Abschuss einer B-17 über Riedlingsdorf 1944

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Die Messerschmitt 109 war das Standardjagdflugzug der Deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg.
Die B-17, das Rückgrat der amerikanischen Bomberflotte
Originalteil der B-17 von der Absturzstelle
Originalteil der B-17 von der Absturzstelle
Abzeichen der 348. Bomberstaffel
Abzeichen der 99. Bombergruppe
Abzeichen der II./J.G.27 (2. Gruppe des Jagdgeschwaders 27)
Abzeichen des Jagdgeschwader 53

Am 10. Mai 1944 wurde im Luftraum über Pinkafeld und Riedlingsdorf ein amerikanischer Bomber vom Typ B-17 von mehreren deutschen Jagdflugzeugen angegriffen. Die Maschine explodierte noch in der Luft, die Trümmer fielen auf das Gemeindegebiet von Markt Allhau. Von den zehn Besatzungsmitgliedern konnten sich acht mit dem Fallschirm retten, während der Bordschütze und ein Funker ums Leben kamen. Die überlebenden Amerikaner gerieten in deutsche Gefangenschaft.

Über einen von ihnen, Irving Baum, ist bekannt, dass er 354 Tage in Gefangenschaft war, bis er am 29. April 1945 von General Pattons Panzertruppen befreit wurde.[1]

Vermutungen über deutsche Jagdflugzeuge

Die Jagdflugzeuge gehörten vermutlich entweder der II./J.G.27 (2. Gruppe des Jagdgeschwaders 27) oder der II./J.G.53 an, welche sich im Luftraum über der Ostmark der amerikanischen Übermacht entgegenstellten und die Messerschmitt Bf 109 flogen. Unter Umständen hätten sie auch dem Schulverband J.G.108 angehören können, der junge Piloten ausbildete. Die noch unerfahrenen Flugschüler wurden nicht auf die kampfkräftigen Bomberverbände der Amerikaner angesetzt sondern auf versprengte einzelne Feindflugzeuge.[2]

Amerikanische Berichte

Missing Aircraft Report

Die folgenden Details über das Flugzeug und das Schicksal der Besatzung sind einer Abschrift des MACR (Missing Aircrew Report) 4729[3] entnommen.[4]

Einheit: 15. Luftflotte, 99. Bombergruppe, 348. Bomberschwadron

Flughafen: Tortorella, Italien

Zeitpunkt des Absturzes: 10. Mai 1944 um 11:26 Uhr

Lokation des Absturzes: 47 Grad 6 Minuten Nord, 16 Grad 0 Minuten47.116 (diese Angabe ist ungenau; dies wäre ein Gebiet südwestlich um Bad Blumau, tatsächlich lag des Trümmerfeld 15 Kilometer weiter nordwestlich in einem Waldgebiet bei Markt Allhau47.31830116.123596)

Grund des Absturzes: Feindliches Flugzeug

Flugzeugtyp:B-17G mit AAF-Seriennummer: 42-106988

Motortyp: R-1820-97 mit Seriennummern a) SW 008249, b) SW 008639, c) SW 008571, d) SW 008332

Installierte Waffen: Browning .50 cal. mit den Seriennummern a) 773846, b) 773879, c) 1074420, d) 1073680, e) 1074968, f) 1074592, g) 1074288, h) 1074626, i) 1074951, j) 1074175, j) 1074864, l) 1074999, m) 1074784

Crewmitglieder (Aufgabe und Schicksal):

Crewmitglieder
Funktion Name Dienstgrad Verbleib
Pilot Waltenmire William E. First lieutenant POW (Prisoner of War)
Co-Pilot Kirpich Morris M. Second lieutenant POW
Navigator Baum Irving jr. Second lieutenant POW
Bombenschütze Marshall Alfred W. jr. F/O?? POW
Bordingenieur Forrest Charles F. Sergeant POW
2. Bordingenieur Foltz Francis W. Staff Sergeant POW
Funker Juergens Frank Sergeant POW
2. Funker King Furman Staff Sergeant MIA (Missing in Action)
Bordschütze Klocek Boleslaw J. Staff Sergeant MIA
Heckschütze Humphries John W. Staff Sergeant POW

Augenzeugenbericht Robert W. Franklin

Am 11. Mai 1944 gab Robert W. Franklin, ein Besatzungsmitglied eines anderen amerikanischen Bombers, folgenden Augenzeugenbericht zu Papier:[4]

„I was flying as tail gunner on ship number 615, piloted by Lt.Col.Barnett, on the mission to Wiener Neustadt on May 10. 1944. Ship No. 988 was flying on our left wing. About five minutes before we reached our I.P. the props on 988s number two engine began windmilling and the ship pulled out of formation. They did not go over the target and were about five thousand feet below us when we came off the target. I saw two figthers making passes at it and the their left wing caught of fire. I saw three chutes open up and the the plane went into a dive and exploded about a thousand feet about groud. Robert W. Franklin, Sergant, Air Corps“

„Ich flog am 10. Mai 1944 als Heck-Bordschütze in Flugzeug Nr. 615, das von Oberstleutnant Barnett pilotiert wurde, den Einsatz auf Wiener Neustadt. Flugzeug Nr. 988 flog an unserem linken Flügel. Ungefähr fünf Minuten bevor wir unser Ziel erreichten, begann Motor Nummer 2 von Maschine 988 zu stottern und die Maschine scherte aus der Formation aus. Sie erreichten nicht das Bombenziel und waren auf ungefähr 1.700 Meter unter uns, als wir vom Ziel zurückkamen. Ich sah zwei Jagdflugzeuge angreifen und ihren linken Flügel in Flammen gehüllt. Ich sah drei Fallschirme sich öffnen und das Flugzeug in den Sturzflug gehen und es etwa 300 Meter über dem Boden explodieren. Robert W. Franklin, Sergenant, Luftwaffe“

Augenzeugenbericht Richard O. Westphal

Richard O. Westphal, ein Besatzungmitglied eines weiteren Bombers, gab ebenfalls am 11. Mai 1944 zu Protokoll:[4]

„I was the tail gunner on 061 on the mission of 10. May 1944 Ship 988 was flying off Col. Barnett's left wing, fell out of formation a couple minutes after I.P. with what looked like #3 engine windmilling. They fell out to tail and charlay on the bomb run, losing altitude first. When flak got really heavy they pulled out and went north of the target. After we dropped bombs and turned off the target, they were west of target headed South. One chute blossomed, then three fighters made a pass and two more chutes blossomed. Then the plane was attacked by two more fighters and #2 engine caught on fire and 988 peeled off as if to start in a dive and then exploded. At the time of the explosion one more chute blossomed, making four that I saw. The had approximately 30 or 36 minutes to clear the airplane from the time they pulled out of the formation until the went down. Richard O. Westphal, Sergenant, Air Corps“

„Ich war Heck-Bordschütze auf 061 bei der Mission vom 10. Mai 1944. Maschine 988 flog am linken Flügel von Oberst Barnett, fiel aus der Formation einige Minuten nach dem I.Punkt, wie es aussah weil Motor Nummer 3 stotterte. Sie fielen an das Ende der Bomberformation und verloren zuerst an Höhe. Als das Flakfeuer wirklich sehr schwer wurde, scherten sie aus und flogen nordwärts des Zieles. Nachdem wir die Bomben abgeworfen hatten und vom Ziel abdrehten, waren sie westlich des Zieles mit Flugrichtung Süden. Ein Fallschirm öffnete sich, dann griffen drei Jagdflugzeuge an und weitere zwei Fallschirme öffneten sich. Dann wurde das Flugzeug von zwei weiteren Jägern attackiert und Motor 2 begann zu brennen. Maschine 988 schwenkte so als ob es in einen Sturzflug gehen würde und explodierte. Zum Zeitpunkt der Explosion öffnete sich ein weiterer Fallschirm, macht vier (Fallschirme), die ich sah. Sie hatten schätzungsweise 30 oder 36 Minuten das Flugzeug zu räumen von dem Zeitpunkt an als sie ausscherten aus der Formation und abstürzten. Richard O.Westphal, Sergenant, Luftwaffe“

Deutsche Berichte

Die nachfolgenden Aussagen stützen sich ebenfalls auf Akten des Missing Aircrew Reports.[4] Es handelt sich dabei um die Aktenvermerke von deutschen Dienststellen zu diesem Flugzeugabschuss, welche die amerikanische Luftwaffe nach dem Krieg verwendete, um das Schicksal ihrer Flieger zu klären.

Protokoll der Flugplatzkommandantur 1/XVII

Diese Dienststelle gab zu Protokoll:

Ort: Wiener Neustadt

Datum: 10. Mai 1944

Zeit des Abschusses: 11:15 Uhr

Ort des Einschlages: 3 km östlich von Allhau

Flugzeugtyp: Boeing B-17G

Flugzeug-Kennzeichnung: konnte nicht festgestellt werden

Zuordnungsnummer: 069

Fotoausrüstung: nichts gefunden

Funkausrüstung: nichts gefunden

Zustand des Flugzeuge: 95% zerstört

2 Tote geborgen: 1. Furman King, 2. Klocek Boleslaw

Protokoll der Dienststelle 11/XVII Graz vom 11. Mai 1944

Diese Dienststelle führte in ihrem Bericht folgende Dinge an:

Datum und Uhrzeit: 10. Mai 1944 um 11:15 Uhr

Ort des Absturzes: Buchschachen (Bezirk Oberwart)

Flugzeugtyp: 4-motoriger Bomber

Dienststelle: Flugplatzkommandantur Wiener Neustadt, 10. Mai 1944

Crew: Crewmitglieder (Aufgabe und Schicksal):

Crewmitglieder
Name Dienstgrad Ort der Gefangennahme
Waltenmire William E. First lieutenant Riedlingsdorf/Bezirk Oberwart, 10. Mai 1944 um 11:35 Uhr
Kirpich Morris M. Second lieutenant Aschau bei Oberschützen/Oberwart, 10. Mai 1944 um 14 Uhr
Baum Irving jr. Second lieutenant Oberschützen/Oberwart, 10. Mai 1944
Marshall Alfred W. jr. F/O?? Markt Allhau - Oberwart Steiermark, 10. Mai 1944
Forrest Charles F. Sergeant Riedlingsdorf/Bezirk Oberwart, 10. Mai 1944 um 11:30 Uhr
Foltz Francis W. Staff Sergeant gefangen, kein Bericht
Juergens Frank Sergeant in der Nähe von Buchschachen, 11. Mai 1944 abends
King Furman Staff Sergeant tot, tot geborgen am Aufschlagsort; Ort der Grablage: Friedhof Buchschachen am 12. Mai 1944
Klocek Boleslaw J. Staff Sergeant tot, wie King, keine Erkennungsmarke gefunden
Humphries John W. Staff Sergeant gefangen, kein Bericht

Dieser Bericht ist bezüglich Verbleib der Besatzungsmitglieder die interessanteste Informationsquelle. So wurden die Besatzungsmitglieder über ein Areal verstreut, das von Aschau bis nach Markt Allhau reichte. Die beiden auf Riedlingsdorfer Hotter gelandeten Soldaten wurden am schnellsten eingefangen, am längsten konnte sich Frank Jurgens der Gefangennahme entziehen. Ihn schnappten die Suchtrupps erst am Abend des nächsten Tages. Die beiden toten Besatzungsmitglieder wurde zwei Tage nach dem Absturz auf dem Ortsfriedhof von Buchschachen begraben, nach dem Krieg wurden sie exhumiert und fanden auf einen amerikanischen Soldatenfriedhof ihre letzte Ruhestätte.

Augenzeugenberichte von Riedlingsdorfern

Einige Ortsbewohner von Riedlingsdorf konnten sich noch Jahrzehnte später an den einseitigen Luftkampf über der Ortschaft und an die aufgehenden Fallschirme der Besatzungmitglieder erinnern. Sofort wurden Suchtrupps gebildet und nicht lange nach dem Absturz konnten mit Charles Forrest und William Waltenmire zwei Besatzungsmitglieder gefangen genommen werden. Einer der beiden Männer wurde im Ortsried Neudörfl gefangen genommen und ein Augenzeuge, damals noch ein Kind, konnte sich daran erinnern, dass der Amerikaner große Angst bei der Gefangennahme hatte.[5]

Ein Zeitzeuge, damals ein Jugendlicher mit 14 Jahren, erzählte, dass er damals bei der Suche nach einem Besatzungsmitglied im Ortsried Zeming (an der Grenze zu Oberschützen/Unterschützen) mithalf. Der Suchtrupp entdeckte Schleifspuren auf einem Acker und kurz danach den notdürftig vergrabenen Fallschirm. Ein Bauerehepaar aus Unterschützen, das auf dem Feld arbeitete wurde befragt. Die beiden verneinten zuerst, vermutlich aus Angst, dass sie den Amerikaner gesehen hätten. Doch dann zeigten sie dem Suchtrupp die Stelle wo er sich versteckt hielt. Der Amerikaner wurde gefangen genommen und ein aus Amerika rückgewandeter Riedlingsdorfer befragte den Kriegsgefangenen, der dem Suchtrupp die Stelle zeigte, wo er seine Pistole vergraben hatte. Bei den Gefangenen muss es sich entweder um Irving Baum, der laut offiziellen Protokoll in Oberschützen gefasst wurde, oder um John Humphries oder um Francis Foltz, über die es keine Zeit- und Ortsangaben der Gefangennahme gibt, gehandelt haben. Denn bei den beiden in Riedlingsdorf aufgegriffenen Besatzungsmitglieder Charles Forrest und William Waltenmire ist die Zeitspanne zwischen Flugzeugabsturz und Aufgriff mit einer halben Stunde zu kurz. Dies natürlich alles unter der Annahme, dass die Zeit- und Ortsangaben in den Protokollen und in den Berichten der Augenzeuge stimmen.[5]

Weblinks

siehe auch: Liste der abgeschossenen alliierten Flugzeuge im 2. Weltkrieg

Einzelnachweise

  1. American Ex-Prisoners of War - Irving Baum, Webseite abgerufen am 6. Oktober 2014
  2. www.airpower.at - Die Deutsche Luftwaffe in der Ostmark, Webseite abgerufen am 2. Oktober 2014
  3. Scan von MACR 4729, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Brief von Leopold Banny, Lackenbach 29. Jänner 2003
  5. 5,0 5,1 Luftkrieg über Riedlingsdorf, Webseite abgerufen am 6. Oktober 2014