Ernst Weichselbaum

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt. Bitte hilf dem ÖsterreichWiki, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.

Ernst Weichselbaum (* 1944 in Zwittau, Mähren; † 27. Dezember 2024 in Waidhofen an der Ybbs) war ein österreichischer Unternehmensberater und Organisationsentwickler. Er gilt als Begründer der Nahtstellenorganisation und der Ökonomie der Zeitorientierung, die auf konstruktivistischen Prinzipien basieren.

Ernst Weichselbaum

Leben und Wirken

Ernst Weichselbaum wurde 1944 in Zwittau (heute Svitavy Tschechien) geboren. Seine Mutter war Schneiderin, sein Vater Tischlermeister. Nach der Matura begann er ein Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, das er jedoch nach dem zweiten Semester abbrach. Sein Start als Holztechniker beim Büromöbelhersteller Bene war der Beginn einer 28-jährigen Karriere, die in der Geschäftsführung gipfelte.[1]

Während seiner Zeit bei dem Büromöbelhersteller entwickelte Weichselbaum innovative Konzepte wie die flexible Arbeitszeit, die fraktale Fabrik und ein partizipatives Entlohnungsmodell. Diese Erfahrungen führten zur Entwicklung der Nahtstellenorganisation und der Ökonomie der Zeitorientierung. Dadurch wurde Bene bereits 1982 Pionier der flexiblen Arbeitszeit und Vorreiter bei der Entwicklung und beim Betrieb des Konzeptes der „Fraktalen-Organisation“. Auch mit seinem partizipativen, ergebnisorientierten Entlohnungsmodell setzte Bene Maßstäbe. Das Modell war so erfolgreich, dass Daniel T. Jones und Ricardo Semler, zwei Begründer zeitgemäßer Unternehmensführung, Bene besuchten, um ihre Arbeit mit den Ergebnissen von Ernst Weichselbaum zu vergleichen.

Anhand dieser organisatorischen Strukturen, die als das Weichselbaum-System bekannt wurden, arbeitete Weichselbaum später als selbstständiger Unternehmensberater und setzte diese Konzepte in über 120 Organisationen um, die er nachhaltig verbesserte. Er war bekannt für seine Fähigkeit, festgefahrene Denkmuster zu hinterfragen und Unternehmen zu transformieren.[1]

Ernst Weichselbaum war überzeugt davon, dass klassische Managementsysteme den Herausforderungen moderner Unternehmen nicht mehr gewachsen seien. Seine Ansätze bauten auf Selbstorganisation, Verantwortung und dem klaren Erkennen von Rollen und Wechselwirkungen innerhalb eines Systems auf.

Weichselbaums Arbeit war stark von den Pionieren des Radikalen Konstruktivismus, Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld, beeinflusst worden. Ernst Weichselbaum galt als Pionier der selbststeuernden Organisationen. Seine in den 1990er Jahren entwickelten zentralen Managementkonzepte werden bis heute in der systemischen Beratung rezipiert.

Er war mit Elisabeth Weichselbaum (* 1957) verheiratet, gemeinsam hatten sie drei Kinder.

Theorien und Konzepte

Die Nahtstellenorganisation nach Ernst Weichselbaum ersetzt hierarchische Strukturen durch klar definierte Übergabepunkte – sogenannte Nahtstellen – zwischen autonomen Teams. Jede Nahtstelle ist vertraglich geregelt, wodurch Verantwortung, Qualität und Zeit exakt vereinbart werden können. Das schafft Transparenz, Selbstverantwortung und beschleunigt Prozesse erheblich.

„Die kleinste Einheit sind drei: zwei Menschen im Dialog.“ – Ernst Weichselbaum

Die Ökonomie der Zeitorientierung ist ein von Ernst Weichselbaum entwickeltes Organisationsprinzip, das fixe Durchlaufzeiten und Termintreue in den Mittelpunkt stellt – im Gegensatz zur klassischen Economy of Scale. Es ermöglicht Unternehmen, kundenspezifische Leistungen planbar und schnell zu liefern, vereinfacht Prozesse durch klare Taktung und schafft die Grundlage für digitale und vernetzte Abläufe.

Rezeption

Weichselbaums Arbeit wurde besonders im Kontext von Lean Management, New Work und agiler Transformation rezipiert. Sein konzeptioneller Zugang gilt als einflussreich für zahlreiche systemisch geprägte Beratergenerationen.

Auszeichnungen

  • Constantinus Award, 2009, Entwicklung der Produktivität im Vertrieb, Konstruktivismus in der Praxis
  • Constantinus Award, 2010, Die Metamorphose des Fleckerlteppichs. Mit kreativen Produkten und Prozessen zum dispofreien Unternehmen.
  • Constantinus Award, 2013[2]

Publikationen

  • Ernst Weichselbaum, Niels Pfläging (Editor): In jedem Unternehmen steckt ein besseres: Zeitorientierte Betriebswirtschaft mit dem Weichselbaum-System. 2020 Vahlen, ISBN 978-3-80066358-3

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Organisationsmodell der Zukunft. In: weichselbaum-system.com. Abgerufen am 27. Mai 2025 (deutsch).
  2. Pictures of the Constantinus European Award Ceremony 2013/14. In: Constantinus Award, Wien.