Gnadenstatue Unsere Liebe Frau (Klein-Mariazell)

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Unsere Liebe Frau von Klein-Mariazell

Die Gnadenstatue Unsere Liebe Frau von Klein-Mariazell, früher auch als Gnadenstatue Unsere Liebe Frau von Mariazell in Österreich[A 1] bezeichnet, ist der Mittelpunkt der Wallfahrtsstätte Klein-Mariazell in Altenmarkt an der Triesting auf dem Wallfahrtsweg durch den Wienerwald.

Beschreibung des Gnadenbildes

Die Gnadenstatue ist eine "nachgotische" Holzskulptur.[1] Es handelt sich um eine Mariendarstellung des Typus "Maria Königin". Eine sitzende Maria mit dunklen, offenen Haaren und in einem roten Gewand, hält ihr Jesukind auf ihrem Schoss. Ihr Blick ist nachdenklich, auf ihrem Haupt befindet sich eine Königinnenkrone, in der einen Hand hat sie ein langes, kunstvoll gestaltetes Szepter. Das Jesukind ist als Kleinkind dargestellt und trägt ein hemdartiges silberfarbenes Gewand und ebenfalls eine Krone. Hinter Maria befindet sich ein zeltförmiger Baldachin, hinter welchen noch ein großer vergoldeter Strahlenkranz aus Holz erkennbar ist.[A 2]

Standort

Die "Gnadenstatue Unsere Liebe Frau von Klein-Mariazell" befindet sich in der Basilika Maria Himmelfahrt

Die Gnadenstatue ist heute Teil des barocken Hochaltars der Kloster- und Pfarrkirche "zur Maria Himmelfahrt" (auch Baslika Maria Himmelfahrt genannt), die das Zentrum der früheren "Klostersiedlung" Klein-Mariazell (heute Teil der Gemeinde Altenmarkt an der Triesting) bildet.[1] Diese Klostersiedlung hatte sich um das 1136 gestiftete Kloster gebildet.[2]

Geschichte

Das ursprüngliche Kloster war ein Benediktinerkloster und wurde um 1136 gestiftet. Ihm unterstand, bis es unter Kaiser Joseph II. aufgehoben wurde, der obere Teil des Triestingtales und die Gebiete des kaiserlichen Waldes in St. Corona am Schöpfl (heute Teil der Gemeinde Altenmarkt an der Triesting). 2005 wurde ein neues Kloster hier eingeweiht und der 1982 gegründeten Gemeinschaft der "Brüder Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens" (Sam.Fluhm), einem in Polen gegründeten Zweig der "Samaritanischen Bewegung Mariens", anvertraut.[2]

Die Klostergründung wurde früher Markgraf Leopold (III.) von Österreich ("Leopold der Heilige"), dem Stifter der "Wienerwaldklöster" Heiligenkreuz und Klosterneuburg zugeschrieben. Heute wird davon ausgegangen, dass es bereits vor 1136 auf dem Areal des Klosters eine kleine Zelle mit einer Marienskulptur neben einer dort befindlichen Quelle, sozusagen eine Art "Flurheiligtum" gegeben haben dürfte. 1136 ließen die Brüder Rapoto und Heinrich von Schwarzenburg dort das Kloster "Cella Sancte Marie" (oder "Zelle der Heiligen Maria") erbauen. An der Klostergründung dürfte auch Markgraf Leopold der Heilige († 1136) beteiligt haben. Die Ansiedlung von Benediktinermönchen aus dem Kloster Niederaltaich soll auf ihn zurückgehen.[3]

Diese erste Klostergründung wurde 1250/52 von den Ungarn zerstört, aber danach wieder aufgebaut. 1256 wurde die Klosterkirche von Bischof Otto von Passau geweiht. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden das Kloster und seine Kirche wesentlich ausgebaut. 1454 und 1464 plünderten Räuberbanden, die sich aus Söldnergruppen gebildet hatten und damals als die "Ungarischen Brüder" bezeichnet wurden, die Klosteranlage. und Kirche. Diese wurde 1466 wieder eingeweiht. Bei dieser neuen Einweihung wurde erstmals auch die gotische Pfarrkirche "zum Heiligen Thomas" genannt. Nach der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" wurde die Kirche als Binderwerkstätte genutzt, nach einem Brand (1603) erfolgte ein Wiederaufbau. 1609 wurde diese neue Stiftskirche eingeweiht.[4] Der Wiederaufbau der Klosteranlage als Folge der "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" brachte dem Kloster enorme Schulden. Unter dem Abt Jacob Bach (aus dem Benediktinerstift in Kremsmünster) wird die Kirche zwischen 1752 und 1759 barockisiert, zu dieser Zeit dürfte sie im Wesentlichen ihre heutige Inneneinrichtung erhalten haben.[5]

Die Kirche des Klosters Klein-Mariazell war bereits im 12. Jahrhundert eine Wallfahrtsstätte. Die Gnadenstatue, die seit der Barockzeit als Zentrum der Wallfahrten ist, wird auf das Jahr 1609 datiert, ihre erstmalige Erwähnung fällt in das Jahr 1694. Historisch belegt ist in dreimaliger Besuch von Kaiser Leopold I. in den Jahren zwischen 1675 und 1679, ein weiterer prominenter Besuch war Kardinal József Mindszenty, demErzbischof von Esztergom um 1970. Die meisten Besucherinnen und Besucher kamen zunächst aus der Umgebung und aus Wien, später war die Wallfahrt besonders bei Menschen aus den heutigen Staaten Kroatien, Slowakei und Ungarn sehr beliebt. Durch die Wallfahrten nach Mariazell verlor Klein-Mariazell, das damals auch Alt-Zell genannt wurde, allerdings als Wallfahrtsort wesentlich an Bedeutung, ohne dass die Wallfahrten zur Gänze aufgegeben wurden, was damit zusammenhängen dürfte, dass diese Wallfahrtsstätte auf dem Weg nach Mariazell liegt. Die Wiedereinweihung der Pfarrkirche als Klosterkirche (1998) hatte eine wesentliche Belebung der Wallfahrtsstätte zur Folge.[6]

In der Kirche wird heute außerdem auch die Selige Maria Restituta, eine Märtyrerin des 20. Jahrhunderts, verehrt. Ihre Steinbüste wurde von Oskar Höfinger im Jahr 1996 geschaffen.[7]

Trivia

Die Abkürzung Sam.Fluh für die "Brüder Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens" hat der Gemeinschaft in Klein-Mariazell den Spitznamen "Fluhmis" eingebracht.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 150
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 148
  3. vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 148f.
  4. vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 149
  5. vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 149f.
  6. vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 151f.
  7. vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 150f.

Anmerkungen

  1. Klein-Mariazell oder Alt-Zell hieß ursprünglich ebenfalls Mariazell, die Umbenennung in Klein-Mariazell erfolgte erst, nachdem sich das erst später um 1157 gegründete Mariazell in der Steiermark als der bedeutendere Wallfahrtsort durchgesetzt hatte. Österreich ist hier eine historisch-geographische Bezeichnung und meint die frühere Markgrafschaft und das Herzogtum Österreich.
  2. Beschreibung nach der Abbildung in Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!), 2015, S. 151