Simmeringer Blutsonntag
Als Simmeringer Blutsonntag wird der 16. Oktober 1932 bezeichnet, da im Laufe von Ausschreitungen ein Wiener Polizist den Tod fand.
Vorgeschichte
Zu den Unruhen kam es durch Umstände, die schon zwei Wochen davor begannen. Am 2. Oktober beendete die damals noch erlaubte NSDAP ihren dreitägigen Gauparteitag am Wiener Heldenplatz, wo auch Joseph Goebbels und Ernst Röhm Ansprachen hielten. Bei ihren anschließenden Propagandamärschen kam es an verschiedenen Stellen in der Stadt zu Ausschreitungen mit Kommunisten. Zu Zusammenstößen kam es auch im Café Sperl in der großen Sperlgasse. Das Kaffeehaus wurde vom Besitzer während des Jüdischen Neujahrsfestes als Bethaus zur Verfügung gestellt. Die Nationalsozialisten schlugen auf die Anwesenden ein und beschädigten die Einrichtung.Nationalsozialisten überfallen ein Leopoldstädter Bethaus. In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 3. Oktober 1932, S. 2 (online bei ANNO). . Die Polizei nahm 33 Nationalsozialisten frei. Am 15. Oktober wird bekannt, dass die Staatsanwaltschft dei Untersuchungen über die bereits freigelassenen Nationalsozialisten eingetsellt hätte, da es sich um die falschen Personen gehandelt haben soll und das Café nicht mehr als Bethaus in Verwendung gewesen sei[1]. Am Folgetag wurde noch von der Neuen Freien Presse, die Begründung der als falsch dargestellt.[2]
Vorgänge am 16. Oktober
Die „Sozialistische Jungfront“ rief nach den Ausschreitungen in der Sperlgasse für den 16. Oktober zu einer Kundgebung auf. Dagegen traten wieder Mitglieder der NSDAP auf. In Simmering, einem traditionel von den Arbeitern dominierten Bezirk auf die Sozialisten, kam der Demonstrationszug am Arbeiterheim der Sozialdemokraten in der Drischützgasse 4, das von einer Abordnung des Republikanischen Schutzbund gesichert wurde.
Vor diesem Arbeiterheim kam es zu einer Rauferei der beteiligten Gruppen, worauf die Polizei einschritt und auch die Straße abzusperren versuchte. Der Schutzbund zog sich in das Gebäude zurück. Als plötzlich erste Schüsse fielen, traf einer den Sicherheitswachebeamten Karl Tlasek. Es folgte ein etwa zwanzigminütiger Schusswechsel, bei dem außer Karl Tlasek auch die beiden Nationalsozialisten Josef Staller und Otto Sennhofer sowie eine unbeteiligte Frau getötet wurde. 75 Menschen wurden verletzt.
Folgen
Bundeskanzler Dollfuß reagierte in der Folge härter gegen die Sozialisten und spezielll gegen den Schutzbund. Der Offizier und Heimwehrführer Emil Fey wurde am 17. Oktober zum Staatssekretär für das Sicherheitswesen ernannt, der umgehend ein Aufmarsch- und Versammlungsverbot für die drei politischen Parteien SDAP, KPÖ und NSDAP in Wien anordnete.
Würdigung
Der Polizist Karl Tlasek (1897-1932), der im Dienst starb, wurde in der Zweiten Republik verschiedenorts gewürdigt. So wurde in Simmering die Tlasekgasse, die später ein Grünstreifen einer Wohnanlage wurde, nach ihm benannt.
Im Jahr 1984 wurde die Wohnhausanlage in der Lorystraße nach ihm benannt.
Auch in der Drischützgasse 4 wurde eine Gedenktafel angebracht.
Literatur
- „Simmeringer Blutsonntag“ in Öffentliche Sicherheit 11-12/2020, (Online PDF)
- Lucile Dreidemy: Von der ersten Republik zur Kanzlerdiktatur in Bananen, Cola, Zeitgeschichte: Oliver Rathkolb und das lange 20. Jahrhundert, S. 181