Landwirtschaftliche Fachschule Gumpoldskirchen
Die Landwirtschaftliche Fachschule Gumpoldskirchen oder kurz die Weinbauschule Gumpoldskirchen war in den Jahren 1898 bis 2008 eine Landwirtschaftliche Fachschule in Gumpoldskirchen, die sich speziell mit dem Weinbau beschäftigte.
Entstehung
Während in früheren Jahrhunderten kein besonderer Wert auf besondere Weinqualität gelegt wurde und einfach ein Gemischter Satz produziert wurde, reagierten Mitte des 19. Jahrhunderts durch die geänderten Marktgegebenheiten die Weinhauer durch gesteigerte Qualitäten, beispielsweise durch geeignete Rebsorten. So wurden in Gumpoldskirchen von den beiden Weinhauern Johann Baumgartner und Josef Gottfried Wieninger Versuchsweingärten angelegt, um diese Sorten, die den Gumpoldskirchner Gegebenheiten entsprechen, herauszufinden. Auch die Marketingstrategien wurden verfeinert, wie Weinlizitationen oder Weinverkostungen wurden weiterentwickelt. Auf diesem Weg erhielten sie auch Auszeichnungen auf der Weltausstellung in Wien im Jahr 1873. Auch neue Geräte und Maschinen wurden eine Herausforderung für die Hauer.
In den Jahr 1884 bis 1891 wurden jedoch die Weingärten durch die von Amerika eingeschleppte Reblaus vernichtet, sodass es 1891 praktisch keine Ernte mehr gab. Dies erforderte eine komplette Neuauspflanzung der Kulturen, die mittels Veredelung auf resistente amerikanische Unterlagsreben erfolgte.
Aber auch die eingeschleppten Blattkrankheiten, wie der echte oder der falsche Mehltau machten den Weinhauern zu schaffen, denn dazu reichten die bisherigen Erfahrungen nicht mehr. Auch der entstandende Kostendruck und die fehlenden kaufmännischen Kenntnisse brachten viele Weinhauer an die Grenzen der Existenz.
In dieser Zeit entstanden in den Weinbaugebieten die Weinbauvereine einerseits und Ausbildungsstätten andererseits. So reagierte man in Gumpoldskirchen mit den Gründungen im Jahr 1877 des 1. Gumpoldskirchner Weinproduzenten-Vereines, sowie 1885 des Zweigvereines des Vereines zum Schutze des österreichischen Weinbaues.
Der Ruf nach Schulen erfolgte allerdings schon früher, wie von Baumgartner in seinem 1856 erschienenen Buch Anleitung zum einträglichen Betriebe des Weinbaues in Österreich. So konnte bereits 1867 im Rahmen der Volksschule eine Landwirtschaftliche Fortbildungsschule eingerichtet, wo zumindest theoretische Kenntnisse vermittelt werden konnten. Das hielt sich mit Erfolg bis in die 1870er Jahre.
Im Jahr 1891, als die Reblaus den größten Schaden anrichtete, wurde in Gumpoldskirchen ein viel beachteter Weinbautag abgehalten, in dessen Verlauf ebenfalls die Einführung von Veredelungskursen in den Volks- und Bürgerschulen der Weinbauregionen gefordert wurde.
In Gumpoldskirchen engagierte sich in dieser Richtung sehr stark der Volksschullehrer Kajetan Schellmann. Aber auch von höherer Stelle wurde der Forderung nachgekommen und die Niederösterreichische Landesregierung genehmigt im Jahr 1892 ein noch nicht näher definiertes Schulprojekt.
Chronik
Im Jubiläumsjahr des Kaisers 1898 erbot sich die Gemeinde Gumpoldskirchen, auf eigene Kosten selbst eine Weinbauschule zu errichten und sie in die Landesverwaltung zu übergeben. Die Landesregierung gab ihre Zustimmung. Noch am 4. Oktober 1898 konnte die Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Winzerschule unter Bürgermeister[1] eröffnet werden. Erster Direktor der Schule wurde Franz Wenisch, der vorher in der Acker-, Obst- und Weinbauschule in Feldsberg im heutigen Mähren tätig war.
Im Jahr 1900 wurde die Ausbildung auf zwei Wintersemester umgeändert, da sich die Ausbildung im Sommer nicht bewährte. In den Folgejahren errichtete Wenisch mit seinem Nachfolger Julius von Jablanczy mit dem Weinbauverein ein System von 17 Wetterschießhütten zur Hagelabwehr. Um der Bevölkerung die Erfolge der Schule zu zeigen, konnte bereits 1901 eine Weinkost durchgeführt werden. Auch von höherer Stelle wird die Schule begutachtet, so besichtigt 1906 die in Baden wohnende Erzherzogin Isabella den Obstgarten der Schule.
In den Jahren des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 war der Schulbetrieb eingestellt und es befand sich ein Genesungsheim für Soldaten
Nach dem Krieg wurde zuerst wieder ein einjähriger Kurs angeboten, aber nicht sehr stark angenommen. In der kommenden Zwischenkriegszeit bis hinein in den Zweiten Weltkrieg im Jahr 1940 wird jeweils nur ein Wintersemester angeboten.
Durch einen Ausbau in den Jahren 1928 bis 1930 in Form eines Presshauses und eines Kellers kann auch der praktische Unterricht stark gefördert werden. Insgesamt genießt die Schule auch international einen stänig steigenden Ruf, was sich durch die verschiedenen Besuche, auch ausländischer Delegationen, zeigt.
In der Zeit von Groß-Wien nach dem Anschluss wurde die Schule eine Wein- und Obstbauschule der Stadt Wien. Ab 1943 konnten auch Mädchen die Schule besuchen. Im Jahr 1944 wurden Teile der Schule durch einen aliierten Bombenangriff zerstört. Auch zu Kriegsende im Jahr 1945, als Gumpoldskirchen Kampfgebiet wird, erleidet die Schule weitere Schäden. Trotzdem kann bereits im Herbst der Schulbetrieb wieder regulär aufgenommen werden.
Literatur
- Johann Hagenauer: 100 Jahre Weinbauschule Gumpoldskirchen in der Heimatkundlichen Beilage zum Amtsblatt der BH Mödling vom 5. Oktober 1998
Einzelnachweise
- ↑ Einweihung und Eröffnung der nö. Landeswinzerschule. In: Badener Zeitung, 8. Oktober 1898 (online bei ANNO).
Weblinks
- Disertation der Universität Wien von Eva Kubalek, Seite 69ff