma uns!" Und, wir wollten aufstehen, sagt der von hinten mit einer gutmütigen tiefen Stimme, legt mir so die Pratzen von hinten auf den Rücken: "Bleiben's sitzen, meine Herren, bis nach der Vurstöllung" (?). Na hab i mir denkt scho, na, des wird scho gut werden. Und nachher kommen wir raus – er hat uns gesietzt, kleine Bürscherl – und nacher: "Eichere Papiere!" Jetzt kommt's: Na ich zeig ihm meinen Ausweis, der schaut sich das an: "Jesus, Mariah und Josef und a Jud' sand's a noch!" Ich find das so lustig. Also nicht arg genug, du darfst nicht ins Kino, weil net 16 bist, aber a Jud' a noch dazu. Ich find das wahnsinnig lustig.
WAREN SIE JEMALS IN EINEM DER ÖFFENTLICHEN BÄDER IN RODAUN?
Keiner hat i mi einilassen wahrscheinlich. Oder war ich zu klein, hab net schwimmen können. Na, ich weiß nicht einmal, dass es so etwas gibt.
SIE HATTEN ZUVOR DIE MIZZI LANGER WAND ERWÄHNT? WAREN SIE JEMALS DORT KLETTERN?
Nana, des so... I bin ka Bergkletterer. Des ist a steile Wand, gewidmet der Mizzi Langer. Des war eine Bergkletterin. Aber von oben haben wir rübergeschaut nach Kaltenleut (?????? (19:20), glaub ich, war gegenüber. Aber deswegen heißt sie Mizzi Langer Wand, aber ich bin net klettern gangen. Ich kann net amal die drei Stufen steigen.
Nein, ich hab nur gewusst,... damals hab ich überhaupt nicht gewusst, warum des so ist, sie hat einfach so geheißen und fertig. Na, nix. Also keine sportlichen... Also ich kann mich gar nicht erinnern, dass es irgendeinen Sportunterricht gegeben hat, damals.
Es gibt soviel an Sachen, an die ich mich nicht – einfach nicht – erinnern kann, sind weggewischt, wie weggewischt. Was ich jetzt erzähl ist immerhin 90 Prozent, was ich wissen sollte, glaub ich. Aber fragen's weiter, oder soll ich weiter reden?
ERINNERN SIE SICH AN DIE LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEBE IN RODAUN?
Na, des, na... Rodaun war ein Ort, da waren keine... Na, Bauern waren keine, es war eher ein Edelviertel, weil die vielen Villen, die dort rumgstanden sind, mit die Leut.... Die sind, so wie sie gsagt haben, Sommerfrischlinge gwesn oder Leute eben, die besser situiert sind. Ich kann mich nicht,... ich kann mich nicht einmal an einen einzigen Pferdewagen erinnern. Die Bim is ja durchgfahrn und dann weiter nach Richtung Mödling. Ich hab nicht gwusst, was a Heuriger ist,... wir haben ka Geld ghabt. Als Kinder haben wir uns gespielt, mit was es eben gegeben hat. Die anderen waren Kinder aus normalen Häusern, ich war ja kein normales Kind.
GAB ES IN IHRER ERINNERUNG IRGENDWELCHE BETRIEBE IN RODAUN?
Ich glaube, in Rodaun wurde überhaupt nichts erzeugt. In Liesing schon. Ich kann mich an nichts erinnern, an ka Werkstatt oder was. Ich kann mich nicht erinnern, vielleicht hat's gegeben, ich glaub... soweit ich mich erinnere hat's nichts gegeben.
HABEN SIE UND IHRE FAMILIE IN IHREM GARTEN ANGEBAUT?
Wir haben ka Gemüse anpflanzen können, wir waren im dritten Stock oben. Meine Mutter ist einkaufen gangen und was sie gekauft hat so. Es waren dort Häuser mit Gärten, mit schönen Gärten rundherum. Wir waren ja nur Bewohner. Oben im dritten Stock. Ganz oben in einer Einzimmerwohnung, wie gesagt, mit dem Kübel, das Wasser von der Basena. Das war's. Und ich bin oft am Fenster gstanden, ganz träumerisch, nach Mauer rübergschaut und hab mir gedacht, das ist die Welt. Von weitem schaut das ja so lieb aus. Schöne Häuser und so. Und dann, mit meiner Mutter und mit dem Herrn Sturm sind wir einmal nach Mauer gfahrn und die lange Gasse ...und meine Mutter, ich hab ghört, ...wie er redet mit Politik ...mitm Herrn Sturm. Ich hab ka Ahnung ghabt um was es geht natürlich, bin mitgehatscht. Also Mauer hab ich später kennengelernt. Mauer, des is... gleich kommt meine Assoziation, i bin a Freimaurer und in Mauer hat auch ein Freund – später erst, des ist dutzende Jahre später erst -, dass ich des wiederentdeckt hab sozusagen. Na, also Wien hab ich nicht gekannt. Mein Wien hat begonnen mit dem Waisenhaus und bin dann auch in eine ganz normale Schule gegangen – hab vergessen, wie die geheißen hat -, ich hab noch ein paar Freund in der Gegend da, die ich besuch manchmal und ich kann mich nicht erinnern wie die Straße geheißen hat. Ich glaub, des war ein... da unten war ein Markt, wie hat der nur geheißen?
(????? 22:52)
Wie hat des no amal gheißen, des war, ja... lauter Türken dort eigentlich. Das ist alles schon nachher, also was ich nachher entdeckt hab war Neuwien, nachm Weltkrieg, aufbaut. Und dort in – wie soll ich sagen – in der..., dort hab ich noch ein oder zwei Volkschulklassen gemacht und nachher noch, glaub ich, ein oder zwei ...Hauptschule. Und dann hab ich des erste Mal an Nazi gsehn. Der Lehrer, der... lieber Lehrer noch... auf einmal, am nächsten Tag ist er ankommen und hat gsagt: "Gibt's da a paar Juden?" Na, und es hat nicht lang gedauert, dann bin ich rausgflog'n aus der Schule. Aber bis dahin auch, ...i ch hab gewusst anders und hab aber Freunde gehabt, die haben von mir abgschriebn, ich hab von ihnen... die haben von mir die gscheiten Sachen abgschriebn, ich hab abgschriebn Sachen, was ich... was eigentlich die richtig gscheiten Sachen sind. Also es war ein Zusammenleben aber natürlich, die sind in die Kirchen gangen und i bin nirgendswo hingangen. Des war scho, wie ich im Waisenhaus war. Als Waise wurde ich betrachtet als Halbwaise, weil der Vater verschwunden war und die Mutter... und auch meine Schwester war in einem Waisenhaus in Döbling, Mädchenwaisenhaus. Und... das war eigentlich meine Erziehung. Selbsterziehung.
WIE KAM ES DANN DAZU, DASS SIE AUS ÖSTERREICH FLIEHEN KONNTEN?
Ich war in einer Jugendbewegung und damals waren schon, ... also Missionare unter Anführungszeichen aus Israel von den verschiedenen politischen Parteien. Und in der Mark-Aurel-Straße, des sagt Ihnen vielleicht... Ja? Kennen Sie sich aus? Im ersten Stock war ein langer Gang , der hat ganz für junge Juden gehört. Und jeweils, jede Bewegung hatte dort ihre Klasse und die Lehrer und Professoren, die aus den Schulen rausgeflogen sind, die haben dort gelehrt, oder versucht uns zu lehren. Und dort wurden wir eingeführt in...
??? 25:16
Also ich war dort sozusagen bei den Sozialdemokraten, ohne zu wissen, was ein Sozialdemokrat ist, das war es. Und da haben wir sozusagen einen Lehrer gehabt, der war zwei Jahre älter als wir und der hat uns ein paar Ivrit Lieder singen lassen uns eingeführt sozusagen, also wir waren schon in Richtung Erzisrael ausgerichtet, ja? Nach Palestina vor allem. Haben wir die Hymne gesungen und haben versucht hebräisch zu sprechen, also nicht viel und dann gab es natürlich auch den (???? 26:15), dem bin ich nachher beigetreten, des war die... nicht faschistische, nicht die stalinistische Partei, aber sehr links, sehr linksgerichtet.
Das war aber viel, ... da war ich eigentlich schon viel älter. Und dann hat es auch gegeben den Misrachi und von Gordonia (????`26:48), halt, also verschiedene, ... das war ein Spiegelbild von der israelischen Politik auf klein. Und die wollten uns dort fangen (???) und auf diese Art und Weise bin ich.... Ja, wie bin ich nach Israel gekommen?. Des is a lange Gschicht. Die Gschicht is so lang, ich weiß nicht, ob sie ein zwei Tage haben... Wenn man mich fragt, wie geht's dir, oder wie, dann frag ich : "Wieviel Zeit haben sie?" Na es ist gut, also wir waren dort sozusagen auf vorübergehender Unterkunft und damals hab ich eigentlich noch gelebt, nicht im Waisenhaus sondern in der Grünen Tor Gasse im neunten Bezirk, das war so ein Jugendhort für arbeitende Kinder. Ich hab damals im zweiten Bezirk, war ich bei jüdischen Handwerkern. Wenn sie nach Israel kommen, zeig ich Ihnen meine Freunde. Ich in einem Schlosseranzug und so. Es war irgendwas... man hat an eine Zukunft geglaubt, man hat sich schon gesehen, hier samma nix, hier werden wir rausgeprügelt, aber wir waren so frei, das war noch bevor man den Stern tragen musste. Wir sind durch die Gegend gegangen, im Überschwemmungsgebiet. Wir sind rudern gegangen. Herrlich war das alles. Aber wir haben gewusst, wir sind vorübergehend da, aber wir haben uns irgendwie nichts daraus gemacht. Die Jugend macht sich wenig daraus und gscheit so.
UND VERLIEF DANN IHRE FLUCHT?
Ja, das ist eine... Es gab damals noch Geld über Amerika, in Berlin war etwas, das hies Aliyat-haNoar, das heißt eine Jugend... nicht Bewegund, eine Organisation, die junge bringt, geordnet. Und meine Flucht und die Flucht der anderen war vorgeplant und auch die Gestapo war geschmiert... Geld...Weil wir,... ich geh gleich zum Ende, zur Mitte sagen wir mal, noch nicht zum Ende. Ausgewählte junge von verschiedenen Jungenbewegungen: "Ihr seid bereit, es ist alles vorbereitet. Setzt euch in die Bahn, ihr werdet begeleitet" Dann sind wir raufgefahren, bis nach Graz oben, ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt, von einem gewissen Herrn Schleicher. Der hat viele, hunderte, vielleicht sogar tausende gerettet. Teilweise bezahlt, teilweise...
Und bei dem waren wir untergebracht, dass war fast oben an der Grenze nach Jugoslawien und wir haben dort ein, zwei Wochen gewartet, bis man gewusst hat, jetzt ist es bereit. Es war alles vorbereitet. Alles war geschmiert und dann haben sie gesagt, jetzt. Die deutsche Polizei hat uns begleitet, bewaffnet, eine Patroille hat uns begleitet, bis nach oben, weil die waren auch, ...die Offiziere waren geschmiert, alles, "Passts auf, auf die Leut" und dann auf der anderen Seite waren die Jugoslawen, da war eine Lichtung und man hat genau gewusst, wann die Posten weg sind und dann haben's gsagt: "Rennts rüber, über die Lichtung". Auf der anderen Seite wurden wir von der jugoslawischen, auch bezahlten,... empfangen und runtergeführt. Das war der Anfang von meinem Flucht weg, der ist länger unterbrochen worden - man hat mich einmal dawischt und zurückgeschickt.
30:34
Haben Sie Zeit noch? Ja? Also gut, dann erzähl ich gern.
Und dort hätte ich eigentlich meine Frau kennenlernen müssen. Sie war im Hashomer Hatzair, des is a Linken Bewegung und ich war in dieser halbgwaschenen sozialistischen Partei. Also keiner hat wirklich gewusst, worum es geht, nach Israel und so weiter. Das war... Aber wir haben untereinander nicht geredet und es gab dort auch eine... die eine Bewegung von Betar, das waren die österreichischen, also die jüdischen Faschisten. Die sind mit Stiefeln gegangen und die haben und verprügelt manchmal, weil wir gsagt haben... es ist unglaublich, Kinder!
Und diese Mark-Aurel-Straße wurde überwacht von der Gestapo. Gestapo war a paar hundert Meter weiter im Hotel Metropol unten und die sie... hin und wieder sind's kommen mit ihrer Stiefel, umgschaut, sagt einer zum anderem: "Was? Da schaut's ja aus, wie bei uns in der HJ" Da sind die Juden gegangen, aufrecht, mitm Gewehr an der Schulter, so mit markanten Gesichtern... Also es war in Vorbereitung, wo wir eigentlich nicht gewusst habe, geht's wirklich los, wann überhaupt? Und dann ist es auf einmal losgegangen. Da haben sie gesagt, jetzt, und so weiter.
Und dann sind wir rübergerannt über die Lichtung und auf der anderen Seiten haben uns die – ich kann nicht sagen – Partisanen, wir waren ja noch... Deutschland war ja noch nicht im Krieg mit Jugoslawien. Die waren auch bezahlt alle, haben uns runtergeführt in eine Gegend vor Marburg, Maribor. Und dort sind wir gekommen, war ein Fest, Kirmis oder was? Und, war lustig dort. Und, hab ich dort a bissi Wein getrunken und des erste Mal ein Schwein gegessen. Herrliche Sache, a Schweinsbraten. Und dann hat man uns dort gesagt, am Abend – ich kann mich noch erinnern, einer, der ist über glühende Kohlen gegangen.
32:42????
So a kleiner Bur, hat mich auf den Schultern getragen, er war bar- bloßfüssig, ist über glühende Kohlen gegangen. Ein Jahrmarkt! Und wie's zu Ende war, hat man uns genommen, gsagt: "Kommts mit", bis zu einer Böschung und: "Ein Zug wird stehen bleiben – fünf Minuten – und eine Tür wird offen sein, von einem Güterwagon. Springts rein und ihr werdets scho sehen, wie's weiter geht. In Zagreb werdet ihr empfangen"
Also gut, wir warten und ich wach auf, am nächsten Tag: Der Zug ist weg, mein Freund sind weg und ich lieg da, in Jugoslawien. Ich hab nicht einmal... Und ich weiß nicht, wo ich bin, welche Richtung, wo ist Osten, wo ist Westen, nur die Schienen waren da.
Hab ich mich zammklaubt, also alles was ich hatte waren kurze Hosen, so a klanes Rucksackerl und ich hab mich selbst gehabt. Is net viel. Und begonnen zu gehen, ...nachher ist, ich kann mich erinnern, ein gigantischer Mann, ein jugoslawischer Gendarm, des war a Feldpolizist, hat angefangen, mit mir zu rauchen und die konnten alle Deutsch in Slowenien. Ja, er hat gsehn, mir mit is... irgendwas passt ihm net. Und hat er. "Komm mit" und wir sind zusammen gegangen und der Weg hat, glaub ich, zwei oder drei Tage gedauert, weil er ist jedes Mal bei einem Wirtshaus stehem geblieben, einen Sliwowitz trunken und wenn's finster gwordn ist, irgendwo stehen geblieben, mich in eine Zelle reingesteckt, die Tür offen gelassen – die haben gwusst, ich kann nirgendswo hinrennen – und am nächsten Tag is weiter... sind wir weitergangen.
Und dann sind wir angekommen an der Grenze. Da war,... Damals waren da noch diese Tanksperren, Betonblöcke, dass die Tanksnicht durchkönnen, ... die Grenze zu Spielberg oben und unten die Jugoslawen und dann sagt mir der gute Mann, der mich die ganze Zeit begleitet hat: "Da oben, du, deine Heimat". Und ich seh von weiten, steht einer so breitbeinig da, ich hab gwusst, das ist kein SS-Mann, weil die braune Uniform. "Du deine Heimat" Ich geh rauf, schleich mich rauf, a kleines Buberl und komm hin vor den und der schaut mich an: "Was wüllst, wer bist du?" Sag ich: - da beginnt meine naive, mehr Glück als Verstand – sag ich: "Ja, ich bin scho wieder da" Genau diese Worte hab ich gesagt. Jetzt hat der sicher geglaubt, ich bin ein entlaufenes Kind von irgendeinem Bauern und hat... Sagt er mir: "Na gut, bleib daweil, bis ma di finden werdn"
Ich war glaub ich, drei Tage dort. Und, es war nichts zu tun... Sagt er: "Schichte auf, diese Holzstapeln!" Wenn ich des gmacht hab, ist er kommen mim Stiefel, hat sie umghaut: "Noch einmal". Und dort ist der Zug, der internationale Zug von Belgrad nach Wien kurz stehen geblieben. Kurz. Und ich hab das ein, zwei mal gesehen und dann hat mich der Teufel geritten, zum Glück, und bin aufgsprungen auf den Zug und weg war ich. Aber in Richtung Wien. Die falsche Richtung. Und ich hab nicht, keine Papiere, gar nichts. Nichts hab ich. Na, ich sitz in dem Zug, der ist ziemlich langsam gewesen und, viel Soldaten und so... Also es war Krieg. Ich sitz da, mit anderen und mir gegenüber ist eine Madonna gesessen. Ich bin bis heute in die verliebt, ich weiß nicht, wie sie heißt, ich weiß nicht, wer sie war. Der Schaffner ist immer näher gekommen – ich hab kein Geld gahbt. Nichts! Und sie hat irgendwie gsehn, irgendwas ist los mit mir, eine schöne, blonde junge, ein Mädchen, oder was. Hat sie dem Schaffner gsagt: "Der ist mit mir" Ich hab mit ihr... ein Jude durfte doch nicht mit einer deutschen oder... nicht in die Augen schauen. Ja, verboten. Und ich hab mir gedacht, also mit der... Ich hab kein Wort mit der gewechselt und ich bereu's bis heute so bitterlich. Heute na, fragt mach nach der Telefonnummer oder was... (37:02) Facebook.
Damals hab ich noch ein Face gehabt, das noch was wert ist. Ja, und wir sind angekommen, am Südbahnhof, des ist heut der Zentralfriedhof. Na Friedhof? Der Zentralbahnhof.Wir sind auseinandergegangen. Sie ist gegangen, ich bin gegangen, es tut mir so leid, nicht gfragt,... "Danke dir"... Weil ich war so verschüchtert, des ist unglaublich. Wenn man unter einer totalitären Herrschaft lebt, du weißt, du bist nichts. Also die Juden besonders. Du weißt, du bist nichts. Du kannst zertretten werden. Nichts. Niemand kümmert sich drum. Du bist nichts. Und ich hab gwusst, ich bin nichts. Das war so drinnen, ich kann bis heute noch die ganzen faschistischen Lieder singen. Das darf ich natürlich nicht – im Geheimen manchmal. Schön! Gewaltlieder, Marschlieder.
38:06
Also wir kommen am Südbahnhof an, es war Mitternacht, für Juden sowieso Ausgangssperre, ab neun Uhr, also es war elf, halb zwölf in der Nacht und ich geh die Prinz Eugen Straße lang, die ganze Prinz Eugen Straße runter. Meine Mutter war damals schon ausgesiedelt, ich bin nicht sicher, ob jemand... Hats da einen Bürgermeister gegeben, damals? In Rodaun? Also es muss jemanden gegeben hab, also ein Oberhaupt und angeblich hat der gsagt, hat gemeldet, dem Führer, dass Rodaun ist judenrein. Ich weiß net, ob des wahr ist. Das kann ich niemandem in die Schuh legen.
38: 46
Also ich geh durch die Straßen – waren menschenleer, ich hätte..-, ich bin über die Schwedenbrücke gegangen, nach links, meine Mutter hat gewohnt in der Oberen Donaustraße, - das hab ich gewusst – im zweiten Stock mit einer Frau Prost in einer Einzimmerwohnung und ich geh rauf, läut an an und ich hör drinnen meine Mutter, die verängstigte Stimme: "Ja, ja ich komm gleich, ich bin schon..." Wer, wer um diese Stunde, das kann nur die Gestapo gewesen sein. Macht die Tür auf und sieht ihren deppaten Sohn dort stehen. "Karli! Ich hab geglaubt du bist in Sicherheit, wie kommst du nur da her?" Und so weiter, also... Und dann hab ich so ein komisches Leben gelebt, als Unterseeboot. Ich bin zurück zu meiner ... in die Grünen Tor Gasse, hab zwar nicht mehr arbeiten gegangen, aber einfach dort weiter ... Wochen, oder Monate... mein Zeitgedächtnis ist wirklich nichts wert. Also es war eine zeitlang, wo ich noch da war. War frei. Rumgegangen, Straßenbahn gefahren, Fußball gespielt, bis man gesagt hat: "Jetzt geht's los. Noch einmal"
Und ich, bis heute sag ich mir: "Wegen mir ist jemand anders vielleicht ermordet worden" Ich hab dem den Platz weggenommen, das zweite Mal. Weil des war... die Plätze waren nicht, weißt Gott...
Mit allen meinen Freunden, also die anderen sind verschwunden, die sind in Zagreb gelandet, waren in Sicherheit und die zurückkommen sind ... "Oh, bist scho wieder da? Wieso? Was ist los?" und so weiter, aber haben weiter gelebt, als ob nichts gwesn wär. Ein Unterseeboot war ich. Und dann eben hat man gesagt: "Es geht wieder weiter, der zweite Transport geht los" Es war wieder dasselbe, mehr oder weniger. Bis rauf nach Graz, in'n Vorort von Graz, da hats eine kleine Autofirma, ein Taxifirma... und der Name Schleich bedeutet was. Die Familie hat wahrscheinlich gehandelt mit Schmuggel. Zigaretten, Sliwowitz und so weiter. Also es war ... aber diesmal waren nicht mehr Jungen, das waren schon ältere Leute mit Kindern und ich war das.... also jedenfalls sind wir wieder über die Grenze gegangen, aber es war schon Winter, war eiskalt. Hab kurze Hosen anghabt, wadenlose Schuach und nix und da war ein kleines Buberl, des hab ich auf den Schultern getragen. Den ganzen Weg, bis nach unten. Und einmal haben sie uns gesagt: "Alles, ruhig sein! Hinlegen in den Schnee und nicht rühren" Weil sie eine jugoslawische Patroille vorbei gehen haben, die haben uns fast zertreten. Nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Sind wieder runtergegangen, kein Wirtshaus und kein gar nichts, unten hat ein Auto, als ein Taxi gewartet auf uns, und wir waren zu dritt, die einzigen. Die haben uns rein, hinten, in den Kofferraum. Und der ist losgefahren. Und in Jugos... in Zagreb angekommen und ich hab fast 41 Fieber gehabt, Lungenentzündung, weil der Schweiß ist auf mir angefroren. Und habens mich in ein Spital reingelegt. Und dort, ich hab das einzige Papier was ich ghabt hab, des war so ein... ein Wisch. Und ich hab Angst ghabt, dass man mich wieder zurückschicken wird, den hab ich versucht zu verstecken.
Jedenfalls die jüdische Gemeinde, die hat dort... die war kräftig und die hat rausgefunden, wo ich bin und haben mich behandlen lassen, ich hab Lungenentzündung ghabt. Und nachher bin ich rausgekommen von dort, frei und wir waren wieder alle dort, dass es weitergehen soll und des hat gedauert, da war ich in Jugoslawien... Ich kann wieder nicht sagen, wie lang. Monate warens. Hab sofort mich bemüht, serbokroatisch zu lernen. Ich war der Sprecher und hab ich immer gfragt, wie man hinkommt und wir haben dort Ausflüge gemacht, es war wunderschön. Und dann sind wir weitergfahrn mit der Bahn. Und das war der letzte Zug, der Jugoslawien noch verlassen hat. Wie wir da an der Grenze angekommen sind, sind die Deutschen eingefallen drüben und wir sind grad... Aber Italien war schon im Krieg mit den... mit den Griechen. Und natürlich ich ... grade in Belgrad ist der Zug stehen geblieben für a kurze Zeit und ich bin gewandert, mich umschauen, man hat mich fast nicht gefunden. Wieder mal, einfach gerettet.
Was ich die ganze Zeit nicht wusste, in Wien hab ich meine Frau wahrscheinlich jeden Tag gesehen, ohne zu wissen, dass sie mal mei Frau sein wird – sie war in einer anderen Verbindung – haben nix zu tun gehabt miteinander. In diesem Zug, waren wir auch beide zusammen, weil sie ihre Flucht auf einem anderen Weg über Bratislava... und darüber gibt's Geschichten, die war auf der eingefrorenen Donau einenhalb Jahre fest in Serbien. Und dann haben wir uns irgendwie in Israel kennengelernt,
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