Hugo XVII. von Montfort

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Grabstein des Grafen Hugo (XVII.) von Montfort in der Stadtpfarrkirche in Höchstädt

Graf Hugo (XVII.) von Montfort zu Tettnang und Bregenz (* im 15. Jahrhundert, um / nach 1462; † im 16. Jahrhundert, um 1536)[A 1], auch Hugo von Montfort-Bregenz gilt als der letzte Graf von Bregenz aus der "jüngeren" Bregenzer Linie der Grafen von Montfort. Er war der letzte Graf von Montfort, dem ein Teil der Grafschaft Bregenz im heutigen Bundesland Vorarlberg gehörte. Diesen verkaufte er 1523 an die Habsburger, wodurch die gesamte Grafschaft Bregenz Teil ihres Reiches wurde.

Herkunft und Familie

Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz war ein Ururenkel des Grafen Graf Hugo (XII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz († 1423), der als steirischer "Landeshauptmann" und Minnesänger reüssiert hatte. Er war der älteste der fünf Söhne des Grafen Hermann (II.) von Montfort-Tettnang-Bregenz († um 1482) aus dessen Ehe mit Gräfin Cäcilia von Liechtenstein zu Murau und vermutlich ein Enkel oder Neffe von Niklas von Liechtenstein zu Murau († um 1499/1500).[1] Er war ein Neffe des Grafen Johann (III.) von Montfort-Tettnang-Bregenz († 1469) und von Balthasar von Kuenring († um 1500) sowie der Bruder des Grafen Georg (III.) von Montfort († 1544).

Eine um 1476 geplante Eheschließung des Grafen Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz mit Kunigunde oder Elisabeth von Montfort, Töchtern seines Verwandten, des Grafen Hugo (XIII.) von Montfort-Tettnang-Rothenfels-Argen († 1491), kam nicht zustande.[2] Graf Hugo (XVII.) heiratete 1488 die vermögende Gräfin Veronika ("Frony") von Waldburg-Sonnenberg († um 1517). Sie entstammte der Truchsessenfamilie von Waldburg und war die Witwe des Grafen Ludwig von Oettingen († 1486), den sie um 1477 geheiratet hatte. Sie hatte weder mit ihrem ersten Ehemann noch mit Hugo Kinder.[3]

Uneheliche Nachkommen

Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz hatte mehrere natürliche Kinder. Namentlich belegt ist die Tochter Christina, die 1521 mit einem gräflichen Lehen bedacht wurde.[4] Drei weitere natürliche Kinder, als deren Mutter eine Dorothea Falcknerin aus der Reichsstadt Augsburg namentlich genannt wird, waren Christoph, Daniel und Marina, die 1532 von Kaiser Karl V. († 1558) mit dem Prädikat "von Flugberg" in den Adelsstand erhoben wurden.[5] Sie erhielten ein eigenes Wappen. Nach der Nobilitierung setzte Hugo (XVII.) sie und ihre Mutter in seinem Testament vom 24. Dezember 1533 als seine "rechten" Erben ein. Um diese testamentarische Verfügung zusätzlich abzusichern, heiratete er einige Wochen vor seinem Tod Dorothea Falckerin am 23. Mai 1536.[4]

Anfänge

Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz verbrachte einen Teil seiner Jugend in Bregenz. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1483 die Vormundschaft über seine vier jüngeren Brüder.[6] Am 7. Jänner 1484 nahm er als Mitglied der "Gesellschaft im Falken und Fisch von Schwaben" an einem Turnier in Stuttgart teil.[7] Am 23. September 1494 trat er auf einem Turnier zu Mecheln gegen Christoph Schenk von Limpurg an. Am 8. August 1498 gründete er mit dem Vogt der zu dieser Zeit bereits habsburgischen Hälfte der Grafschaft Bregenz, dem Abt von Mehrerau und anderen die Bregenzer Armbrust- und Schützenbruderschaft.[8] 1488 trat Hugo (XVII.) der von Kaiser Friedrich III. († 1493) erneuerten Gesellschaft des St. Georgenschildes bei.[3]

Herr von Bregenz (1515-1523)

Am 22. Oktober 1515 schlossen Hugo (XVII.) und sein Bruder Georg (III.) zu Ravensburg einen Vertrag, in dem sie ihre in den heutigen Bundesländern Steiermark und Vorarlberg gelegenen Besitzungen teilten. Graf Georg (III.) erhielt die "innerösterreichischen" Besitzungen, Graf Hugo (XVII.) den noch bei der Familie verbliebenen Teil der Grafschaft Bregenz.[5] Obwohl der Montforter Verwandtschaft für die Montforter Hälfte der Grafschaft Bregenz ein Vorverkaufsrecht zugesichert wurde, erlaubte der Vertrag Hugo (XVII.) seine Herrschaft dort weitgehend selbständig zu gestalten. Einige Bestimmungen, die das Vorverkaufsrecht betrafen, lassen vermuten, dass bereits damals mit einem Verkauf an die Habsburger gerechnet wurde.[9]

Hugos alleinige Herrschaft über die halbe Grafschaft Bregenz dauerte von 1515-1523. Am 18. Jänner 1518 gestand er als Herr von Bregenz seiner Bregenzer Bürgerschaft einen Freiheitsbrief nach dem Vorbild des Feldkircher Freiheitsbriefes aus dem Jahr 1376 zu und genehmigte außerdem eine Stadterweiterung. Am 20. Jänner 1518 bestätigte er dem damals noch bei Bregenz gelegenen Kloster Mehrerau alle Rechte, die dieses von seinen Vorfahren erhalten hatte.[10] Dieses Kloster, das damals schon ziemlich verfallen war, förderte er auch noch entscheidend, nachdem er sich endgültig nach Hochstädt zurückgezogen hatte.[11] 1523 verkaufte er schließlich seine Hälfte der Grafschaft an die Habsburger, womit die Herrschaft der Montforter über Bregenz endgültig zu Ende war.[12]

Beim Verkauf ließ sich Hugo (XVII.) eine Reihe von Vorrechten einräumen. So verblieb er zunächst im Besitz seiner Eigenleute und sicherte sich die Herrschaft über bestimmte Lehen, die erst später an die Habsburger fallen sollten. Außerdem wurde ihm gegen die Vogtei der Grafschaft Feldkirch mit einem Jahrgeld, einer jährlichen Ehrengabe und einer weiteren Vergünstigung auf Lebenszeit zugesagt. Ein Teil des Kaufpreises wurde sofort ausgezahlt, teils in Gold, teils in Münzen. Für die Restsumme wurden Hugo jährliche Einnahmen auf das Pfannhaus in Hall verschrieben. Allerdings hatte Hugo, der ständig hingehalten wurde, noch viele Jahre um die Auszahlung der noch offenen Summen zu kämpfen. Es spricht einiges dafür, dass er den vollen Kaufpreis nie erhalten hat.[13]

Vogt von Feldkirch (1523-1531)

Graf Hugo (XVII.) war seit 1516 Pfleger[A 2] des bayerischen Amtes Höchstädt. Er behielt dieses Amt auch nach 1523 und übte es bis zu seinem Tod aus.[14] Obwohl er 1523 vorübergehend auf die Schattenburg bei Feldkirch übersiedelte und dort der Feldkirchner Bürgerschaft nach ihrer Huldigung an ihn als Vogt am 17. Oktober 1523 ihre Privilegien bestätigte, zog er sich wenig später endgültig nach Höchstädt zurück, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.[15] Nach längeren Verhandlungen trat er im August 1531 schließlich von der Vogtei zurück, behielt aber sein jährliches Gnadgeld und am 4. August 1531 von König Ferdinand I. († 1564) "in den besonderen Schutz und Schirm des Hauses Österreich (Habsburg) aufgenommen", wodurch es allen Amtspersonen verboten war, ihn wegen seiner Tätigkeit als Vogt von Feldkirch in die Verantwortung zu nehmen.[16]

Letzte Lebensjahre

Gesundheitlich war Graf Hugo (XVII.) seit spätestens 1523 stark beeinträchtigt. Es spricht viel dafür, dass er an der Syphilis erkrankt war.[17] Daneben war sein Ansehen in seinen Kreisen schwer beschädigt. Sein Verkauf von Bregenz an die Habsburger wurde nicht nur von den anderen Montforter Familienmitgliedern, sondern auch in den oberschwäbischen Adelskreisen stark kritisiert, die deswegen politische Nachteile befürchteten.[18] Neben der offensichtlichen Förderung seiner unehelichen Kinder, von der seine Verwandtschaft Nachteile für sich befürchtete, war Hugo (XVII.) wiederholt in Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Georg (III.) verwickelt, was zur Folge hatte, dass dieser 1530 sämtliche Urkunden über die Erbteilung und Verträge mit ihm als Druck herausbrachte.[19]

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Graf Hugo (XVII.) vorwiegend im heutigen Bayern.[18] Er starb in Hochstädt und wurde in der dortigen Pfarrkirche beigesetzt. Sein Grabmal aus dem Jahr 1538, das von einem namentlich nicht genannten Künstler geschaffen wurde, zeigt ihn als vornehmen Ritter. Es gilt als herausragendes Kunstwerk.[20]

Annäherung an die Persönlichkeit des Grafen Hugo (XVII.) von Montfort

Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz war des Schreibens und Lesens kundig. Von ihm haben sich eigenhändig geschriebene Briefe erhalten, deren Schrift allerdings einen ungelenkten und ungeübten Eindruck vermittelt. Die dort verwendete Sprache legt nahe, dass er Vorarlberger Dialekt sprach.[21] Graf Hugo soll ein jähzornig und streitsüchtig gewesen sein, was zumindest durch die urkundliche Überlieferung eine Bestätigung erfährt.[22]

Trivia

  • Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz war der Auftraggeber des illustrierten "Gebetsbuches für Gräfin Veronika von Montfort-Bregenz", das er, vermutlich aus Anlass seiner Hochzeit, um 1489 schreiben ließ.[3]
  • Graf Hugo (XVII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz und seinem Bruder Georg (III.) wird ein Rezept für ein "Pulver zu den Pferden" zugeschrieben.[8]

Literatur

Kurzbiographien

  • Karl Heinz Burmeister: Graf Hugo XVII. von Montfort-Bregenz (1462-1536). In: ders.: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 286-305

Weblinks

 Hugo (XVII.) von Montfort – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 311
  2. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 290
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 291 (Stammtafel)
  4. 4,0 4,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 300
  5. 5,0 5,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 26
  6. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 288
  7. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 71
  8. 8,0 8,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 289
  9. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 294
  10. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 295
  11. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 301f.
  12. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 26 und S. 295
  13. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 296
  14. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 299
  15. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 26 und S. 297f.
  16. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 298
  17. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 303f.
  18. 18,0 18,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 301
  19. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 300f.
  20. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 26, S. 303 und S. 304
  21. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 288 und S. 289
  22. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 303

Anmerkungen

  1. Daten nach Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 26, S. 288 und S. 311 (Stammtafel)
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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