Institut für Romanistik der Universität Wien
Das Institut
Die Wiener Romanistik versteht sich als ein interdisziplinäres Fach, das sich mit den kulturellen Produktionen des romanischen Sprachraums in Europa und Übersee beschäftigt; sie kann daher mit Recht als eine besonders umfangreiche Philologie bezeichnet werden.
Die Romanistik hat sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jhts an den europäischen Universitäten und in der Folge weit darüber hinaus als Fach durchgesetzt. Wesentliche Wegbereiter waren die Sprachwissenschaftler François Raynouard (1761 – 1836) und Friedrich Diez (1794 – 1876), die sich vergleichend mit den aus dem Lateinischen entstandenen romanischen Sprachen befasst haben. Trotz seiner Internationalität ist das Fach bis heute besonders mit der deutschsprachigen Universitätslandschaft verbunden. In vielen anderen Ländern sind die romanischen Sprachen und Kulturen nicht in Form einer Dachdisziplin organisiert.
Geschichte
Die Geschichte des Instituts für Romanistik an der Universität Wien wurde besonders durch Adolf Mussafia und Wilhelm Meyer-Lübke geprägt. Mussafia ist 1867 zum ersten Professor für Romanische Philologie ernannt worden. 1890 ist ihm Meyer-Lübke gefolgt, auf den auch die Gründung des "Seminars für Romanische Philologie" zurückgeht. Traditionell war die Wiener Romanistik v.a. vergleichend und auf ältere Epochen ausgerichtet. Heute ist sie stärker einzelsprachlich orientiert und setzt auch deutliche Schwerpunkte im Bereich der Moderne und der Neuen Medien. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an den romanischen Sprachen und Kulturen stark gestiegen, so dass sich die Zahl der Studierenden zwischen vier und fünf tausend, die Zahl der Institutsangehörigen auf über 100 Personen beläuft (2007).
Schwerpunkte
Das Wiener Institut zeichnet sich durch eine Breite aus, sowohl was die Sprachen als auch die Gegenstandsbereiche betrifft, die es nur an wenigen Instituten im deutschsprachigen Raum gibt. Sie bietet fünf Diplomstudienrichtungen (Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch und Spanisch) und drei Lehramtsstudienrichtungen (Französisch, Italienisch und Spanisch) an, wobei die LehrerInnenausbildung für die allgemeinen höheren Schulen eine zentrale Rolle einnimmt.
Die Bologna-Struktur
Bei der Umstellung der Studienpläne auf die Bologna-Struktur sollen fünf BA-Studiengänge Romanistik mit Binnendifferenzierung entstehen, die sich jeweils auf eine der fünf Sprachen konzentrieren. Dazu sind sechs MA-Studiengänge Romanistik geplant: Romanistische Sprach- und Kommunikationswissenschaft; Romanistische Literatur- und Medienwissenschaft; Sprachen und Kulturen der französischsprachigen Räume; Sprachen und Kulturen der Italoromania; Sprachen und Kulturen der Iberoromania; Sprachen und Kulturen der Süd-Ost-Romania.
Darüber hinaus wird es weiterhin ein ständiges Lehrangebot für „kleine“ und dominierte Sprachen und Literaturen geben, die Schwerpunkte liegen dabei auf Katalanistik, Okzitanistik und Kreolistik; punktuell werden auch Bündnerromanisch und Friaulisch angeboten.
Neben der Sprachausbildung liegen die Schwerpunkte der Ausbildung auf den Bereichen der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Landeswissenschaft und Medienwissenschaft. Lehre und Forschung erstrecken sich dabei nicht nur auf den kontinentaleuropäischen Raum, sondern auch auf die romanischsprachigen Gebiete der beiden Amerikas, Afrikas und Asiens (Frankophonie, Hispanophonie und Lusophonie). Besondere Forschungsgebiete sind die Kulturkontaktforschung, die Diskursanalyse, die Gender Forschung sowie die Soziologie der Kommunikation. Darüber hinaus ist die Fachdidaktik zunehmend auch in der Forschung ein wichtiges Anliegen; ein fachdidaktisches Zentrum ist im Entstehen.