Hans Wilhelm von Zelking

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Die Südseite von Schloss Weinberg, Stich von Georg Matthäus Vischer (1628–1696) aus dem Jahr 1674

Hans Wilhelm von Zelking (* im 16. Jahrhundert, um / vor 1562; † 30. Juni 1627), in Zelking-Matzleinsdorf, auf Schloss Zelking[1]) auch Johann Wilhelm von Zelking oder Hans Wilhelm von Zelking-Weinberg, war ein Adeliger des Erzherzogtums Österreich ob der Enns. Er gehörte zu den bedeutendsten Mitgliedern der Familie der Zelkinger. Zunächst sehr erfolgreich, sollte sein Leben schließlich tragisch enden.

Herkunft und Familie

Hans Wilhelm von Zelking stammte aus einer Adelsfamilie, die im Mittelalter Besitzungen in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich besaß. Er war der Sohn von Peter Wilhelm von Zelking aus dessen Ehe mit Justina von Polheim (zu Leibnitz). Mütterlicherseits war er ein Enkel von Weikhard von Polheim.[2]

Hans Wilhelm von Zelking war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe hatte er neun Kinder, aus seiner zweiten Ehe sind keine Kinder belegt.[3] Verheiratet war er

∞ in 1. Ehe seit 1584 mit Anna Susanna von Starhemberg (* um 1563; † 24. Jänner 1617, auf Schloss Weinberg), Tochter des Grafen Heinrich von Starhemberg) († um 1575). Ihre Mutter war Marie Magdalena von Lamberg, eine Enkelin von Margareta von Zelking, der Schwiegertochter von Bernhard von Scherfenberg.[4]
  • Erhard Wilhelm von Zelking († als Kleinkind)
  • Christina von Zelking († als Kleinkind)
  • Anna Margaretha von Zelking († als Kleinkind)
  • Maria Magdalena von Zelking († als Kleinkind)
  • Susanna Regina von Zelking († um 1655)
∞ mit Weikhard von Polheim und Wartenburg
∞ mit Rudolf von Stubenberg
  • Heinrich Wilhelm von Zelking († um 1606)
  • Reichard Wilhelm von Zelking († 27. Oktober 1606, in Paris), wurde gemeinsam mit seinem Hofmeister (Lehrer) Hans Georg Hochstätter (Hochstater) auf seiner Bildungsreise durch Teile des damaligen Europas 1604 an der Universität in Genf aufgenommen.[5]
  • Albrecht Wilhelm von Zelking († Mai 1614), auf einer Reise nach Italien verstorben.[6]
∞ in 2. Ehe mit Anna Jakobina von Kainach

Alle seine Söhne starben vor ihm, wodurch sein Familienzweig in "männlicher" Linie ausstarb.[7]

Leben

Über die Kindheit von Hans Wilhelm von Zelking ist nichts überliefert.[8] Er studierte einige Zeit in Frankfurt an der Oder.[9] Nachdem Heinrich von Zelking, der Sohn und Erbe von Veit von Zelking, 1580 verstorben war, erbte Hans Wilhelm gemeinsam mit seinem Cousin Christoph Wilhelm (* um 1575), der damals noch minderjährig war, die Herrschaft Weinberg. Hans Wilhelm übernahm zunächst die Verwaltung von Weinberg, gemeinsam mit den Herrschaften Dornach und Zelking, was Konflikte mit den Vormunden seines Cousins zur Folge hatte.[10] Erst 1584 kam es zu einem Vergleich, durch den Hans Wilhelm in den Besitz der Herrschaft Weinberg und der beiden Häuser in Linz und Freistadt gelangte, aber dafür seinen Cousin dessen Erbansprüche finanziell ablösen musste.[11] Außerdem musste er seine Schwester finanziell abfertigen.[12]

Dank der Hilfe von Geldgebern sowie durch den Verkauf seiner Besitzungen im Herzogtum Steier und einer gewissen Rücksichtslosigkeit bei der Einziehung seiner offenen Forderungen und Abgaben schaffte es Hans Wilhelm von Zelking seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und die ererbten Schulden abzubauen. Zudem gelang es ihm nach dem Tod seiner Tante Wandula von Zelking, die ihn zu ihrem Haupterben eingesetzt hatte, sich einen Teil dieses Erbes zu sichern, nachdem er deshalb einen Prozess gegen ihre Verwandten, die Brüdern Andre, Ludwig und Sigmund von Polheim sowie Johann Ladislaus von Kuenring geführt hatte, welche Wandulas Verfügungen angefochten hatten. Um 1585 holte er durch einen Kauf die Herrschaft Zelking, die sein Vater an Rüdiger von Starhemberg verpfändet hatte, zurück.[13] Zum Zeitpunkt seiner Eheschließung galt Hans Wilhelm trotz seiner hohen Zahlungsverpflichtungen als gute Partie. Zur Zeit des Bauernaufstandes (um 1596) war er nach dem Bistum Passau der größte Grundbesitzer des Mühlviertels.[14] Hans Wilhelm konnte durch die Ankäufe des Steinböckhoferamtes und von Wartberg die Wirtschaftskraft seiner Herrschaft Weinberg erhöhen und machte aus dieser eines der führenden Wirtschaftszentren des Mühlviertels.[15] Die mittelalterliche Burg Weinberg ließ er zu einem Renaissanceschloss umbauen.[16]

1605 unternahm Hans Wilhelm von Zelking gemeinsam mit seinem Sohn Heinrich Wilhelm eine Studienreise nach Padua.[9] Der Tod seiner Söhne und die religiösen und politischen Veränderungen nach 1620 müssen ihm sehr zu schaffen gemacht haben.[7] Hans Wilhelm von Zelking erlitt im Dezember 1623 einen Schlaganfall, von dem er sich jedoch in den Folgejahren noch erholt haben dürfte.[17] Im Juni 1627 dürfte er auf einer Delegationsreise nach Wien einen erneuten Schlaganfall erlitten haben, an dessen Folgen er wenig später starb.[1] Da er als Lutheraner begraben werden wollte, konnte er aufgrund der politischen Zustände, erst am 13. November 1628 in aller Stille in der Gruft der Pfarrkirche Zelking beigesetzt werden.[18]

Hans Wilhelm von Zelking in der Politik

Hans Wilhelm von Zelking war viele Jahre Landrat des Herzogtums Österreich ob der Enns und wurde 1598 sogar zum Verordneten des Herrenstandes gewählt. Dieses Amt, das damals als das wichtigste Amt der Landstände galt, gab er jedoch schon 1599 wieder auf. Sein Nachfolger war Georg Erasmus von Tschernembl, der als Oberhaupt der adeligen protestantischen Opposition in den Herzogtümern Österreich galt.[19] 1598 wurde Hans Wilhelm von Zelking außerdem Hauptmann des "Machland-Viertels".[20] Mehrmals war er im Auftrag der Ständ mit Gesandtschaften betreut. 1596 wurde er als Folge der "oberösterreichischen" Bauernaufstände mit anderen Adeligen, darunter Weikhard von Polheim, nach Prag gesandt, um dem Kaiser ein Memorial zu übergeben, mit dem nachgewiesen werden sollte, dass die Bauern für ihren gewaltsamen Aufruhr keine Ursache gehabt hätten.[21].

Im März 1600 gehörte er zu den Anführern jener Adligen, die Widerstand leisteten, als Kaiser Rudolf II. die Ausübung der protestantischen Religion im Herzogtum Österreich ob der Enns verbieten lassen wollte.[20] Die Delegation, die im Oktober desselben Jahres nach Prag geschickt wurde, um das Verbot des Kaisers zu verhindern, trat von Schloss Weinberg aus diese Reise an. Hans Wilhelm von Zelking findet sich unter jenen ständischen Vertretern des Herzogtums Österreich ob der Enns, die am 25. Juni 1608 den Vertrag von Lieben unterzeichneten, der die erste Phase des "Großen Bruderzwistes" unter den Habsburgern beendete.[22] 1613 reiste er zum Reichstag nach Regensburg.[23]

Hans Wilhelm von Zelking, die Reformation und Gegenreformation

Hans Wilhelm von Zelking, der ein überzeugter Lutheraner war[1] , erlebte die Hochblüte und den Niedergang der Reformation. Bereits sein Vater und seine Brüder hatten in ihren Herrschaftsgebieten, durch entsprechende Besetzungen ihrer Pfarren den protestantischen Glauben gefördert.[24] Dort, wo dies nicht durchführbar war, versuchte er die Vertreter der katholischen Kirche zu schikanieren und zu behindern, in dem er Mess-Stiftungen vorenthielt oder bestehende Stiftungen seiner Familie sperrt.[25] Hans Wilhelm dürfte außerdem ein Nahverhältnis zu Matthias Flacius gehabt haben, belegt sind jedenfalls, dass um 1585 noch Flacianer auf seinen Besitzungen in Gerungs und Langenschlag lebten. Immer wieder kam es zwischen den Pfarren, die auf dem Gebiet seiner Herrschaft Weinberg lagen, und der katholischen Amtskirche zu Auseinandersetzungen.[26] Unter ihm wurde das Langschiff der Pfarrkirche in Zelking wesentlich erweitert.[24]

Erinnerungen an Hans Wilhelm von Zelking

An Hans Wilhelm von Zelking und seine beiden Ehefrauen erinnern die Allianzwappen über dem Eingang des Rittersaales von Schloss Weinberg, der auch als Kaisersaal bezeichnet wird.[4] Diesen ließ Hans Wilhelm zwischen 1610 und 1617 errichten, wobei er sich bei der Innengestaltung um 1600 sich von Reichardt Strein von Schwarzenau († 1600) beraten ließ.[27] An den Wänden ließ er die Wappen sämtlicher Familienmitglieder, die im 15. Jahrhundert gelebt hatten, anbringen.[28]

Literatur

  • Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 394
  2. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 329
  3. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 401
  4. 4,0 4,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 337
  5. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 408
  6. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 414f.
  7. 7,0 7,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 387
  8. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 330
  9. 9,0 9,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 331
  10. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 331f.
  11. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 332f.
  12. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 334
  13. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 336f.
  14. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 336f.
  15. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 351
  16. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 357
  17. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 393f.
  18. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 395
  19. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 370f.
  20. 20,0 20,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 370
  21. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 371
  22. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 372
  23. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 373
  24. 24,0 24,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 374
  25. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 378
  26. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 376
  27. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 362
  28. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 363