Kuenringer (Adelsfamilie)

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Die legendenumwobene Familie der Kuenringer gilt als die bekannteste Ministerialenfamilie[A 1] des Mittelalters, die im heutigen Niederösterreich ansässig war. Die Familie, die besonders unter der Herrschaft der Babenberger großen politischen Einfluss besaß, starb Ende des 16. Jahrhunderts in "männlicher" Linie aus.

Geschichte

Die Kuenringer besaßen Besitz im heutigen Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring. Dass sich hier aber auch ihre Stammburg befand, nach der sie sich benannten, wie in der älteren Forschung angenommen, wird in neueren Arbeiten kritisch hinterfragt. Als ihr "Spitzenahn" gilt der legendenumwobene Azzo von Gobatsburg, der angeblich von Erzbischof Poppo von Trier zur Unterstützung seines Vaters, des Markgraf Leopold (I.) "des Erlauchten" in dessen Mark gesandt wurde. Diese Mitteilung findet sich allerdings erstmals im 13. Jahrhundert in der "Bärenhaut", einer bedeutenden Chronik des Zisterzienserklosters Zwettl. Fakt ist, dass ein Azzo 1056 von Kaiser Heinrich IV. mit Besitz zu Hetzmannswiesen belehnt worden war, der sich in der Mark befand, deren Markgraf damals Ernst "der Tapfere" war.[1]

Der erste Kuenringer, der diesen Namen verwendete, war Hadmar (I.) von Kuenring († 1138), der Stifter des Zisterzienserklosters Zwettl. Er und ein Albero von Kuenring gelten als Stammväter aller weiteren Kuenringer. Hadmar (II.) von Kuenring gründete 1201-1208 unter Verlegung einer Altsiedlung im Waldviertel die Stadt und Burg Weitra, nach welcher sich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ein Zweig der Familie benannte. Ein Albero bestiftete dort die Pfarre von Zistersdorf. Er gilt auch als Erbauer der in der Wachau gelegenen Burg Dürnstein (heute Teil der gleichnamigen [[Dürnstein (Niederösterreich)|Gemeinde) , welche die Haupt- und Stammburg eines weiteren Familienzweiges wurde, der 1355 mit Leutold (III.) von Kuenring in männlicher Linie ausstarb. Unterhalb der Burg Dürnstein stiftete Leutold (I.) von Kuenring um 1289 ein Klarissenkloster, das 1573 aufgehoben wurde. Dort entstand aus einer Stiftung einer Elsbeth von Kuenring das spätere Kanonikerstift (1410 reguliert, 1788 aufgehoben). Als weitere Stützpünkte der Kuenringer gelten die legendenumwobene Burg Aggstein und Besitzungen in und um Spitz, welche die Kuenringer zunächst als Lehen des Herzogtums Bayern besaßen.[1]

Für den Aufbau einer umfangreichen Herrschaft im Herzogtum Österreich profitierten die Kuenringer im 12. Jahrhundert durch eine enge Anlehnung an die dort herrschende Familie der Babenberger. Zudem gelangen ihnen auch viele günstige Eheschließungen mit begüterten Landherrenfamilien des Herzogtums Österreich. Der Ausbau der Machtposition erlaubte den Kuenringer zeitweise im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts eine eigenständige Politik gegenüber den Landesfürsten. Zu Beginn der Regierung von Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren", der gewöhnlich als der letzte Babenberger gilt, war ein Heinrich von Kuenring 1230/31 Marschall des Herzogtums Österreich und stand als solcher an der Spitze einer Adelserhebung gegen den jungen Herzog, die dieser zwar niederschlagen konnte, die aber langfristig die Machtposition der Familie nicht erschütterte. 1251 gehörten die Kuenringer zu jenen Adeligen des Herzogtums Österreich, die, nachdem sie nach dem Tod Friedrichs "des Streitbaren" um 1256 eine selbständige Landesverwaltung versucht hatten, den "Böhmenkönig" Ottokar als neun Landesfürsten unterstützten. Durch eine Eheschließung mit der Familie des Königs konnte sich dieser die Unterstützung des Familiezweigs Kuenring-Weitra bis zu seinem Ende sichern. Der andere Familienzweig schloss sich aber später König Rudolf I.. Albero (VI.) von Kuenring fiel in der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) auf der Seite Rudolfs. Der Niedergang der Kuenringer begann unter Leutold (I.) von Kuenring, als sich dieser 1295/96 führend an der Auseinandersetzung des Adels der Herzogtümer Österreich und Herzogtum Steier gegen Herzog Albrecht (I.) von Österreich, dem späteren König Albrecht I., beteiligte. Die Niederlage der Adeligen kostete den Kuenringer Weitra, welches das Zentrum ihrer Herrschaft im nördlichen Waldviertel gewesen war. Ihrer führenden Rolle in den Aufständen gegen Friedrich "den Streitbaren" und König Albrecht I. verdankten die Kuenringer später ihr Nachleben als die bekanntesten Raubritter von Österreich.[1]

Nach dem Scheitern der Erhebung von 1295/96 und dem Erlöschen des Familienzweiges Kuenring-Dürnstein in "männlicher Linie" (1355) beschränkte sich die Herrschaft der Kuenringer im Wesentlichen auf das Weinviertel. Dort war sie Inhaber des Brandenburger Lehens und der Herrschat Groß-Schweinbarth. Die Familie gehörte im 15. Jahrhundert dem Herrenstand an. Bei der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich III. und Herzog Albrecht (VI.) von Österreich um die Herrschaft über das Herzogtum Österreich (unter der Enns) unterstützten die Kuenringer wie auch die Mehrheit des ständischen Adels Albrecht. Wie die meisten Adeligen im Herzogtum Österreich schlossen sich auch die Kuenringer im 16. Jahrhundert der Reformation an, die sie in ihren Herrschaftsgebieten förderten. 1594 starben sie mit Johann (VI.) Ladislaus von Kuenring in "männlicher Linie" aus.[1]

Stammtafel der Kuenringer

Albero (I.) von Kuenring

  1. Albero (III.) von Kuenring († 15. August 1182) ⚭ mit Elisabeth
    1. Gisela von Kuenring ∞ mit Leutwin von Sonnberg
    2. Hadmar II. von Kuenring (* um 1135, † 22. Juli 1217) ⚭ um 1170 Eufemia von Mistelbach


Weitere mögliche Angehörige der Familie der Kuenringer

Literatur

  • Karl Brunner: Die Kuenringer. Adeliges Leben in Niederösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 53). Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1980. ISBN 3-85326-539-X
  • Vorlage:NDB
  • Andreas Kusternig - Maximilian Weltin (Hrsg.): Kuenringer-Forschungen (= Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 46/47). Eigenverlag des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, Wien, 1980/81 digital

Weblinks

 Kuenringer (Adelsfamilie) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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