Franz de Paula Storch senior
Franz de Paula Storch senior (* 3. Oktober 1763 in Graber in Nordböhmen; † 12. Februar 1838 in Glanegg, einem Ort in Grödig) war Primararzt in der Stadt Salzburg und Landschaftsphysikus und Badearzt in Wildbad Gastein.
Leben
Geboren wurde Franz de Paula Storch laut Heiratseintrag als Sohn des Kleingutsbesitzers Johann Georg in Hermsdorf unweit des Städtchens Graben in Böhmen und der Anna Elisabeth Storchinn. Am 31. Oktober 1791 promovierte Franz de Paula Storch nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien. Von 1792 bis 1801 war Storch Physikus im Lungau, von 1801 bis 1804 Primararzt am St. Johanns-Spital in der Stadt Salzburg und ab 1804 bis zu seinem Tod Landschaftsphysikus und Badearzt in Wildbad Gastein.[1]
Am 27. Dezember 1796 - während Dr. Storchs Zeit als Landschaftsphysiker im Lungau - kam in Tamsweg Franz Storch als illegitimer Sohn zur Welt.[2] Am 6. Mai 1808 heiratete Franz de Paula in der Vikariatskirche in Wildbad Gastein 44-jährig die 28-jährige Jungfrau Anna Maria Nehmer. Sie war die Tochter des Jakob Nehmer, Gutsbesitzers zu Wunderskirchen unweit Krayburg im Kurfürstentum Bayern, und der Katharina Stallechner, die beide bereits verstorben waren. Anna Maria war zur Zeit der Heirat in der Stadt Salzburg zu Aufenthalt. Die Trauzeugen waren Anton Straubinger, Weinwirt, und Johann Bochner, Bäcker im Graben im Wildbad.[3] Anna Maria Nehmer verstarb jedoch bald darauf, denn bereits im November 1811 bat Dr. Storch bei der vorgesetzten Behörde um einen "Heürats Consens". Er wollte Barbara "Babette" Riehrin, eine verwaiste Tochter eines Tischlers von Tittmoning, ehelichen. Storch heiratet dann zwischen 29. Februar und 7. März 1812 in der Salzburger Andräkirche Barbara Riehrin.[4]
Am 30. März 1812 kam in Badgastein[5] dann Franz de Paula Storch junior († 1897) als Sohn der beiden zur Welt.
Badearzt in Gastein
Von April bis Juni 1804 war Franz Ferchl interimistischer Badearzt im Wildbad Gastein. Diese ertragreiche Position wurde aber Storch übertragen.[6], "durch Kabale"[7] wie Ferchl befand.[8]
Von 1812 bis zu seinem Tod war Dr. Franz de Paula Storch Besitzer des Schlosses Glanegg in Grödig.[9] 1849 verkaufte die Witwe von Franz de Paula Storch, Babette, das Anwesen an Alois Graf von Arco-Stepperg, dem auch das Wasserschloss Anif gehörte. 1821 ist in einem Schreiben des Salzburger Kreisamtes von einem kürzlich erfolgten Kauf der Herrschaft Schernberg in Goldegg die Rede.[10]
In den "Vaterländischen Blättern" vom 4. Juni 1817 ist über den Badebetrieb in Gastein zu lesen:
„In Gastein gibt es kein Spaa[11] oder Carlsbad. Sie würden dort nur einen Tartarus finden, wo der Kranke sein Heil, und der Naturforscher ein Elysium findet. Der brausende Wasserfall, der den Schlaf des Weichlings stört, die ungeheuren Berge, worüber dieser erschrickt, das Chaos der Natur, das dieser scheußlich findet, sind für den Naturforscher Gegenstände, welche er mit innigem Vergnügen anstaunt mit ängstlicher Sorgfalt untersucht. Indessen läßt sich der Reiche das, was ihm Bedurfniß scheint, aus der Hauptstadt kommen, während der Arme Hülfe und Unterstützung in Gastein findet. Sein Gebrauch beginnt in der Mitte des May und wird bis Mitte August fortgesetzt. Hr. Dr. Storch aus Salzburg leitet die Cur. Gewöhnlich sind im Durchschnitte alle Jahre 1000–1200 Curgäste hier.“
Storch verbrachte nur die Zeit von Mai bis Oktober in Gastein und das übrige Jahr konnte er sich seiner Privatpraxis in Salzburg widmen.
Im Haupt-Sanitätsbericht für das Jahr 1832 sind alle öffentlich angestellten Ärzte mitsamt ihren Jahresgehältern angeführt, woraus sich entnehmen lässt, dass Storch als Badearzt sehr gut verdiente. Susan als Kreisarzt erhielt 600 fl. und alle Bezirksärzte (mit Ausnahme von Touaillon) 400 fl., Ferchl, der quieszierter[13] Landgerichtsarzt und Salinenarzt in Hallein war, erhielt 833 fl. 20 kr. und Storch als Badearzt in Gastein mit 853 fl. 20 kr. den höchsten Gehalt aller Salzburger Ärzte. Überdies genoss er freie Wohnung im Badeschloss.[14] 1814 wird er zum provisorischen - nicht zusätzlich besoldeten - Landgerichtsarzt in Gastein ernannt. Sehr selbstbewusst reicht er im Oktober 1814 seinen Schlussbericht beim Medizinalrat in Salzburg ein und bekundet, dass er nun aus Gastein abreisen wird. Persönlich wird er in München vorstellig, wo ihm dieses Vorgehen tatsächlich genehmigt wird. Sein Vorgesetzter in Salzburg, der Medizinalrat Barisani schäumt:
„... so ist doch dieses eigenmächtige ungehorsame Benehmen von der Art, daß ich E. K. M. alleruntertänigste bitten muß, denselben /zur verdienten Strafe ziehen/ wegen Verfluß der Reiselizenz umso mehr an seinen Bestimmungsort hin weisen zu wollen, als die hierbei gezeigte Widersetzlichkeit nur eine Folge seines Eigennutzes ist, indem er zu Glaneck im Landgericht Salzburg eine bedeutende Meyerey besitzt, die er während der fünf Wintermonaten selbst betreiben will..."“
Kritisches
Im Jahr 1822 hielt es das Kreisamt in Salzburg für nötig den Bericht des Badearztes Storch "über die Vorfälle im Wildbad von diesem Jahre nebst einer angehängten Krankengeschichte, dann einer Klage, und schließlich einen Ausfall gegen den Straubinger Wirth" mit einem Schreiben zu begleiten, das Dargestellte zu relativieren. Straubinger sei "bemüht, dem erst heuer übernommenen Anwesen durch neue kostspielige Bauten und Erweiterungen einen höheren Grad von Zweckmäßigkeit zu geben, er verdient so hin bei diesem Gemeinnützigen, soeben hohe Regierung vorgelegten Unternehmen viel mehr Unterstützung und Anerkennung, als Verunglimpfung." Das Kreisamt sprach von "Verworrenheit, mit der er die Krankheiten untereinander wirft" und von einem "sonderbaren Begriff von der Ansicht des Doktors Storch geben, der sich überhaupt der Deutlichkeit gar nicht befleißt." Die Berichte des nun 59-jährigen Arztes scheinen auch in medizinischer Hinsicht nicht mehr dem damaligen Stand der Wissenschaft entsprochen zu haben.[15]
Im Jahresbericht 1829 schrieb der Salzburger Kreisarzt Johann Nepomuk von Bernberg über den nur vier Jahre älteren Kollegen:
„Unter den Ärzten des Kreises steht, was praktischen Takt, und Gewandheit anbelangt, der Badearzt Dr. Storch obenan, in dieser seiner Eigenschaft darf er vorzüglich genannt werden, es ist aber auch die einzige, die ihn im höheren Kreise der Badegäste beliebt macht; übrigens behandelt er seine Stellung wie ein Mystiker, weicht allen Ärzten in seinem Wildbad als Monopolist auf das geflissendste aus, und steht denselben, wie den Wundärzten feindselig gegenüber, trotz seinem vorgerückten Alter ist Dr. Storch ungemein thätig, [...]“
Laut dem Bericht Bernbergs hatte er auch versucht die Leitung des Quellwassers nach Hofgastein zu verhindern. Einen anderen Kritikpunkt äußerte Bernberg bereits 1826, nämlich, dass Storch keine Publikation zu Gastein herausgebracht hatte.
„[...] übrigens wäre sehr zu wünschen das Herr Badearzt Dr Storch, dem man gute praktische Kenntnisse der Wirkung dieses Bades nicht absprechen kann, endlich einmal das badelustigen Publikum mit dem Schatz seiner Erfahrungen vertraut machte, statt sich einfach damit zu begnügen, den eigenen Schutz zu vermehren, und feindselig allem gegenüberzustehen, was nicht durchaus mit ihm gleiche Meinung theilt“
Einzelnachweise
- ↑ G. Dohle – O. Dohle: Franz de Paula Storch senior. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 324 f. (Direktlinks auf S. 324, S. 325).
- ↑ Tamsweg, 1780–1904 Gemischt (289)
- ↑ Salzburg-St. Andrä, 1769–1819 Heiraten.
- ↑ Geburts-, Trauuungs und Sterbfälle. In: Salzburger Intelligenzblatt / Intelligenzblatt von Salzburg / Königlich-Baierisches Salzach-Kreis-Blatt / Kaiserlich Königlich Oesterreichisches Amts- und Intelligenzblatt / Kaiserl(ich) Königl(ich) privilegirte Salzburger Zeitung / K. K. priv. Salzburger Amts-Blatt / Intelligenz-Blatt zum Salzburger Amtsblatt / Salzburger Landeszeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Landeszeitung / Salzburger Zeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Zeitung, 9. März 1812, S. 7 (online bei ANNO).
- ↑ ANNO, "Salzburger Landes-Zeitung", Ausgabe vom 22. Jänner 1949, Seite 1
- ↑ Beförderungen. In: Intelligenzblatt von Salzburg, 2. Juni 1804, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Intrige, Ränkespiel
- ↑ Franz Ferchl, Eine Selbstbiographie, in: MGSL, 91(1951), 107–123.
- ↑ Benedikt Pillwein: "Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg", 5. Teil, Salzburger Kreis, digitalisiert in digi.landesbibliothek.at
- ↑ OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.
- ↑ das heutige Spa in Belgien
- ↑ Gastein. In: Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, 4. Juni 1817, S. 3 (online bei ANNO).
- ↑ in Ruhestand (Quieszenz) versetzen
- ↑ SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.
- ↑ OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150.
- ↑ SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.