ÖsterreichWiki:Löschkandidat/Franz Zechenter

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wikipedia:Löschregeln Diese Projektseite wurde zur Löschung vorgeschlagen.

Zur Löschdiskussion

Vorlage:Löschantragstext/Dezember


Dieser Artikel wurde auf Grund eines Löschantrages in der Wikipedia hierher transferiert. Beim Löschen dieses Artikels in der Wikipedia wird dieser Artikel hier im ÖsterreichWiki erhalten, bei bleiben in der Wikipedia wird in der Regel dieser Artikel hier im ÖsterreichWiki wieder gelöscht.

Franz Zechenter (getauft 25. Jänner 1668 in Rankweil; † 1723, spätestens vor 14. September 1723 in Ofen/Buda) war ein österreichischer Glocken- und Stückgießer (Kanonen-/Geschützgießer). Er arbeitete zunächst als bürgerlicher Glockengießer in Wien und wurde ab 1717 als kaiserlicher Stück- und Glockengießer nach Ofen (Buda, heute Budapest) berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig war. Seine Glocken sind u. a. in Mödling (St. Othmar) durch Inschriften belegt.

Namensvarianten: Zechentner, Zehenter, Zehentner, Zehetner, Zehender, Zehendner / Frantz, Frantisek, Franciscus, Franziskus

Leben und Wirken

Unterschrift Franz Zechenter, bgl. Glockengießer mit Siegel (1707/Klosterneuburg)
Siegel Rekonstruktion Franz Zechenter

Herkunft und frühe Prägung im Vorarlberger Umfeld

Franz Zechenter wurde am 25. Jänner 1668 in Rankweil getauft. Als Eltern werden in den Familienaufzeichnungen Matthias Zechenter und Maria Höllböck genannt. In der familiären Erinnerung erscheint Zechenter als Angehöriger eines Handwerks- und Amtsmilieus, das im Raum Rankweil/Feldkirch über Generationen präsent war und in der Lage war, Mobilität und wirtschaftliche Chancen außerhalb Vorarlbergs zu nutzen.

Für die handwerkliche Ausbildung wurde ein plausibles berufliches Umfeld rekonstruiert. Im späten 17. Jahrhundert war der süddeutsch-tirolische Raum ein wichtiger Ausbildungs- und Transferraum für Gießer. Die Familienaufzeichnungen halten die Möglichkeit fest, dass Zechenter sein Handwerk in Innsbruck erlernte und dort in einem Umfeld tätig war, das später nach Wien ausstrahlte (Büchsenhausen-Tradition; Anschluss an Wiener Werkstätten am Spittelberg).

Ein zusätzlicher Impuls wird mit einem familiären Bezugspunkt verbunden: In den Aufzeichnungen wird der Rankweiler/Feldkircher Verwandtschaftskreis um Helbock hervorgehoben, der durch Ereignisse der Türkenkriegszeit und Kontakte nach Wien ein Bewusstsein für die Möglichkeiten in der Residenzstadt geschaffen habe.

Wien nach 1683: Bedarf an Gießern und das Umfeld, in das Zechenter eintrat

Zechenters Wiener Karriere wird vor dem Hintergrund des massiven Wiederaufbaus nach der Zweiten Türkenbelagerung verstanden. In den Familienaufzeichnungen wird der Übergang im kaiserlichen und bürgerlichen Gusswesen als Zäsur beschrieben: Bis 1683 war im kaiserlichen Zeug- und Gießhaus (Unteres Arsenal) Balthasar Herold als kaiserlicher Stück- und Glockengießer prägend; er starb während der Belagerung.

Danach wurden Positionen und Kapazitäten neu organisiert. Als bedeutende Figuren dieser Übergangszeit werden in den Aufzeichnungen unter anderem genannt: Johann Kippo als kaiserlicher Gießer in der Zeit nach 1683 (mit Glocken-, Geschütz- und Kunstgüssen) sowie Johann Achamer, der am Spittelberg eine eigene Stuck- und Glockengießerei etablierte und später die große „Pummerin“ (1711) goss.

Parallel dazu existierte ein bürgerlicher Markt, in dem Werkstätten am Spittelberg (heute Neubau) eine auffallende Dichte aufwiesen. Ein zentraler Vorbesitzer in Zechenters unmittelbarer Werkstattlinie war Mathias Glaser, der 1685 den Bürgereid ablegte und in der Gießerei „Goldene Glocke am Spitlberg“ (heute Burggasse 8) Glocken goss. Glaser starb 1694 ohne Erben.

Zechenter in Wien: Bürgerrecht, Heirat und Übernahme der „Goldenen Glocke“

Zechenter ist in Wien spätestens mit dem Bürgereid vom 14. September 1695 als eigenständiger Meister greifbar. Kurz darauf, am 18. Februar 1696, heiratete er Eva Rosina Beer. In den Familienaufzeichnungen zur Familie Beer wird Eva Rosina als Tochter aus einem wirtschaftlich starken Kirchberger Umfeld (Ratsbürger-/Handelsmilieu) beschrieben; zugleich erscheint sie ausdrücklich als „Glockengießerin“, was im damaligen Gewerbekontext gut zur Rolle von Ehefrauen und Witwen als Mitträgerinnen und Fortführerinnen des Betriebs passt.

Der Pate zur Taufe des ersten Sohnes mit Namen Johann war der Glockengießer Johann Achamer. Die entscheidende wirtschaftliche Grundlage bildete die Werkstätte am Spittelberg: Zunächst arbeitete Zechenter vermutlich für Achamer und nach dem Tod des Glockengießers Glaser im Umfeld dessen Witwe; am 1. April 1701 kaufte er von ihr das Gießhaus am Spittelberg (Burggasse 8) und führte es in der Folge als eigenen Betrieb weiter. Diese Verankerung an einem konkreten Standort ist für sein Profil wesentlich: Zechenter war nicht nur ein wandernder Handwerker, sondern ein über Jahrzehnte im Wiener Markt etablierter Produzent mit eigener Guss- und Geschäftsadresse.

Familie und Werkstattalltag: Kinder, Patenschaften und Netzwerk

Die Familienaufzeichnungen nennen für Zechenter und Eva Rosina mehrere Kinder, darunter Anton Zechenter (getauft 1701), der später selbst als kaiserlicher Stückgießer hervortritt. Dass Zechenter in den Wiener Gießer- und Handwerksnetzwerken tatsächlich verankert war, wird in den Aufzeichnungen auch über Patenschaften und Kontaktpersonen plausibilisiert (Anschluss an das Umfeld der Spittelberger Gießer und an kaiserliche bzw. städtische Funktionseliten).

Zechenter als Glockengießer: Mödling und weitere Aufträge

Zechenters Wiener Schaffensphase wird besonders anschaulich über Glocken, deren Inschriften und Maße in der Glockenkunde überliefert sind. Ein Schwerpunkt liegt in Mödling (St. Othmar): Für 1698 sind dort Zechenters Glocken belegt; die Fachüberlieferung hält u. a. die Inschrift „GOSS MICH FRANTZ ZECHENTER IN WIENN ANNO 1698“ fest. Für 1723 ist ebenfalls eine Zechenter-Glocke nachweisbar; die Inschrift wird in der Literatur in der Form „FRANZ ZECHENTER IN WIEN ANNO 1723 GOSS MICH“ wiedergegeben.

Vom bürgerlichen Meister zum kaiserlichen Stück- und Glockengießer: Der Weg nach Ofen/Buda

Ab der Mitte der 1710er Jahre verschob sich der Schwerpunkt in Richtung kaiserlicher Militärproduktion. Die Familienaufzeichnungen verbinden das mit einer größeren organisatorischen Entwicklung: Das kaiserliche Zeugwesen wurde in dieser Zeit ausgebaut; neben Wien spielten Zentren wie Prag und Ofen/Buda eine zunehmende Rolle. Konkreter Auslöser war ein Auswahl- und Qualifikationsprozess. Im Juli 1716 wird Zechenter als bürgerlicher Stück- und Glockengießer genannt, dem ein Probeguss („Grob-Guss“) bewilligt wurde, um seine „Capacitet“ für die Stückgießerstelle in Ofen zu prüfen. In denselben Zusammenhängen erscheinen konkurrierende bzw. bereits vor Ort tätige Gießer (u. a. Putere/Putre).

Im August 1717 ist die Anstellung Zechenters für das (neu organisierte) Gießhaus in Ofen aktennah vermerkt („Neues Gießhaus und Stuckgießeranstellung“). Damit wurde Zechenter Teil der kaiserlichen Produktions- und Abnahmestrukturen für Geschütze und andere militärisch relevante Gussteile.

Zechenter in Ofen/Buda: Geschützguss, Abnahmen und Zusammenarbeit mit Anton

Für die folgenden Jahre spiegeln die Familienaufzeichnungen – gestützt durch Regesten aus Hofkriegsrats-/Zeugamtszusammenhängen – Zechenters Tätigkeit als Stückgießer zu Ofen: Es finden sich Hinweise auf Lohn- und Abrechnungsfragen sowie auf konkrete Gussleistungen. Bereits 1718 werden in den Akten Stückgießerlohn-Zusammenhänge mit Zechenter (auch in Verbindung mit anderen Gießern) genannt. Für 1719 ist vermerkt, dass Zechenter „mit dem Lohn warten“ müsse – ein Indiz für die übliche Verzahnung von Produktion, Abnahme und Auszahlung in der militärischen Verwaltung.

Besonders wichtig ist die Rolle des Sohnes Anton Zechenter: Die Aufzeichnungen nennen ihn als in Ofen mitwirkenden „Gießerhelfer“, der als junger Mann bereits 1720 im Zusammenhang mit gegossenen Stücken erscheint (u. a. halbe Kartaunen und Quartierschlangen).

Für 1721 wird festgehalten, dass Feldmarschall Leopold Joseph von Daun Geschütze bei Zechenter bestellte – ein Hinweis auf Zechenters Einbindung in hochrangige militärische Bedarfslagen. In der Familienerzählung wird diese Phase zudem als doppelte Belastungslage interpretiert: Während Zechenter als kaiserlicher Gießer in Ofen tätig war, wurden in Wien weiterhin Glocken „in seinem Namen“ geführt, was auf Werkstattkontinuitäten und Delegation in Wien hindeutet (etwa durch Gesellen oder das familiäre Umfeld).

1723: Letzte Spuren, Tod und Verlassenschaft

Das Jahr 1723 markiert den Abschluss von Zechenters Biographie. In den Regesten wird Zechenter im September 1723 ausdrücklich als verstorben geführt. Unmittelbar danach treten Verlassenschafts- und Besitzfragen hervor: Für 1724 ist angeordnet, die drei Häuser des verstorbenen kaiserlichen Stückgießers Zechenter am Spittelberg schätzen zu lassen und die Schätzung dem Hofkriegsrat zu übermitteln. Das unterstreicht, dass Zechenter in Wien nicht nur einen Werkstattstandort, sondern substanziellen Immobilienbesitz aufgebaut hatte.

Parallel dazu erscheinen Eingaben der Witwe Eva Rosina Zechenter im Kontext der Verlassenschaft und der Versorgung von Pupillen. Die Werk- und Amtskontinuität ging auf Anton Zechenter über: In den einschlägigen Protokollen wird festgehalten, dass Anton die nach dem Ableben des Vaters erledigte Stückgießerstelle zu Ofen „mit eben dem Wartgeld und Gießerlohn“ erhalten solle.

Die Alltagsnähe der Ofener Zeit wird in einzelnen Ratsprotokollstellen greifbar, etwa in der Auseinandersetzung um Bierlieferungen und Qualitätsfragen – eine kleine, aber aussagekräftige Randnotiz zur Lebenswelt eines kaiserlichen Gießers, der nicht nur mit Metall, Formenbau und Abnahmen, sondern auch mit Versorgung und lokalen Regelungen konfrontiert war.

Glocken von Franz Zechenter

  • 1695 Pfarrkirche Bad Fischau (N), 63 cm, 120 kg
  • 1696 Romanii de Jos (RO), Kloster Horezu
  • 1698 Mödling (N) Pfk. St. Othmar (Karner)
    • Frauenglocke 145 cm, 2200 kg, Ton c
    • Otmarglocke 123 cm, 1100 kg, Ton e
  • 1699 Valtice/Feldsberg (CZ), Kloster der Barmherzigen Brüder, 88 cm, 407 kg
  • 1700 Wien, Pfk. Leopoldau
  • 1702 Jaromerice nad Rokytnou (CZ), Pfk. Hl. Margarethe
  • 1707 Klosterneuburg - Stiftskirche
  • 1709 Wien, Baumgarten, Pfk. St. Anna, 43 cm, 45 kg
  • 1710 Prugg (N), Schloß, 58 cm, 100 kg und 47 cm, 70 kg
  • 1712 Retz, Gatterburgsche Schloß, 2 Glocken
  • 1713 Mistelbach, Pfk. Mistelbach, 51 cm, 70 kg
  • 1714 Wultendorf, Pfk. Sankt Kunigunde, 39 cm, 40 kg
  • 1715 Gerasdorf, Pfk., 52 cm
  • 1716 Stixneusiedl, Pfk., 76 cm
  • 1717 Gaweinstal, Pfk
  • 1720 Langenlois, Pfk.
  • 1721 Langenzersdorf, Pfk., 45 cm, 48 kg
  • 1722 Leopoldau, Pfk. Maria im Elend, 47 cm, 48 kg
  • 1723 Mödling (N), Pfk. St. Othmar, Pantaleonglocke 106 cm, 800 kg

Quellen (Archivalien / Primärquellen)

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA): Bürgereid-Protokoll (Bürgereid Franz Zechenter, 14. September 1695), Prot. Nr. 1, fol. 129r.

Literatur

  •  Weissenbäck, Pfundner: Tönendes Erz. Böhlau, Graz, Köln 1961 (Standardwerk; enthält u. a. Datensätze/Analysen zu Glocken von Franz Zechenter (z. B. Mödling 1698; weitere Einträge).).
  •  Ferdinand Krausgruber: Die barocken Glocken Mödlings und ihre Gießer. 2012 (Behandelt die Mödlinger Glockenaufträge (inkl. Zechenter) und den historischen Kontext; online als PDF verfügbar.).
  •  J. K. Puntschert: Denkwürdigkeiten der Stadt Retz. (19. Jh. / Enthält eine Nennung des Wiener Glockengießers (Zehenter/Zechenter) im Zusammenhang mit Glocken für Retz (Gatterburgsches Schloss); konsultiert über Google Books).

Weblinks