Christian Ungleich

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Die Abtei Georgenberg-Fiecht, heute. Im Mittelalter unterstand der Ungleichhof in Weer ihrer Grundherrschaft

Christian Ungleich (* im 15. Jahrhundert; † im 16. Jahrhundert, nach 1509[A 1]), genannt Specht, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Herkunft

Christian Ungleich entstammte einer Familie, die bereits im 14. Jahrhundert in Weer belegt ist. Der Ungleichhof, den sie dort bewirtschaftete, war seit 1329 unter der Grundherrschaft der Benediktinerabtei Georgenberg-Fiecht (heute Teil der Gemeinden Vomp und Stans). Christian Ungleich dürfte mit Pertl Ungleich verwandt gewesen sein, der 1427 in Weer ansässig war und dort 1431 auch als Zeuge eines Rechtsgeschäftes aufscheint.[1]

Leben

Christian Ungleich stammte aus Weer (im Gericht Freundsberg[A 2]) und dürfte dort wenigstens zeitweise ansässig gewesen sein. Daneben hatte er aber auch Besitz in Kolsassberg (im Gericht Rettenberg[A 3], die einen Steit mit Paul Notz hatten, mit dessen Beilegung Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund der Münzreiche"). Es scheint, dass er für beide Gerichte tätig gewesen ist. Er gehörte 1471 zu jenen Leuten des Gerichtes Rettenberg Jobst Alpershover, damals "Pfleger"[A 4] auf Straßburg[A 5], beauftragte.[1] 1480 wird er in einen Rechtsstreit der Abtei Georgenberg-Fiecht mit der Nachbarschaft von Stans um die Nutzung einer Alm als Rossweide als Zeuge einer Kundschaftsaufnahme, gemeinsam mit den Gerichtsboten Ulrich von Hard und Jörg Schaufler, genannt.[2] Im Streit zwischen der Abtei Georgenberg-Fiecht mit Lienhart Siber von Vomp um die halbe Alm Pladis am Stanserjoch fungierten die drei als Rechtssprecher.[1]

Am 24. August 1483 wurde Christian Ungleich, gemeinsam mit Ulrich von Hard, vom Stadtrat der Stadt Schwaz zur Vertretung des Gerichtes Freundsberg für den Landtag zu Hall bevollmächtigt.[3]

Christian Ungleich erbte von seiner Mutter und einer Verwandten den halben "Spechthof" bei Rettenberg und einen Teil der Saner Alm am Kolsassberg. Beide waren landesfürstliche Lehen, welche ihm 1496 verliehen wurden. Um 1509 war er im Besitz des Widengutes in Weerberg.[1]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 438
  2. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 392 und S. 438
  3. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 258 und S. 438

Anmerkungen

  1. Hinweis bei Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 438
  2. Auf der Burg Freundsberg (heute Teil der Gemeinde Schwaz) war im Mittelalter ein landesfürstliches Gericht untergebracht.
  3. Sitz des Gerichtes Rettenberg war im Mittelalter die gleichnamige Burg, die nach der Errichtung einer weiteren Burg Rettenberg (Neu-Rettenberg) Alt-Rettenberg genannt wurde. Ihre Ruine ist heute Teil der Gemeinde Kolsassberg.
  4. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  5. Die Straßburg gehört heute zur Vipiteno (früher Sterzing) und ist 1919 bei Italien.