Flugplatz Trausdorf
Der Flugplatz Trausdorf war ein Flugplatz in Trausdorf an der Wulka. Der zuletzt als Sportflugplatz benutzte Platz hatte die ICAO-Kennung LOAT und bestand bis 1994.
Geschichte
Auf der Hutweide von Trausdorf gab es erstmals im Jahr 1925 Überlegungen, einen Verkehrsflugplatz für Eisenstadt zu errichten, nachdem bereits 1913, also vor dem Ersten Weltkrieg erstmals ein Aeroplan landete.
Im Jahr 1936 wurde der Trausdorfer Flugplatz vom Bundesheer gegründet. Nach dem Anschluss von der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht übernommen, begannen erste Bauarbeiten am Flugplatz. Neben zahlreichen Trockenlegungen zur Herstellung der Pisten, wurden ein Hauptgebäude mit Wohnungen und ein Wirtschaftsgebäude errichtet. Auch zwei Hangars und vier Unterkunftsbaracken wurden aufgebaut. Bemerkenswert waren auch zwei Hasenställe, da das Fell der Angorakaninchen zur Herstellung von Fallschirmen ? Verwendung fand.
Von der Fliegerschule Bad Vöslau wurde 1939 die B-Ausbildung übernommen, die im April 1943 wieder abgezogen wurde, bevor der Fluplatz ein Außenplatz des überfüllten Luftwaffenstützpunktes Wiener Neustadt wurde. Dazwischen war für wenige Wochen die beiden Traditionsgeschwader Mölders und Udet am Platz stationiert.
Von Kriegsangriffen verschont geblieben, übernahmen nach Kriegsende die Sowjets den Platz. Nach deren Abzug 1955 fiel in das Eigentum der Republik und wurde teilweise landwirtschaftlich genutzt. Genutzt wurde er aber auch vom neu gegründeten Bundesheer im Rahmen des Sicherungseinsatzes in der Ungarnkrise.
Im Jahr 1957 begann der Union Sportflieger Club mit dem Flugbetrieb, der eine Genehmigung für Motorflugzeuge bis 2000 Kilogramm und Segelflugzeuge erhielt. Die beiden Graslandebahnen hatten Längen von 1100 Meter in Nord-Süd-Richtung und 800 Meter in Ost-West-Richtung. Eigentümer des Grundstückes wurden die Urbarialgemeinde Trausdorf und die politische Gemeinde, die den Platz im Jahr 1963 für 20 Jahre an den Fliegerklub verpachteten.
Unter dem Sportflieger Teddy Podgorski wurde der Flugplatz zum Hot-Spot für Piloten, Weltmeister, Flugbegeisterte und Fallschirmspringer. Dazu trug auch die Kantine des Platzes bei, deren Erlebnisse zahlreicher Besucher literarisch erfasst wurden.[1]
Um Nachtsichtflüge zu ermöglichen, wurde Anfang der 1970er-Jahr eine Befeuerung errichtet. Auch drei Hangar wurden gebaut. Im Jahr 1973 wurden 1973 35.000 Starts und Landungen von Motorflugzeugen gezählt. Dementsprechend stieg die Lärmbelastung, sodass die Gemeinde Trausdorf erstmals Beschwerde bei der Landesregierung einlegte. Auch eine Asphaltierung der Pisten wurde durch die Gemeinde strikt abgelehnt.
Der heute noch sichtbare Tower wurde im Jahr 1977 durch die Landesregierung genehmigt.
Als im Jahr 1982 die Abteilung Flugtechnik in der HTBLA Eisenstadt eingerichtet wurde, nutzten auch die Schüler und Lehrer den Flugplatz.[2]
Von den Grundeigentümern wurde 1983 beschlossen, den Pachtvertrag nicht mehr zu verlängern. Der Sportverein wollte dies nicht zur Kenntnis nehmen, sodass ein langjähriger Rechtsstreit folgte. Eine endgültige Einstellung des Flugbetriebes erfolgte erst im Jahr 1994.
Am 24. Juni 1988 war der Flugplatz Schauplatz des Papstbesuches in Österreich. Papst Johannes Paul II. zelebrierte dreisprachig eine Messe mit 80.000 Menschen.[3] Bemerkenswert war dabei, dass auf Gläubige trotz damals noch vorhandenen Eisernen Vorhang aus Ungarn und der Tschechoslowakei in Österreich einreisen durften. Ein Kreuz in der Hutweide (Lage) erinnert noch an Pastoralbesuch.
Anlässlich des Besuches wird auch eine Episode kolportiert, dass sich zahlreiche Würstelstandbetreiber vor Ort mit ihrem Angebot verspekuliert haben sollen. Sie setzten auf den Besuch der Ostgäste, die sich jedoch nach der Heiligen Messe für Einkäufe in die Shopping City Süd begaben.[4]
Erinnerung und Nachnutzung des Geländes
Neben der Straßenbenennung der Zufahrtsstraße als Flugplatzstraße ist noch der Tower und die Flugplatzkantine vorhanden. Teile des Flugplatzes wurde 2011 von der Künstlerin Birgit Sauer, die hier mit drei Kindern lebt, gekauft oder gemietet.[5] Die Hutweide selbst dient als Naherholungsgebiet.
Der größte Teil des Geländes ist heute als Hutweide Schutzgebiet für das auf der Roten Liste angeführten Ziesel[6], von dem etwa 1000 Exemplare hier leben.[7]
Literatur
- Konrad Molin: Vergessene Flugeinrichtungen in Ostösterreich, Eisenstadt Trausdorf, im Österreichischen Flugzeug Historiker, Ausgabe 4/2009 (Digitalisat)
Einzelnachweise
- ↑ Andrea Glatzer: Ein Ass in der Männerdomäne – Sabine Fizimayers Prominentengeschichten vom Flugplatz Trausdorf, Verlag MyMorawa
- ↑ Geschichtlicher Überblick der HTL Eisenstadt abgerufen am 27. Juni 2021
- ↑ Als der Papst nach Trausdorf kam auf mienbezirk vom 5. Juli 2017 abgerufen am 27. Juli 2021
- ↑ Flugplatz Trausdorf: Die Landepiste des Jetsets auf meinbezirk vom 15. Februar 2021 abgerufen am 27. Juni 2021
- ↑ Birgit Sauer: Vom Reiz des Scheiterns und Eroberns im Kurier vom 15. Dezember 2020 abgerufen am 27. Juni 2021
- ↑ Ziesel, Feldhamster und Ährenmaus im Burgenland auf ZOBODAT.at.
- ↑ Zieselkolonie Trausdorfer Hutweide abgerufen am 29. Juni 2021
Weblinks
Flugplatz Trausdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- LOAT Trausdorf auf x-plane.at
- Flugplatz Trausdorf auf Geheimprojekte.at
- Der Flugplatz von Trausdorf auf ORF-Burgenland vom 24. Juni 2021 unter „100 Jahre – 100 Plätze“
- Vergessene Flugeinrichtungen in Ostösterreich
- Trausdorf auf atlas-burgenland.at
47.80372316.552673Koordinaten: 47° 48′ 13″ N, 16° 33′ 10″ O