Ananasanbau in Wiesen
Der Anbau von Ananas in Wiesen im Burgenland ist schon traditionell, wobei Ananas für die Ananaserdbeere oder Gartenerdbeere (lat. Fragaria ananassa) steht. [1] Die Bedeutung der Ananas für Wiesen ist deutlich erkennbar, da diese auch im Gemeindewappen verewigt ist.
Allgemeines
Die Erdbeere (lat.: Fragaria), die der Familie der Rosengewächse zugeordnet wird, findet man in der gemäßigten Klimazone verteilt über den ganzen Erdball wieder. Abgesehen von der heimischen Wald- und Monatserdbeere kommt der Gartenerdbeere (lat.: Fragaria ananassa) große Bedeutung zu. Die Vorgänger dieser Sorte sind amerikanischer Abstammung: Fragaria virginana und Fragaria chileonisis.
Laut Aufzeichnungen gab es die Erdbeere bereits im Altertum, jedoch wurden erst im 16. Jahrhundert die Gärten mit ihr bepflanzt. 1623 kam die Virginia-Erdbeere nach England und die Erdbeere aus Chile schaffte es 1712 über Frankreich nach England, Deutschland (1761) und in andere europäische Länder. [1]
Wiesener Ananas
Die ersten Ananaspflanzen dürften im Jahre 1870 aus Deutschland nach Wiesen gekommen sein, dafür verantwortlich waren die Wiesener Bürger Hans Wolf und Hans Eckhardt.[2] In den kommenden Jahren haben sich einige Mitbürger (Karl Eckhard, Matthias Endl, Johann Földes, Johann Koch und Johann Strobl) zusammengeschlossen, um der „Königin der Beeren“ eine besondere Pflege zu widmen. [1] Eine besondere Errungenschaft ist hier Johann Földes zuzuschreiben.
Johann Földes
Johann Földes war Direktor der Volksschule in Wiesen (1885-1913), er suchte Gleichgesinnte mit der Liebe zum Obstbau. Er motivierte Bauern, die Erdbeeren zu pflanzen und half diesen in unterstützender Wirkung. Seine größte außerschulische Leistung war die Einrichtung und Leitung der 1912 gegründeten staatlichen Erdbeerversuchsanstalt in Wiesen.
Versuchsanstalt
Das Grundstück, damals noch ungarisches Staatsgebiet, war im Besitz von Fürst Esterházy. Der Staat zahlte von 1912 bis einschließlich 22. März 1922 jährlich 100 Ungarische Kronen an den Fürsten für die Verpachtung des Grundstückes. Der ungarische Staat wendete für diese Einrichtung 4.777,62 Kronen auf, aber auch dem Leiter der Versuchsanstalt Johannes Földes zahlte man eine jährliche Entschädigung von 14.000,00 Kronen sowie 20% vom Reinertrag.
Die Gesamtgröße der Versuchsanstalt von cirka einem Hektar war zum Großteil mit Ananas-Erdbeeren bestückt. Ebenfalls auf dem Grundstück vorzufinden waren ein Arbeitspavillon, drei Wasserbassins sowie drei Hydranten. Laut Aufzeichnungen wurden 140 m² für das damalige Kriegerdenkmal abgetreten.
Der Auftrag der 1912 gegründeten Versuchsanstalt war es, Ananas-Sorten zu erproben, zu akklimatisieren und die daraus gewonnen Pflanzen (=Setzlinge) an die übrigen Besitzer in Wiesen abzugeben. 1922 wurde die Anstalt nicht mehr weitergeführt, da die Verhandlungen zwischen Földes und der Burgenländischen Landesregierung keinen gemeinsamen Nenner gefunden haben. [3]
1951 startete man erneut einen neuen Versuch um neue Ananaskulturen in Wiesen zu gewinnen. Die Burgenländische Landwirtschaftskammer stellte ein Versuchsfeld zu Verfügung, dieses diente der Erprobung von Neuzüchtungen (14 Sorten). [3] Nach drei Jahren erfolgreicher Versuche wurde das Projekt 1954 abgeschlossen.
Entwicklung der Vermarktung
Durch die neu gewonnenen Obstkulturen war erstmal das Thema der Absatzmöglichkeiten aufgekommen. Aufgrund der damaligen Gegebenheiten war es sehr aufwendig, die Früchte auf den Markt nach Ödenburg (heutiges Sopron) oder Wiener Neustadt zu bringen.
Die Erntehelfer trugen die Erdbeeren mit Rückentragen (umgangssprachlich „Buckelkörbe) vom Feld nach Hause und sammelten diese im Ort, wo sie mit Pferdefuhrwerken weiter zum Bahnhof Wiesen-Sigleß (Station-Eröffnung 1847) transportiert wurden. Der Bahnhof diente der Weiterverteilung nach Wiener Neustadt oder Wien, hier war das Ziel der Naschmarkt. [4]
Jedoch in den Kriegsjahren 1914-1918 war aufgrund der Inflation ein Tauschhandel zwischen den Bewohner entstanden. Die Bevölkerung aus der Stadt brachte Kleidung, im Gegenzeug erhielten diese diverse Naturalien, die in der Stadt nur schwer erhältlich waren, unter anderem Fleisch, Gemüse und Schmalz.
Ab 1922 verhalf das erste Transportunternehmen der Familie Strümpf zu einer großen Erleichterung, die Ananas wurden direkt mit dem Lastwagen nach Wien transportiert, aber auch die Frauen pendelten mit dem Autobus zum „Wiener Naschmarkt“ und wieder retour, dies hielt sich bis Anfang der 70er Jahre aufrecht. [5]
Mit der Motorisierung einzelner Händler, hier stieg die Zahl stetig an, brachten diese selbst die Waren nach Wien um sie dort zu vermarkten.
Mitte der 60er Jahre begann man an den Ortseinfahrten diverse Obstsorten anzubieten. Der Hintergrundgedanke war der direkte Kontakt zu den Käufern sowie auch der bessere Preis. Diese Direktvermarktung resultierte aus Unstimmigkeiten zwischen den Produzenten und den Händlern, welche den Preis viel zu niedrig ansetzten und in vielen Fällen noch weniger zahlten. [6]
Ebenso ging die Vermarktung an Großhändler, welche die unterschiedlichsten Verkaufsketten belieferten, jedoch ging die Zahl der Lieferungen zurück. Aus diesem Grund setzten die Bauern ihre Waren privat ab, der Großmarkt in Wien Inzersdorf bot sich hier als erste Anlaufstelle an.
Bis in die heutige Zeit jedoch erhielt sich der Ab-Hof-Verkauf aufrecht, aus dem sich etliche Stammkunden entwickelten, die bereits seit vielen Generationen nach Wiesen kommen.
Literatur
- Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen, Eigenverlag, Wiesen 2001
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen. Eigenverlag, Wiesen 2001 S. 99.
- ↑ Wiesener Ananas Erdbeere bei den Genussregionen des Lebensministeriums vom 2. Oktober 2014 abgerufen am 25. Jänner 2017
- ↑ 3,0 3,1 Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen. Eigenverlag, Wiesen 2001 S. 101.
- ↑ Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen.Eigenverlag, Wiesen 2001 S. 93.
- ↑ Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen. Eigenverlag, Wiesen 2001 S. 93.
- ↑ Kriegler Johann : Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesen. Eigenverlag, Wiesen 2001 S. 94.