Chalet N

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Chalet N (2025) von der Zufahrtsstraße (Wetterseite) aus fotografiert

Chalet N, vormals Hotel Schlössle, ist der Name eines Sechs-Sterne-Ressorts in Oberlech, einem Wintersportort am Arlberg.

Lage

Die Gebäude des Chalet N befinden sich am nördlichen Rand des Ortsteils Oberlech in der Gemeinde Lech.[1] Das südlich gelegene Ortszentrum von Lech ist rund 1500 Meter, das südsüdwestlich gelegen Bludenz rund 25 Kilometer Luftlinie entfernt. Zu der im Osten gelegenen Grenze nach Tirol sind es rund 5 Kilometer. Nördlich befindet sich ein Bergmassiv mit dem dominanten und vom Chalet N gut sichtbaren Karhorn (2416 m ü. A.) Zum südwestlich befindlichen Bodensee bzw. Bregenz sind es rund 44 Kilometer Luftlinie.[2]

Name, Besitzverhältnisse, Nutzung

Der ursprüngliche Name des hier befindlichen Gasthauses „Schlössle“, bezog sich auf die nahe gelegen Parzelle mit dem Flurnamen „Schlössle“,[2] einer sonnigen Hanglage auf 1720 Metern Seehöhe.[3]

Das heutige Resort ist nach Nathalie Benko benannt, der Ehefrau des gescheiterten Immobilienentwicklers René Benko. Der Investor hatte im Jahre 2011 das Anliegen erworben und im großen Stil umbauen lassen. Die Kosten für den Umbau sollen 38 Millionen Euro betragen haben. Käuferin und Bauträgerin war ursprünglich die Signa Holding GmbH. Heute steht das Anwesen im Besitz der Muxel Berggasthof Schlössle GmbH, welche durch ein Netzwerk von Beteiligungen der Laura Privatstiftung gehört, einer von Rene Benko gegründeten Stiftung in Innsbruck, die den Namen seiner ältesten Tochter trägt. Die Umbaukosten sollen zu einem erheblichen Teil von einer zypriotischen Briefkastenfirma getragen worden sein.[4]

Die tatsächliche Nutzung des Gebäudes ist fraglich. Während die Tageszeitung Die Welt das Chalet N als „alpenweit so ziemlich das exklusivste und teuerste Urlaubsrefugium“ beschrieb – mit einem Wochenpreis von 270.000 Euro – vermutet das Finanzamt überwiegend private Nutzung von Rene Benko, seiner Familie, seinen Freunden und Geschäftspartnern.

Geschichte

Viele Jahrzehnte stand an Stelle des Chalet N das Gasthaus Schlössle.[5] Dieses wurde um 2011 abgebrochen und an Stelle desselben das um vieles größere Chalet N errichtet.[6]

Die Geschichte der Parzelle geht laut Urkunden bis ins Jahr 1660 zurück. Auf der Hangterrasse oberhalb von Oberlech wohnten stets verschiedenen Walserfamilien. Der Name Schlössle hat keinen Bezug zur Aristokratie, sondern bezieht sich auf den Erzabbau. Historiker fanden heraus, dass in Bergbauorten wie Lech die Unterkünfte des Bergaufsehers und sogar die der Knappen mit ehrenvollen Titeln wie Schlössle bedacht wurden. Um 1660 wohnte ein Johannes Beiser „uf’m Schloss“. Zu den folgenden Besitzern des stattlichen Gehöfts zählten Hans Huber, Johann Xaver Beiser, genannt Schlosshannes, Xaver Schuler, Johann Christian Kessler und sodann die Familie Strolz. Durch Verehelichung kam schließlich die Familie Muxel ins Schlössle, Josef Muxel hatte Germana Strolz geheiratet und den Hof übernommen. Das Ehepaar bekam fünf Kinder, Sohn Leopold übernahm den Gaststättenbetrieb Schlössle. Ihm folgte Cousin Stefan Muxel.[7]

Ankauf und Neubau durch Rene Benko

Als Kaufpreis für die Liegenschaft samt dem Gasthaus Schlössle werden 8,5 bis 10 Mio. Euro kolportiert. Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) rund um den Verkauf des Gasthofes an Investor Rene Benko wurden 2016 aufgrund einer Weisung der Oberstaatsanwaltschaft Wien eingestellt. Justizminister war damals Wolfgang Brandstetter (ÖVP), Sektionschef war Christian Pilnacek. Das Verfahren wurde kritisiert, da der Anklageentwurf der WKStA bereits fertiggestellt war, doch offenkundig den Anwälten des Beschuldigten zugespielt wurde. Daraufhin meldeten sich Benkos Anwälte bei der Oberstaatsanwaltschaft und legten neue Beweise vor, die die Unschuld ihres Mandanten untermauern sollten. Der Investor soll der Gemeinde Lech 500.000 Euro für die Abgeltung des Vorkaufsrechts und beschleunigte baurechtliche Verfahren zu seinem Gunsten angeboten und bezahlt haben, was von der WKStA als kriminelles Handeln eingestuft wurde. Es handelte sich um den Verdacht der Vorteilsannahme und der Vorteilszuwendung.[8][9]

Die historische Substanz wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, stilistisch an die örtliche Architektur angepasst. Die Nutzfläche wurde von 900 Quadratmetern auf 1.600 Quadratmeter erhöht, Badelandschaft, Privatkino und Weinkeller ergänzten das Hotelangebot.[10]

Kontroversen um COVID-Förderungen

Im Rahmen der Konkursverfahren gegen diverse Benko-Unternehmen wurde bekannt, dass für das Chalet N COVID-Hilfen beantragt und in Höhe von 1,2 Mio. Euro gewährt worden waren.[11] Die Förderungen wurden von der Signa Luxury GmbH beantragt, damals eine Tochter der Signa Holding. Falls das Anwesen allerdings nur privat genutzt worden sein sollte, wurden die Förderungen ungerechtfertigterweise bezogen.[12]

Im COFAG-Untersuchungsausschuss des österreichischen Nationalrats verweigerte René Benko die Aussage zu kritischen Fragen des NEOS-Abgeordneten Yannick Shetty über die Nutzung des Anwesens. Die Aussageverweigerung führte letztlich zur Verhängung einer Beugestrafe in Höhe von 700 Euro. [13][14]

Am 23. Jänner 2025 fand im Chalet N eine Hausdurchsuchung statt, begründet mit „COFAG-Förderungsbetrug bei Chalet N. in Lech“. In Zuge dessen wurde bekannt, dass gegen Rene Benko und die TPA-Partnerin Karin Fuhrmann auch strafrechtliche Erhebungen durchgeführt werden.[15] Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) verdächtigt den Investor und seine langjährige Vertraute, beim mutmaßlichen Corona-Förderbetrug rund um das Chalet N zusammengewirkt zu haben.[16] Es gilt die Unschuldsvermutung.

Liegenschaft und Gebäude

Bereits im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, ist an dieser Stelle ein Haus mit der Nr. 11 eingetragen. Eine Zufahrtsstraße ist nicht eingezeichnet und das Grundstück GSt 169 noch nicht parzelliert. Die südliche Grundstücksgrenze ist bereits annähernd im heutigen Verlauf eingetragen.[2]

Das heutige parzellierte Grundstück GSt 169/36 in Hanglage (auf etwa 1721 m ü. A.) mit einem polygonen Grundriss hat eine Fläche von 2116 m², die offiziell bebaute Fläche beträgt 1151 m²[17]

Die bebaute Fläche wird von zwei dreigeschossigen Gebäuden („Zwillinge im Bauernhof-Holzlook“[18]) mit Satteldach gebildet, die mittels eines zweigeschossigen Trakts verbunden sind. Die Hauptgebäude haben eine Länge von je 20 Meter und eine Breite von 15 bzw. 16 Meter. Die Gesamtbreite des Komplexes beträgt rund 36 Meter. Die Gebäudehöhe der Hauptgebäude etwa 12 Meter.[2]

2011 wurde zugunsten des Grundstücks, auf welchem das Chalet besteht, eine Dienstbarkeit des Bebauungs- und Bestockungsverbotes auf dem daneben und unterliegenden Grundstück[19] eingeräumt und 2012 und 2013 auch auf dem danebenliegenden Grundstück (Oberlech 585).[17][20]

In Google Earth ist das Gebäude nicht sichtbar dargestellt.

Geologie

Quer, von Südosten nach Nordwesten, verläuft durch das Grundstück die Grenze zwischen zwei geologischen Formationen. Westlich befindet sich Lech-Formation (Kreideschiefer) und östlich die Arlberg-Formation (Kalkstein mit Dolomiteinschaltung).[2]

Weblinks

 Chalet N – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. EZ 1005, Grundstück GSt 169/36 (KG 90011 Lech).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Abfrage Vorarlberger Geographisches Informationssystem (VOGIS) am 4. Mai 2025.
  3. Vorarlberg: 05 Schlössle Lech, abgerufen am 4.Mai 2025
  4. Kronen Zeitung: So wurde Benkos privates Luxus-Chalet finanziert, 2. Mai 2025
  5. Das “Schlössle” – Erinnerungen an eine Institution, Webseite: derarlberg.at, abgerufen am 4. Mai 2025.
  6. VOL.AT: Neues „Luxus-Schlössle“ für Oberlech, 3. Mai 2021
  7. La Loupe: Das Leben „uf´m Schloss“, abgerufen am 4. Mai 2025
  8. Dossier: Seltsame Einstellung, 6. August 2019
  9. Kurier: "Chalet N" in Lech: Ein unmoralisches Angebot, 19. April 2015
  10. Falter: Benko: Wie der Immo-Pleitier russischen Oligarchen ein Chalet wegschnappte, 27. Februar 2024
  11.  1,2 Millionen Steuer-Euro für Benkos Lockdown-Luxus. In: heute.at. 24. April 2024 (https://www.heute.at/s/12-millionen-steuer-euro-fuer-benkos-lockdown-luxus-120033039).
  12.  Teurer Luxus: Die finanzielle Lage von Benkos Chalet N ist angespannt. In: derstandard.at. 7. Februar 2024 (https://www.derstandard.at/story/3000000206428/teurer-luxus-die-finanzielle-lage-von-benkos-chalet-n-ist-angespannt).
  13. Beugestrafe gegen Benko wegen Aussageverweigerung im U-Ausschuss verhängt. Abgerufen am 1. Mai 2025 (österreichisches deutsch).
  14.  Signa’s Benko Fined by Lawmakers in Rare Public Appearance. In: Bloomberg.com. 22. Mai 2024 (https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-05-22/signa-s-benko-fined-by-lawmakers-in-rare-public-appearance?embedded-checkout=true).
  15. Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft: Verfahrenskomplex Signa: Hausdurchsuchungen in Tirol, Vorarlberg und Wien, abgerufen am 1. Mai 2025
  16. Kronen Zeitung: Benko: Steuerberaterin unter Geldwäsche-Verdacht, 14. März 2025
  17. 17,0 17,1 Angaben gemäß Grundbuchbestand, Abfrage am 4. Mai 2025.
  18. Heiner Effern: Luxus-Chalet in Oberlech am Arlberg:Sechs-Sterne-Hütte, Webseite: sueddeutsche.de vom 26. Dezember 2013.
  19. GSt. 169/22.
  20. GSt. 169/8.

47.221368210.13755955Koordinaten: 47° 13′ 17″ N, 10° 8′ 15″ O