Flachau (Gemeinde Zwettl-Niederösterreich)

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Flachau (Katastralgemeinde)
Flachau (Gemeinde Zwettl-Niederösterreich) (Österreich)
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Ganzseitige Karten48.60861111111115.291388888889
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Zwettlf8, Niederösterreich
Pol. Gemeinde Zwettl-Niederösterreich
Verwaltungssprengel Zwettl Stadt
Koordinaten 48° 36′ 31″ N, 15° 17′ 29″ O48.60861111111115.291388888889Koordinaten: 48° 36′ 31″ N, 15° 17′ 29″ Of1
f3f0
Fläche d. KG 6,8681dep1
Statistische Kennzeichnung
Katastralgemeinde-Nummer 24394
abgegangene Orte, ohne Besiedlung (TÜPl Allentsteig/Stausee Ottenstein)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS

Flachau ist eine ehemalige Ortschaft in Niederösterreich und eine Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich.

Geographie

Das frühere Ortsgebiet liegt in einer Entfernung von etwa elf Kilometern Luftlinie östlich des Stadtzentrums von Zwettl. Heute ist Flachau unbewohnt. Das noch als solches bestehende Katastralgebiet hat eine Fläche von 6,86 km² und grenzt im Norden an den Truppenübungsplatz Allentsteig und im Süden an den Stausee Ottenstein.

Geschichte

Flachau lag an der Straße von Döllersheim nach Friedersbach, an deren Kampquerung die Bruggmühle lag.[1]

Flachau wurde 1280 (nach anderen Quellen: 1177) erstmals urkundlich erwähnt.[2][3] Die aus dem Jahr 1280 überlieferte Namensform Flachaowe ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie ‚Siedlung eines Mannes mit dem Namen Vlachov‘[2] (gehört also indirekt zu den Walch-Orten). Zwischen 1283 und 1294 besaß das Stift Heiligenkreuz bei Flachau Güter.

Der auf Schloss Waldreichs ansässige Eustach Stodoligk ließ 1534 den Flachauer Teich anlegen.[4]

Der Ort wurde im Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen, und viele Gehöfte verödeten. 17 Jahre nach dem Westfälischen Frieden, im Jahr 1665, lebten in Flachau wieder 81 Einwohner. Die Pfarre Döllersheim führte ab 1652 die Kirchenbuch|Kirchenbücher für Geburten und ab 1654 auch jene für Trauungen und Todesfälle für Flachau. Mit der Aufhebung der Pfarre Döllersheim wurden diese der Pfarre Rastenfeld zur Aufbewahrung übergeben.[1]

Am 26. Mai 1933 wurde in Flachau ein Stützpunkt der NSDAP gegründet.

Zwangsaussiedlung

Bevölkerungs-
entwicklung[3]
Datum Einwohner
1956 70
1961 25
1970 1
1971 ff. 0

Nach dem Anschluss 1938 wurde für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Döllersheim, zu der auch Flachau gehörte, die Zwangsenteignung zur Errichtung eines militärischen Übungsplatzes angeordnet. Zusammen mit den umliegenden Weilern und Einzelgehöften Bruggmühle, Steinmühle, Kernhäuser und Reithof bestand der Ort damals aus 49 Häusern. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ortschaften auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes wurde Flachau jedoch während des Zweiten Weltkrieges noch nicht vollständig entsiedelt. Ab 1940 war Flachau vor allem von sogenannten Zweitsiedlern bewohnt, also von Zwangsausgesiedelten, die sich mit ihrer Ablösesumme keine neue Existenz aufbauen konnten. Dazu kamen nach Kriegsende unter anderem aus der Tschechoslowakei vertriebene Sudetendeutsche. Ende der 1950er Jahre entschied die österreichische Bundesregierung endgültig gegen eine Wiederbesiedlung des Truppenübungsplatzes und sprach die Ländereien der heutigen Katastralgemeinde Flachau der Windhagschen Stipendienstiftung zu, welche alle Gebäude mit Ausnahme eines Hauses abreißen ließ um eine forstwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Die letzte Bewohnerin, Johanna Müller, verließ Flachau im Jahr 1970.

Das einzige noch erhaltene Gebäude des Dorfes, das Haus Nr. 19, wurde zum Forsthaus ausgebaut. Zwei ehemalige Mühlen, die Bruggmühle und die Steinmühle, liegen heute am Grund des Ottensteiner Stausees.

Die Flachauer Madonna

Die Flachauer Madonna, das Werk eines unbekannten Künstlers, wurde noch während des Zweiten Weltkrieges aus der Ortskapelle geborgen und dem Niederösterreichischen Landesmuseum übergeben. Bei der Restaurierung kam im Inneren der 169 cm hohen Plastik unter anderem eine Pergamenturkunde mit lateinischem Text zum Vorschein, aus der hervorgeht, dass die Statue im Juni 1500 im Auftrag von Wolfgang Örtl (1495 bis 1508 Abt des Zisterzienserstifts Zwettl) angefertigt wurde. Die Madonna befindet sich heute im Besitz des NÖ Landesmuseums St. Pölten.[5]

Literatur

  • Paul Buberl: Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl in Niederösterreich (ohne Stift Zwettl). Teil 1: Gerichtsbezirk Allentsteig (= Österreichische Kunsttopographie. Bd. 8, 1). In Kommission bei Anton Schroll & Co, Wien 1911.
  • Johannes Müllner: Die entweihte Heimat. 2. Auflage. Verein Information Waldviertel, Allentsteig 1998, ISBN 3-9500294-0-0.
  • Franz Rauscher: Schloß und Herrschaft Ottenstein am Kamp. In: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatpflege. NF Jg. 4, September–Oktober 1955, ISSN 0259-8957, S. 161–169.
  • Margot Schindler: Wegmüssen. Die Entsiedlung des Raumes Döllersheim (Niederösterreich) 1938–1942. Volkskundliche Aspekte (= Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde 23). Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien 1988, ISBN 3-900359-38-5.
  • Ernst-Werner Techow: Die alte Heimat. Beschreibung des Waldviertels um Döllersheim. Herausgegeben von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft Berlin. Sudetendeutsche Verlags- und Druckerei-G.m.b.H., Eger 1942.
  • Verein Information Waldviertel: Die Ortschaften von Döllersheim: Flachau. Döllersheim, 2002 (online. In: doellersheim.at. Abgerufen am 29. Juli 2009.).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Techow: Die alte Heimat. S. o.A.
  2. 2,0 2,1 Katastralgemeinden, Erstnennung und Namensdeutung. Stadtgemeinde Zwettl-NÖ, abgerufen am 15. Juli 2009. Vgl.  Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Wien (1989, 1990, 1994).
  3. 3,0 3,1 Die Ortschaften von Döllersheim. In: doellersheim.at. Archiviert vom Original am 9. März 2009, abgerufen am 3. Juni 2018.
  4. Rauscher: Schloß und Herrschaft Ottenstein am Kamp. S. o.A.
  5. Flachauer Madonna (Ehemalige Kapelle von Flachau bei Döllersheim) in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)