Christof Stapf

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Christof Stapf (* 23. November 1958) ist ein österreichischer Rechtsanwalt, spezialisiert auf Wirtschaftsrecht und Unternehmensrecht. Er wurde im November 2023 vom Handelsgericht Wien als Insolvenzverwalter der Signa Holding bestellt, der Dachgesellschaft der Signa-Gruppe von René Benko. Es handelt sich um das größte Insolvenzverfahren in der Geschichte Österreichs, gefolgt von der Signa Prime.

Werdegang

Stapf studierte Jus an der Universität Wien, mit einem Studienaufenthalt an der Universität Leiden im Jahre 1982. Er promovierte im Folgejahr in Wien, absolvierte sein Gerichtsjahr und ist seit 1988 Rechtsanwalt, als Gründungspartner bei Neudorfer Rechtsanwälte OEG. Im Jahr 2007 zählte er zu den Mitgründern von Stapf Neuhauser Rechtsanwälte in Wien. Die Kanzlei verfügt über Räumlichkeiten in der Innenstadt und über Sprechstellen in Amstetten und Linz. Dien Kanzlei berät auch im Fall größerer Firmenübernahmen, beispielsweise beim Erwerb des traditionsreichen Vorarlberger Fahrradherstellers Simplon durch den Finanzinvestor SOL Capital Management.[1]

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er als Insolvenzverwalter der Signa Holding, die nach Signa Sports als zweite Gesellschaft aus dem Immobilien- und Handelsimperium von René Benko im November 2023 Insolvenz anmelden musste.[2] Bei der folgenden Prüfungstagsatzung wurden Forderungen in der Höhe von rund 8,613 Mrd. € zur Anmeldung gebracht.[3] Bis März 2025 reduzierten sich die Forderungen auf 7,7 Milliarden Euro, davon erkannte Christof Stapf als Masseverwalter 2,2 Milliarden Euro an. Da sich die Gesellschaft bereits im Konkurs befand, gab es keine Mindestquote.[4] Die konkreten Vorwürfe gegen René Benko, erhoben von Stapf, lauteten: Die Signa-Spitze soll Vermögensverschiebungen zulasten der zerbröselnden Signa Holding durchgeführt haben. Die Signa-Führung soll Immobilienvermögen überbewertet und die tatsächliche Vermögenslage geschönt haben. Die Signa-Chefs sollen noch nach dem Eintritt der Zahlungsunfähigkeit weitere Zahlungen geleistet haben.[5]

Stapf ließ das gesamte Inventar des Signa-Firmensitzes im Wiener Palais Harrach versteigern,[6] in Folge auch den Privatjet der Marke Cessna XLS, der 5,3 Millionen einbrachte.[7] Am 25. Juni 2024 fanden Hausdurchsuchungen samt größeren Polizeieinsätzen im Umfeld des Signa-Gründers in Tirol und Wien statt, angeregt von Stapf in seiner Funktion als Masseverwalter.[8] Am 3. März 2025 wurde bekannt, dass Stapf die Hälftebeteiligung am Chrysler Building in New York City um 5 Millionen Euro veräußern und zugleich zur Anmeldung gebrachte Konkursforderungen in Höhe von rund 50 Mio. Euro befriedigen konnte.[9] Gekauft wurde das Gebäude, welches auf gemietetem Grund steht, erheblichen Sanierungsbedarf ausweist und nur zur Hälfte vermietet ist, von René Benko und dem deutsch amerikanischen Unternehmer Aby Rosen im Jahre 2019 zum Gesamtpreis von 151 Millionen US-Dollar.[10] Im Zusammenhang mit dem Chrysler Building wurde Stapf von zahlreichen internationalen Medien genannt − darunter die RAI, die Financial Times, das Luxemburger Wort, Wirtschaftswoche und Die Zeit.[11][12][13][14]

Laut Gutachten von Deloitte Financial war die Signa Holding bereits spätestens ab 30. November 2022 zahlungsunfähig, somit ein Jahr vor Insolvenzanmeldung. Im Gutachten heißt es weiter: „Ein noch weiter davor liegender Stichtag des Eintritts der materiellen Insolvenz ist aufgrund der Komplexität des Falls nicht auszuschließen und weiterhin in Prüfung.“[4] Per März 2025 ließ Stapf Anfechtungsklagen gegen frühere Aufsichtsrats- und Beiratsmitglieder sowie Berater über mehr als 312 Millionen Euro einbringen. Von Karl Samstag, Ex-Bank-Austria-Chef und Ex-Beiratsmitglied, forderte der Masseverwalter 396.000 Euro ein, die im Jahr vor der Insolvenzeröffnung geflossen sind, vom früheren Bundeskanzler Alfred Gusenbauer fast 1,4 Millionen Euro, von der Gusenbauer Projekt Entwicklung & Beteiligung GmbH 3,5 Millionen Euro. Ende 2024 wurden bereits Anfechtungsklagen gegen die Ingbe-Stiftung in Schaan um 46,5 Millionen Euro und gegen die Laura Privatstiftung in Innsbruck um 56 Millionen Euro eingebracht.[7] Laut Stapf diente die Ingbe-Stiftung als „Instrument zur Verwaltung der Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen von René Benko“.[7]

Seit Mai 2024 ist Christof Stapf ebenfalls Masseverwalter der Signa Retail, deren Außenstände sich auf mindestens 1,13 Milliarden Euro belaufen. Den Verbindlichkeiten stehen in diesem Falle Aktiva im Promillebereich gegenüber.[15]

Publikation

  • Kommentierung der §§ 114, 114a, 114b, 114c, 115, 121, 122 IO gemeinsam mit Lukas Grill, Leonhard Bauder und Angela Steger in Koller/Lovrek/Spitzer, Insolvenzordnung, 1. Auflage, Verlag Österreich 2019, 2. Auflage, Verlag Österreich 2023

Weblink

Einzelnachweise

  1. Stapf Neuhauser begleitet SOL Capital bei Erwerb von SIMPLON, 13. Dezember 2024
  2. Kleine Zeitung: Die größten Pleiten Österreichs: Das sind die neuen Spitzenreiter, 29. Dezember 2023
  3. Kreditschutzverband von 1870: SIGNA Holding GmbH - insge­samt Forde­rungen von rund EUR 8,613 Mrd. ange­meldet, 29. Jänner 2024
  4. 4,0 4,1 Die Presse: Signa verkauft Chrysler Building für fünf Millionen Euro – Wie die New Yorker Schnäppchenjäger ticken, 3. März 2025
  5. NEWS: Benko: Die Jäger des versenkten Schatzes, 19. April 2024
  6. SIGNA Auktionen: Über 6.000 Exponate versteigert. In: Aurena Group. 9. September 2024, abgerufen am 4. März 2025 (deutsch).
  7. 7,0 7,1 7,2 Vermögen systematisch verschoben? Masseverwalter der Signa Holding greift nach Stiftungsgeldern. In: Der Standard. 4. März 2025, abgerufen am 4. März 2025 (deutsch).
  8. Razzien in Benkos Anwesen. In: ORF. 24. Juni 2024, abgerufen am 4. März 2025 (deutsch).
  9. Capital: Signa-Gruppe verkauft Chrysler Building in New York, 3. März 2025
  10. Journal Frankfurt: Frankfurter kauft Chrysler Building, 21. März 2019
  11. RAI News: I creditori decidono il futuro di Signa, 19. Dezember 2023
  12. Financial Times: Signa puts Chrysler Building up for sale in urgent effort to raise cash, 19. Dezember 2023
  13. Luxemburger Wort: Benkos Chrysler-Wolkenkratzer in New York verkauft, 3. März 2025
  14. Die Zeit: Chrysler Building im Zuge der Signa-Pleite verkauft, 3. März 2025
  15. JUVE: Stapf verwaltet weitere Milliardenpleite bei Signa-Tochter, 8. Mai 2024