Alpine Peace Crossing

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Alpine Peace Crossing – Verein für Sozial- und Flüchtlingshilfe (APC), gegründet von Ernst Löschner im Jahr 2007, ist eine zivilgesellschaftliche Sozial- und Friedensinitiative, die mit der jährlich organisierten Überquerung der Krimmler Tauern auf der alten Route der letzten Judenflucht aus Österreich zwei Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs gedenkt und gleichzeitig die Situation von Flüchtlingen in der Gegenwart thematisiert. Die drei Schwerpunkte des österreichischen Vereins mit Sitz im Krimml (Salzburg) und Wien sind die APC-Friedenswanderung und der Krimmler Friedensdialog sowie die APC-Sozial- und Flüchtlingshilfe.

Geschichte: Die Genesis von APC

Ernst Löschner befand sich 2003 auf einer Bergtour (Dreiherrenspitze in den Hohen Tauern), als sein Bergführer Paul Rieder von den tausenden Juden berichtete, die 1947 über den Krimmler Tauern geflohen waren. Fotodokumente im Krimmler Tauernhaus belegten die Behauptung, dennoch: kaum jemand wusste von diesem jüdischen Exodus über den 2.634 m hohen Pass nach Italien, er war verdrängt und nahezu vergessen. Löschner nahm die Recherche auf und fand Belege, Experten und Zeitzeugen, allen voran Marko Feingold, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Der 1913 Geborene hatte vier Konzentrationslager überlebt. Zwischen 1945 und 1948 organisierte er mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha die (illegale) Durchreise von Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina für jene, die in Lagern für Displaced Persons in Salzburg gestrandet waren. Nachdem Ende 1946 – über Druck der Briten im Protektorat Palästina - die französische Besatzungsmacht in Tirol die Grenze zu Salzburg dicht gemacht hatte, organisierte Feingold die Flucht von über 5.000 Personen aus dem Lager Givat Avoda bei Saalfelden nach Italien über den Krimmler Tauernpass – eine schmale Passage, wo die amerikanische Besatzungszone direkt an Italien grenzte. In Gruppen von bis zu 280 Personen wurden sie nachts mit LKWs nach Krimml verbracht, von wo sie zum Krimmler Tauernhaus aufstiegen. Nach einer Rast, und wieder im Schutz der Dunkelheit, überquerten sie – begleitet vom Bergführer Viktor Knopf - Schneefelder und den felsigen Sattel; auch Kinder und schwangere Frauen waren unter ihnen. Es war eine 15-stündige angsterfüllte Flucht.

Löschner setzt sich in den Kopf, dieses historische Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und die alte Fluchtroute mit Gleichgesinnten nachzugehen. Mit dem Wirt des Krimmler Tauernhauses, einem Vertreter des Nationalpark Hohe Tauern Salzburg und den Bürgermeistern im Pinzgau und dem Ahrntal, organisierte Ernst Löschner die erste APC-Friedenswanderung im Juni 2007, zum 60-jährigen Gedenken an die Judenflucht 1947. Die Staatspräsidenten Österreichs und Italiens, Heinz Fischer und Giorgio Napolitano, übernahmen den offiziellen Ehrenschutz und ein Ehrenkomitee von weit über 100 internationalen Persönlichkeiten unterstützte das Projekt, das von Anbeginn neben der Passüberquerung auch ein jährliches Symposion (Krimmler Friedensdialog) zu jeweils aktuellen Themen im weltweiten Kontext von Flucht und Migration umfasste. Anlässlich der ersten Gedächtnisüberquerung des Krimmler Tauern (am 29. Juni 2007) sagte Ernst Löschner:

„Dieser Fußmarsch erfolgt in Erinnerung an die Judenflucht 1947, als 5.000 Menschen auf diesem beschwerlichen Treck den Weg in die Freiheit suchten. Es ist eine Überquerung, die ebenso allen heutigen Menschen auf der Flucht vor politischer, rassischer oder religiöser Verfolgung gewidmet ist, wo immer sich diese auf der Welt manifestiert. Wir verknüpfen damit eine Botschaft des Friedens. Wir teilen den Grundgedanken dieses spirituellen Weges, appellieren an alle Menschen, jenen zu helfen, die auf der Flucht sind. Besonders appellieren wir an alle Politiker und andere Entscheidungsträger dieser Welt, allen Verfolgten zu einem neuen menschenwürdigen Dasein zu verhelfen und vor allem keine Anlässe zuzulassen, die Menschen zur Flucht zwingen.“

APC-Friedenswanderung / Krimmler Friedensdialog / Hain der Flucht

Die APC-Friedenswanderung findet seither an jedem letzten Wochenende im Juni statt. 2017 – 70 Jahre nach der historischen Flucht – brachen 320 Teilnehmer mit Bundespräsident Alexander van der Bellen und die Botschafterin des Staates Israel in Österreich, Talya Lador-Fresher, vom Krimmler Tauernhaus in Richtung Passhöhe auf, nachdem der inzwischen 104-jährige Marko Feingold alle Anwesenden begrüßt hatte. Jedes Jahr begleiten noch Zeitzeugen und deren Nachkommen aus Israel, Europa und den USA den Zug über den Pass; in Österreich lebende Flüchtlinge von Zentralasien bis Westafrika wandern bis zur Staatsgrenze mit und werden bei der Windbachalm eingeladen, auch von ihren Erlebnissen zu berichten. Die APC-Friedenswanderung ist inzwischen als Institution etabliert, ebenso wie der Krimmler Friedensdialog, der am Vorabend der Wanderung stattfindet. Das Symposion widmet sich tagespolitisch aktuellen Themen; Wissenschaftler, Autoren und Ehrengäste führen den Diskurs auf höchstem Niveau. Das interaktive Teatro Caprile ergänzt das Programm mit der dramaturgischen Inszenierung der Judenflucht an Originalschauplätzen.[1] Als manifestes Symbol für die Leiden und Hoffnungen von Menschen auf der Flucht markieren sieben dreisprachige Gedenktafeln entlang der historischen Fluchtroute des jüdischen Exodus des Jahres 1947 (Nationalpark-APC-Friedensweg, Einweihung 2013) von Krimml bis Kasern die Emotionen der damaligen jüdischen Flüchtlinge.[2]

Der APC ließ 7x7 Bäume, 2 Natursteine und 1 Prisma errichten, den sog. Hain der Flucht, der Menschen gewidmet ist, die entweder selbst Flucht erfahren haben oder sich vorbildlich für Menschen auf der Flucht und den Frieden im Allgemeinen eingesetzt haben/einsetzen (die inter-religiöse Einweihung erfolgte am 17. Oktober 2017).[3] Wanderer können sich vor Ort in ein sog. Hain-Buch eintragen.

Sozial- und Flüchtlingshilfe: APC-Flüchtlingshilfe / Gegen Unmenschlichkeit / Zu Hause / Wir Geben

Die Sozial- und Flüchtlingshilfe von APC wird zu 100 % aus privaten Mitteln finanziert. APC-Mitglieder leisten ehrenamtliche Integrationshilfe; für spezifische Aufgaben in der Flüchtlingsarbeit kooperiert APC mit Partnerorganisationen wie Hemayat, der Plattform für Menschenrechte, Kija.

APC ist auch politisch aktiv. Die Initiative Gegen Unmenschlichkeit vereint auf Initiative von Ernst Löschner und Michael Kerbler unter dem Dach der Agenda Asyl eine breite Allianz aus 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen, die mit einer von 31.361 Menschen unterstützten Petition fünf zentrale Forderungen für eine menschlichere Flüchtlingspolitik an die Bundesregierung und das Parlament stellt. Aus der ursprünglich inhaltlich breit gefächerten und wenig spezifischen Flüchtlingshilfe kristallisieren sich seit 2016 zwei Lebensbereiche heraus, die APC verstärkt mit eigenen Hilfsangeboten anspricht und auf österreichische Zielgruppen ausweitet: Wohnen und Arbeiten.

„Zuhause – Kautionsgarantien für Flüchtlinge“ funktioniert wie eine Bankgarantie, die für Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien die erforderliche Kaution bei Mietverträgen garantiert. Bis zu 100 Wohnungen können dadurch für Flüchtlinge ermöglicht werden. 2018 wurde das Projekt mit dem Publikumspreis der SozialMarie ausgezeichnet.[4] Ein von Respekt.net organisiertes Crowdfunding schuf die finanzielle Basis für die Kautionsgarantien. Als Kooperationspartner für die Betreuung von Flüchtlingsfamilien fungieren Interface, Diakonie und Vielmehr für Alle.

„Wir Geben – Sachspenden für Arbeitsplätze“ ist eine Online Plattform, über die geschenkte Artikel verkauft werden, wobei der Verkaufserlös dem Sachspender steuerlich gutgeschrieben wird. Die Erlöse aus dem Verkauf der Spenden kommen arbeitswilligen Menschen zugute, die im Wettbewerb um Jobs benachteiligt sind (wie etwa Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge etc.). Als Verkaufsplattform fungiert der Kooperationspartner willhaben, der das Projekt im Rahmen einer Pressekonferenz am 30. Januar 2018 lancierte.[5] Die Karl Kahane Stiftung hat auch dieses Projekt – wie schon zuvor die Syrienhilfe und mehrere APC-Bildungsprojekte in den Jahren 2016/2017 – unterstützt.

Weblinks

Einzelnachweise