Ulrich IV. von Wallsee

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Ulrich (IV.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert; † 1400) war Landeshauptmann des Herzogtums Steier. Er gilt als der Letzte des Drosendorfer Familienzweiges der Familie der Wallseer.

Herkunft und Familie

Ulrich (IV.) von Wallsee stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 1], die Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier sesshaft geworden war, wo mehreren Familienmitgliedern bedeutende Karrieren gelungen waren. Er war der Enkel von Heinrich (III.) von Wallsee und vermutlich der einzige Sohn von Jans (II.) von Wallsee († um 1370) aus dessen Ehe mit Elisabeth von von Pettau († um 1370).[1] Verheiratet war er seit 1385 mit Elsbeth (Elisabeth) von Neitberg († um 1411), der Tochter von Heinrich vin Neitberg verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er nur die Tochter Katharina (genannt 1400), welche in die Adelsfamilie von Hohenfeld einheiratete.[2]

Leben

Ulrich (IV.) von Wallsee beerbte nicht nur seinen Vater, sondern auch seine beiden Onkel Heinrich (VIII.) († um 1377) und Wolfgang (IV.) von Wallsee-Drosendorf († um 1382). Durch eine Reihe von Lösungen und dem Verkauf von Eigengut gelang es ihm und Wolfgang Anfang der 1380er-Jahre die problematische Finanzlage seines Familienzweiges zu sanieren.[3] Der Schiedsspruch vom 12. März 1382, der nach Wolfgangs Tod seine Verpflichtungen gegenüber der Witwe Katharina von Maidburg († um 1400) regelte, lastete ihm nur geringe Verpflichtungen auf. 1385 sicherte er sich für den Fall, dass sein Verwandter Friedrich IX. von Wallsee-Drosendorf-Pottenstein (verschollen um 1392) ohne Erben sterben würde, dessen Anteil an den landesfürstlichen Lehen, der tatsächlich um 1392 in seinen Besitz überging. Dessen Cousine Margareta von Wallsee-Drosendorf-Merkenstein († um / nach 1439) verzichtete 1385 auf das Erbe ihres Vaters Heinrich (VII.) von Wallsee-Drosendorf-Merkenstein († um 1370) zu Gunsten von Ulrich und seiner Söhne. Zur ansehnlichen Mitgift seiner Ehefrau Elsbeth gehörte die Herrschaft Ochsenburg (heute Teil der Stadt St. Pölten), die er aber noch im Jahr seiner Heirat dem Stift St. Pölten abtrat.[4] Noch 1398 beerbte er erfolgreich seinen Verwandten Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns und gelangte so in den Besitz der Feste Nieder-Wallsee, von Summerau und dem Markt Sindelburg (heute Teil der Gemeinde Wallsee-Sindelburg) sowie der Pfandschaften Ebelsberg (heute Teil der Stadt Linz) und Riedegg (heute Teil der Gemeinde Alberndorf in der Riedmark). Die beiden Letzteren, die ursprünglich im Besitz der Familie der Liechtensteiner gewesen waren, tauschte er bereits im November des Jahres im Einvernehmen mit Fürstbischof Georg von Passau gegen die Stadt St. Pölten und weiteren Besitz, der dem Hochstift Passau gehörte.[5] 1384 folgte Ulrich (IV.) seinem Verwandten Rudolf (I.) von Wallsee zu Enns als Hauptmann des Herzogtums Steier für einige Monate.[4]

Wenige Jahre später gehörte er wieder zu jenen Adeligen, die für die Habsburger als Kreditgebern und Finanziers fungierten. 1387 wurden ihm von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") die Städte Krems mit dem dortigen Schloss und Stein (heute Teil von Krems) verpfändet. In den Jahren danach erwarb er durch Kauf weitere Besitzungen vom Stift Melk und von Johann von Liechtenstein. Nach dessen Sturz gelangte er in den Besitz eines Hauses in Wien. 1397 kaufte er vom Grafen Toman von St. Georgen ein Haus in Wiener Neustadt. 1398 verpfändete ihm Herzog Wilhelm von Österreich die Feste Schranawand bei Ebereichsdorf, die dieser zuvor von Rudolf und Ludwig von Tirna gekauft hatte. Gemeinsam mit Herzog Albrecht (IV.) von Österreich) ("Albrecht dem Weltwunder") wurde ihm 1398 für seine Verdienste auf Lebenszeit die Herrschaft Gutenstein überlassen, von Letzteren erhielt er außerdem als "Leibgeding" auch die Burg Wartenstein (heute Teil der Gemeinde Raach am Hochgebirge).[6] Ulrich (IV.) vergab jedoch auch selbst Lehen. 1392 belehnte er Konrad von Weitra mit seiner Feste Großau (heute Teil der Gemeinde [[Raabs an der Thaya|Raabs), 1395 die Herrschaft Ulrichskirchen, die er nach dem Sturz von Johann von Liechtenstein erworben hatte an einen Ulrich von Dachsberg.[7]



Ulrich IV. von Walsee-Drosendorf scheint in Urkunden vom 15. Juni 1370 bis zum 3. Februar 1400 auf.[8] Er saß zu Enzelsfeld (Engelschalchsfeld).[8] Am 13. November 1384 wird er als Hauptmann in der Steiermark erwähnt.[8] Zwischen 31. Jänner 1396 und 17. März 1398 ist er als Hofmeister von Herzog Wilhelm bezeugt.[8] In diesem Amt folgt ihm 1397 sein Vetter Rudolf I. von Walsee-Enns nach.[9] Nach dem Säusensteiner Nekrolog starb er im Jahr 1400.[8]-----

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 147
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 148, siehe auch Stammtafel
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 147f.
  4. 4,0 4,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 148
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 150
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 149
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 149f.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 Doblinger 1906, S. 341.
  9. Doblinger 1906, S. 79.

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.