Franz Liener

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Franz Liener (gebürtig Franz Wambacher; * 9. Oktober 1900; † Juli 1977) war ein österreichischer Unternehmer und früherer Boxer. Er lebte in Wien und durchlief eine ungewöhnliche Karriere vom Pelzhändler über den Boxsport zum Nahrungsmittelindustriellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er die Firma Liener Delikatess, die für Fischaufstriche und ähnliche Feinkostprodukte bekannt wurde.

Leben

Franz Wambacher wurde am 9. Oktober 1900 in der Österreich-Ungarischen Monarchie geboren (vermutlich im Gebiet des heutigen Ungarn oder Tschechien). 1935 wurde er von Rudolf Liener adoptiert und nahm dessen Familiennamen an, wodurch er fortan als Franz Liener firmierte. In jungen Jahren war Liener zunächst im Pelzhandel tätig (um 1920) und wechselte später in den Boxsport. In den 1920er Jahren trat er als Boxer in Wien in Mittel- und Schwergewichtskämpfen an. Er beendete seine aktive Sportlaufbahn um 1930 und wandte sich in den folgenden Jahren kaufmännischen Tätigkeiten zu.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich Franz Liener als Industriekaufmann in der Lebensmittelbranche selbstständig. Im Februar 1949 meldete er in Wien ein Gewerbe als Käsereifabrikant an – eingeschränkt auf die Erzeugung von Weichkäse.[1] Diese Gewerbeanmeldung markiert die Gründung seines Feinkostbetriebs, aus dem die Marke Liener Delikatess hervorging. Lieners Firma produzierte zunächst Käseaufstriche und erweiterte das Sortiment bald um Fischaufstriche, Marinaden und andere Delikatessen. Als Produktionsstandort diente anfangs ein Betrieb in der Darwingasse im 2. Wiener Gemeindebezirk (Leopoldstadt).[1][2]

In den 1950er Jahren firmierte das Unternehmen unter dem Namen Schallerböck & Schaschiner und co.[3] mit Sitz in Wien-Brigittenau (20. Bezirk), Pappenheimgasse. Franz Liener führte den Betrieb gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern, Schallaböck und Schaschiner, die beim Wiederaufbau des Unternehmens nach 1945 mit eingestiegen waren. Die Firma stellte Feinkostaufstriche her – insbesondere Fisch- und Liptauer-Aufstriche – und belieferte den regionalen Markt. Im Branchenverzeichnis wurde Franz Liener als Delikatessen-Erzeuger in Wien geführt.[1][4]

Nach dem Tod Franz Lieners im Juli 1977 übernahm sein Sohn Ernst Liener die Geschäftsleitung. Das Unternehmen verlegte seinen Sitz in den folgenden Jahren auf die Prager Straße im 21. Bezirk. In den 1980er-Jahren geriet die Liener-Delikatess-Fabrik jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten; schließlich musste die Firma Konkurs anmelden und wurde geschlossen.

Ansehen und Bedeutung der Firma

In den 1950er- und 1960er-Jahren hatte die Firma Liener Delikatess einen ausgezeichneten Ruf in Wien. Besonders in den Bezirken Brigittenau und Leopoldstadt war der Name Liener ein Synonym für qualitativ hochwertige Feinkostprodukte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem verheerenden Fabrikbrand durch die sowjetische Besatzung 1946 konnte Liener das Unternehmen nur durch den Einstieg zweier Kriegskameraden – Schallaböck und Schaschiner – neu aufbauen. Die beiden Männer hatten ihn in der russischen Kriegsgefangenschaft kennengelernt und fungierten beim Wiederaufbau vor allem als finanzielle Unterstützer. Die fachliche Leitung, Produktentwicklung und der gesamte Produktionsablauf blieben jedoch vollständig in Lieners Händen.

Nach dem Tod von Franz Liener im Jahr 1977 übernahm sein Sohn Ernst Liener die Geschäftsleitung. Doch ohne das handwerkliche Know-how und die Rezeptkenntnisse des Gründers konnte das Unternehmen an die alte Qualität und Marktposition nicht mehr anschließen. Bereits zwei Jahre später musste die Firma Insolvenz anmelden.

Privat war Franz Liener mit Leopoldine geborene Wambacher verheiratet, die wie er aus Wien stammte. Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter. Außerdem hatte Franz Liener eine Tochter aus einer anderen Beziehung. Liener selbst gehörte keinen politischen oder sportlichen Vereinen an; seine Ehefrau Leopoldine engagierte sich jedoch kommunalpolitisch und war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ).

Franz Liener verstarb im Juli 1979 im Alter von 76 Jahren in Wien. Bestattet wurde er am Wiener Zentralfriedhof (Grabnr. 74/22/64).[5]

Einzelnachweise