György Rohonczy
György Gedeon Rohonczy (* 1. Dezember 1884 in Czernowitz in der heutigen Ukraine; † April 1975 in Oberpullendorf im Burgenland[1]) war Jurist und Widerstandskämpfer in der NS-Zeit. Im Nachhinein wird er oft als Oskar Schindler des Burgenlandes bezeichnet.
Leben
György Gedeon Rohonczy stammte aus dem ungarischen Adelsgeschlecht Rohonczy. Sein Vater war General der k.u.k. Kavallerie, Feldmarschalleutnant György Farkas Rohonczy de Felsőpulya (1837-1914), seine Mutter Maria Kress von Kressenstein und Kraftshofen (1844-1918)[2].[3] In Czernowitz praktisch zeitgleich mit seinem Zwillingsbruder Imre (1884-1956) geboren, wuchs er in der ungarischen Hauptstadt Budapest auf, wo er auch Jus studierte. An der Bezirkshauptmannschaft im damals noch zu Ungarn gehörigen Oberpullendorf (ungarisch Felsőpulya) als Bezirksstuhlrichter.
Als das Deutsch-Westungarn 1921 zu Österreich kommt, beendet der überzeugte Monarchist sein Dienstverhältnis und wendet sich der Bewirtschaftung des Landguts der Familie in Mittelpullendorf zu.
Als 1941 das Anhaltelager Lackenbach errichtet, gelang es Rohonzcy zahlreiche Roma und Sinti aus dem Anhaltelager zu retten, indem er zu seinen eigentlich benötigten Arbeitskräften, zahlreiche weitere Männer, Frauen und Kinder für die Hofarbeit anforderte. Er kannte schon zahlreiche Roma von früher und war auch der Musik romanesken Musik sehr zugetan. Die angeforderten erhielten am Gutshof, der als Lieferant des Oberpullendorfer Krankenhauses als kriegswichtig galt, Wohnungen und Verpflegung. Dabei war es für Rohonzcy unwesentlich, dass diese Menschen oft keine Erfahrung in der Landwirtschaft hatten.
Zu Kriegsende unterstützte er, als die Rückstellung ins Lager Lackenbach befohlen wurde, noch zahlreichen Personen seinen Hofes auf ihrer Flucht nach Ungarn. Die Rote Armee den ehemals Adeligen Rohonczy fest und verschleppte ihn nach Wien. Durch Intervention in Oberpullendorf kam er jedoch wieder frei und blieb auf seinem Gutshof. Obwohl sich seine wirtschaftliche Lage laufend verschlechterte - das Schloss in Oberpullendorf wurde von den Sowjets beschlagnahmt, blieb er seiner humanitären Einstellung treu, so versorgte er die Kinder eines verstorbenen Wirtschafters und kümmerte sich um deren Ausbildung. Eines der Kinder wurde von ihm auch adoptiert und als Erbin eingesetzt. Während des ungarischen Volksaufstandes im Jahr 1956 war er wieder für die Flüchtlinge mit Quartier und Verpflegung da. Auch die Malteser sowie die örtliche Pfadfindergruppe unterstützte er bei ihrer Flüchtlingshilfe.
Zu den Roma, die er im Krieg retten konnte, hielt er sein Leben lang Kontakte und sie halfen ihm weiter regelmäßig als Erntehelfer.
Rohonczy starb 1975 in Oberpullendorf, bestattet wurde er in der Familiengruft in der Pfarrkirche Mitterpullendorf beigesetzt.
Würdigung
Die im Jahr 1970 von ihm gegründete Pfadfindergruppe in Oberpullendorf erhielt seinen Namen.
Im Jahr 2025 wird im Stil eines Doku-Dramas wird er mit dem Titel Die Retter – Rohonczy, Kautz, Niczky mit den beiden anderen Burgenländern Ernst Kautz und Ladislaus Nitzky gewürdigt.[4]
Literatur
- Gerhard Baumgartner und Herbert Brettl: „Einfach Weg!“ – Die verschwundenen Romasiedlungen des Burgenlandes, Wien 2020, S. 249 ISBN 9783700321873
Einzelnachweise
- ↑ Retter der Romnja und Roma in der NS-Zeit in der RomaCajtung von Herbst 2024 abgerufen am 9. Juni 2025, S.12, PDF
- ↑ ROHONCZY György Farkas in der Datenbank des ungarischen Adels abgerufen am 9. Juni 2025
- ↑ György Gedeon Rohonczy de Felsőpulya BR (1885 - 1975) auf geni.com vom 9. März 2020 abgerufen am 9. Juni 2025
- ↑ „Die Retter“: Uraufführung in Oberwart auf ORF-Volksgruppen vom 3. März 2025 abgerufen am 9. Juni 2025
Anmerkung: Das Geburtsdatum wird in zahlreichen Publikationen allerdings mit 1885 angegeben.
Weblinks
György Rohonczy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Gedenken an die Helden des Widerstands in meinbezirk von 27. Jänner 2025
- Drei Retter aus dem Mittelburgenland in der BVZ vom 27. Februar 2025
- Baron Géza Rohonczy auf border(hi)stories