Ansitz St. Christof

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
BW

Der frühere Ansitz St. Christof, früher auch Görtschach, ist eine im südlichen Niederösterreich gelegene kleine Schlossanlage, die bereits im Mittelalter erbaut wurde. Im 13. Jahrhundert wurde sie landesfürstliches Lehen, später war sie freies Eigen und dann Teil der Herrschaft Seebenstein. Im 19. Jahrhundert wurde der Ansitz in ein Schlösschen im Tudorstil umgebaut, heute ist er Privatbesitz.

Die Lage

Der Ansitz St. Christof, der heute als Forstgut bezeichnet wird, gehört zur Gemeinde Prigglitz. Er befindet sich in einem Seitental des Flusses Schwarza. Das schlossähnliche Hauptgebäude ist heute unbewohnt, im Wirtschaftshof findet sich jetzt die Verwaltung.[1]

Das Bauwerk

Der heute erhaltene schlossähnliche Hauptgebäude entstand durch einen Umbau im 19. Jahrhundert. Sein Grundriss dürfte noch im Wesentlichen dem des Vorgängerbaues entsprechen, die beiden kurzen Flügel im Südosten und Südwesten des heute L-förmigen Bauwerks wurden im 19. Jahrhundert angebaut. Dabei wurde das Hauptportal in den Anbau des südwestlichen Flügels verlegt. Der Turm an der Rückseite des Südwesttraktes, der das übrige Gebäude um etwa zwei Meter überragt, entstand damals durch die Aufstockung mit einem zweiten Obergeschoß. In diesem befinden sich heute die wichtigsten Wohn- und Repräsentationsräume, wie der "Rittersaal" mit seiner gut erhaltenen Innenausstattung, der ein Überbleibsel des neugotischen Umbaus ist. Die Küche, die Wirtschafts- und Sanitärräume, aber auch kleinere Wohnzimmer und der Abgang zum Keller befinden sich im Erdgeschoss. Im Keller und im Erdgeschoß findet sich mit dem Kreuzgratgewölbe noch ein Verweis auf den Altbestand. Ansonsten sind keine älteren Wehrelementen, wie Wälle und Gräben, erhalten.[1]

Die beiden nördlich gelegenen, großen Wirtschaftstrakte der Anlage sind aus dem 19. Jahrhundert errichtet. Der dreischiffige frühere Pferdestall, die Remise und der zwei- bis dreigeschossige ehemalige Getreidespeicher erinnern daran, dass der Gutsbetrieb dieser Anlage noch im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts floriert hat.[1]

Der Schlosspark mit der Kapelle

Südlich des Schlosses befindet sich ein weitläufiger Park mit einem Teich und einem chinesischen Pavillon. In diesem sind mehrere Statuen aufgestellt. Zwei historistische Schmiedeeisentore bildeten einst den Zugang zum Park. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die zwei eisernen Brücken und mehrere gusseisernen Parkmöbel.[1]

Das bedeutendste Gebäude im Park ist die freistehende frühgotische Kapelle, Sie wird bereits 1344 urkundlich genannt und ist dem Heiligen Christophorus geweiht, nach dem der Ansitz heute benannt ist. Ihre Mauern sind aus starkem Bruchsteinmauerwerk, welches durch vier schweren Strebepfeiler verstärkt wird. Im frühen 17. Jahrhundert wurde der saalförmige Innenraum ausgebaut und barockisiert.[1]

Geschichte

Der Ansitz trug ursprünglich den Namen Görtschach und war der Stammsitz einer gleichnamigen Adelsfamilie. 1381 verkaufte Perhart von Görtschach ihn dem Landesfürsten des Herzogtums Österreich. Einige Jahre später gelangte der Ansitz Görtschach als Lehen in den Besitz von Hans Mauerbeck († nach 1395), einem Kammerdiener (Kämmerer) von Herzog Albrecht III. von Österreich († 1395), der sich um 1387 nach ihm benannte. 1408 gehörte der Ansitz Görtschach als Lehen Sigmund Mauerbeck, welcher ihn an einen Zweig der Familie Königsberg verkaufte. Diese schüttelte die Lehensverpflichtung ab und besaß Görtschach nun als "freies Eigen", vereinigte den Ansitz aber bald darauf mit ihrer Herrschaft Seebenstein. Als Teil von dieser kam der Ansitz Görtschach Mitte des 17. Jahrhundert in den Besitz der Familie Pergen. Etwa zu dieser Zeit erfolgte die Umbenennung in St. Christof. 1807 wurde Görtschach, nun St. Christof, an Anton David Steiger verkauft, der bereits 1788 die Burg Seebenstein von der Familie Pergen gepachtet hatte. 1815 wurde der Ansitz St. Christof von Baron Georg Simon von Sina, dem Besitzer eines bekannten Wiener Bankhauses, erworben. Wenig später wurde St. Christof wieder verkauft und in der Folge kam es zu raschen Besitzerwechseln. Eigentümer waren unter anderem Hieronymus Fürst Montfort (1822), der Bleistiftfabrikant Ludwig Hardtmuth (1826), Adolf Hanke Edler von Hankenberg (1848) und Johann Ritter von Schimke (1860). Unter der Familie von Schimke, welche St. Christof bis etwa 1970 besaß, erhielt der Ansitz sein jetziges Aussehen. Er wurde zu einem kleinen Schloss im Tudorstil umgewandelt und der englische Park angelegt. Seit 1970 kam es erneut zu weiteren Besitzerwechseln. St. Christof ist heute in Privatbesitz.[1]

Die Familie der Görtschacher

1959 konnte der Historiker Othmar Pickl († 2008) nachweisen, dass es sich bei dem Ansitz St. Christof um den Stammsitz der Adelsfamilie von Görtschach handelt. Aus dieser Familie ist erstmals ein Ritter Ulrich von Görtschach, genannt "Stumphel" urkundlich belegt. Er war ein Gefolgsmann des Adeligen Wigand von Klamm. 1297 wird ein Konrad von Görtschach genannt, der vom bairischen Kloster Formbach einen Zinshof als Leibgedinge besaß. Ein weiterer Konrad von Görtschach ("Chunrad von Görtschach") findet sich in einer Urkunde des Herzogtums Steier aus dem Jahr 1344. Als Letzter aus dieser Familie gilt ein 1395 urkundlich genannter Jörg von Görtschach.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. St. Christof, Unterirdisch.DE, abgerufen am 5. Februar 2022