Apotheke zur Weilburg
Apotheke zur Weilburg befindet sich in Baden, Weilburgstraße Nr. 2, wurde ursprünglich im September 1874 von einem Eduard Kreuzinger als "Apotheke Weikersdorf" gegründet[1] und nach mehrmaligen Besitzwechsel im Jahre 1888 von Emanuel Rotter übernommen. Seitdem ist diese im Besitz der Familie Rotter-le Beau.
Haus Chronik
Das Haus Weilburgstraße Nr. 2 in Baden (vormals Weikersdorf bei Baden) entstand zwischen 1813 und 1815. Im gleichen Zeitraum wurde auch der „Sauerhof“, der älteste Bau des Biedermeierarchitekten Joseph Kornhäusel errichtet[2]. In den 1880er Jahren erwarb die Liegenschaft ein gewisser Dominik Walter, seines Zeichens Leinwandfabrikant im böhmischen Grulich und schenkte diese als Mitgift seiner Tochter Rosa, welche im Mai 1888 Emanuel Rotter, einem ehelichen Sohn des dortigen Bürgermeisters Ferdinand Amand Rotter und dessen Gattin Franziska geb. Nentwich in der Pfarrkirche Grulich geehelicht hatte[3].
Apotheken Chronik
Im Juni 1874 wurde eine Konzession zur Errichtung einer Apotheke in damaligen Weikersdorf bei Baden bewilligt, von der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Baden ausgeschrieben[4] und im September desselben Jahres Eduard Kreuzinger verliehen[1]. Anno 1886 erwarb ein gewisser Alois Gischner die Apotheke und gab ihr den Namen „Apotheke zur Weilburg“.
Zu seinem Nachfolger wurde 1888 Emanuel Rotter[5], welcher 1862 im böhmischen Grulich zur Welt kam, an der Universität Wien Pharmazie studiert hatte und 1884 seine Sponsion zum Magister pharm. erhielt. In den Folgejahren kamen vier Söhne des Ehepaares Rotter in Baden zur Welt: Friedrich Rotter (1890-1963)[6], Emanuel Valentin Rotter (1892-1970)[7], Herbert Rotter (1894-1915)[8] und Walter Rotter (1901-1970)[9]. Nachdem Emanuel Rotter’s Ehefrau Rosa 1907 schon sehr früh im Alter von nur 38 Jahren verstarb[10], ehelichte dieser ein Jahr später im November 1908 Adele Stadlinger, Tochter eines Oberlehrers aus Laxenburg[11], die ihm half, seine Kinder aus erster Ehe großzuziehen. Im April 1910 wurde Emanuel Rotter zum „Kammerlieferant Seiner k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ferdinand Carl“ ernannt, das Dekret wurde im Schloss Pottenstein ausgefertigt.
Sein ältester Sohn Friedrich Rotter schloss sein Studium der Rechtswissenschaften im Jahre 1914 ab, war danach im Ersten Weltkrieg im k.u.k. Dragonerregiment „Erzherzog Joseph“ Nr. 15 zum Kriegsdienst eingeteilt und arbeitete nach dem Krieg als Beamter in der Länderbank. Im Juni 1921 ehelichte er Renée Hermine Karoline von le Beau, Tochter des Generalstabschefs der k. k. Isonzo-Armee, Feldmarschallleutnant Aurel von le Beau und seiner Gattin Hermine geborene von Schmedes in der Helenenkirche zu Baden[12] und nahm, auf dass der Name seines Schwiegervaters nicht aussterben sollte, denn dieser hatte nur zwei Töchter, den Namen Rotter-le Beau an.
Nachdem sein für die Betriebsnachfolge vorgesehener Bruder Emanuel Valentin Rotter aufgrund seiner schweren Kriegsverletzung, die er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte, nicht in der Lage war, die Apotheke zu übernehmen, musste Friedrich Rotter, mit 40 Jahren Pharmazie studieren und schloss das Studium als Magister pharm. ab. Ab 1936 leitete er dann die väterliche Apotheke und wurde, nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1945 Konzessionär derselben, welcher er bis zu seiner Pensionierung anno 1962 innehatte. In seiner Freizeit widmete sich Friedrich Rotter der Aquarellmalerei. Seine Bilder wurden auch im "Badener Kunstverein" ausgestellt und in seinem Freundeskreis sehr geschätzt.
Sein Sohn Friedrich Rotter-le Beau kam 1922[13] (17) im Rollett-Haus in Baden, Renngasse Nr. 6 zur Welt. Im Kriegsjahr 1941 maturierte er und studierte nach seinem Militärdienst in der Wehrmacht, wo er mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet wurde, Pharmazie und ab 1959 Zeitgeschichte. Nach einjährigem Dienst als Chefapotheker des Internationalen Roten Kreuzes (1955/56, anlässlich des ungarischen Volksaufstandes) war er bis 1959 angestellter Apotheker in Wien, bis er die "Apotheke zur Weilburg" nach dem Tod seines Vaters Friedrich Rotter, welcher 1963 am Wiener Alsergrund verstarb. Seine Gattin folgte ihm 1966. Friedrich Wolfgang Rotter-le Beau war mit Apothekerin der Heilbron-Apotheke am Wiener Westbahnhof, Magdalena Lehner (1921-2004) verheiratet, die ihm vier Kinder schenkte: Friedrich, Elisabeth, Christine und Wolfgang. In zweiter Ehe war er mit Uta Possnig verheiratet. In der Nachkriegszeit war Friedrich Wolfgang Rotter-le Beau Oberstleutnantapotheker der Reserve des österreichischen Bundesheeres, 1960 Mitbegründer und von 1970 bis 76 Vizepräsident des Österreichischen Zivilschutzverbandes und in den Jahren 1975-1980 Gemeinderat der Stadtgemeinde Baden. Friedrich W. Rotter-le Beau wurde mehrfach hochdekoriert und erhielt 1977 das „Goldene Ehrenzeichens für die Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“, 1987 das „Große Silberne Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“, und das „Verdienstkreuz I. Klasse für Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland“ und verstarb 1991 in Baden.
Seine älteste Tochter Elisabeth Rotter-le Beau, welche 1953 zur Welt kam, arbeitete nach ihrem Studium in der väterlichen Apotheke, bis sie im August 1993, nach dem Tod des Vaters, die Konzession übernahm. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Herbert Rotter (*1951) hat sie die Tochter Teresa (*1981) und den Sohn Florian (*1984). In den folgenden Jahren wurde die Apotheke von Elisabeth Rotter-le Beau gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Uta als Kommanditgesellschaft geführt.
Teresa Rotter-le Beau, die älteste Tochter von Elisabeth, studierte, wie schon ihre Vorfahren, ebenfalls Pharmazie und arbeitet seit 2011 in der mütterlichen Apotheke. Seit 2021 leitet sie die „Apotheke zur Weilburg“. Sie hat mit Thomas Hutter zwei Söhne, die 2016 und 2018 zur Welt kamen. Anno 2022 trat Teresa Rotter-le Beau statt Uta Rotter-le Beau in die Kommanditgesellschaft ein.
Literatur
- 100 Jahre „Apotheke zur Weilburg‘“ in Baden. In: Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen u(nd) wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie / Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen der Pharmazie / ÖAZ Österreichische Apotheker-Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen, standespolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie, 10. Dezember 1983, S. 13 (online bei ANNO).
- Waltraud de Martin: Kennt ihr sie noch … die Badener ISBN 90 288 2856 7
- Apotheke zur Weilburg, Baden > Webseite
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Notizen. In: Zeitschrift des Allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines / Zeitschrift des allgem(einen) österreich(ischen) Apotheker-Vereines. „Österr(eichische)/Oesterr(eichische) Zeitschrift für Pharmacie“ / Zeitschrift des Allgem(einen) österr(eichischen) Apotheker-Vereines. „Österreichische Zeitschrift für Pharmazie“, 1. September 1874, S. 16 (online bei ANNO).
- ↑ 100 Jahre „Apotheke zur Weilburg‘“ in Baden. In: Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen u(nd) wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie / Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen der Pharmazie / ÖAZ Österreichische Apotheker-Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen, standespolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie, 10. Dezember 1983, S. 13 (online bei ANNO).
- ↑ Böhmen, Pfarre Grulich – Trauungsbuch 1860-1894 (fol.321)
- ↑ Notizen. In: Zeitschrift des Allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines / Zeitschrift des allgem(einen) österreich(ischen) Apotheker-Vereines. „Österr(eichische)/Oesterr(eichische) Zeitschrift für Pharmacie“ / Zeitschrift des Allgem(einen) österr(eichischen) Apotheker-Vereines. „Österreichische Zeitschrift für Pharmazie“, 10. Juni 1874, S. 20 (online bei ANNO).
- ↑ Standesangelegenheiten. In: Pharmaceutische Post. Zeitschrift für die Gesammtinteressen der Pharmacie / Pharmaceutische Post. Wochenschrift für die Gesammtinteressen der Pharmacie / Pharmaceutische Post / Pharmazeutische Post. Offizielles Organ der „Oesterreichischen pharmazeutischen Gesellschaft“ / Pharmazeutische Post. Zentral-Organ für die Gesamtinteressen der Pharmazie / Pharmazeutische Post, vereinigt mit der Zeitschrift des Allg(emeinen) österr(eichischen) Apotheker-Vereines vorm(als) „Oesterr(eichische) Zeitschrift für Pharmazie“ / Wiener Pharmazeutische Wochenschrift. Zeitschrift für die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie, 14. Oktober 1888, S. 10 (online bei ANNO).
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan – Taufbuch 1888-1890 (fol.318)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan – Taufbuch 1891-1893 (fol.120)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan – Taufbuch 1894-1896 (fol.67)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan – Taufbuch 1900-1902 (fol.250)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan - Sterbebuch 1904-1907 (fol.319)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan – Trauungsbuch 1908-1911 (fol.61)
- ↑ Baden, Pfarre St. Helena – Trauungsbuch 1904-1921 (fol.234)
- ↑ Baden, Pfarre St. Stephan - Taufbuch 1922-1923 (fol.47)
Weblinks
Apotheke zur Weilburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons