AT-Alert

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AT-Alert (deutsch :AT-Alarm) ist ein österreichweites Bevölkerungswarn- und -alarmsystem auf Mobilfunkbasis, das zum bestehenden Sirenenwarnsystem ergänzend, Meldungen an alle Mobiltelefone des vordefinierten Gebietes innerhalb Österreichs versenden kann. Es entspricht dem Schema der meisten anderen EU-Länder mit Systemen laut dem Sammelbegriff EU-Alert und hat die rechtliche Grundlage im § 125Vorlage:§/Wartung/RIS-Suche vom Telekommunikationsgesetz bzw. konkret vom TKG 2021. Die Meldungen werden in deutscher und englischer Sprache ausgesendet.

Funktionsweise

AT-Alert nutzt das bereits in den 1990er Jahren entwickelte Cell Broadcasting-System, bei dem Textnachrichten an die Mobiltelefone im Bereich der bestimmten Sender in einem betroffenen Gebiet ausgestrahlt werden. Diese Mitteilungen werden netzunabhängig gesendet. Wenn Benutzer der Mobiltelefone erst später das betroffene Gebiet betreten, erhalten sie die entsprechenden Meldungen zu diesem Zeitpunkt. Die Aussendung erfolgt über die Telefonprovider anonym an die Empfänger. Auch im Ausland angemeldete Mobiltelefone erhalten über Roaming diese Warnungen. Zum Empfang der Meldungen ist keinerlei Mobile App notwendig.

Auch wenn die Ausfallsicherheit durch redundante Vorkehrungen erhöht wird, ist die Funktion von der notwendigen Mobilfunkstruktur abhängig. Sollte also in dem betroffenen Gebiet die Stromversorgung von Sendemasten (Netz- oder Akkubetrieb) ausfallen, ist auf diesem Weg keine Warnung der Bevölkerung möglich.

Die Handys dürfen dabei nicht im Flugmodus sein und müssen über das notwendige Betriebssystem (Android ab Version 11, iOS/iPhone ab Version 17.4) verfügen. Ältere Geräte (2G/GSM-Netz) können nur die höchste Warnstufe (Notfallalarm) empfangen.

Sowohl die aktuellen Alarme als auch die bereits früher erfolgten Meldungen sind einsehbar über das Portal 'AT-Alert' der Rundfunk- und Telekom Regulierung (RTR).[1] Über regionale und zeitmäßige Filter lassen sich auch vergangene Meldungen sowohl als Text als auch als Kartendarstellung nachvollziehen. Auf der Kartendarstellung werden die Gebiete als Polygone dargestellt.

Da die Sendung der Mitteilung immer nur in eine Richtung erfolgt und im System keinerlei Rückmeldung möglich ist, erhält die auslösende Stelle weder Informationen über die erreichten Mobiltelefone, noch über die persönlichen Daten der Mobiltelefonnutzer.

Auslösung

Die Funktionsverantwortung liegt beim Innenministerium, die Auslösung erfolgt bei der jeweiligen Landeswarnzentrale oder beim Innenministerium selbst.

Angefordert werden kann eine Meldung jeweils durch die zuständige Behörde oder auch Einsatzorganisation.

Warnstufen

Offizielle Einführung am 5. Oktober 2024
Reale Warnung aufs Mobiltelefon

Die Mitteilungen können in sieben Warnstufen unterteilt werden und werden vom jeweils Anfordernden entschieden:

Stufe Symbol Bedeutung
1
Eu-alert-level-1.svg
Notfallalarm
2
Eu-alert-level-2.svg
Extreme Gefahr
3
Eu-alert-level-3.svg
Erhebliche Gefahr
4
Eu-alert-level-4.svg
Gefahreninformation
5
Eu-amber.svg
Abgängige Personen
6
Eu-alert-exercise.svg
Testwarnung
7
Eu-alert-test.svg
Übungsalarm
(8)
Eu-alert-monthly-test.svg
(Monatlicher Cell-Broadcast-Test)

Der Notfallalarm (Höchste stufe) kann an den Mobiltelefonen nicht deaktiviert werden, sodass diese auf alle Fälle - auch im Nicht-Stören-Modus - angezeigt werden. Wie die beiden Screenshots zeigen werden die Symbole jedoch bei vielen Modellen als rote Dreiecke dargestellt.

Mit weiteren Einstellungen können die einzelnen Stufen ein- bzw. ausgeschaltet werden:

Bei Smartphones mit dem Betriebs-System Android: Einstellungen -> Sicherheit und Notfall -> Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte.
Bei iPhones: Einstellungen -> Mitteilungen -> AT-Alert

Anmerkung: Die Benennung der Punkte kann nach Systemversion und Hersteller variieren.

Unterstützt werden alle Warnstufen des Warnsystems durch alle Mobiltelefone – bei Android ab Version 11 und bei iOS ab Version 17.4. iPads werden nicht unterstützt.[2]

Projektentwicklung

Entsprechend der Richtlinie zum europäischen Kodex für elektronische Kommunikation mussten alle EU-Mitgliedstaaten bis zum 21. Juni 2022 ein solches Warnsystem zum Zivilschutz einrichten. In Österreich wurde etwa zu diesem Zeitpunkt erst die rechtliche Grundlage geschaffen, nach der die Netzbetreiber die technischen Grundlagen schaffen konnten.[3]

Im März 2023 wurde vom Digitalminister Florian Tursky zwar die Umsetzung angekündigt, wobei er allerdings noch keinen Termin nennen konnte.[4]

Ab 9. September 2024 wurden erstmals Testmeldungen versandt[5], bevor am 5. Oktober 2024 gemeinsam mit der jährlichen Sirenprobe das System offiziell in Betrieb genommen wurde und damit verbunden je eine Meldung vom Innenministerium, sowie von den einzelnen Landeswarnzentralen ausgestrahlt wurde.[6]. Am 6. Oktober begann Ursachenforschung bei den Netzbetreibern, warum trotzdem viele Handys keine Meldungen anzeigten. In den meisten Fällen handelte es sich um falsche bzw. fehlende Einstellungen oder um ein veraltetes Betriebssystem der Handys.[7]

Einsatz

Erstmals wurde das System wegen der Rauchentwicklung bei einem Waldbrand in Südtirol am 6. März 2025 für das Gebiet Oberes Gericht im tiroler Bezirk Landeck als Gefahreninformation, also Stufe 4 ausgelöst.

Am 26. Juni 2025 wurde eine Gefahreninformation als Warnung vor Unwettern für die Bundesländer Steiermark und Burgenland ausgestrahlt.[8]

Schon kurz danach, am 28. Juni 2025 galt der Notfallalarm, also die höchste Stufe, regional für den Lienzer Talboden in Osttirol bzw. Bezirk Lienz bei einem Großbrand einer Recyclinganlage in Nußdorf-Debant.[9] Da diese Warnung auch für einige Gemeinden im oberen Drautal notwendig war, wurde diese auch von der Kärntner Landeswarnzentrale verschickt. Um aber wirklich alle zu erreichen, auch wenn die Handies nicht korrekt eingestellt seien, wurde sie mit der höchsten Alarmstufe verschickt, was aber wieder zu Verunsicherungen führte.[10]

In Vorarlberg wurde AT-Alert erstmals am 8. August 2025 anlässlich eines Großbrandes[11] in einem Abfallwirtschaftszentrum in Götzis im Bezirk Feldkirch regional ausgelöst.[12]

In der Steiermark werden die Infostufen auf zwei Stufen reduziert, sodass nur der Presidential Alert, der vor einer unmittelbar drohenden Gefahr warnt, die schon vor der Tür steht, sowie als zweite Vorabinformation die Gefahreninformation – das ist die Information über eine bevorstehende, in Zukunft möglicherweise eintretende Gefahr, ausgesendet wird.[13]

Kritik

So wird nach einem Jahr Betrieb als Nachteil genannt, dass die Meldung als erste Reaktion das Drücken der Okay-Taste gleich verschwindet und man sie als ungeübte Person nur schwer wieder findet.[14]

Einzelnachweise

  1. Alarmmeldungen auf dem Portal 'AT-Alert' der RTR, abgerufen am 4. Juli 2025.
  2. AT-ALERT - Cell Broadcast auf tirol.gv.at abgerufen am 25. Juli 2025
  3. Smartphone-Alarm soll bald direkt vor Unwettern warnen vom 20. August 2022 abgerufen am 3. Juli 2025
  4. Smartphone-Alarm: Umsetzungsdauer unklar auf ORF vom 14. März 2023 abgerufen am 2. Juli 2025
  5. AT-ALERT: Probephase für Österreichs neues Bevölkerungswarnsystem am Portal Vorarlberg vom 5. September 2024 abgerufen am 3. Juli 2025
  6. Zivilschutz-Probe erstmalig mit AT-Alert-Auslösung vom 2. Oktober 2024 abgerufen am 3. Juli 2025
  7. Warum bei manchen Handys AT-Alert nicht ausgelöst wurde im Standard vom 6. Oktober 2024 abgerufen am 3. Juli 2025
  8. Behördliche Gefahreninformation - Steiermark auf dem Portal 'AT-Alert' der RTR vom 26. Juni 2025, abgerufen am 4. Juli 2025.
  9. Behördlicher Alarm für den Bereich Berg im Drautal + Dellach im Drautal + Greifenburg + Irschen + Oberdrauburg auf dem Portal 'AT-Alert' der RTR vom 28. Juni 2025, abgerufen am 4. Juli 2025.
  10. AT-Alert: Premiere mit Schwierigkeiten auf ORF-Kärnten vom 1. Juli 2025, abgerufen am 25. Juli 2025.
  11. Nach Großbrand Suche nach Ursache auf ORF-Vorarlberg vom 8. August 2025, abgerufen am 9. August 2025.
  12. „Handy-Alarm“ erstmals in Vorarlberg ausgelöst auf ORF-Vorarlberg vom 8. August 2025, abgerufen am 9. August 2025.
  13. AT Alert: 13 Warnmeldungen im ersten Jahr auf ORF-Steiermark vom 2. Oktober 2025, abgerufen am 2. Oktober 2025.
  14. AT Alert: 13 Warnmeldungen im ersten Jahr auf ORF vom 2. Oktober 2025 abgerufen am 2. Oktober 2025

Weblinks

 AT-Alert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons