Ansitz Jergenberg

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Der Ansitz im August 2020 von Norden gesehen
Der Ansitz von Osten gesehen, deutlich sichtbar der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte Zubau
Der Ansitz vom Kirchhügel (Süden) gesehen

Der Ansitz Jergenberg (auch: St. Jergenberg oder Jörgenberg, Kurzform für Georgenberg) ist ein denkmalgeschütztes Objekt[1] in der Pazelle Schlößle in der Gemeinde Sulz in Vorarlberg und wurde von der Feldkircher Patrizierfamilie Metzler (auch: Metzger und Mätzler geschrieben) vor 1600 erbaut.[2] Heute befindet sich im Ansitz Jergenberg der Pfarrhof der katholischen Kirche.

Lage

Der Jergenberg liegt am südlichen Rand des Dorfes Sulz und an der südlichen Gemeindegrenze. Der Jergenberg ist von allen Seiten von einem Fließgewässer umgeben. 190 Meter Luftlinie südlich und südöstlich befindet sich die Frödisch, nördlich und nordwestlich, rund 40 Meter entfernt, der (inzwischen verrohrte) Mühlbach, südwestlich ist die Frutz rund 350 Meter Luftlinie entfernt.

Die Pfarrkirche St. Georg ist vom Ansitz Jergenberg rund 50 Meter südöstlich entfernt.

Geschichte

Sulz und Umgebung[3] war seit Jahrhunderten reichsunmittelbares Gebiet[4] und trotz der Kleinheit des Ortes bestand hier über rund 1200 Jahre das Freie kaiserliche Landgericht in Müsinen, woraus sich eine erhebliche Reputation auch des Ortes und der Umgebung ergab. Auf dem Kirchhügel Jergenberg, am Standort der heutigen Pfarrkirche, stand im Mittelalter eine Kapelle.[5] Die Bedeutung des Ortes führte auch dazu, dass von 1637 bis 1748 in ein bedeutender Wohnsitz jüdischer Familien in Vorarlberg bestand. 1748 kam es zu Ausschreitungen, die zur Vertreibung der Juden aus Sulz führte.

1569 wurde ein Teil vom Pfründeguts und auch das nordseitig unterhalb des Kirchhügels liegende Pfründehaus verkauft. Lazarus Metzler kauften das Pfründehaus und erbauten am gleichen Platz den Ansitz Jergenberg[6] Die Familie Metzler war eine im Mittelalter relativ bedeutsame Familie in Feldkirch und in der Bodenseeregion und wurde 1561 von Kaiser Ferdinand I. in den Adelsstand erhoben (von Andelberg). Ein Metzler war fünfmal Stadtammann von Feldkirch. Christoph Metzler erwarb sich an der Universität von Bologna die Doktorwürde der Theologie und beider Rechte und wurde später Bischof von Konstanz. Dessen Schwester Lucia war 37 Jahre Äbtissin im Kloster Valduna. Lazarus Metzler war Geldgeber zum Bau des Ansitzes Jergenberg. Hans (Metzler) von Andelberg bewohnte den Ansitz Jergenberg. Die Linie erlosch mit dem letzten Vertreter, Felix von Andelberg (Sohn von Hans Metzler), der mit Katharina von Furtenbach verheiratet war und deren Ehe kinderlos blieb. Die Witwe des Felix von Andelberg, Katharina, erbte u.a. das Anwesen Jergenberg und vermählte sich in weiterer Folge mit Damian von Altmannshausen. [7][8]

1616 wird der Ansitz Jergenberg als der Familie Furtenbach zugehörig bezeichnet.[9] Später kam der Ansitz in das Eigentum der Familie Zech von Deybach (auch: Deibach). Diese kamen vermutlich im Erbweg in das Eigentum des Ansitz Jergenbergs und weiterer Güter im Umfeld (z. B. dem Ansitz Sulzhofen). Eine Großenkelin von Paul (Paulus) von Furtenbach in Amberg und Sulz, Anna Maria Furtenbach, heiratete den Hofkammerpräsidenten und späteren Vogt der Herrschaft Feldkirch, Christian Zech von Deybach. Das Haus und der Grund wurden in weiterer Folge verpachtet. 1796 soll der Ansitz in einem verwahrlosten Zustand gewesen sein. Der Ansitz wurde von der Familie Zech von Deybach an den langjährigen Pächter Martin Gantner verkaufen. 1839 kaufte die Gemeinde Sulz diesen Ansitz, bereits mit dem Gedanken zur Schaffung der Voraussetzungen für eine selbständige Pfarre. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Ansitz Jergenberg auch Pfarrhof und bis 1959 auch ein Teil davon Schulhaus. Als Sulz 1843 zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, wurde der Ansitz baulich erweitert (Anbau und Aufbau).[10][11]

1971/1972 wurde das ganze Haus umfassend renoviert. 1992 wurde das Dach neu eingedeckt und die Außenfassade aufgefrischt.[12] 2020 wurden Maßnahmen zru Trockenlegung der Gemäuer ergriffen und die Außenfassade neu gemalt.

Gebäude

Außen

Das Gebäude ist massiv errichtet. Es ist von Nord nach Süd ausgerichtet rund 20 Meter lang. Die maximale Breite beträgt rund 16 Meter. Das Haus hat eine polygonale, weitgehend aus zwei Vierecken bestehende, Grundform und ist im vorderen Teil (Norden) mit einem Walmdach versehen, im hinteren Teil (Süden) mit einem Satteldach. Das Haus wurde an den Hang (Kirchhügel) angepasst erbaut. Der Südteil ist dreigeschossig (Erdgeschossboden auf etwa 486 m ü. A.), und der Nordteil viergeschossig (Erdgeschossboden auf etwa 493 m ü. A.). Das Haus ist rund 18 Meter hoch.

Innen

Türe vom Gang zum Wohnzimmer mit dem Wappen der von Altmannshausen (vom Gang aus gesehen)
Türe vom Gang zum Wohnzimmer (vom Wohnzimmer aus gesehen)

Das kunstvoll gestaltetet Türblatt der Türe vom Gangbereich (früher war dies ein kleiner Saal) zum Wohnzimmer zeigt im Kopfbereich das Wappen der Familie Altmannshausen. Dieses ist in vier Felder geteilt: linksunten und rechtsoben befindet sich je ein Ritter mit einer Lanze, in den Feldern rechtsoben und linksunten ist je Brustpanzer dargestellt. Unter dem Wappen ist die Jahreszahl 1599 angebracht. Ebenfalls ein solches Wappen der von Altmannshausen befindet sich im Wohnzimmer, versehen mit einem Hirschgeweih. Unter diesem Wappens steht: Mich hat verehrt Hans Jakob von Altmannshausen ain freindlichen lieben Vettern (Name unleserlich) von Furtenbach.

Das Wappen oberhalb der geschnitzten Türe in das Nebenzimmer ist das der Familie von Andelberg (Metzler). Das Wappen ist in einem Torbogen einer in der Schnitzerei dargestellten Kapelle eingebettet, deren Mauern von zwei Posaune blasenden Engeln begrenzt werden. Im Wappenfeld ist eine nach links sehende weibliche Person abgebildet. Aus der Helmkrone wächst eine Leier.

Literatur

  • Georg Keckeis: Röthis und Viktorsberg, Bregenz 1908.

Einzelnachweise

  1. BDA-ObjektID: 65587.
  2. Georg Keckeis: Röthis und Viktorsberg, Bregenz 1908, S. 144.
  3. Die Gemeinden Zwischenwasser, Röthis, Weiler, Klaus, Viktorsberg und Fraxern.
  4. Die Pfarrei Sulz soll sich aus dem St. Jörgenhof (auch St. Jergenhof) entwickelt haben. Dieser Hof hatte eine eigene Kapelle, die Georgskapelle. Zum Jörgenhof gehörten viele Güter, die im ganzen Vorderland verstreut waren und diese waren ein landesfürstliches Lehen der Atzger von Sulz.
  5. Die heutige Pfarrkirche, die dem heiligen St. Georg geweiht ist, wurde in den Jahren 1903–1904 unter Pfarrer Anton Dönz errichtet.
  6. Pfarramt Sulz: 150 JAHRE PFARRE SULZ 1843 – 1993, S. 32.
  7. Georg Keckeis: Röthis und Viktorsberg, Bregenz 1908, S. 146.
  8. Damian von Altmannshausen verehelichte sich nach dem Tod von Katharina von Furtenbach mit einer Frau aus der Familie Ramschwag.
  9. Johann Georg Schleh: Emser Chronik, S. 51.
  10. Georg Keckeis: Röthis und Viktorsberg, Bregenz 1908, S. 145.
  11. Pfarramt Sulz: 150 JAHRE PFARRE SULZ 1843 – 1993, S. 30.
  12. Pfarramt Sulz: 150 JAHRE PFARRE SULZ 1843 – 1993, S. 54 ff.

47.2841479.653839Koordinaten: 47° 17′ 3″ N, 9° 39′ 14″ O