Abbegasse
Die Abbegasse (auch Abbégasse[A 1]) ist eine Straße im 14. Wiener Gemeindebezirk, der seit 1930 nach dem Physiker Ernst Abbe († 1905) benannt ist.
Lage
Die Abbegasse befindet sich im 14. Wiener Gemeindebezirk an der Breitenseer Straße auf dem Areal zwischen der Torricelligasse und der Braillegasse im früheren Vorort Breitensee. Es handelt sich bei ihr um keine geradlinige Straße, sondern ihr Verlauf führt durch das frühere Fabriksareal der ehemaligen Zeiss-Werk.[1]
Geschichte
Die Abbegasse wurde am 1. August 1930 im Gemeinderatsausschuss für Kultur nach Ernst Abbe benannt.[2]
Hintergrund des Straßennamens
Der im heutigen Deutschland geborene Ernst Abbe war ein erfolgreicher Physiker und Sozialreformer. Er entwickelte 1873 die nach ihm benannte "Abbesche Theorie", deren praktische Anwendung eine neue Epoche der Mikroskopie einleitete. 1889-1891 war er Inhaber der Carl-Zeiss-Werke in Jena (heute Deutschland). Diese gehörten zu jenen industriellen Unternehmens im heutigen Deutschland, die zu ihrer Zeit als vorbildlich sozial galt. 1891 wurde dessen Leitung der von ihm begründeten Carl-Zeiss-Stiftung übertragen. Die Carl-Zeiss-Werke hatten auch eine Wiener Niederlassung, die sich in jener Straße, die später nach Ernst Abbe benannt wurde.[3][2]
Gebäude und ehemalige Gebäude an der Straße
Die Gebäude der Wiener Niederlassung der Carl Zeiss GmbH. (Zeiss-Werke), der späteren Wiener Radiowerke AG, auf Abbegasse 1 und 2 (Ecke Breitenseer Straße 116), sind weitgehend erhalten. Der Trakt auf Abbégasse 1 wurde als erstes von ihnen 1916-1917 nach Plänen des Architekten Robert Oerley erbaut. Charakteristisch für den lang gestreckten Bau ist die Observatoriumskuppel, die für Testzwecke eingerichtet wurde. Das Areal wurde um 1961 / 1964 durch Grundzukäufe erweitert und durch damals großzügige Zubauten ausgebaut.[4]
Obwohl die Wiener Zeiss-Werke bis 1929 im 14. Bezirk ansässig waren, wurde die Produktion an diesem Standort bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges eingestellt. Am 11. September 1929 wurde das Fabriksareal an das Radiowerk E. Schrack AG verkauft, die hier ihre Radioröhren- und Radioproduktion einrichtete. Die Schrack AG wurde 1939 zur Gänze vom Philips-Konzern übernommen. Seit 1940 wurden hier feinmechanische Instrumente für Schiffs- und Flugzeugbau erzeugt, nach 1945 allerdings wieder Radioröhren. 1947 wurde hier das erste Tonbandgerät des Philips-Konzern produziert und 1964 das erste Videogerät. In den 1970er Jahren kamen dann noch die Radiorecorder. Um 1985-1987 kam es zur Absiedelung und der Philips-Konzern gab diese Firmenniederlassung auf. Das Areal wurde 1982 vom Bund erworben und 1989 dem Bundesheer zur Nutzung übertragen, das dort Lager, Werkstätten und Unterkünfte einrichteten ließ.[4]
Literatur
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung. Herkunft. Frühere Bezeichnungen. Verlag Wundergarten, Wien, 10. überarbeitete Auflage 2019. ISBN 978-3-903070-11-0, S. 27
Weblinks
- Abbégasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Zeiss-Werke im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Carl_Zeiss_GmbH im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Einzelnachweise
- ↑ vgl. dazu Abbegasse, abgerufen am 10. Mai 2025
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Abbégasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 10. Mai 2025
- ↑ vgl. Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen, 2019 (10. Auflage), S. 27
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Zeiss-Werke im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 10. Mai 2025
Anmerkungen
- ↑ Bei Peter Autengruber (Ausgabe 2019) findet sich die Schreibweise Abbegasse, im Wien Geschichte Wiki, sowie im Online-Stadtplan der Stadt Wien die Schreibweise Abbégasse. Welche der beiden Schreibweisen korrekt ist, lässt sich zurzeit nicht beurteilen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde für den Artikel die (einfache) Schreibweise ohne Apostroph gewählt.