Eleonore Helena von Portugal

Aus ÖsterreichWiki
Version vom 14. November 2018, 12:33 Uhr von Ermione 13 (Diskussion | Beiträge) (Nachbesserung + Erg.)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kaiserin Eleonore (* 18. September 1436[1]3. September 1467[2], Wiener Neustadt), auch Eleonora (Leonora, Leonor) von Portugal, in der Fachliteratur oft auch als Eleonore Helena von Portugal[A 1] bezeichnet, war durch Heirat eine Erzherzogin von Österreich und Königin des Heiligen Römischen Reiches, zu dessen Kaiserin sie 1452 gekrönt wurde. Sie war die letzte Kaiserin, die in Rom gekrönt wurde. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in Wiener Neustadt.

Herkunft und Familie

Kaiserin Eleonore war eine Schwester des portugiesischen Königs Alfons V. aus dem Hause Avis. Ihre Eltern waren Duarte I. von Portugal († 9. September 1438) und Leonor von Aragon. Über ihre Großmutter Philippa of Lancaster war sie mit dem englischen Königshaus verwandt, durch die Ehe ihrer Schwester Juana eine Schwägerin der "katholischen" Königin Isabella I. von Kastilien. Ihre Tante Isabella von Portugal war die Mutter von Herzog Karl I. von Burgund ("Karl dem Kühnen"), dessen Tochter Maria später ihren Sohn Maximilian heiratete.

Am 16. März 1452[3] heiratete Eleonore in Rom den späteren Kaiser Friedrich III. Aus dieser Ehe hatte sie mindestens fünf, vermutlich sechs Kinder[4]:

Leben

Über Eleonores Kindheit und Jugend gibt es keine wirklich gesicherten Fakten. Die Verhandlungen für ihre spätere Ehe wurden seit ca. 1449 über König Alfonso V. von Aragón (als König von Neapel-Sizilien: Alfonso I.) geführt, weswegen in neueren Forschungsarbeiten davon ausgegangen wird, dass die Gründe für diese Eheschließung mit der damaligen Italienpolitik Friedrichs III. zusammenhängen. Die Ehe wurde im August 1451 "per procurationem" und im März 1452 in Rom durch Papst Nikolaus V. geschlossen, der Eleonore am 19. März 1452 an der Seite von Friedrich III. zur Kaiserin krönte. Eleonore residierte meistens in Wiener Neustadt, 1459-1462 hatte sie ihre Residenz gemeinsam mit ihrem Sohn Maximilian in Wien.

Forschungslage beziehungsweise Forschungsprobleme

Die Quellenlage zu den verschiedenen Lebensabschnitten von Kaiserin Eleonore variiert, wobei viele Quellen bisher noch nicht eingehend erforscht und aufgearbeitet sind. Ihre Heirat und Krönung (inklusive der umfangreichen Vorbereitungen) sind zwar gut dokumentiert und haben in der wissenschaftlichen Forschung bisher viel Beachtung gefunden, dennoch kann nicht übersehen werden, dass eine systematische Auswertung der zeitgenössischen Berichte dazu bisher noch aussteht. Im Vergleich dazu sind die übrigen Lebensabschnitten der Kaiserin (Kindheit, Jugend, Ehejahre) bisher kaum wirklich erforscht.[5] Eine erste wissenschaftliche Biographie im 19. Jahrhundert, für welche der Historiker Ernst von Birk 1858/1868 recherchierte, wurde nicht realisiert und verblieb als Materialsammlung in seinem Nachlass, der sich heute im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv befindet. Eine erste deutschsprachige biographische Skizze wurde 1902 von Friedrich von Krones publiziert, und seine Darstellung ist sehr stark von Mittelaltervorstellung dieser Zeit beeinflusst, welche nach der seriösen Wissenschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts widerlegt sind. Einige Jahre früher hatte der Journalist Luciano Cordeiro de Sousa, der allerdings keineswegs als Wissenschaftler hervorgetreten ist, die erste biographische Skizze zu Kaiserin Eleonore aus portugiesischer Sicht publiziert. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für die sich eine Aufwertung von Kaiser Friedrich III. in der Forschung beobachten lässt, fand auch seine Ehefrau wieder eine vermehrte wissenschaftliche Beobachtungen. Das Interesse an historischen Frauenfiguren dürfte diese Entwicklung unterstützt haben, wobei besonders die wissenschaftlichen Spezialstudien zu allgemeinen Themen wie über die fürstlichen Fernheiraten oder das Trauerzeremoniell, die sich allerdings nicht ausschließlich mit der Kaiserin befassen, neue Ergebnisse erbracht haben. Die aktuelle Forschungslage zu Kaiserin Eleonore ist bisher dennoch als unbefriedigend einzustufen. Eine umfassende, seriöse und sachliche Monographie zur Person der Kaiserin und ihrem Umfeld steht bisher noch aus. Die bisher ausführlichste Arbeit ist die Dissertation von Antonia Zierl, die leider nicht publiziert wurde. Wenn gleich sie in vielen Punkten durch neuere Forschungsarbeiten überholt ist, könnte sie einer neuen Monographie als Ausgangsbasis dienen.[6]

Orte im heutigen Österreich mit Bezug zu Kaiserin Eleonore

Niederösterreich

  • Wiener Neustadt: Eleonore hielt sich meistens in Wiener Neustadt auf. Hier wurde sie nach ihrem Tod beigesetzt.

Steiermark

  • Bad Aussee: Zu Eleonores Morgengabe und Heiratsgut gehörten Einkünfte der Ausseer Salinen.[7]
  • Leoben: Die Kaiserin dürfte sich während der Auseinandersetzungen mit dem "Mailberger Bund" im Sommer und Frühherbst 1452 die meiste Zeit in Leoben aufgehalten haben.[8]

Gedenkstätten

Epitaph im Stift Neukloster

Eleonore wurde nach ihrem Tod im Zisterzienserkloster in Wiener Neustadt beigesetzt, wo auch ihre frühverstorbenen Kinder und eine Kammerzofe, die sie aus Portugal mitgebracht hatte, ihre letzten Ruhestätten fanden. Auf ihrem Tumbadeckel, ein Werk von Niclas Gerhaert van Leyden bzw. aus seiner Werkstätte, der sich erhalten hat, wurde sie im Typus der "schönen Madonna" verewigt.[9]

Literatur

  • Achim Thomas Hack: Eleonore von Portugal. In: Amalie Fößel (Hrsg.): Die Kaiserinnen des Mittelalters. Pustet, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7917-2360-0, S. 306–326
  • Achim Thomas Hack: Eine Portugiesin in Österreich um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Kultureller Austausch infolge einer kaiserlichen Heirat? In: Franz Fuchs - Paul-Joachim Heinig - Martin Wagendorfer (Hrsg.): König und Kanzlist, Kaiser und Papst. Friedrich III. und Enea Silvio Piccolomini in Wiener Neustadt. Böhlau, Köln 2013, S. 181–204
  • Eberhard Holtz: Eine Portugiesin in Österreich – Eleonore, Gemahlin Kaiser Friedrichs III. In: Gerald Beyreuther - Barbara Pätzold - Erika Uitz (Hrsg.): Fürstinnen und Städterinnen. Frauen im Mittelalter. Freiburg, Basel, Wien, 1993, S. 255–282
  • Viktoria Rößler: Eleonore von Portugal. Brautfahrt und Integration in der Fremde aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive. Diplomarbeit (ungedruckt), Wien, 2016 digital
  • Antonia Zierl: Kaiserin Eleonore und ihr Kreis. Eine Biographie (1436-1467). Phil. Diss. (ungedruckt), Univ. Wien, 1966

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Achim Thomas Hack: Das Geburtsdatum der Kaiserin Eleonore. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 120, 2012, S. 146–153.
  2. 2,0 2,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Friedrich III. (1440-1493). In: Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). Verlag C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 497
  3. vgl. Rudolf Lehr: LandesChronik Oberösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 93
  4. Zu den Kindern Friedrichs vgl. Achim Thomas Hack: Eine Portugiesin in Österreich um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Kultureller Austausch infolge einer kaiserlichen Heirat? In: Franz Fuchs, Paul-Joachim Heinig, Martin Wagendorfer (Hrsg.): König und Kanzlist, Kaiser und Papst. Friedrich III. und Enea Silvio Piccolomini in Wiener Neustadt. Köln 2013, S. 181–204, hier: S. 193 Anm. 42.
  5. vgl. Achim Thomas Hack: Eleonore von Portugal (In: Die Kaiserinnen des Mittelalters), 2011, S. 307f.
  6. vgl. Achim Thomas Hack: Eleonore von Portugal (In: Die Kaiserinnen des Mittelalters), 2011, S. 306f.
  7. vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 49
  8. vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 50
  9. vgl. Paul-Joachim Heinig: Friedrich III. (1440-1493). In: Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). Verlag C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 498

Anmerkungen

  1. Der Name Helena wurde ihr von Papst Nikolaus V. im März 1452 verliehen, sie selbst hat ihn jedoch nie verwendet. Vgl. Antonia Zierl: Kaiserin Eleonore und ihr Kreis. Eine Biographie (1436-1467). phil. Diss. (ungedruckt), Univ. Wien, 1966, S. 104f.
  2. Nach Hinweisen in einer Korrespondenz zwischen dem Kaiser und seinem Schwager wird in der neueren Forschung davon ausgegangen, dass es mindestens ein sechstes Kind gegeben haben dürfte, von dem allerdings nicht einmal der Name überliefert ist.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
Wikipedia logo v3.svg
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Eleonore Helena von Portugal behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).