Jörg von Wallsee

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Jörg von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert, um 1365; † Anfang des 15. Jahrhunderts, um 1400/01) war ein einflussreicher Adeliger im heutigen Bundesland Oberösterreich. Er beerbte den Familienzweig der der Wallseer zu Graz. Mit ihm starb der Familienzweig der Wallseer zu Linz aus.

Herkunft und Familie

Jörg von Wallsee zu Linz stammte aus der Familie der Wallseer, die sich Anfang des 14. Jahrhunderts dauerhaft in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte und dort zu den bedeutendsten Familien des Landadels zählte. Er war einer der Söhne von Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz[A 1] († 1371) aus dessen letzter Ehe mit Floringa von Pettau († vor 1378).[1] Seine Schwester Katharina heiratete 1374 einem der Söhne des bedeutenden Adeligen Albero von Puchheim, eine weitere Schwester mit Heinrich (III.) von Liechtenstein-Nikolsburg.[2]

Jörg von Wallsee war seit ca. 1385 mit Margret († um 1395), Witwe von Ulrich dem Weißenecker und Tochter des Grafen Gregor von Kurbaw, verheiratet.[3] Die Grafenfamilie von Kurbaw war mit der Familie der Tybeiner verwandt.[4] Aus dieser Ehe, die ihm seine früheren Vormunde vermittelt haben dürften[5], hatte er einen Sohn: Eberhard (X.) von Wallsee, der vor 1400 starb und keine Nachkommen hatte. Mit ihm endet die Linie Wallsee zu Linz.

Leben

Jörg von Wallsee wurde erst einige Jahre nach dem Tod seiner Halbbrüder Eberhard (V.)[A 2] († um 1351) und Heinrich (V.) († 1352) geboren.[6] Nach dem Tod seines Vaters erbte er dessen gesamten Besitz. Seine Schwester Katharina wurde 1374 mit einer "Heimsteuer" abgefunden. Weitere Verwandte wurden um 1377/78 finanziell abgefertigt und verzichteten zu seinen Gunsten auf weitere Erbansprüche, so sein Neffe Christoph von Liechtenstein-Nikolsburg, Sohn einer namentlich nicht bekannten und zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Schwester und seine Neffen, die Grafen Ulrich und Peter von Pernstein, die Söhne seiner zu diesem Zeitpunkt ebenfalls verstorbenen Halbschwester Agnes[7] Für Jörg von Wallsee, der zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters noch minderjährig war, übernahmen Verwandte aus dem Familienzweig der Wallseer zu Enns, die Brüder Rudolf (I.), Reinprecht (II.) und Friedrich (V.) von Wallsee, die Vormundschaft.[2] Nach der Entlassung aus dieser wurden sie von Jörg von Wallsee beschuldigt, sich unrechtmäßig an seiner Erbschaft bereichert zu haben. In dem Schiedsspruch, der am 5. November 1378 darüber gefällt wurde, wurde ihm Recht gegeben.[3]

Jörg von Wallsee dürfte an den Kämpfen seiner Familie gegen die Grafenfamilie der Schaunberger und die Familie der Rohrer (beide in jenem Teil des Herzogtums Österreich ansässig, das heute zum Bundesland Oberösterreich gehört) nicht wirklich beteiligt gewesen sein. Stattdessen scheint es, dass er sich in erster Linie um die Verwaltung seiner Besitzungen kümmerte, wobei er vor allem versuchte, auf diese überkommene Schulden abzutragen. Zwar gelangen ihm keine bedeutenden Erwerbungen, doch dürfte es ihm dabei gelungen sein, seine im heutigen Niederösterreich gelegenen Besitzungen zu arrondieren. 1376 konnte er die Herrschaft Allentsteig wieder einlösen.[3] In den 1370er-Jahren war er vorübergehend im Pfandbesitz der für die Herzöge von Österreich (Habsburger) strategisch wichtigen Falkenstein (Teil der Gemeinde Hofkirchen im Mühlkreis), die bereits bis 1369 mit einer Unterbrechung an seinen Vater verpfändet gewesen war. Diese wurde im April 1379 durch Heinrich von Zelking gelöst.[8] Zu diesem Zeitpunkt soll ihm auch die im heutigen Deutschland gelegene Pfandschaft Neuburg am Inn, die wieder einmal an seine Familie verpfändet war, abgelöst worden sein.[3] In den 1390er-Jahren erwarb er Drosendorf, nach dem sich ein anderer Familienzweig der Wallseer benannt hatte, und das 1383 von diesem verkauft worden war.[9] Außerdem kümmerte er sich um die Instandhaltung der von seinem Vater getätigten Stiftungen, wobei er besonders das von diesem und seiner zweiten Ehefrau Anna gestiftete Zisterzienserinnenstift in Schlierbach förderte (Stiftungsbrief aus dem Jahr 1395).[10]

Die letzte Nennung von Jörg von Wallsee, während er am Leben war, erfolgte am 28. Jänner 1400 im Testament seines Verwandten Ulrich (IV.) von Wallsee zu Drosendorf. Noch in diesem Jahr oder Anfang des Jahres 1401 dürfte er gestorben sein. Da sein Sohn zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr am Leben gewesen sein dürfte, endet mit seinem Tod die Linie Wallsee-Linz.[11] Sie wurde vom Familienzweig der Wallseer zu Enns beerbt. Heinrich von Puchheim, der Sohn von Jörgs Schwester Katharina, verzichtete 1402 auf seine Erbansprüche. Die landesfürstlichen Lehen, die Jörg von Wallsee besaß, darunter Drosendorf, wurden 1401 von den Herzögen von Österreich (Habsburger) eingezogen und andersweitig vergeben.[12]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. 2,0 2,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 57
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 58
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 83
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 75
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 56
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 57f.
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 49f., S. 53, mit Fußnote 10, und S. 58
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 59
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 59f.
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 60
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 61

Anmerkungen

  1. Die Nummerierung orientiert sich in diesem Artikel wie auch bei seinem gleichnamigen an der Zählung der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur oft auch als Eberhard IV. gezählt.
  2. Die Nummerierung orientiert in diesen Artikel an den "österreichischen" Wallseern. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird dieser Eberhard in der Sekundärliteratur auch als Eberhard VII. gezählt.